Blickpunkt Schule 1/2023
Zeitschrift des Hessischen Philologenverbandes
Zeitschrift des Hessischen Philologenverbandes
Ausgabe 1/2023 · D 30462
SCHULE
MINT Ideal und Realität
Hessischer Phi lologenverband
Bild: Tryfonov/AdobeStock
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir dann in wenigen Jahren endlich ein Eingangsamt nach A14 für Gym nasiallehrkräfte oder zumindest die Regelbeförderung dahin erreichen können. [Schöner noch wäre A15 oder A16 für alle!] Die Praxis zeigt uns, dass wir nur laut genug schreien müssen, damit wir erfolgreich sind. In diesem Sinne, seien Sie nicht zu zurückhaltend, als Gewerkschaft wer den wir das Thema jedenfalls nicht ad acta legen. Ach, fast hätte ich es vergessen: Das vorliegende Heft befasst sich mit MINT an Schulen und beleuchtet das Thema mit der Vorstellung von Kon zepten, über die Voraussetzungen, der Vorstellung einer idealen Umsetzung, konkreten Angeboten bis hin zur Wirklichkeit in den Niederungen des Schulalltags der meisten Schulen. Viel Freude beim Lesen! Herzliche Grüße Ihr
lichkeiten, das Einkommen der be troffenen Lehrkräfte zu erhöhen, oh ne eine gesamte Besoldungsstruktur zu verändern, nicht ergriffen wurden. Warum hat man nicht ein Zulagen modell gewählt, wie es seit jeher im Bereich A13 an den Gymnasien einge führt ist? Eine andere Möglichkeit wä re es gewesen, Beförderungsstellen an den Grundschulen zu schaffen. Nein, man ist in Hessen auf den Über bietungswettbewerb zwischen den Ländern eingeschwenkt. Jetzt rächt sich, dass alle Landesregierungen es über Jahre versäumt haben, Lehrkräf te im benötigten Umfang auszubil den. Wohlgemerkt, es geht nicht darum, die Angemessenheit einer höheren Alimentation in Zweifel zu ziehen. Diese ist seit Jahren überfällig. Aber auch das gilt für alle Lehrkräfte. Ach übrigens: Der Lehrkräfteman gel an den Gymnasien zeichnet sich ja auch schon ab. Schau ‘n wir mal, ob
von CHRISTOF GANSS
2 SCHULE In eigener Sache Inhalt
es war schon ein Hammer, dass der Hessische Kultusminister nonchalant verkündete, dass das Eingangsamt für Grundschullehrerinnen und Grund schullehrer von A12 auf A13 angeho ben werde. Eine inhaltliche Begrün dung hierfür ist nicht zu erkennen, da die Herausforderungen im Beruf der Lehrkräfte in allen Schulstufen erheb lich gestiegen sind. Die anderen Lehr ämter werden aber nicht berücksich tigt und nicht angehoben. Im Gymna sialbereich warten wir seit Jahren auf eine angemessene Zahl von Beförde rungsstellen und auf die vor Jahren versprochene Entlastung im Abitur. Ärgerlich und für mich völlig unver ständlich ist dabei, dass andere Mög
Editorial » Druck im Kessel und das große Beschweigen .................................................. 3 Mint – Ideal und Wirklichkeit » Bedeutung der MINT-Förderung ....................................................................... 4 » MINT macht Spaß! ............................................................................................. 6 » Ein ganzes Bündel an Herausforderungen ...................................................... 10 » MINT-Konzept der Liebigschule Gießen .......................................................... 12 » Initiative ’Deine Zukunft #REAL:DIGITAL’ ....................................................... 19 » Die hessische MINT-Aktionslinie .................................................................... 20 » Bürger mit gefühltemWissen sind mit Worten leichter manipulierbar ........ 22 Klartext » Wertschätzung aller Lehrämter ...................................................................... 26 » Deputatsstunden an Schulen .......................................................................... 27 Fortbildung » Deutsch braucht (k)einen Kanon!? ................................................................. 26 Nützliche Apps für die Unterrichtspraxis » Bridge Constructor Portal im Physikunterricht .............................................. 28 » Politische Partizipation spielerisch erleben mit EZRA ................................... 28 Außerschulische Lernorte in Hessen » Kasseler Museum für Sepulkralkultur ............................................................ 29 Berichte » Gespräch mit dem Kultusminister .................................................................. 30 » Aus dem dbb Hessen ....................................................................................... 30 Senioren » Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Betreuung .............................. 31 Rechtsprechung » Keine Rechtsgrundlage für berufsbegleitende Studien von Lehrkräften im Quereinstieg in Berlin ................................................................................. 33 Personalien » Geburtstage | Wir trauern um ......................................................................... 34
» MINT – Ideal und Wirklichkeit Bedeutung der MINT-Förderung
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» MINT – Ideal und Wirklichkeit MINT-Konzept der Liebigschule Gießen
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» Berichte Gespräch mit Kultusminister
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Druck im Kessel und das große Beschweigen
Editorial
D ie derzeitigen – und sicher auch zukünftigen – besonde ren Herausforderungen durch Inklusion, Integration, Personalman gel, Nachwirkungen der Corona-Krise und vieles mehr sind oft genug the matisiert worden, weiterhin auch die Feststellung, dass der Unterrichtser folg steht und fällt mit qualifiziertem Personal, das nicht überlastet ist. Ich habe den Eindruck, dass all die se Herausforderungen uns als unge löste Probleme erhalten bleiben. Zu unentschlossen und wenig durchgrei fend sind die Lösungsansätze aus den Etagen der Bildungspolitik, zu gering die Einsicht in die Notwendigkeit, Ab hilfe schaffen zu müssen. Wie weit muss die Talfahrt des deutschen Bil dungswesens mit dem Leistungsab sturz der Schülerinnen und Schüler noch gehen? An Belegen für die miss liche Entwicklung der Lernleistungen mangelt es nicht, entsprechende sta tistisch-empirische Daten liegen vor. Erinnert sei beispielsweise an den ’IQB-Schock’ , ausgelöst durch den IQB-Bildungstrend 2021, der besorg niserregende Kompetenzdefizite in der Schülerschaft am Ende der Grundschulzeit belegte, die nicht nur mit der Pandemie zu erklären sind. Die neuesten Ergebnisse der renommier ten Hattie-Studie, die von John Hattie und Klaus Zierer fortgeschrieben wur de (’Visible Learning: Auf den Punkt gebracht’), ergänzen die bittere Bi lanz. Man kann es nicht oft genug beto nen: BILDUNG bedingt die Innova tionskraft unseres Landes. Mit bil dungspolitischem Gesundbeten der Misere ist es nicht getan! Grundschulen bilden die Basis für unser Bildungssystem – sowohl für zentrale Fertigkeiten wie Schreiben, Lesen, Rechnen – wie auch Disziplin: einander zuhören, gemeinsam üben, einander respektieren. Lernen – und das gilt grundsätzlich – klappt nicht
und damit demWirtschaftsstandort Deutschland verloren geht, weil es nicht gefördert wird. Eine gute Bildung und Ausbildung schaffen die Grundlagen für allge meine gesellschaftliche Anerken nung, gelingende Integration und persönliche Unabhängigkeit – auch vom Sozialamt. Ein Thema hat jüngst in Hessen für Schlagzeilen gesorgt, der Druck im schulpolitischen Kessel hatte auch hier Erfolg: Die Eingangsbesoldung der Grundschullehrkräfte wird schritt weise von der Besoldungsgruppe A12 auf A13 angehoben. Und so manche Gymnasiallehrkraft reibt sich die Au gen. Wie angemessen ist die Anglei chung der Eingangsbesoldung aller Lehrämter, d.h. A13 auch für die Grundschullehrkräfte? Gleichwertigkeit und Anerkennung einer schulischen Tätigkeit sind das eine, dies soll auch nicht angezweifelt werden. Das andere ist aber, dass da bei die deutlichen Unterschiede in den beruflichen Belastungen nicht ausge blendet werden dürfen. Darauf ver weisen wir in unserer Pressemitteilung Wertschätzung aller Lehrämter – aber keine Nivellierung bei der Besol dung, sondern Beachtung der unter schiedlichen Arbeitsbelastung . Sachgerechte Argumente mussten bei der Einebnung der Eingangsbesol dung hinter moralisch-emotionalen zurückstehen. Die Befürworter der Egalisierung wähnen sich vermutlich im Besitz einer höheren Wahrheit. Die Realität mit ihren sehr unterschiedli chen Belastungen will man nicht ver stehen oder kann es – ideologisch blockiert – schlichtweg nicht. Dabei sollte das gemeinsame Ziel sein, den Abwärtskurs unseres Bil dungssystems zu stoppen. Aber ver mutlich hängt dies auch mit einem bil dungspolitischen Phänomen zusam men, das sich als das ’große Be schweigen’ bezeichnen lässt: Es gibt
von REINHARD SCHWAB Vorsitzender des Hessischen Philologenverbandes
imTollhaus! Lernen als Prozess braucht Struktur und einen Organisa tor, der diese Struktur kennt, vermit telt und einfordert. Individuelles Ler nen ist in jungen Jahren und für weni ger Leistungsstarke meist eine Über forderung mit negativen Folgen für den Lernprozess. Und hier haben wir schon ein Grundproblem: Gerade in der Grund schule versuchen praxisfremde Wis senschaftler, ihre modernen pädago gischen und lernpsychologischen Theorien anzubringen (Schreiben nach Gehör lässt grüßen!), unter stützt von parteiideologisierten Bil dungspolitikern, die allenfalls eine va ge Ahnung vom alltäglichen Schulbe trieb haben und gerne auf jeden mo dernen Zug aufspringen, und Finanz politikern, die im Bildungsbereich sparen wollen. Viel zu große Klassen sprechen Bände, vor allem gegenwärtig, wo ei nerseits Kinder allzu oft von ihren ’ge wissensgeplagten’ Eltern mit einem Überschuss an Selbstbewusstsein und wenig Sozialkompetenz ausgestattet werden, andererseits ’bildungsferne’ Elternhäuser die Pflicht, sich um den Schulerfolg ihrer Kinder zu kümmern, vernachlässigen. Hier spielt Erziehung ebenfalls eine wichtige Rolle. Auch wenn Eltern mit den Bildungsinhalten fremdeln, eventuell die deutsche Sprache nicht beherrschen, sind sie doch verantwortlich für ein häusliches Klima, das ihren Kindern die Bedeu tung schulischer Bildung aufzeigt. Es ist zutiefst bedauerlich, wie viel geistiges Potenzial brachliegen bleibt
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SCHULE
Bedeutung der MINT-Förderung
Tabuzonen der Schulpolitik, die gern in einem ’Linkskurs’ umschifft werden. Es wird zu wenig betont, dass Bildung meist nur mit An strengung und Eigenverantwor tung gelingt, dass nicht jedes Kind so begabt ist, um es zum Abitur führen zu können, dass Eltern ge fordert sind, um ihre Kinder zum regelmäßigen Schulbesuch und Lernen anzuhalten, das gilt für alle Schichten unserer Gesellschaft. Zwei weitere ’tabuverdächtige’ Punkte seien noch genannt: Poli tiker verweigern sich gerne der Er kenntnis, dass die permanent stei gende Abiturientenquote nicht ohne eine Absenkung der Leis tungsanforderungen zu bewerk stelligen ist, was eine Schwächung des wissenschaftlichen Nachwuch ses bedingt und gleichermaßen den Fachkräftemangel fördert. Und zu guter Letzt in der unvoll ständigen Aufzählung denke man an gewisse reformpädagogische Phänomene einer sogenannten »neuen Lernkultur« mit neuer Lehrerrolle und offenem Unter richtsarrangement. Interessant ist nur, dass diese ’Neuheiten’ ohne eine empirische Absicherung der Bildungsforschung mitunter um sich greifen. Wir leben in einer Erregungsge sellschaft, die Konzentration, Zeit, Muße vermissen lässt, stattdessen erleben wir Volatilität und einen überzogenen Egalitarismus. Gou tiert werden abstruse Entwicklun gen wie die ’Woke-Kultur’, auch das Gendern mit der subtilen Un terstellung, wer nicht ’richtig’ gen dert, gehört nicht zu den Fort schrittlichen, Aufgeklärten, muss ausgemustert werden. Hier ist – wie oft betont – unser ’philologischer Kompass’ gefragt. Wir sollten als hphv mit Relevanz punkten, mit Kompetenz und Wis sen, mit Empathie und Integrität – und mit Erfahrung. Ich wünsche Ihnen Hoffnung und Kraft für 2023 – bleiben Sie uns gewogen! Ihr Reinhard Schwab
Weiterführende Informationen zum Angebot der Standorte finden sich unter folgender Adresse: https://www.mint-suedhessen.de/ hauptnavigation/mint-zentrum winnen deutlich an Bedeutung, um diese Herausforderungen zu meistern. So sorgt die notwendige Entwicklung E s sind große Herausforderun gen, vor denen die deutsche Volkswirtschaft aktuell und in diesem Jahrzehnt steht. Der MINT Herbstreport 2022, welcher Ende No vember 2022 veröffentlicht wurde und als Gutachten für die Bundesver einigung der Deutschen Arbeitgeber verbände, den Arbeitgeberverband Gesamtmetall sowie die nationale Ini tiative ’MINT Zukunft schaffen’ vom Institut der deutschen Wirtschaft he rausgegeben wurde, hat diese He rausforderungen in aller Deutlichkeit aufgezeigt. So ist die sogenannte ’MINT-Fachkräftelücke’, welche unbe setzte Stellen in MINT-Berufen kenn zeichnet, zuletzt wieder deutlich an gestiegen. Im Oktober 2022 wurde zuletzt eine Arbeitskräftelücke von 326 100 Personen in sämtlichen MINT-Berufskategorien ermittelt. Gerade mit Blick auf die Zukunft des Wissenschafts- undWirtschaftsstand orts Hessen sind vor demHintergrund des demografischenWandels, der Di gitalisierung sowie der sich ständig und zunehmend schneller ändernden He rausforderungen der Arbeitswelt gut ausgebildete Menschen von entschei dender Bedeutung. Innovationen ge
Weiterführende Informationen zum Angebot des Schülerforschungszentrums Nordhessen finden sich unter folgender Adresse: https://sfn-kassel.de/ innovativer klimafreundlicher Techno logien und Produkte beispielsweise für einen steigenden Bedarf an MINT Facharbeiter- sowie Expertenberufen. Die MINT-Förderung hat für die Hessische Landesregierung mit Blick auf die dargestellten Herausforderun gen eine hohe Priorität. Für die Wei terentwicklung und Lösung naturwis senschaftlicher und technischer He rausforderungen ist aus diesem Grund der Kompetenzaufbau im MINT-Be reich bei Schülerinnen und Schülern von besonderer Bedeutung. Der hes sische Koalitionsvertrag für die 20. Legislaturperiode sieht dementspre chend mehr Qualität durch vielfältige Angebote im Bereich der Bildung vor und weist dabei das Forcieren der MINT-Fächer als einen bedeutenden Schwerpunkt aus. Diese hohe Priorität zeigt sich in vielfältigen schulischen wie auch au ßerschulischen von der Hessischen Landesregierung geförderten Maß nahmen, wodurch ein breit angeleg tes Unterstützungsangebot im MINT Bereich vorgehalten wird. Zentren der MINT-Förderung Eine besondere Maßnahme stellen mit Blick auf Hessen dabei außer
Editorial | MINT – Ideal und Wirklichkeit
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SCHULE
Sie haben Lob, Kritik oder Anregungen? Schreiben Sie uns! Mail: blickpunkt-schule@hphv.de
schulische Lernorte dar, welche das gemeinsame Thema der Förderung ei ner guten und praxisnahen MINT-Bil dung als Grundlage haben, um bei Kindern und Jugendlichen Interesse an Mathematik, Informatik, Naturwis senschaften und Technik als Gegen stand von städtischem, regionalem, schulischem und universitärem Inte resse im Sinne einer Fachkräftesiche rung zu wecken. Diese Schülerfor schungszentren oder MINT-Zentren werden als Ergänzung zum schuli schen Angebot sowohl von Schulen als auch von interessierten und talen tierten Schülerinnen und Schülern ge nutzt und sollen insgesamt die Koor dination der MINT-Förderung in der Region durch die Abstimmung ver schiedener dezentraler Angebote mit unterschiedlichen Kooperationspart nern übernehmen. Ziel ist es dabei, Synergieeffekte in Bezug auf die MINT-Förderung von Schülerinnen und Schülern zu schaffen und zu nut zen. Die unterschiedlichen bereits existierenden Angebote im Bereich der MINT-Förderung werden mithilfe der Zentren gebündelt, um ein effek tives und breites Angebot in den je weiligen Regionen zu schaffen, das vielfältige Themenfelder und Interes sen der Schülerinnen und Schüler ab bildet. Um vor Ort ein attraktives und dauerhaftes Angebot anbieten zu können, bedarf es hier verschiedener Partnerinnen und Partner, die lokal
und regional als Träger und Unter stützer für Angebote im MINT-Bereich fungieren. MINT-Zentren Südhessen Die regionale Initiative basiert auf der Idee, Kindern und Jugendlichen wohnortnah und niedrigschwellig die Beschäftigung mit MINT in ihrer Frei zeit zu ermöglichen. MINT-Zentren werden an verschiedenen Standorten in Südhessen aufgebaut, mit mindes tens einem MINT-Zentrum pro Land kreis, ummöglichst vielen Schülerin nen und Schülern einen Zugang zu er möglichen. Neben einem Basisange bot halten die Standorte dabei ein spezialisiertes, ortstypisches Angebot vor. Die Standorte entnehmen Sie bit te der Grafik. Das Schülerforschungszentrum Nord hessen in Kassel realisiert sowohl eine Breitenförderung im MINT-Bereich als auch eine Spitzenförderung von Hochbegabten. Alle Jugendlichen werden auf ihrem Niveau individuell betreut und an neue Herausforderun gen herangeführt. Im Schülerfor schungszentrum Nordhessen arbeiten Jugendliche der Klassenstufen 5 bis Q3/Q4 an zahlreichen eigenen For schungsprojekten aus allen Bereichen Schülerforschungs- zentrum Nordhessen
Der Autor
MINT – Ideal und Wirklichkeit
OStR Daniel Fichtenkamm ist seit 2020 im Referat III.4 des Hessischen Kultusministeriums in den Bereichen Berufliche Orientierung/MINT im Rahmen einer Abordnung tätig. Zuvor Tätigkeiten als An sprechperson für Berufliche Orientierung im Staatlichen Schulamt Rüsselsheim sowie als Lehrer am Neuen Gymnasium Rüsselsheim. der MINT-Fächer, darunter Physik, Technik, Astrophysik, Geophysik, Bio logie, Chemie, Informatik und Mathe matik. Die meisten der Projekte dau ern zwei bis drei Jahre. Die Grundlage des Schülerforschungszentrums Nordhessen bildet eine Kooperation zwischen dem Land Hessen, der Uni versität Kassel, der Stadt sowie dem Landkreis Kassel.
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Folgende Standorte gehören zu den MINT-Zentren Südhessen
SCHULE
MINT macht Spaß!
V om Öffnen des MINT-Unter richtes für eigenständiges Ar beiten geht es zum eigenen Forschen und zu Lernangeboten im neuen Bildungszentrum FutureSpace in Kassel. Vom Alltagsunterricht … Die Welt des Wissens und Könnens ist wie eine unbekannte spannende Landschaft, die es zu entdecken gibt. Schon kleine Kinder haben dafür eine angeborene Neugier und eine natür liche Begabung. Wie kann man dies auch im MINT-Unterricht ein (Schul-) Leben lang aufrechterhalten? In den letzten Jahrzehnten habe ich Konzepte für den Regelunterricht er probt, die ich auf wichtige Elemente reduzieren kann: • Der Unterricht und das zu erlernen de Wissen muss einen Bezug zum eigenen Leben, zu eigenen Interes sen haben und einfach interessant verpackt sein. Flaschenzüge und Hebel sind viel leicht nicht das, was junge Menschen heute motiviert. Aber warum verpackt man das Wissen nicht in eine Unter richtseinheit, in deren Zentrum Me thoden der eigenständigen Erkennt nisgewinnung stehen, inhaltlich am Flaschenzug und Hebel festgemacht, aber vollkommen selbstgesteuert zu einer neuen Lernerfahrung führend? Einen komplet Online-Kurs öffentlich gemacht: https://www.natur-science-schule. info/mechanik-kurs-e-phase-22-23. Hier werden neben den klassischen Inhalten auch aktuelle Inhalte zu den populären Fragen nach Schwarzen Löchern, Dunkler Materie und Raum krümmung zumTeil des Erkenntnis prozesses. • Vertrauen schenken und gewinnen: Lehrerinnen und Lehrer vertrauen ten Mechanikkurs der E-Phase, der Bezüge zur aktu ellen Physik her stellt, habe ich als
dete Schülerforschungszentrum Nordhessen SFN übertragen. … zum Schüler- forschungszentrum … In einem Schülerforschungszentrum (SFZ) ist nicht nur der Weg, auf dem Erkenntnisse gewonnen werden, frei wählbar und eigenverantwortlich ge staltbar, sondern zusätzlich werden auch die Inhalte und Fragen selbst be stimmt und entwickelt. Ein Coach be gleitet das Team auf Augenhöhe. Der oben angesprochene Rollenwechsel ist vollendet. Die Lehrenden können nicht mehr vorausgehen, sie kennen den Weg selbst nicht mehr. Sie ver trauen demTeam und begleiten es. Das Schülerforschungszentrum Nordhessen SFN ist im Februar 2002 als ’PhysikClub’ ab Klasse 9 an den Start gegangen. Schon nach wenigen Jahren wurde er auf alle MINT-Fächer und alle Jahrgangsstufen erweitert. Im Mai 2012 konnten wir in ein eigens gestaltetes neues Gebäude einziehen. Bei der Beratung von Teams orien tieren wir uns an neurologischen Er kenntnissen (Dr. Christoph Krick, Uni versität des Saarlandes). Im KidsClub (Klasse 4, 5 und 6) hel fen wir bei der Erkundung von Inhal ten und dem Aufstellen der Fragen. Wir bauen Modellsituationen auf, die von den Kids unter Anleitung bearbei tet werden. Das orientiert sich an Un tersuchungen, nach denen das kind liche Gehirn beim Lernen auf Input von außen wartet. ImScienceClub (ab Klasse 9) sind die Beratenden nur Coach, dieTeams erar beiten sich einen eigenen systemati schenWeg zur Beantwortung der eige nen Fragen. Das orientiert sich auch an der inzwischen anderen Arbeitsweise des Gehirns beim Lernen: Es verarbeitet intensiv innere Zustände mit wenig zu sätzlichem Input von außen. In der Zwischenstufe (Klasse 7 und 8, JuniorClub), die geprägt ist durch die Pubertät, regen wir zu einem sys tematischen Vorgehen an, aber ohne
ihren Schülerinnen und Schülern beim eigenständigen Lernen. Im Matheunterricht ziehe ich mich aus der Kontrolle und Besprechung der Hausaufgaben zurück: Zuerst bespre chen Lernteams die von mir gestellten Hausaufgaben. Dann stellen sich die Teams selbst ihren Übungsbedarf als Hausaufgabe und besprechen sie mit einander. Und zum Schluss gestalten die Lernteams sogar eigenständig ih ren Lernweg. • Ein doppelter Rollenwechsel ist notwendig: Lehrende werden vomVordenker und Gestalter zumCoach selbstbestimmt arbeitender Teams. Lernende wechseln ihre Rolle vom passiven Empfänger zum aktiven verantwortlichen Gestal ter ihres eigenen Lernens undWissens. Lehrende und Lernende müssen die neuen Rollen schrittweise einüben und Erfahrungen sammeln. Dazu ha be ich Bausteine als inhaltsbezogenes Methodentraining entwickelt (siehe auch: Haupt, Öffnung des Physikun terrichts durch forschendes Lernen, Unterricht Physik 2010, Nr. 119) . Einige der Kompetenzen, die durch direkte Erfahrungen in den Baustei nen gestärkt werden, sind: • Wie gewinne ich das zum eigen ständigen Lernen notwendige Selbstvertrauen? • Wie kann ich Fehler als Anlass zum Lernen nutzen? • Wie kann ich eigene Notizen anfertigen? • Wie lerne ich, Fragen zu stellen? • Wie kann ich mein eigenes Üben organisieren und durchführen? • Wie arbeite ich mit anderen zusammen? Natürlich sind im Regelunterricht die Fragen durch die Lehrpläne vorgege ben, das Ziel ist sichtbar, der Weg da hin kann frei gestaltet werden. Der offene Unterricht erfordert eine ausgewogene Balance zwischen In struktion und eigener Konstruktion. Geprägt durch die positiven Erfah rungen im Regelunterricht, habe ich dieses Prinzip auf das von mir gegrün
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SCHULE
Besuchen Sie uns vom 7. bis 11. März 2023 auf der didacta! Halle 7, Stand Nr. 7B26
Mit zahlreichen Veranstaltungen und Aktivitäten bietet die KLIMA ARENA auch über die Ausstellung hinaus ein breites Programm für Schulklassen: Bei Rallyes gehen Schülerinnen und Schüler auf eine rätselhafte Entdeckungstour durch die Ausstellung oder den Themenpark, beim kniffligen KLIMA-Quiz ist Teamwork gefragt und Workshops bieten Raum, um relevante Inhalte zu diskutieren. Einfach den QR-Code scannen und unsere Angebote entdecken! Klimaschutz im Unterricht? Erlebe, was du tun kannst.
Bei Fragen: 07261 144 11 75 bildung@klima-arena.de
Räumlichkeiten in der Kasseler Innen stadt angemietet. Am 3. Juni 2022 konnten wir dann die Eröffnung feiern. Der Erfolg war überwältigend, schon nach vier Wochen konnten wir den 1000. Besucher begrüßen. Dieser schnelle Start war nur mög lich, da Lukasz Gadowski über seine Firma Team Global die Finanzierung übernommen und für lange Zeit ab gesichert hat. Inzwischen arbeiten fast 25 Mitar beiterinnen und Mitarbeiter, teilweise ehrenamtlich, viele auf Stundenbasis, aber es sind auch 5 fest angestellte hauptamtliche Mitarbeitende. Der FutureSpace ist ein Bildungs zentrum, mitten in der Innenstadt, für alle, die nachhaltiges und zukunfts trächtiges Wissen (nicht nur im MINT Bereich) erwerben wollen. Vormittags können schulische Lerngruppen von Klasse 1 bis 13 buchen, nachmittags und amWochenende können alle oh ne Voranmeldungen vorbeikommen. Es gibt Vorträge, Aktionsnachmittage und internationale Begegnungen als Angebot für geflüchtete Jugendliche. Wir arbeiten eng mit Gremien der Stadt zusammen, wie Ausländerbeirat und SmartCity und natürlich dem Schulamt. Eine großzügig gestaltete Lounge mit Kaffee- und Getränkebar, gemüt
»Doch noch eindrucksvoller ist das Arbeitsgeschehen. Auf den ersten Blick scheint es ein Durcheinander, aber dagegen spricht die spürbare Konzentration im Raum. Mit Akribie sitzen die jungen Menschen an ihren Versuchen. Andere werten mit schar fem Blick ihre Messtabellen in ihren Computern aus. Denn die Antworten liegen keineswegs direkt parat. Wie auch? Es sind ja keine vorgegebenen Experimente. Hier erlebt jede Gruppe mal, wie es ist, auf dem Holzweg zu sein. Es wird diskutiert, verworfen, und die Phasen, in denen man sich noch mals tief über Fachliteratur beugt, sind nicht selten. Es gibt Gruppenge spräche, auch die Berater stehen den Schülern zur Seite. Manchmal müssen Reibereien imTeam bewältigt und ge klärt werden. Doch das Gute ist: Für all das gibt es ausreichend Zeit.«
die strengen wissenschaftlichen Kri terien in den Vordergrund zu stellen. Wir entwickeln mit den Teams ein ’Ge rüst’, dessen Inhalte sie dann eigen ständig füllen, um ihr Wissensgebäu de zu vervollständigen. Damit diese Form der Eigenstän digkeit auch funktioniert, müssen ei nige Aspekte des Coachens beachtet werden. Ein Coach thematisiert Anliegen und Probleme der Teams, nicht seine eigenen. Ein Coach stärkt die Fähig keiten des Teams, er hilft bei der Su che nach den Stärken der Jugendli chen und der Überwindung von Schwächen. Coaching ist auch keine Fachberatung, ein Coach muss nicht zwingend Experte sein. Ganz wichtig ist, dass sich alle Al tersstufen spielend auf die Suche nach möglichen Fragen begeben kön nen. Sie sollen Spaß am Entdecken, Spaß am Erkunden haben und tiefe Freude am erworbenen Wissen, ihr (!) Wissen, entwickeln. Es ist nicht das von ihren Lehrern übernommeneWissen, sondern ihr ei genes Konstrukt, das für sie selbst eine große persönliche Bedeutung besitzt. Sehr schön beschreibt Prof. Dr. R. Messner das in ’Schule forscht – An sätze und Methoden zum forschenden Lernen’ bei einem Besuch im SFN:
MINT – Ideal und Wirklichkeit
… und schließlich zum FutureSpace!
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Gemeinsammit meinem ehemaligen Schüler Lukasz Gadowski und anderen habe ich ab April 2021 das Konzept für den FutureSpace entwickelt. Im Sep tember 2021 haben wir eine gemein nützige GmbH ’SFN-Deutschland’ (SFN hier für Schülerforschungsnetz werk) gegründet und im November die
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liche Sitzecken und modernster Smartboardtechnik lädt zumVerwei len ein, ermöglicht Instruktionen und Gespräche sowie Vorträge. Im hinteren Bereich stehen zwölf Lerninseln, die teils abgeschottet sind und für kleine Gruppen eigenständige Arbeit und das Durchführen von Expe rimenten ermöglichen. Recherche plätze, eine ’Liegewiese’ zum Ausru hen und gemütliche Besprechungs räume ergänzen das Angebot. Die Lerninseln sind nur teils abge schottet, ermöglichen damit auch Kon takte der Gruppen untereinander. Die Lehrenden aber verlieren den Gesamt überblick und damit die Gesamtkon trolle, sie müssen denTeams vertrauen. Wir haben keine Arbeitsblätter, sondern ’Anleitungen zum Entde cken’, zusätzliche viele weitere Infor mationsquellen und viele Recherche stationen sowie eine kleine Bibliothek. Bei der Anmeldung sprechen wir mit den Lehrerinnen und Lehrern individu ell Inhalte und Vorgehen ab. Dann be reiten wir die Lerninseln mit Experi mentiermöglichkeiten und Anleitun gen zum Entdecken vor. Je nach Alter und Anzahl der Schülerinnen und Schüler sind dann ein bis drei Mitarbei terinnen und Mitarbeiter im Einsatz. Die eigenständigen Phasen werden immer wieder durch Plenumssitzun gen und Input in der Lounge unter brochen. Zum Bildungskonzept unserer gGmbH: Wir sind der Überzeugung, dass die selbstbestimmte und selbstständige Erforschung und Entdeckung der Welt ein essenzieller Bestandteil von guter Bildung ist. Dafür müssen wir uns mit unserer Welt und mit allem, was darin enthalten ist, in Beziehung setzen. Wenn Individuen dann noch in der La ge sind, sich selbstständig Wissen an zueignen und zu verstehen, dann sind sie auch dazu befähigt, die Welt um sich herummitzugestalten. Der FutureSpace ist ein Ort, der Raum schenkt für Ideen, zum selbst ständigen und gemeinsamen Experi mentieren, Lernen, Recherchieren und zumWohlfühlen. Ein Ort, an demman
ganz einfach gerne ist. Ein Ort, der Lehrer und Lehrerinnen unterstützt. Unser Ziel ist es dabei, zukünftigen Herausforderungen gemeinsam sowie mit einer Fülle an Motivation und Kompetenzen zu begegnen. Wir haben mehrere Säulen für un sere Bildungsinstitution: • FutureSpace: Hier soll das Präsenzangebot für Schulklassen von Klasse 1 bis 13 stattfinden, aber auch nachmittags und amWochenende Erwachsene unsere Einrichtung nutzen können. • MINT-Sommercamps in Hessen: An sechs Standorten haben wir in den Sommerferien 2022 Work shops für alle MINT-Bereiche ange regt und auch die Grundfinanzie rung abgesichert. Das wurde, auch dank meiner Kollegin bei ’Jugend forscht’, Dr. Christiane Gräf, ein großer Erfolg. 2023 sind es sech zehn Camps! • Eine Online-Lernplattform wird entstehen. Zuerst enthält sie mei nen Unterricht in der Oberstufe als Online-Version: Wellenlehre, Licht, Quantenmechanik (auch ein The ma, das fast nie ausreichend und modern unterrichtet wird) und Atomphysik. Mein ehemaliger Schüler Leon Nitsche baut sie unter Beratung von Prof. Josef Arweck und Aaron Schlitt auf. Sie wird im Frühsommer 2023 online gehen. • Um in Kassel bekannt zu werden, haben wir parallel zur documenta fifteen eine Veranstaltung ’100 Tage MINT’ mit täglichen Vorträgen und Workshops angeboten. Inzwischen bieten wir Fortbildungsan gebote für Lehrerinnen und Lehrer an, Workshops für Studierende und LiVs, haben Praktika für Studierende und Schülerinnen und Schüler zur Verfü gung gestellt und sind dabei, interna tionale Kontakte mit einem Franchise unserer Idee zum Beispiel in China und Ecuador aufzubauen. Wir möchten einen Beitrag zur Gestaltung der Zukunft leisten, Bil dungschancen verbessern und Schule verändern. Unser Name ist unser Programm: FutureSpace
Der Autor
MINT – Ideal und Wirklichkeit
Klaus-Peter Haupt, CEO SFN Deutschland gGmbH, Jahrgang 1953, Studium Physik, Mathe matik, Astronomie und Philoso phie an der Universität Göttin gen, Diplom in Physik, Staats examen in Mathematik. Lehrer für Physik, Mathematik, Astro physik und Philosophie von 1981 bis 2021, Fachleiter am Studien seminar für Gymnasien 2001 bis 2015, Gründer (2002) und Lei ter (bis August 21) des Schüler forschungszentrums Nordhes sen SFN, Mitgründer und CEO (ehrenamtlich) der gGmbH SFN-Deutschland seit Septem ber 2021.
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Homepages:
www.natur-science-schule.info
www.futurespace.org
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Ein zeitgemäßes MINT-Profil Ein ganzes Bündel an Herausforderungen W er sich mit diesemThema beschäftigt, wird mit einer Reihe von Aspekten kon • Wie soll das ’T’ für Technik in MINT unter den aktuellen Voraussetzun
experimenten in Physik. Zu oft wurde noch vor dreißig Jahren sehr lax da mit umgegangen, sodass eine stärke re Fokussierung auf Sicherheit nötig wurde. Wenn aber in der Lehrerschaft der Eindruck entsteht, die juristische Absicherung seitens der Kultusminis terkonferenz überwiege bei Weitem den zielführenden Unterricht, ist man über das Ziel weit hinausgeschossen. Der einfachste Weg für rechtlich kor rekt durchgeführten Unterricht ist nun nicht mehr selbstentdeckendes Lernen mit Hypothesenbildung und Prüfung in der Realsituation, sondern das Ausweichen auf ’Kreideunter richt’ (nun eher ’Whiteboard-Unter richt’), Simulationen und Analogien. Für die Verknüpfung von Physik und Technik kann folgendes Beispiel die nen: Vorbereitete Boxen mit 9V-Block und Steckern stellen einen sicheren und einfachen Ersatz für realistische elektrische Schaltungen dar. Die rei nen Inhalte und Kompetenzen des Themas werden damit auch schein bar vermittelt und Lehrplan bzw. Kerncurricula gymnasiale Oberstufe (KCGO) erfüllt. Spätestens beim An bringen einer Lampe zu Hause (drei Kabel? FI-Schutzschalter? Abisolie ren?) wird deutlich, dass man dank aller Vorgaben weder die Theorie ver standen hat noch in der Praxis damit umgehen kann. »So war das nie gemeint, aber ich nehme dies mit in die Arbeitsgrup pe!« Dies wird gerne von Ministerien oder Didaktikerinnen und Didakti kern geantwortet. Selbstverständlich solle man einen passenden Mittel weg finden und die Schülerinnen und Schüler mit ihren Lernbiografien stünden im Mittelpunkt. Damit ist den Lehrerinnen und Lehrern bei ih rer täglichen Arbeit nicht weiterge holfen, aber die Verantwortung wur de wieder einmal an die Schulen übertragen. Diese sicherlich sehr pessimisti sche Sichtweise ist in vielen Kollegien
gen unterrichtet werden, wenn schon das ’I’ für Informatik kaum mit der vorhandenen Infrastruktur geleistet werden kann? Wer all diese Fragen für seine Schule und sich beantworten (oder erfolg reich ausblenden) kann, hat es ge schafft und vermag sich auf den ei gentlichen Hauptpunkt seines Beru fes konzentrieren, nämlich die fach spezifische Arbeit mit Schülerinnen und Schülern im Rahmen des Unter richts. Alle, die ein Studium dieser Fächer abgeschlossen haben, wissen: Das Unterrichten im MINT-Bereich macht unglaublichen Spaß, seien es Flammfärbungen in Chemie, elektro statische Entladungen in Physik, Un tersuchung von Ökosystemen in Bio logie, Programmieren eigener Apps in Informatik, Nutzung von 3-D-Dru ckern zur Realisierung eigener Kon struktionen oder Optimierung in Ma thematik. Für die spannenden Er kenntnisgewinne und Freude in den Lerngruppen ist man bereit, viele Hürden zu meistern oder zu umge hen, sonst bliebe nur Resignation. Seit der Fachkräftemangel und die Relevanz von Mathematik, naturwis senschaftlichem Verständnis und der Digitalisierung immer stärker im Fo kus der Öffentlichkeit stehen, soll der MINT-Bereich immer wieder und immer schneller neu gedacht und re formiert werden. Hierbei treffen Wunschvorstellung von Gesellschaft, Didaktik, Elternschaft und Politik auf die Realität der Schule. Deutlich wird dies am Beispiel der RiSU (’Richtlinie zur Sicherheit im Unterricht’), die eine wichtige Frage aufwirft: Wie kann man die Sicherheit aller Schülerinnen und Schüler im na turwissenschaftlichen Unterricht ge währleisten? Vorbei sind die Zeiten mit Brom in der Chemie, Experimen ten mit Koffein in Blindverkostung in Biologie oder Starkstrom bei Schüler
frontiert. Diese haben an jeder Schu le, je nach Schulort und -form, ein an deres Erscheinungsbild, einige typi sche Fragestellungen seien hier exemplarisch aufgeführt: • MINT-EC oder MINT-freundliche Schule oder besser gleich beides? • Eng genug verzahnt mit der regionalen Industrie und den Hoch schulen? • NaWi als Fach oder doch Biologie, Chemie und Physik als getrennte Fächer? • Gibt es passende außerschulische Lernorte, wie den Fluss nebenan oder ein Mitmachmuseum? • Ist es möglich, alle Schülerinnen und Schüler durch besondere Ange bote zu motivieren, sich mit MINT Themen zu beschäftigen? Auf wel che Gruppe konzentriert man mög lichweise die sehr stark begrenzten Ressourcen? • Sind für einen guten Experimental unterricht alle nötigen Geräte funk tionsfähig und die Chemikalien ausreichend vorhanden? • Funktioniert die Ausstattung der Fachräume (Energieversorgung, Abzüge, Computerhardware)? • Sind die geplanten Experimente unter Beachtung aller Gefahren betrachtungen der RiSU überhaupt noch durchführbar? • Passen die geplanten mathemati schen Unterrichtsinhalte zu der für den jeweiligen Jahrgang zugelas sen (oder aktuell noch nicht zuge lassenen) Taschenrechnertechno logie? • Welche praktische Relevanz hat die Unterrichtsreihe, hilft sie bei der Steuererklärung oder der Geldanla ge, einem BWL- oder einem Medi zinstudium, einer Ausbildung oder immerhin den verschiedenen zen tralen Abschluss- oder Aufnahme prüfungen?
MINT – Ideal und Wirklichkeit
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SCHULE
anzutreffen, sie stellt daher einen Aspekt bei der nicht problemlosen Ausgestaltung eines modernen MINT-Profils dar. In den letzten Jahren hat sich trotzdem viel getan: Die lokale Wirt schaft kooperiert mit Schulen bei der Ausstattung, sodass es vielerorts be sondere Labore als Ergänzung zum Regelunterricht gibt. Lerngruppen können Satelliten ins Weltall senden, Windräder bauen, eigene Kosmetik herstellen, kleine Roboter program mieren, an vielfältigen Wettbewer ben teilnehmen oder die Ernte im Schulgarten einfahren – vielfach un terstützt von Firmen, Verbänden und Instituten. Dies kommt auch der Schulgemeinde zugute, da es zu mo tivierteren Schülerinnen und Schü lern und höheren Anmeldezahlen führt. Fehlen einer Schule aber pas sende Kontakte, ergibt dies erneut Frustration.
Auch bei den Änderungen in der KCGO zeichnen sich einige Verände rungen ab, sodass hoffentlich immer mehr Schülerinnen und Schüler einen Zugang zu den MINT-Fächern finden. Bereits jetzt ist in der Praxis zu erken nen, dass die Angst vor Mathematik gesunken und ihr Ruf besser gewor den ist. Ob dabei eine zu hohe Ni veauabsenkung in Kauf genommen wurde, wird erst die nähere Zukunft zeigen können. Der Einsatz von im mer leistungsfähigeren Rechnersys temen in der Praxis erfordert jedoch zwangsläufig auch eine Verlagerung der Schwerpunkte des klassischen Mathematikunterrichts hin zumVer ständnis dieser Technologien. Hierzu ist eine Verzahnung mit dem Fach In formatik an vielen Stellen angeraten. Informatik ist dabei in diesem Beitrag sicherlich auch zu kurz gekommen, was leider die unterrichtliche Situa tion widerspiegeln dürfte.
Der Autor
MINT – Ideal und Wirklichkeit
Peter Meiss ist Lehrer für Mathematik und Physik an der Theo-Koch-Schule (MINT-EC- Schule) in Grünberg
Eines bleibt aber sicher: Mathema tik stand immer im Fokus und wird daher auch weiterhin mehr Verände rungen erfahren als die anderen MINT-Fächer.
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MINT-Konzept der Liebigschule Gießen Aus der Praxis einer MINT-EC-Schule D ie Liebigschule Gießen ist ei nes von drei vollausgebauten Gymnasien der mittelhessi
nieur -Akademie-Schule’ 2 (JIA) der Deutschen Telekom Stiftung (s. un ten) und somit eine der ersten Schu len in diesem deutschlandweiten Netzwerk von derzeit 103 Schulen, davon 11 in Hessen. Umdas vorhandene naturwissen schaftliche Interesse zu erhalten und weiter zu fördern, greift das MINT-Kon zept der Schule bereits bei den Schüle rinnen und Schülern der fünften Klas sen an und bietet ihnen neben dem Fachunterricht vielfältige Angebote. Diese bestehen aus einemumfangrei chen Angebot an Arbeitsgemeinschaf ten (AGs), Wahlunterricht (WU), Pro jekten und Exkursionen für Gruppen, Kurse oder ganzen Jahrgangsstufen auf verschiedenen Unterrichtsebenen und es werdenTeilnahmen an natur wissenschaftlichenWettbewerben für alle Jahrgänge angeboten (s. Abb. 1) . Fachunterricht
fünften Klasse und wird im Rahmen des Fachunterrichts unterrichtet (zum Beispiel Texte mit Word schreiben in Deutsch). Da in der Jahrgangsstufe 5 als einzige Naturwissenschaft Biolo gie unterrichtet wird, zeigen die Lehr kräfte und neuerdings auch ältere Schülerinnen und Schüler unter Anlei tung einer Lehrkraft anderen Schüle rinnen und Schülern dieser Jahr gangsstufe einmal pro Woche in einer großen Pause ein kurzes, aber interes santes Experiment aus Physik oder Chemie (s. Abb. 2) , um das Interesse an Inhalten dieser Fächer zu fördern. Die MINT-Kompetenzen sollen schon früh gefördert werden, dies wird auch durch die AGs unterstützt (s. AG-An gebot) . Im klassischen Fachunterricht be steht eine Vernetzung der einzelnen MINT-Fächer auf Basis entsprechend konzipierter Unterrichtseinheiten (zum Beispiel wird in der Jahrgangs stufe 7 das Thema des Auges als Seh organ fächerübergreifend in Biologie und Physik unterrichtet). In der Jahr gangsstufe 8 sowie in der E-Phase bekommen die Schülerinnen und Schüler an drei zusammenhängenden Projekttagen die Gelegenheit, ausge wählte MINT-Themen projektorien tiert zu bearbeiten. Die Projekttage der achten Klassen greifen auch viel fältige BNE-Themen auf. Diese finden statt, bevor die Schülerinnen und Schüler den Wahlunterricht (WU) auswählen. In der E-Phase besteht in Fortset zung des WUs der Klassen 9 und 10 die Möglichkeit, MINT (aktuell 1 Kurs mit 11 Schülerinnen und 2 Schülern, 85 Prozent Mädchen) oder Informatik (aktuell 2 Kurse mit insgesamt 3 Schülerinnen und 16 Schülern, 16 Pro zent Mädchen) als zweistündiges Pro filfach zu belegen und auf den Kom petenzen der Mittelstufe aufzubauen. In allen MINT-Fächern werden regel mäßig eine große Zahl an Grund- und Leistungskursen in allen Fächern in
schen Stadt Gießen (rund 91 000 Ein wohner). Die Schülerinnen und Schü ler des 1837 gegründeten Gymnasi ums mit etwa 1250 Schülerinnen und Schülern und 110 Lehrkräften kom men vorwiegend aus der Universitäts stadt Gießen und aus dem Landkreis. Die Schule hat folgende fachlichen Schwerpunkte: ’Musik’ (Schwerpunkt schule), ’Sport’ (Talentzentrum/Part nerschule des Leistungssports), ’MINT’ (MINT-EC-Schule und Junior Ingenieur-Schule) und ist meist fünf zügig. Daneben ist sie ’Gesundheits fördernde Schule’ und hat das ’Güte siegel für Hochbegabung’ und ist ’Selbstständige Schule’. Übergeord netes Ziel ist es, die vielfältigen Talen te und Stärken der Schülerinnen und Schüler zu erkennen und zu fördern. Die Liebigschule ist bereits seit 2010 ’MINT-EC-Schule’ 1 (derzeit 38 Schulen in Hessen und 336 in Deutschland) und auch ’Junior-Inge
MINT – Ideal und Wirklichkeit
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Die Informationstechnische Grund bildung (ITG) beginnt bereits in der
Abbildung 1
SCHULE
in der Jahrgangsstufe 5 (s. Abb. 1) . Es umfasst regelmäßig praktisches Ar beiten in der ’Schulgarten AG’ und der ’Bienen und Imkerei AG’, Knobeln an mathematischen Problemen in der ’Mathe AG’ sowie Experimentieren und Forschen in der ’Naturphänome ne AG’, der ’LIO experimentiert AG’ (Sekundarstufe I) und der ’LIO forscht AG’ (Sekundarstufe II). Die Ergebnisse werden häufig erfolgreich im Rahmen von Wettbewerben präsentiert. Seit 2019 ist die Liebigschule auch im ’We4Bee’ Netzwerk vertreten und hat einen digitalen Bienenstock, der von der Audi-Stiftung finanziert wur de 3 . Über den Einsatz im Unterricht wurde bereits eine Examensarbeit an der Schule angefertigt 4 . Wettbewerbe In allen MINT-Fächern wird für die Teilnahme an Wettbewerben gewor ben. Vor allem in den AGs (LIO experi mentiert und LIO forscht AG) und im MINT-Wahlunterricht werden die Schülerinnen und Schüler von ihren Lehrkräften an komplexere Wettbe werbsaufgaben herangeführt und bei deren Bearbeitung betreut. Dies er folgt bereits ab der fünften Klasse. Experimentieren, wissenschaftliches Arbeiten, Recherchieren und Präsen tieren sind weitere Kompetenzen, die im Rahmen von Wettbewerbsteilnah men ausgebildet werden. Hierbei gibt es niederschwellige Breitenwettbe werbe ( Känguru der Mathematik, Heureka, Chemie mach mit, IJSO, In formatik Biber, DECHEMAX ), bei wel chen möglichst viele Teilnehmerinnen
Abbildung 2
Abbildung 3
MINT – Ideal und Wirklichkeit
Foto: Schule
» Die Bundessiegerin von Jugend testet 2020, Sophia Krastev, mit dem von ihr entwickelten Hitze schutzmittel für Haare (https://www.jugend-testet. de/haarschutzmittel/) Foto: Stiftung Warentest/E. Zippel
klusive Informatik angeboten (s. Ta belle 1) . Schülerinnen und Schüler der Oberstufe können in allen MINT-Fä chern (auch Informatik) Leistungs- und Grundkurse belegen und wichtige Grundlagen für spätere MINT-Studi engänge erwerben. Das Angebot zum Erbringen einer ’Besonderen Lernleis tung’ im Abitur oder zum Erstellen ei ner Facharbeit für das MINT-EC-Zerti fikat (s. unten) wird von Schülerinnen und Schülern regelmäßig wahrge nommen. Häufig entstehen Fachar beiten aus der Fortführung von Wett bewerbsbeiträgen im Rahmen von Ju gend forscht. AG-Angebot Das AG-Angebot der Liebigschule ist sehr vielfältig, richtet sich an alle Jahrgangsstufen und beginnt bereits » Daniel Pitzer und Tarik Moor beim Expe riment der Woche für die Fünftklässler
und Teilnehmer erwünscht sind, um die Schülerinnen und Schüler an die Wettbewerbe heranzuführen. Hierfür hat die Liebigschule 2020 und 2021 aufgrund der hohen Teilnehmerzahl und platzierter Schülerinnen und Schüler den Schulpreis für ’Chemie mach mit’ erhalten. Unter den Teil nehmerinnen und Teilnehmern der Schule sind meist mehr Mädchen als Jungen. Diese Wettbewerbe sind eine gute Vorbereitung für ’Jugend forscht’ und die Internationalen Olympiaden der Oberstufe in Mathematik, Biologie, Chemie und Physik und der Deutschen Neurowissenschaften-Olympiade, bei denen es um die besten Leistungen geht, was auch einen Baustein im Be reich der Hochbegabtenförderung der Schule darstellt, wie auch vom INSM Bildungsmonitor 2021 gefordert 5 . Eine hohe Zahl regelmäßiger Teilnehmer und Preisträger auf Landes- (zum Bei spiel Landesfinale ’Jugend forscht’ Biologie Hessen 2017 und Chemie 2020) und Bundesebene (zum Bei spiel 1. Platz ’Jugend testet’ 2020 6 , s. Abb. 3 , und 3. Platz ’Junior.INGWett bewerb’ 2020) belegen die hohe Qua lität der Wettbewerbsbeiträge. Auch bei Wettbewerben, die von MINT-EC (RACI-ICQ und British Council School Slam – 3. Platz 2022) veranstaltet
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Tabelle 1
Q1 Q3 Leistungskurse Grundkurse Leistungskurse Grundkurse
Mathematik
2 (40) 2 (35)
4 (75) 3 (47) 3 (48)
2 (34) 2 (27) 2 (40)
5 (93) 3 (36) 2 (24)
Biologie Chemie
1 (13)
1 (8 L + 5 G)
Physik
1 (10)
2 (40)
1 (13)
Informatik
1 (10 L + 1 G)
1 (5 L + 1 G)
SCHULE
» Übersicht über die aktuellen Leistungs- und Grundkurse im MINT-Bereich und in Klammern Anzahl Schülerinnen- und Schülerzahlen der Kurse. Derzeit finden Kombi Kurse aus Leistungs- und Grundkursschülerinnen und -schülern in Physik in der Q3 Phase und in Informatik in der Q1- und Q3-Phase statt.
Junior-Ingenieur- Akademie (JIA)
werden, nimmt die Liebigschule regel mäßig erfolgreich teil. Sechs MINT-Lehrkräfte der Schule haben vor ihrer Ausbildung als Gym nasiallehrkräfte Biologie oder Physik studiert, in diesem Rahmen promo viert und haben zumTeil langjährig in der Forschung gearbeitet. Dies kommt den Schülerinnen und Schülern be züglich Betreuungen bei Wettbe werbsbeiträgen zugute. Regionale Wettbewerbe Zu den landes-, bundes- und inter nationalen Wettbewerben kommen auch regionale Wettbewerbe wie ’Gießener Jugendliche Forschen’ 7 (kurz GiJufo), die ’Mittelhessische MINT-Nacht’ 8 und der ’Young Chemist Award’ 9 der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen (s. Abb. 1) . GiJufo ist ein Projekt der Hermann-Hofmann-Aka demie und des Institutes für Biologie didaktik der JLU Gießen für naturwis senschaftlich interessierte Schülerin nen und Schüler aus dem Landkreis Gießen. Bei diesem Projekt bietet sich seit 2015 die Möglichkeit für Schüle rinnen und Schüler der Jahrgangsstu fen 5 bis 13, Forschungsprojekte aus den Bereichen Biologie, Chemie, Phy sik, Mathematik und Technik selbst ständig zu erforschen. Betreut und angeleitet werden sie von studenti
schen Mentoren, die im Institut für Biologiedidaktik eigens dafür ausge bildet und vorbereitet werden. Nach einem halben Jahr findet dann die Präsentation der Ergebnisse in einem ’Wissenschaftsfestival’ statt. Die Mittelhessische MINT-Nacht findet seit 2013 einmal im Jahr statt. Im Rahmen der von den teilnehmen den Schulen organisierten Veranstal tung haben Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 10 der 5 mittelhessi schen MINT-EC-Schulen (Gesamt schule Gießen-Ost, Liebigschule, Landgraf-Ludwigs-Gymnasium – alle aus Gießen, Theo-Koch-Schule Grün berg und Weidigschule Butzbach) die Möglichkeit, ihr Wissen zu MINT-spe zifischen Themen in kleinen Vorträgen oder Experimenten einer professio nellen Jury aus Professorinnen und Professoren und Vertretern der Wirt schaft unter Beweis zu stellen (s. Abb. 4) . Die ’Mittelhessische MINT-Nacht’ wurde 2017 mit dem ’MINTmit-Preis’ 10 des Regionalmanagements Mittel hessen ausgezeichnet. Beim ’Young Chemist Award’ der JLU Gießen werden jährlich die besten Chemikerinnen und Chemiker der Q2 Phasen durch eine anspruchsvolle Klausur ermittelt, wobei die besten Schülerinnen und Schüler ein einwö chiges Laborpraktikum in den Som merferien gewinnen können.
Der Wahlunterricht im Fach MINT fin det seit 2010 zweistündig in den Jahr gangsstufen 9 und 10 im Rahmen der Junior-Ingenieur-Akademie (JIA) statt. Hierbei handelt es sich um ein von der Deutschen Telekom Stiftung initiiertes Projekt, das den schuli schen Unterricht um Praxisphasen in Universitäten und Betrieben erweitert. Ziel ist es, junge Menschen für das Berufsbild des Ingenieurs und Wis senschaftlers zu interessieren, ihnen berufliche Orientierung zu bieten und den Übergang von der Schule zur Hochschule zu erleichtern, aber auch die individuellen Kompetenzen zu för dern. Als Würdigung ihrer erbrachten Leistungen erhalten die Schülerinnen und Schüler am Ende der Jahrgangs stufe 10 ein Zertifikat über ihre erfolg reiche Teilnahme. ImVerlauf der beiden Lernjahre wer den an der Liebigschule vier Themen felder behandelt, wobei in einem Schuljahr Inhalte aus der Biologie und Chemie, imanderen Schuljahr Inhalte ausThemenfeldern der Physik und Technik/Informatik imVordergrund stehen. Die Schülerinnen und Schüler befassen sich dabei fächerübergreifend je ein Halbjahr langmit denThemen • I. ’Lebensmittelkunde’, • II. ’Arzneimittel und Kosmetika’, • III. ’LEGO-Mindstorms-Roboter und Arduino-basierte Schaltungen’ sowie • IV. ’Erneuerbare Energien’. Ziel ist es, neben dem Unterricht in kleinen Gruppen, der stark hand lungsorientiert ist, durch Kooperation mit Universitäten und Firmen auch ei nen wichtigen Beitrag zur beruflichen Orientierung der Schülerinnen und Schüler zu leisten. Dabei ist die Kurs größe ebenfalls bedeutsam. Pro Kurs werden maximal zwölf Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Meist finden in einem Jahrgang drei Kurse parallel statt, somit ist MINT in den letzten Jahren zum zweithäufigsten Wahl unterrichtsfach der Schule geworden. Weiterhin spielt bei dem Konzept der Gender-Aspekt eine wichtige Rol
MINT – Ideal und Wirklichkeit
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Abbildung 4
Foto: Schule
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» Miriam Lienard und Lena Ebbert bei Ihrer Präsentation bei der MINT-Nacht 2018
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