Blickpunkt Schule 1/2023

MINT macht Spaß!

V om Öffnen des MINT-Unter richtes für eigenständiges Ar beiten geht es zum eigenen Forschen und zu Lernangeboten im neuen Bildungszentrum FutureSpace in Kassel. Vom Alltagsunterricht … Die Welt des Wissens und Könnens ist wie eine unbekannte spannende Landschaft, die es zu entdecken gibt. Schon kleine Kinder haben dafür eine angeborene Neugier und eine natür liche Begabung. Wie kann man dies auch im MINT-Unterricht ein (Schul-) Leben lang aufrechterhalten? In den letzten Jahrzehnten habe ich Konzepte für den Regelunterricht er probt, die ich auf wichtige Elemente reduzieren kann: • Der Unterricht und das zu erlernen de Wissen muss einen Bezug zum eigenen Leben, zu eigenen Interes sen haben und einfach interessant verpackt sein. Flaschenzüge und Hebel sind viel leicht nicht das, was junge Menschen heute motiviert. Aber warum verpackt man das Wissen nicht in eine Unter richtseinheit, in deren Zentrum Me thoden der eigenständigen Erkennt nisgewinnung stehen, inhaltlich am Flaschenzug und Hebel festgemacht, aber vollkommen selbstgesteuert zu einer neuen Lernerfahrung führend? Einen komplet Online-Kurs öffentlich gemacht: https://www.natur-science-schule. info/mechanik-kurs-e-phase-22-23. Hier werden neben den klassischen Inhalten auch aktuelle Inhalte zu den populären Fragen nach Schwarzen Löchern, Dunkler Materie und Raum krümmung zumTeil des Erkenntnis prozesses. • Vertrauen schenken und gewinnen: Lehrerinnen und Lehrer vertrauen ten Mechanikkurs der E-Phase, der Bezüge zur aktu ellen Physik her stellt, habe ich als

dete Schülerforschungszentrum Nordhessen SFN übertragen. … zum Schüler- forschungszentrum … In einem Schülerforschungszentrum (SFZ) ist nicht nur der Weg, auf dem Erkenntnisse gewonnen werden, frei wählbar und eigenverantwortlich ge staltbar, sondern zusätzlich werden auch die Inhalte und Fragen selbst be stimmt und entwickelt. Ein Coach be gleitet das Team auf Augenhöhe. Der oben angesprochene Rollenwechsel ist vollendet. Die Lehrenden können nicht mehr vorausgehen, sie kennen den Weg selbst nicht mehr. Sie ver trauen demTeam und begleiten es. Das Schülerforschungszentrum Nordhessen SFN ist im Februar 2002 als ’PhysikClub’ ab Klasse 9 an den Start gegangen. Schon nach wenigen Jahren wurde er auf alle MINT-Fächer und alle Jahrgangsstufen erweitert. Im Mai 2012 konnten wir in ein eigens gestaltetes neues Gebäude einziehen. Bei der Beratung von Teams orien tieren wir uns an neurologischen Er kenntnissen (Dr. Christoph Krick, Uni versität des Saarlandes). Im KidsClub (Klasse 4, 5 und 6) hel fen wir bei der Erkundung von Inhal ten und dem Aufstellen der Fragen. Wir bauen Modellsituationen auf, die von den Kids unter Anleitung bearbei tet werden. Das orientiert sich an Un tersuchungen, nach denen das kind liche Gehirn beim Lernen auf Input von außen wartet. ImScienceClub (ab Klasse 9) sind die Beratenden nur Coach, dieTeams erar beiten sich einen eigenen systemati schenWeg zur Beantwortung der eige nen Fragen. Das orientiert sich auch an der inzwischen anderen Arbeitsweise des Gehirns beim Lernen: Es verarbeitet intensiv innere Zustände mit wenig zu sätzlichem Input von außen. In der Zwischenstufe (Klasse 7 und 8, JuniorClub), die geprägt ist durch die Pubertät, regen wir zu einem sys tematischen Vorgehen an, aber ohne

ihren Schülerinnen und Schülern beim eigenständigen Lernen. Im Matheunterricht ziehe ich mich aus der Kontrolle und Besprechung der Hausaufgaben zurück: Zuerst bespre chen Lernteams die von mir gestellten Hausaufgaben. Dann stellen sich die Teams selbst ihren Übungsbedarf als Hausaufgabe und besprechen sie mit einander. Und zum Schluss gestalten die Lernteams sogar eigenständig ih ren Lernweg. • Ein doppelter Rollenwechsel ist notwendig: Lehrende werden vomVordenker und Gestalter zumCoach selbstbestimmt arbeitender Teams. Lernende wechseln ihre Rolle vom passiven Empfänger zum aktiven verantwortlichen Gestal ter ihres eigenen Lernens undWissens. Lehrende und Lernende müssen die neuen Rollen schrittweise einüben und Erfahrungen sammeln. Dazu ha be ich Bausteine als inhaltsbezogenes Methodentraining entwickelt (siehe auch: Haupt, Öffnung des Physikun terrichts durch forschendes Lernen, Unterricht Physik 2010, Nr. 119) . Einige der Kompetenzen, die durch direkte Erfahrungen in den Baustei nen gestärkt werden, sind: • Wie gewinne ich das zum eigen ständigen Lernen notwendige Selbstvertrauen? • Wie kann ich Fehler als Anlass zum Lernen nutzen? • Wie kann ich eigene Notizen anfertigen? • Wie lerne ich, Fragen zu stellen? • Wie kann ich mein eigenes Üben organisieren und durchführen? • Wie arbeite ich mit anderen zusammen? Natürlich sind im Regelunterricht die Fragen durch die Lehrpläne vorgege ben, das Ziel ist sichtbar, der Weg da hin kann frei gestaltet werden. Der offene Unterricht erfordert eine ausgewogene Balance zwischen In struktion und eigener Konstruktion. Geprägt durch die positiven Erfah rungen im Regelunterricht, habe ich dieses Prinzip auf das von mir gegrün

MINT – Ideal und Wirklichkeit

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