Bildung aktuell 5/2024
Thema
nierte und bedarfsgesteuerte mecha nische Lüftung für Schulen, um hygienische Luftwechselraten zu gewährleisten. Darüber hinaus hat der AMEV festgelegt, dass eine mechani sche Belüftung erforderlich ist, wenn die Ziele der Raumluftqualität durch passive Belüftung nicht erreicht wer den können. Obwohl im typischen deutschen Klassenzimmer die AMEV-Anforderungen an die Raum luftqualität nicht erfüllt werden kön nen, werden deutsche Schulen mehr heitlich passiv gelüftet. Die Wahl zwischen Gesundheitsschutz und Gebäudeenergieeffizienz Die baulichen Gegebenheiten vieler deutscher Schulen erlauben keine Raumnutzung im Sinne von UBA und AMEV zur Erreichung effektiver und effizienter Fensterlüftung. Die Räume sind zu klein, werden von zu vielen Personen benutzt und verfügen nicht
über ausreichend große Fensteröff nungsfläche. Die Belegung der Räume mit weniger Personen ist in der Regel nicht umsetzbar. In diesen Fällen wäre es hilfreich, die unter realen Unter richtsbedingungen vorherrschenden Lüftungsbedarfe messtechnisch zu er fassen und geeignete Lüftungsmaß nahmen abzuleiten. Dieser Weg wird aufgrund befürchteter hoher Investiti onskosten in die technische Gebäude ausrüstung selten beschritten. Als Lö sung wird meist lediglich eine zentrale Lüftungsanlage gesehen. Investitions kosten hierfür übersteigen die Bud gets der Schulen. Zudem sind die großflächigen Baumaßnahmen orga nisatorisch oft nicht umsetzbar. Die AG Gesundheit des PhV befasst sich unter anderem mit Fragen des Gesundheits- und Arbeitsschutzes. Diese Fragen sind in Schulen oftmals eine rechtliche Grauzone, insbeson dere in Bezug auf den Schutz vor luft getragenen Spurenstoffen in Klassen räumen. In anderen Branchen fallen
sie in den Rechtsbereich des Arbeits schutzes. Dies ist in Schulen nicht der Fall. Für Lehrpersonen handelt es sich beim Klassenraum zwar um den Ar beitsplatz, nicht aber für die Lernen den. Damit wird die diesbezügliche Vertretung der Interessen der Lehren den durch den PhV gegenüber Politik und Verwaltung erschwert. Der ener gieeffiziente Schutz vor luftgetrage nen Spurenstoffen in Klassenräumen muss also von interessierten Parteien in der Bildungseinrichtung und von kommunalen Gebäudebetreibern vo rangetrieben werden. Demnach ist es also nicht zu weit hergeholt, von einer Ohnmacht der Schulen zu sprechen. Dezentrale Lüftung nach individuellem Bedarf Im Rahmen unseres aktuellen Forschungsprojekts stellen wir von APPEAL Engineering Möglichkeiten zwischen Fensterlüftung und zentra ler Lüftungsanlage in den Fokus, die häufig nicht betrachtet werden, aber speziell für den Anwendungsfall im Klassenzimmer Potentiale bergen. Um die oben genannten Bedarfe mit den finanziellen Möglichkeiten der Schulen in Einklang zu bringen, ha ben wir einen Ansatz zur Verbesse rung von Raumluft in Klassenzimmern entwickelt (siehe Abb. 3). Die wich tigste Frage lautet dabei stets: »Wie viel Frischluft ist wirklich nötig?«. Die Antwort auf diese Frage lässt sich nur schwer pauschal beantworten. Viel mehr hat ein Raum je nach Nutzung und Größe einen sehr individuellen
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