Bildung aktuell 5/2024
Zum Schluss: Der Einsatz ‘digitaler Medien’ ist sehr oft sinnvoll; fragwürdig ist die ‘totale Digitalisierung’. Es geht also nicht um die Frage, wann der Einsatz digitaler Medien sinnvoll sei. Zweifellos ist er das vielfach, aber viel leicht tun uns und unseren Schülern auch hin und wieder Phasen gut, in de nen wir nicht auf Bildschirme starren. Angesichts der rasanten Entwicklun gen digitaler Technologien ist ein zen trales Bildungsziel Medienmündigkeit, d.h. ein letztlich selbstbestimmendes Abwägen von Chancen und Gefahren. Doch was in vielen Veröffentlichungen und auf einschlägigen Websites einge fordert wird, geht weit darüber hinaus: Es ist eine ‘Schultransformation’, die wir unter dem Begriff der ‘totalen Digitali sierung’ zu fassen versucht haben. Offensichtlich meint man über Datafi zierung, Anpassung und Kontrolle un ser Bildungssystem verbessern zu kön nen. Treibend ist eine aufgeblasene Beratungsindustrie, von Digitalwirt schaft über Bertelsmann Stiftung bis hin zu Wissenschaftlern, die ihre Re zepte verkaufen wollen. Es wäre zu wünschen, dass die politischen Akteu re Positionen aus Wissenschaft und Praxis in ihrer Vielfalt wahrnehmen und sich nicht einseitig treiben lassen, denn auf dem Prüfstand stehen mit der ‘to talen Digitalisierung’ von Schule unse re Bildung und unsere demokratischen Grundwerte. Dieser Gastbeitrag gründet sich auf U. Scharrer & M. Delarber: Zur Digitalisierung von Schule, in: Gymnasium Saar 2023 – Teil I: Ausgabe 2, S. 9-14, – Teil II: Ausgabe 3, S. 15-18.
ten der KI noch, dass nicht jeder klar identifizierbar ist? Wer kontrolliert eigentlich diese Wissenschaftler? Vielleicht sollten solche Leute mit gutem Beispiel vo rangehen und zuerst sich selbst ver messen lassen. … ein Merkmal des ‘Totalen‘ ist die ‘Schaffung besserer Menschen’. Neben ‘Monitoring’ und Kontrolle: Wozu dient all das? Unter der Paro le der ‘Optimierung’ geht es letzt lich um die ‘Schaffung besserer Menschen’ – ein alter (Alp?)Traum. Hinter der Anpassung an das Digi tale steht vielfach ein post- oder transhumanistisches Menschen bild, welches das klassische Huma num zu überwinden trachtet. Ohne hier in Details gehen zu können, sei en bedenkliche Wurzeln in eugeni schen Ideenwelten bemerkt. Fest zuhalten ist auch: Hinter derartigen Vorstellungen stehen immer Akteu re mit oft fragwürdigen Werthaltun gen. Wer allerdings auf das Grundge setz vereidigt ist, ist mit der Men schenwürde dem klassisch-huma nistischen Menschenbild verpflich tet. Damit ist Mündigkeit das oberste Erziehungsziel. Dem wider sprechen Optimierung qua Anpas sung genauso wie Persönlichkeits vermessung und Einforderung neuer ‘Mindsets’.
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