Blickpunkt Schule 2/2021

?? Welche Unterstützungsangebote seitens des Hessischen Kultusministeriums waren aus Ihrer Sicht für die Schulen hilfreich? KIRCHEN: Ich habe den Eindruck, dass Verantwortung nach unten ’abgeschoben’ wird. Unterstützt habe ich mich nicht gefühlt. Vielleicht ist es mir nicht bewusst geworden? RAU: Manche Handreichungen, jedoch kamen sie vielfach verspätet. SCHMITT: Die Bestandsaufnahme fällt relativ dünn aus. Bis auf angepasste Erlasse und Verordnungen kann ich mich an keine aktive Unterstützung erinnern. Die Möglich- keit der kostenlosen Testung ist zwar gut, unterstützt uns aber nicht bei der Ausübung unseres Berufs. BOCK: Keine bekannt. GOTTA-LEGER: Fortbildungsangebote zum Schulportal. MEISS: Viel zu wenige! ?? Woran hat es den Schulen vorrangig gemangelt? KIRCHEN: • Nicht genügend Lehrpersonal! Es ist alles ’auf Kante’ genäht! Wie soll da zusätzlich eine Notbetreuung oder sowohl Distanz- und Präsenzunterricht oder zusätzliche Aufsichten in der gewünschten Qualität längerfristig von dem vorhandenen Personal erbracht werden können? Es fehlte zeitgemäße digitale Ausstattung (Hard- und Soft- ware) der Schulen und Lehrkräfte sowie der Schülerin- nen und Schüler. • Die Ausbildung des Lehrpersonals im Umgang mit digi- talen Medien lässt zu wünschen übrig. • Regelmäßige Lehrerfortbildungen in der Schule vor Ort mit entsprechender Einarbeitung und Begleitung imVor- feld (letzte zwanzig Jahre) • Person(en) in der Schule, die die Fachkenntnisse hat/ haben, um sich um alle technischen Probleme im Bereich digitale Schule zu kümmern und den Lehrerinnen und Lehrern bei Rückfragen/Problemen jederzeit kurzfristig helfen kann/können. • Zeitfenster für das Kollegium zum Erproben und Erler- nen von Programmen und Unterrichtsarrangements des Digitalunterrichts. RAU: Der ad hoc zu erbringende Digitalunterricht seit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 offenbarte die jahre- lang seitens des Hessischen Kultusministeriums und der Schulträger verschleppte Digitalisierung an den allermeis- ten Schulen. Selbst nach einem Jahr Corona-Pandemie kann leider noch immer nicht von flächendeckendem und stabilemWLAN bzw. 5G an allen Schulen gesprochen wer- den. Ebenfalls nach exakt einem Jahr Corona-Pandemie sind erst in wenigen Landkreisen die lange versprochenen digi- talen dienstlichen Endgeräte für Lehrkräfte ausgeliefert.

Man fragt sich, in welcher anderen Berufsbranche die Mit- arbeitenden über ein Jahr darauf haben warten müssen, bis ihnen der Arbeitgeber digitale Endgeräte zur Verfügung gestellt hat? SCHMITT: Eine verlässliche und planvolle Strategie zum Unterricht in der Pandemiesituation auf Schuljahressicht wäre zweckdienlich gewesen. Dort, wo Schulen sich nicht selbst um Softwarelösungen zum digitalen Unterricht ge- kümmert haben, hätte es sehr viel früher eine verlässlich nutzbare IT seitens des Landes gebraucht. BOCK: Meiner Schule mangelte es in erster Linie an Räum- lichkeiten die ausreichend groß waren, im Mai vergangenen Jahres unter Beachtung des Abstandsgebotes halbe Klas- sen aufnehmen zu können. So kam es, dass einige Klassen gedrittelt werden mussten. GOTTA-LEGER: Das alle Schulen mit den gleichen digita- len Voraussetzungen starten konnten. Jede Schule hatte im März 2020 andere digitale Voraussetzungen. Besonders stark hing dies mit den Entscheidungen zusammen, die be- reits vor dem März 2020 von einzelnen Schulen, Landkrei- sen und Schulträgern getroffen wurden. MEISS: Siehe 2.: Freiheiten für Schulen mag gut klingen, in der Realität waren es aber viel Unklarheit und fehlende Konzepte und Vorgaben, die zu unnötiger Mehrarbeit ge- führt haben! ?? Welche weiteren Entwicklungsschritte müsste das Schulportal gehen, um auch zukünftig den Unter- richt sinnvoll digital zu unterstützen? KIRCHEN: Ich bin keine EDV-Fachfrau und kann daher nur meine individuellen Probleme an das Schulportal weiter- geben: • Unterhaltungen – imVergleich zu den gängigen Mail- Systemen eher mangelhaft, aber besser als keine Mög- lichkeit zum Austausch. • Zeitverlust – beim Aufrufen der Unterhaltungen dauert es oft viel zu lang, bis das Gewünschte angezeigt wird. • Dialogfenster – zu klein und unübersichtlich. • UnangekündigteWartungsarbeiten und damit überra- schender Totalausfall von Lanis zu regulären Arbeitszeiten. • Kommunikation – Es ist nicht möglich Materialien mit anderen Lehrkräften auszutauschen. Es ist nicht mög- lich, Schülerinnen und Schüler zu kontaktieren, die man nicht gerade selbst unterrichtet. Weiterhin ist es nicht möglich, dass mehr als zwei Kolleginnen oder Kollegen eine Schülergruppe auf Lanis betreuen – das ist bei Pro- jekten problematisch. Mit Sicherheit haben alle Beteiligten ihr Bestes gegeben. Aber warum hat das Land nicht eine Firma beauftragt, die in diesem Bereich schon lange tätig ist und warum sind keine Server angemietet, die eine störungsfreie Video- konferenz ermöglichen. Es gibt Plattformen, die das hin- kriegen. >>

Klartext

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