Bildung aktuell 5/2024

Leitartikel

von Sabine Mistler >> Landesvorsitzende

E-Mail: info@phv-nrw.de

Auf die Plätze, fertig, … Es wird viel zu viel in langen Zeiträumen gedacht, wenn es um die Probleme im Bildungswesen geht. Häufig ist die Rede von einem Marathon – bestes Beispiel ist das Dauerproblem Lehrkräftemangel. Wäre es nicht an der Zeit, diese Sichtweise zu ändern und öfter einmal Sprints einzulegen?

Kinder stören! Damit überraschte das Erste die Zuschaue rinnen und Zuschauer, die an einem Sonntagabend im August auf den Tatort warteten. Zur besten Sendezeit präsentierte ihnen die ARD ein fünfzehnminütiges Plädoyer für Kinderrechte. Unter dem Hashtag #kinderstoeren sorgte die Aktion tagelang für Gesprächs stoff. Auch um das Recht auf Bildung, sichere Schulwege und gesellschaftliche Teilhabe ging es in dieser Viertelstun de. Mit einigem Zynismus könnte man sagen, dass Kinder nicht nur vor Krimis stören, sondern dass ohne sie auch im Schulbetrieb vieles besser liefe. Wie viel Zeit für pädagogi sche Arbeit bliebe ohne dreißig Köpfe in der Klasse, wie entspannt liefen Korrekturen ohne Klassenarbeiten? Spaß beiseite, denn in Wahrheit sind es nicht die Schüle rinnen und Schüler, die dafür sorgen, dass es im nord rhein-westfälischen Schulbetrieb holpert und hakt. Es sind die Umstände, die zwar in offiziellen Verlautbarungen stetig besser werden, die sich gefühlt aber immer weiter verschlechtern. Offiziell wurden laut MSB mehr als 7.000 neue Stellen an und in Schulen geschaffen. Das hilft hie und da gewiss, Personallöcher zu stopfen. Wie viele der neu Eingestellten aber Lehrerinnen und Lehrer sind, bleibt offen. Schulassistenzen, IT-Expertinnen und -Ex perten und weiteres nicht-pädagogisches Personal wer den gebraucht, keine Frage, sie unterrichten aber nicht. Jetzt sind besagte Umstände das Ergebnis vieler Jahre nordrhein-westfälischer Schulpolitik – mit sich ändernden Akteurinnen und Akteuren, wechselnden Konzepten und

der ein oder anderen Rolle rückwärts. Im schwarz-grünen Koalitionsvertrag ist von 10.000 neuen Stellen für Lehr kräfte die Rede. Es ist klar, dass zum Ende der Legislatur viele davon nicht durch voll ausgebildete Lehrkräfte be setzt sein werden. Wie auch? Die Zahl der Studierenden geht zurück, die Zahl der Absol ventinnen und Absolventen in den Lehrämtern sinkt eben falls. Im Zehnjahresvergleich um 10,5 Prozent, wie das Sta tistische Bundesamt mitteilt. Weniger rein in die Seminare, noch weniger raus. Weniger Menschen mit Staatsexamen bedeuten automatisch weniger Menschen, die unterrich ten. Quer- und Seiteneinsteigende werden das Problem nicht lösen können, auch wenn an weiterführenden Schu len bereits jede zehnte Lehrkraft ohne Lehramtsstudium eingestellt wird. Aber auch deren Zahl ist endlich, und auch sie benötigen perspektivisch Motivation und Durchhalte vermögen – was sind die Anreize, wo ist die Erleichterung? Wir brauchen möglichst schnell möglichst viele möglichst gut ausgebildete Lehrkräfte Unendlich hingegen scheint der Faktor Zeit. Der Kampf gegen den Lehrkräftemangel sei kein Sprint, heißt es häu fig, sondern ein Marathon. Auch der PhV hat sich schon entsprechend geäußert. Diese Feststellung mag für das Ergebnis stimmen, leider, nicht aber für die Aufgabenstel lung. Die heißt nämlich, möglichst schnell möglichst viel möglichst gut ausgebildetes Personal an Schulen zu brin

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