Bildung aktuell 5/2023
Zeitschrift des Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen
5/2023 Ausgabe Oktober · 74. Jahrgang · 7108
Bildung aktuell
Wir machen Schule www.phv-nrw.de
Pädagogik & Hochschul Verlag · Graf-Adolf-Straße 84 · 40210 Düsseldorf · Foto: AdobeStock
>> Wir sind dann mal weg! Leitartikel von Sabine Mistler >> Nur religiös oder schon islamistisch? Fachbeitrag zum Präventionsprogramm ‘Wegweiser’ >> Es wird spannend - Tarifrunde 2023 Eine Einordnung von Matthias Overbeck
Editorial
von Lars Strotmann >> Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Medien E-Mail: larsstrotmann@yahoo.de
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserinnen und Leser,
Praxis-Dissonanz – immer nur eine Fundamen talreform (Digitalität! Abschaffung der Noten! Eine Schule für alle!) entfernt. Junge Lehrkräfte müssen dabei erst einige dieser Großreformpro jekte selbst durchlaufen, bis die Erkenntnis reift, dass die Kunst darin besteht, sich von diesem partiell zum Selbstzweck geronnenen Reformei fer nicht die Freude am Unterrichten und an der pädagogischen Arbeit nehmen zu lassen. Wie man hört, steigt die Nachfrage nach entspre chenden Coachings zur Begleitung des Aus stiegs aus dem Beruf und dies beileibe nicht nur bei ausgepowerten Bestandslehrkräften, son dern – und hier wird es dann wirklich kritisch – bereits bei den Lehramtsanwärtern. Dass Schu len dabei mit einem stetig wachsenden Angebot an attraktiven Jobangeboten konkurrieren, macht es nicht unbedingt einfacher. Der Leitartikel unserer Landesvorsitzenden Sabine Mistler wagt daher einen Blick auf diese allerorten praktizierte Lehrkräfteabschre ckungs- und Demotivationsoffensive, die be reits jetzt – siehe ebenda – einige beachtliche Kollateralschäden vorzuweisen hat.
es ist ja so: War es vor nicht allzu langer Zeit noch gesellschaftlicher Minimalkonsens, dass eine zentrale Funktion der Schule (unter Wahrung eines angemessenen Ausgleiches zwischen Chancengerechtigkeit und Leistungsanforde rungen bei gleichzeitiger Durchlässigkeit des Systems nach oben und unten) darin bestand, jedes einzelne Kind möglichst weit nach vorn zu bringen und mit dem nötigen Rüstzeug für eine selbstbestimmte Teilhabe und einer tragfä higen Ausgangslage für den Start in Ausbildung und Berufsleben auszustatten, so stellt sich die Situation heute gänzlich anders dar. Heutzutage scheint die primäre Funktion von Schule darin zu bestehen, kein Kind zurückzulassen. Mit Blick auf die aktuelle Situation sind die Schulen von beiden Zielen weiter entfernt als je zuvor. Erschwerend kommt hinzu, dass mancherorts die – ja, dieser Begriff findet tatsächlich diskursi ve Verwendung – Heterogenitätsabsorptions kraft der Schulen aufgrund der normativen Kraft der schieren Quantitäten weitgehend zum Erlie gen gekommen ist, oder besser: gebracht wur de. Die bildungspolitische Morgenröte ist dabei – dies ein Kontinuum der zugehörigen Theorie
Wir wünschen eine anregende und abwechslungsreiche Lektüre!
Ihr Lars Strotmann und die Redaktion
INHALT
Editorial >> Editorial von
Schule & Beruf >> Zu viel Arbeit – überall
>> Digitale Kommunikationszeiten klar definieren >> 20 >> Der PhV im WWW >> 21 >> Niemals geht man so ganz >> 22 >> Alles Gute, liebe Ulrike Lenhard-Höffe >> 22 >> Haustiere müssen draußen bleiben >> 23 >> »Wie verbessern wir die Herner Gymnasien und Gesamtschulen?« >> 24/25 Recht >> Die Teildienstfähigkeit >> 26/27
>> 10-12
Lars Strotmann
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>> Neue Beihilfenverordnung bringt Verbesserungen >> 13-15 >> Inklusion & Integration: Ist beides noch zu schaffen? >> 16/17 >> Tarifrunde 2023 in Vorbereitung >> 18 Interna >> Hilfreich und verlässlich - auch in schwierigen Zeiten >> 19
Aktuell >> »Unverwechselbar, eindeutig, klar«
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Leitartikel >> Wir sind dann mal weg! >> 04-06
Thema >> Nur religiös oder schon islamistisch? >> 08/09
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Aktuell
»Unverwechselbar, eindeutig, klar« Der zweite Hauptausschuss des Jahres in Hamm stand schon ganz im Zeichen des PR-Wahlkampfes im kommenden Jahr. Es gab erste Einblicke in die Kampagne und Ausblicke auf das, was kommt.
Braucht es viele Worte, um auf den Punkt zu kommen? Das Team des PhV für den PR-Wahlkampf im kom menden Jahr hat dazu eine klare Haltung. Nein, viele sind gar nicht nötig, vielmehr kommt es darauf an, die richtigen Worte zu finden. Be sonders dann, wenn man Menschen von sich und seinen Vorstellungen begeistern möchte. Und das wollen im nächsten Jahr nicht nur die Per sonalrätinnen und Personalräte des PhV, sondern der gesamte Verband – und so stand der zweite Hauptaus schuss des Jahres, wie gewohnt im westfälischen Hamm, schon ganz unter dem Zeichen des PR-Wahl kampfes, der ab Jahresbeginn 2024 in die heiße Phase geht. Bis zum Stichtag (voraussichtlich) am 13. Juni gilt es dann für das Team des PhV, die Lehrerinnen und Lehrer an Gym nasien, Gesamtschulen und Weiter bildungskollegs von sich und dem PhV zu überzeugen. Mit richtig dosierten Worten und deren passender Verpackung. Auf beides konnten die Delegierten An fang September einen ersten Blick werfen. Die Landesvorsitzende Sabi ne Mistler stellte einige der Entwürfe vor, erläuterte die Grundgedanken dahinter und nahm die Anwesenden mit auf den Weg von der Idee bis hin zum Plakat. Bewährtes darf bleiben, anderes muss Platz machen für Neu es wie beispielsweise das neue PhV
Sabine Mistler verabschiedete beim
Hauptausschusssitzung des Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen.
HA Peter Uhler als langjährigen Vorsitzenden des Bezirks Neuss.
einstellungen vor den Ferien nannte Mistler »unprofessionell und bedau erlich«, konnte aber immerhin berich ten, dass die unterschiedlichen Vor gaben zur Probezeit in den Regie rungsbezirken Köln und Münster dank Intervention des PhV und der zuständigen Personalräte vom Tisch sind. Ebenfalls nicht zu machen sind mit dem PhV Gedankenspiele in Richtung Einheitsschule- oder -Lehrkräfte, die hier und da und immer öfter aus der Politik und ande ren Verbänden zu hören sind. Olaf Steinacker
Logo und die neuen Farben, die im Zusammenspiel von Blau und Weiß den Auftritt des PhV seit gut einem Jahr unverwechselbar machen. Un verwechselbar soll auch die Kampa gne zum Wahlkampf werden. »Unver wechselbar, eindeutig und klar«, erläuterte Mistler. Klare Worte fand die Landesvorsit zende beim Hauptaussschuss auch für die neuesten Entwicklung in Sa chen Schul-, Bildungs- und Berufs- politik. Das unglückliche Vorgehen im Zusammenhang mit den Vorgriffs-
Aktuelle Veröffentlichungen, Pressemitteilungen, Stellungnahmen und Hintergründe zu schul- und bildungspolitischen Themen finden Sie auf der Webseite des PhV NRW unter: www.phv-nrw.de
INFO
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Leitartikel
von Sabine Mistler >> Landesvorsitzende
E-Mail: info@phv-nrw.de
Wir sind dann mal weg!
Immer weniger junge Menschen werden Lehrerinnen oder Lehrer. Viele schmeißen ihr Studium, brechen das Referendariat ab oder wechseln in die Wirtschaft. Dabei bräuchten wir eigentlich die besten Abiturientinnen und Abiturienten eines jeden Jahrgangs in den Seminaren.
Neulich erzählte eine Kollegin, was ihre Großmutter ihr geraten habe, als es zum Ende des Gymnasiums um das Thema Berufswahl ging. »Werde Lehrerin!« Das war An fang der 80er-Jahre. Oma hatte es gut gemeint mit der Enkelin, schließlich hatte man seinerzeit als Lehrerin ei nen sicheren und angesehenen Beruf (in den 90ern sah das freilich für viele Lehramtsstudierende anders aus), ein geregeltes, gar nicht so schlechtes, Einkommen, und konnte sich nach dem frühen Feierabend am Nachmittag notfalls auch noch um den Gatten, Haushalt und die Kin der kümmern. Großmutter war sich offensichtlich sicher, dass man sich als Lehrerin nicht krummschuften muss – sechzig Tage Urlaub, Sie wissen schon! Die 80er-Jahre sind vorbei, und gute vierzig Jahre später muss man sich fragen: Wer wird heutzutage überhaupt noch Lehrerin oder Lehrer? Die Antwort ist ernüchternd. Leider immer weniger junge Menschen; leider viel zu wenige junge Menschen. Der Beruf ist offensichtlich (zu)
unattraktiv geworden, das Studium lässt Fachlichkeit ver missen und ist an vielen Stellen zu theoretisch, der Praxis schock im Referendariat daher für viele recht groß. Es ist eben ein Unterschied, ob man selbst vor einer Klasse steht und zeigen muss, was man gelernt hat, oder ob man bei einem Schulpraktikum einer erfahrenen Lehrkraft beim Unterrichten zusieht. Hinzu kommt das Dauerthe ma Fachkräftemangel, der dafür sorgt, dass viele Talente beim Gedanken an ein Lehramtsstudium abwinken und lieber Richtung Wirtschaft abbiegen, wo Berufsanfänge rinnen und -anfänger gut dotiert und mit echten Auf stiegsperspektiven ins Arbeitsleben starten. Nur die Hälfte aller Lehramtsstudierenden landen tatsächlich an den Schulen Rund 8700 Abiturientinnen und Abiturienten haben sich laut Statistischem Landesamt zum Wintersemester 2022/23 in Nordrhein-Westfalen in einen Lehramtsstudi engang eingeschrieben, ein Minus von 1,4 Prozent im
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Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Eigentlich eine magere Zahl, wenn man sie allein betrachtet, aber sie ist nur die Spitze des Eisbergs. Denn entscheidend ist, wie viele der jungen Menschen ihr Studium überhaupt mit einem Ab schluss beenden und in ein Referendariat einsteigen wer den. In anderen Studiengängen schmeißen zwischen fünfzehn und zwanzig Prozent der Studierenden hin, im Lehramt waren es in vergangenen Jahrzehnten weniger, nun scheinen sich die Zahlen auch dort anzugleichen. Die Abbruchquote liegt im Bund von neun Prozent kom mend mittlerweile bei sechzehn Prozent. Genaue Zahlen dazu sind allerdings Mangelware, die Datenlage mau. Der Stifterverband hat untersucht, an welchen Stellen potenzielle Lehrerinnen und Lehrer auf dem Weg vom Studium zum ersten Unterricht ihre Ausbildung hin schmeißen. Von 52.500 Studienanfängerinnen und -anfängern beenden gerade 30.600 ihr Studium, davon bleiben am Ende des Referendariats 28.300 übrig. Unter
sucht worden ist der Zeitraum von 2017 bis 2021 in ganz Deutschland, die Abbruchquote liegt bei mehr als 46 Pro zent. Rechnet man die Zahlen auf Nordrhein-Westfalen herunter, wird klar, wie viele, oder besser: wie wenige der 8.700 Lehramtsstudierenden am Ende vielleicht vor einer Schulklasse stehen werden: 4.700 großzügig gerundet – allerdings nur, wenn die angehenden Lehrkräfte nicht vorher ihren Vorbereitungsdienst hinschmeißen. Medienberichte über frustrierte Lehrkräfte und Studienabbrecher häufen sich Apropos: Medien berichten derzeit in hoher Schlagzahl über Studierende, die ihre Ausbildung abbrechen, über Referendarinnen und Referendare, die nicht mehr kön nen, sich allein gelassen und überfordert fühlen und über Lehrkräfte, denen Kräfte und Geduld ausgehen. Spiegel Online ließ neulich vier junge Menschen über ihre Refs berichten, Überschrift: »Lieber unterrichte ich im Aus land, als ein Referendariat zu machen«. Die taz hat dem >
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Leitartikel
Thema Lehrermangel einen Schwerpunkt gewidmet: »Die Schulabbrecher«. In der Welt warnt eine ehemalige Schulleiterin regelrecht vor ihrem Beruf. Wer die Muße aufbringt, den Bericht zu lesen, entscheidet sich wahr scheinlich nicht für ein Lehramtsstudium. Dokumenta tionen im TV zeigen ‘Lehrer am Limit’, ‘Tatort Schule’, die ARD sendet eine Doku mit dem brandstifterischen Titel ‘Scheißjob Lehrer’ – gedreht wurde auch an Gymnasien. Man kann nicht sagen, dass die Politik das Problem des Lehrkräftemangels ignorieren würde, allerdings fehlt es an vielen Stellen (gemeint sind die Bundesländer) an Ide en, und, wo sie vorhanden sind, am Willen zur Umset zung oder den nötigen Finanzmitteln. Mit halbherzigen oder irrwitzigen (The Länd lässt grüßen) Werbekampa gnen allein wird es nicht werden mit der Nachwuchsge winnung, so viel ist klar. Kurzfristig ist dabei ohnehin kein Blumentopf zu gewinnen, es wird dauern, bis sich die Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen grundlegend verbessert haben. Das Handlungskonzept des MSB NRW sorgt durch eine Verschärfung der dienstlichen Maßnahmen, wie bei spielsweise mögliche Einschränkungen der Genehmi gung der voraussetzungslosen Teilzeit, Abordnungen an andere Schulformen für sehr viel Sorgen und Unruhen in den Kollegien. Zum Glück konnten zum neuen Schuljahr durch die intensive Hilfe der Personalräte die meisten Einzelfälle im Sinne unserer Kolleginnen und Kollegen abgewendet werden. Jetzt können wir erst einmal durch atmen, aber wie wird das im nächsten Halbjahr oder Schuljahr aussehen? Wir werden noch mehr Lehrkräfte brauchen. Der Attraktivität des Berufs ist mit der ständi gen Be- und Überlastung nicht gedient. Außerdem ver lieren wir den Fokus auf die Bildung. All das trägt nicht zur Motivation und Attraktivität unseres eigentlich so wunderbaren Berufs bei.
gangener Jahre. Dazu gehören, zusammengefasst, vor allem die immer weiter gestiegenen Belastungen für Lehrkräfte, marode Schulen und die grundlegende Un terfinanzierung des gesamten Schulsystems. Wir wissen, die Herausforderungen für das MSB sind groß, und es wird an kurz- und mittelfristigen Lösungen gearbeitet. Dennoch, es hilft nichts, irgendwann ist Schluss. Die Zi trone ist ausgepresst, zu viele Lehrkräfte fühlen sich saft- und kraftlos. Vielleicht kann man noch einmal darüber nachdenken, was Schulen an Konzepten einfach noch einmal aussetzen oder in andere Hände geben können. Nordrhein-Westfalen kann es sich nicht leisten, in Sa chen Bildung den Anschluss zu verlieren. Mehr als 6.700 Stellen sind derzeit laut MSB vakant. In einer idealen Welt würden sich die besten Schülerinnen und Schüler eines Jahrgangs für ein Lehramtsstudium entscheiden. In dieser Welt erhielte der Nachwuchs fundierte Unter stützung während seiner Ausbildung – egal, ob es um den theoretischen oder praktischen Teil geht. »Wir hel fen gern« anstatt »Du schaffst das schon«! In einer idea len Welt würde niemand eine Abbruchquote von mehr als 46 Prozent einfach so hinnehmen. Es käme aber wohl auch niemand auf die Idee, die Unterschiede zwischen den jeweiligen Studiengängen wegzudiskutieren. Grund schule ist Grundschule, und Gymnasium ist Gymnasium. Auch im Studium. Doch dieses offene Bekenntnis zum Gymnasium fehlt uns bisher durch das Ministerium für Schule und Bildung. Viel zu sehr geht es um andere Schulformen, vornehmlich um die Grundschulen (wo die Personalnot derzeit unbestritten am größten ist). Die Anpassung der Besoldung für Grund- und S-I-Lehrkräf te, diese millionenschwere Wertschätzung, schafft erst einmal keine einzige neue Stelle für Lehrkräfte. In der Folge bleibt nicht nur für die anderen, vor allem für die S-II-Lehrkräfte, nichts mehr übrig, sondern es fehlt auch der finanzielle Rückhalt für eine echte Lehrkräfte-Offen sive. Nur wer Spielräume hat, kann reagieren.
Jahrelange Versäumnisse: Das Problem des Lehrkräftemangels ist hausgemacht
Weitere Infos zur Untersuchung des Stifterverbandes gibt es hier: https://www.stifterverband.org/lehrkraeftetrichter
Es besteht kein Zweifel: Dass der Lehrkräftemangel in Deutschland so hoch ist, liegt an den Versäumnissen ver
Thema
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‘Wegweiser’ wird vom Verfassungsschutz des Landes Nordrhein-Westfalen finanziert und koordiniert. Ziel ist, vor islamistischer Radikalisierung zu schützen und neue Perspektiven zu erarbeiten.
Nur religiös oder schon islamistisch? Das nordrhein-westfälische Präventionsprogramm ‘Wegweiser – Gemeinsam gegen Islamismus’ bietet an 25 Standorten Hilfe, passgenaue Veranstaltungen und allgemeine Informationen zum Themenfeld ‘Islamismus’ und ‘Radikalisierung’ an.
von Katrin Strunk >> Referat 614 – Prävention und Aussteigerprogramme, Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen E-Mail: info@wegweiser.nrw.de
Die Situation an einem Bonner Gym nasium hat im Juni 2023 medial für Aufsehen gesorgt und das Thema ‘Islamismus’ an Schulen in den Fokus gerückt. An der Schule sollen streng gläubige muslimische Schüler versu chen, ihre religiösen Vorstellungen als maßgeblich durchzusetzen und das Schulleben zu beeinflussen. Das Prä ventionsprogramm Wegweiser berät bereits seit mehreren Monaten das Gymnasium sowie viele andere Schu len in Nordrhein-Westfalen bei aktu ellen Herausforderungen und Frage stellungen zum Thema Islamismus.
denen Einzelne versuchen, vermeint lich religiöse Forderungen durchzu setzen, ihre Interpretation des Islam als die einzig wahre zu verbreiten und dabei andersdenkende Personen teils auch aggressiv zu bedrängen. ‘Wegweiser’ ist seit dem Start auf grund der vielfältigen Bedarfe landes weit auf 25 Beratungsstellen ausge baut worden und wird vom Verfas sungsschutz des Landes Nordrhein Westfalen finanziert und koordiniert. Ein zivilgesellschaftlicher oder kom munaler Träger setzt das Programm jeweils vor Ort mit einem multiprofes sionellen Beratungsteam um. Ziel ist, insbesondere junge Menschen vor ei ner islamistischen Radikalisierung zu schützen und mit ihnen gemeinsam neue Perspektiven zu erarbeiten. Dabei spielt ihr unmittelbares Umfeld eine wichtige Rolle: Eltern, Freunde oder auch Lehrkräfte sind zumeist die jenigen, denen als Erste Veränderun gen an einem jungen Menschen auffal len und die sich Sorgen machen. In der
‘Jihadi fool’ ist eine Video- und Social- Media-Kampagne, die in der Plattform YouTube zu finden ist. Die Kampagne lädt zur Auseinandersetzung mit salafistischer Internetpropaganda und Extremismus ein. Bei allen diesbezüglichen Fragen oder einer befürchteten möglichen Radika lisierung können Schulleitungen und Regel sehen Jugendliche ihre eigene Entwicklung als normal an und haben auch keinen Anlass, ihren neuen Freun deskreis oder die in ihren Augen hilfrei chen TikTok-Inhalte kritisch zu hinter fragen. Gerade in der Schule, wo Kinder und Jugendliche sich täglich aufhalten, können solche Veränderungsprozesse frühzeitig erkannt werden.
Seit 2014 versteht das Programm sich als Ansprechpartner für Lehrkräfte und Schulen
‘Wegweiser’ besteht seit 2014. Das zeigt, dass die Notwendigkeit eines präventiven Umgangs mit dem The ma ‘Islamismus’ wichtig ist. Das zeigen auch die Berichte aus Schulen, nach
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Thema
Lehrkräfte Wegweiser hinzuziehen. Die ‘Wegweiser’-Beratungskräfte unterstützen dabei, Situationen und entstandene Konflikte einzuordnen sowie Maßnahmen zu planen und umzusetzen. Bei Bedarf führen sie auch Gespräche mit betroffenen Schülern und Eltern. Wenn bei einem Fall die Radikalisierung bereits weiter fortgeschritten ist und der oder die primär Betroffene den Wunsch hat, die extremistische Szene zu verlassen, wird das Aussteigerprogramm Isla mismus des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes hinzugezogen. Die Beratungskräfte bieten zudem Informationsveranstaltungen für Lehrkräfte und Workshops für Schüler zu verschiedenen Themen an und sie unterstützen bei der Gestaltung von Projekttagen. Neben Islamismus und Radikalisierung stehen auch Formate zu Aspekten wie Umgang mit antise mitischen Äußerungen, Islamismus in Sozialen Medien oder Homosexualität im Islam zur Verfügung. Alle Wegwei ser-Angebote werden individuell an die jeweiligen Bedarfe der Schulen angepasst und sind kostenlos.
nen. ‘Jihadi fool’ ist zum Beispiel eine Video- und Social-Media-Kampagne, deren 75 Videos unter anderem auf der Plattform YouTube abrufbar sind. Die Kampagne wendet sich an ein breites Publikum mit einem Schwer punkt bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen und lädt zur Auseinan dersetzung mit salafistischer Internet propaganda und Extremismus ein. Mit Humor und Satire soll Aufmerk samkeit erzielt und mit Hintergrundvi deos sensibilisiert werden. Die Videos erklären, woran man Extremismus er kennt, was genau am extremistischen Salafismus beziehungsweise Islamis mus problematisch ist und warum man die Demokratie schützen muss. Aktu ell arbeitet der Verfassungsschutz da ran, dass sich insbesondere die Hinter grundformate für die pädagogische Arbeit optimal nutzen lassen. Ehemalige Extremisten berichten über Auswege aus der Szene Bei dem Projekt PRISMA berichten ehemalige Mitglieder extremistischer Szenen in moderierten Gesprächsfor
maten über ihren Weg in und aus dem Extremismus wie dem Islamismus. Wie war ihr Leben vorher, welche Faktoren haben sie den entscheidenden Schritt gehen lassen? Wie verlief der Radikali sierungsprozess, welche Erlebnisse führten zum Ausstieg und wie ist das Leben seitdem? Fragen, die deutlich machen, dass niemand als Extremist geboren wird. Aufgrund der hohen per sönlichen Authentizität, insbesondere der kritischen Reflexion des begange nen Unrechts während der Szenezuge hörigkeit, können die Aussteiger durch die moderierte Darstellung ihres Le bensweges glaubhaft vermitteln, dass Extremismus keine Alternative ist. Im Gegenteil, die gebrochenen Biogra fien zeigen vielmehr den Sackgassen charakter. Der gelungene Ausstieg und die damit verbundene Botschaft, dass es Perspektiven für ein gelungenes Leben in der Gesellschaft gibt, können insbesondere Zielgruppen mit Gefähr dungspotential bzw. Empfänglichkei ten für extremistische Entgrenzungs- und Werbestrategien wirksam errei chen. PRISMA-Veranstaltungen haben sich in unterschiedlichen Kontexten bewährt, unter anderem in Schulklas sen und der Lehrerfortbildung.
Mit Videos und Aussteigergesprächen gegen Extremismus
Weitere Informationen zu allen Präventions- angeboten des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes finden Sie hier https://www.wegweiser.nrw.de/ https://www.im.nrw/themen/verfassungsschutz/ praeventionsarbeit-und-aussteigerprogramme Die Jihadi fool-Videos sind unter anderem abrufbar unter www.youtube.com/c/jihadifool
INFO
Der nordrhein-westfälsche Verfas sungsschutz verfügt im Bereich der Islamismusprävention neben dem Programm Wegweiser über zahlrei che weitere Projekte, die von Schulen in Anspruch genommen werden kön
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Schule & Beruf
Zu viel Arbeit – überall Die landesweiten Ergebnisse der zweiten Copsoq-Befragung und die Detailergebnisse aus den Bezirksregierungen liegen nun komplett vor. Zeit also, einen Blick auf die Zahlen zu werfen.
von Thomas Ahr >> Vorsitzender des PhV-Bezirks Mönchengladbach E-Mail: thomas.ahr@gmx.de
Im Rahmen von ‘Copsoq II’ (Copen hagen Psychosocial Questionnaire) wurden Lehrkräfte aller Regierungs bezirke und aller Schulformen zwi schen 2019 und 2022 mit Hilfe eines zuvor abgestimmten, zum Teil schul formspezifischen, Online-Fragebo gens in der von der unabhängigen Freiburger Forschungsstelle für Ar beitswissenschaften (FFAW) zusam men mit dem MSB sowie den Haupt personal- und Hauptschwerbehin dertenvertretungen für Nordrhein Westfalen weiterentwickelten Fas sung nach ihren psychosozialen Stressoren im Berufsalltag befragt. Dabei wurde der berufsspezifische Teil C an Lehrkräfte verschiedener Schulformen angepasst. Der Rest des Fragebogens blieb nahezu gleich, um eine Vergleichbarkeit zu anderen Berufen zu erreichen. Die Auswertung dieser Befragung liefert demnach nicht nur Erkennt nisse über die psychosoziale Belas tung der Lehrkräfte allgemein im Vergleich zu anderen Berufsgrup pen, sondern auch berufs- und
schulformspezifische Ergebnisse. Ei ne nähere Betrachtung der Ergeb nisse räumt auch mit dem gängigen Vorurteil auf, dass Lehrkräfte am Gymnasium in der Blase der berufli chen Glückseligkeit lebten im Ver gleich zu anderen Schulformen: in einigen Belastungsfaktoren, die maßgeblich zu einem erhöhten Burn-Out-Risiko beitragen, sind Lehrkräfte am Gymnasium nämlich nicht nur Spitzenreiter im Vergleich mit anderen Berufen, sondern auch im Vergleich der Schulformen. Die Ergebnisse sind auch im zugangsge schützten Bereich für Lehrkräfte im
Kapitel Arbeits- und Gesundheits schutz auf der Seite des MSB veröf fentlicht:
https://www.schulministerium.nrw.de/ BiPo/Administration/Anmeldung? Anwendung=/BiPo/AMD/
Eine detaillierte Auswertung für die einzelnen Schulen ergibt sich aus dem Vergleich der Schulergebnisse, die allen teilnehmenden Schulen zu gegangen sind mit dem landeswei ten Ergebnis, der nun vorgenommen werden kann. Wichtig ist dabei zu beachten, dass man immer nur rela tive Ergebnisse durch den Vergleich
Zwischen 2019 und 2022 wurden Lehr kräfte mit Hilfe eines zuvor abgestimm ten, zum Teil schulformspe zifischen, Online-Frage bogens nach ihren psycho sozialen Stressoren im Berufsalltag befragt.
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Schule & Beruf
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Beim Burn-Out-Treiber Nummer eins landen Gymnasien ganz vorn Die quantitativen Anforderungen sind am Gymnasium und der Ge samtschule am höchsten. Sie liegen damit deutlich über dem Copsoq Gesamtergebnis. Wenig überra schend liegen die Skalenwerte im Bereich WPC, dem Burn-out-Trei ber Nummer eins, daher auch bei Gymnasium und Gesamtschule ebenfalls hoch, das Gymnasium liegt an der Spitze! Das war auch in der ersten Befragung so. Im Vergleich der Schulformen ist dieser Belas tungsfaktor am Gymnasium und an den Gesamtschulen nach wie vor überdurchschnittlich hoch, der Copsoq-Gesamtwert (alle Berufe) liegt darunter. Der Skalenwert für Entgrenzung liegt am Gymnasium wieder am höchsten, dicht gefolgt von allen anderen Schulformen. Würde man hier also nur Schulen untereinander vergleichen, käme gar nicht zutage, dass dieser Faktor eine enorme Belastung für Lehrkräf te darstellt. Erst im Vergleich mit Copsoq-gesamt sieht man die Pro blemlage. Burn-out-Symptome sind bei Lehrkräften aller Schulfor men ungefähr gleich ausgeprägt und haben sich an allen Schulfor men im Vergleich zur ersten Befra gung verstärkt. Sie liegen bei Lehr kräften insgesamt signifikant höher als im Schnitt bei allen Berufsgrup pen.
mit anderen Bezugsgruppen erhält, nie aber eine objektive Einschät zung, ob der ermittelte Skalenwert nun ‘gut’ oder ‘schlecht’ ist. Ab ei nem Unterschied von sieben Skalen Punkten spricht man laut FFAW von signifikant besseren oder schlechte ren Ergebnissen im Vergleich mit an deren Bezugsgruppen. Die verschiedenen psycho-sozialen Belastungsfaktoren (Aspekte) wur den in einem Regressionsverfahren auch dahingehend untersucht, wel che fünf jeweils die größte Auswir kung auf Beanspruchungen und Be lastungsfolgen bzw. Zufriedenheit und Gesundheit im Berufsalltag ha ben. So haben zum Beispiel die As pekte ‘Führungsqualität’, ‘Verbun denheit mit dem Arbeitsplatz’, ‘Work-Privacy-Konflikte (WPC)’, ‘Ausstattung’ und ‘Gemeinschafts gefühl’ den größten Einfluss auf ‘Ar beitszufriedenheit’. Es wurden auch Personenmerkmale (Fragebogen Teil A) dahingehend überprüft, aber diese Detailauswertung führte hier sicher zu weit. Zudem stellte sich he raus, dass diese Merkmale keinen Einfluss auf beispielsweise ‘Arbeits zufriedenheit’ haben. Vom wiederholten Wiegen wird die Sau auch nicht fetter… Auch wenn die Beteiligung der Lehr kräfte in Runde 2 (38 Prozent) im Vergleich zur Runde 1 (43 Prozent) gesunken ist, so haben immerhin 92
Prozent aller Schulen in Nordrhein Westfalen auswertbare Ergebnisse geliefert, so dass diese durchaus als repräsentativ gelten dürfen. Allge mein ergibt sich aus dem Vergleich mit anderen Berufsgruppen, dass Lehrkräfte signifikant höhere, d. h. schlechtere Skalenwerte in folgen den Anforderungen erreichen: Quantitative Anforderungen, Emo tionale Anforderungen, der Notwen digkeit, Emotionen zu verbergen, Work-Privacy-Konflikte (WPC) und Entgrenzung der Arbeit. Besonders bei letzterem Faktor schneiden Lehr kräfte sehr deutlich schlechter ab im Vergleich zum Skalenwert aller Berufe. Im Vergleich zu der ersten Befra gung haben sich die Skalenwerte für Quantitative Anforderungen, Emo tionale Anforderungen und der Not wendigkeit, Emotionen zu verber gen auch verschlechtert, Entgren zung wurde in der ersten Runde nicht erfasst. Lediglich beim WPC ist der Skalenwert leicht gesunken, liegt aber immer noch deutlich über dem Wert aller Berufe. Dem entspre chend finden sich bei Lehrkräften auch bei Burn-out-Symptomen, Prä sentismus und der Unfähigkeit ab zuschalten signifikant schlechtere Werte als im Durchschnitt aller Be rufe, bei den Burn-Out-Symptomen sogar ein signifikant schlechterer Wert als bei der ersten Befragung. Dramatisch verschlechtert hat sich im schulspezifischen auch der Ska lenwert bei ‘Fachlicher(!) Unterstüt zung’.
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Schule & Beruf
So bleibt gespannt darauf zu warten, wie das MSB nun auf diese Datenla ge reagiert und für Abhilfe sorgt. Ei ne Rückenschulung beim B.A.D. er scheint da wenig zielführend. Eine Forderung nach strukturellen, also verhältnispräventiven Maßnahmen ist absolut geboten bei dieser Fak tenlage, denn die allseits vorhande ne, mittlerweile doppelt dokumen tierte quantitative Überlastung der Lehrkräfte kann nicht durch diese selbst gemildert werden. Verbale Aggression und körperli che Gewalt durch Schülerinnen und Schüler oder Eltern sind an Gymnasien keine ausgeprägten Problemlagen, an Gesamtschulen aber durchaus.
Aus der Befragung ergibt sich auch, dass Problem- bzw. Belastungslagen an den Schulformen zum Teil sehr unterschiedlich ausgeprägt sind. So gibt es auch Faktoren, die am Gym nasium im Vergleich zu anderen Schulformen eine untergeordnete bzw. nahezu gar keine Rolle spielen: Verbale Aggression und körperliche Gewalt durch Schülerinnen und Schüler oder Eltern scheinen an Gymnasien keine ausgeprägten Pro blemlagen zu sein, an Gesamtschu len aber durchaus. Auch Cybermob bing ist im Vergleich zu Realschulen, Hauptschulen und Gesamtschulen am Gymnasium laut der Befragung unterdurchschnittlich ausgeprägt. Aber: alles kommt auch am Gymna sium vor. Positives im Lehrerberuf: Die Entwicklungsmöglich keiten haben sich verbessert Es sollen hier aber auch die Aspekte, die im Vergleich aller Berufsgruppen positiv bei Lehrkräften ausgeprägt sind, nicht verschwiegen werden – auch wenn den Berufspraktiker / die Berufspraktikerin (fast) keine über raschenden Erkenntnisse erwarten: Signifikant besser werden der Ein fluss auf die Arbeit, die Entwick lungsmöglichkeiten, die Bedeutung der Arbeit, die Verbundenheit mit dem Arbeitsplatz und die geringe Unsicherheit des Arbeitsplatzes durch Lehrkräfte bewertet. Interes santer Weise bewerten Lehrkräfte auch die Wertschätzung ihrer Arbeit
besser als im Schnitt Angehörige al ler Berufe. Wenig überraschend: Ins gesamt fällt der Aspekt ‘Spielraum bei Pausen und Urlaub’ bei Lehrkräf ten deutlich schlechter aus als bei al len erfassten Berufen – aber das bringt wohl ein Beruf mit festgeleg ten Ferienregelungen und Pausen zeiten durch den Schulgong so mit sich. Die Qualität der Konferenzen / Besprechungen wird übrigens am Gymnasium, den Gesamtschulen und Berufskollegs signifikant schlechter bewertet als an anderen Schulformen – was sicherlich der Größe der Systeme geschuldet ist. Nimmt man allerdings diese Auswer tung im Vergleich Lehrkraft, stellv. Schulleitung und Schulleitung vor, so ergibt sich eine sehr deutliche Diskrepanz im Erleben der Konfe renzen und Besprechungen: Schul leitungen nehmen diesen Punkt deutlich positiver wahr als Lehrkräfte – es scheint eine Frage der Perspek tive zu sein …
INFO
Das Angebot des B.A.D. kann man mittlerweile bequem über
https://www.bad-arbeitsmedizin.de einsehen. Man kann sich dort recht einfach eigene Login-Daten zu- schicken lassen und dann im Angebot stöbern. Von dort aus lassen sich dann auch direkt Seminare, Workshops u. v. m. über das Tool ‘Terminland’ buchen.
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Schule & Beruf
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Neue Beihilfenverordnung bringt Verbesserungen Mit Wirkung zum April ist die Beihilfenverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen (BVO NRW) geändert und aktualisiert worden. Ein Überblick über wesentliche Änderungen.
von Lars Strotmann >> Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Medien E-Mail: larsstrotmann@yahoo.de
Aus Sicht des PhV NRW wäre vor diesem Hintergrund auch eine Wiederaufnahme der Beihilfeinfo tage (zum Beispiel in Form digitaler Formate) durch das LBV NRW sehr begrüßenswert. Mit Blick auf die Belange älterer und/oder in ihrer Mobilität einge schränkter Kollegen/-innen und Versorgungsempfänger/-innen,
deren Zahl zudem kontinuierlich steigt, hielte der PhV NRW auch die Einrichtung einer auf die Bedarfe dieser Zielgruppe spezialisierten Info- und Servicehotline für ebenso wünschenswert wie unumgänglich. Am 16. Juni 2023 wurde das Gesetz zur Unterstützung und Entlastung in der Pflege (Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz – PUEG)
verabschiedet. Dieses sieht Ände rungen in der Berechnung der Bei träge zur Pflegeversicherung ab dem 1. Juli 2023 vor. Die Erhöhung des Beitragssatzes in der Pflegever sicherung auf 3,4 Prozent sowie des Beitragszuschlags für Kinderlose auf 0,6 Prozent erfolgt mit der Bezüge abrechnung August 2023 rückwir kend ab Juli 2023. Dabei ist vorerst lediglich die Unterscheidung von
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Schule & Beruf
Sechs Bundesländer bieten ihren Beamten eine pauschale Beihilfe an. Weiteres Chaos im föderalen Flickenteppich des Beamtenrechts dürfte programmiert sein.
Personen mit bzw. ohne Kinder be rücksichtigt. Ende August werden die Personen mit Kind(ern) aufgefor dert, noch benötigte Unterlagen nachzureichen. Die Rückrechnung der Beiträge für Personen mit zwei Kindern oder mehr, die von einem Beitragsabschlag profitieren, wird zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Einbahnstraße pauschale Beihilfe verunsichert junge Kolleginnen und Kollegen Die Einführung einer pauschalen Beihilfe wird im nordrhein-westfäli schen Koalitionsvertrag thematisiert. Dort heißt es, dass zu Beginn des Be amtenverhältnisses eine ‘einmalige Wahlmöglichkeit’ eingeführt werden solle. Damit nehmen die Verantwort lichen in Kauf, dass sich vor allem Beamtenanwärterinnen und Beam tenanwärter verunsichert fühlen. Denn der Verbleib in der Gesetzli chen Krankenversicherung (GKV) und die Entscheidung für die pau schale Beihilfe ist nicht ohne Risiko. Die Wahl des Zuschusses zur GKV ist nämlich unwiderruflich und führt damit für die jungen Beamtinnen und Beamten in eine Sackgasse. Die damit verbundenen Nachteile dürften indes vielen Betroffenen erst später bewusst werden. Denn je nach Lebenssituation steigt die individuelle Beihilfe für Beamte auf bis zu siebzig Prozent. Die Kosten für eine Private Krankenversicherung sinken entsprechend. Vorsicht ist
zum Bund gibt es keinen Anspruch mehr darauf. Mittlerweile bieten sechs Bundesländer ihren Beamten eine so genannte pauschale Beihilfe an, womit weiteres Chaos im föde- ralen Flickenteppich des Beam- tenrechts programmiert sein dürf- te. Dabei handelt es sich um eine Art Arbeitgeberzuschuss für diejenigen, die sich in der GKV versichern. Was als ‘Stärkung der Wahlfreiheit von Beamten’ verkauft wird, hat in Wirk lichkeit rein ideologische Gründe. So erhofft sich die SPD, ihr Projekt Bür gerversicherung nun in Teilschritten einzuführen. Das Kalkül hinter der pauschalen Beihilfe: Es sollen sich
ebenfalls bei einem Dienstherren wechsel angezeigt: Die pauschale Beihilfe endet an den Landesgren zen und auch bei einem Wechsel
Wir verweisen gerne auf die sehr lesenswerte Stellungnahme des dbb nrw zum Gesetz zur Einführung einer pauschalen Beihilfe, zu finden unter:
INFO
https://www.finanzverwaltung.nrw.de/dienststellen/landesamt-fur- besoldung-und-versorgung-nrw/anderungen-der-beihilfeverordnung- zum-01042023
https://www.dbb-nrw.de/aktuelles/news/gezielte-loesung-statt- holzhammer-methode/
Die sehr lesens- und empfehlenswerten Merkblätter auf der Homepage des LBV NRW wurden weitestgehend aktualisiert. Sie erkennen ein aktualisier tes Merkblatt daran, dass auf der ersten Seite ‘Stand 04/2023’ aufgeführt ist. Zu finden sind die Merkblätter hier:
https://www.finanzverwaltung.nrw.de/dienststellen/ landesamt-fur-besoldung-und-versorgung-nrw/beihilfezahlung
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Schule & Beruf
unter dem Stichwort Wahlfreiheit auch die Menschen im umlagefinan zierten System der GKV absichern, die im Normalfall ins kapitalgedeck te System der Privaten Krankenver sicherung (PKV) wechseln würden. DBB und PhV weisen pauschale Kritik an der klassischen Beihilfe zurück
lichkeit geben, in die PKV zu wech seln. Ebenso wie der dbb nrw weist der PhV NRW pauschale Kritik an der klassischen Beihilfe entschie den zurück. Die Beihilfe ist im Zu sammenspiel mit der Besoldung und Versorgung ein elementarer Kernbestandteil des Berufsbe amtentums und eine pauschale Beihilfe ein vorgeschobenes Argu ment für eine grundsätzliche und ideologisch motivierte Systemän derung.
ter der pauschalen Beihilfe indes nur in eine Richtung. Denn wür den sie es wirklich ernst damit mei nen, müssten sie zum Beispiel auch eine Absenkung der Versiche rungspflichtgrenze befürworten, und so Millionen GKV-pflichtversi cherten Arbeitnehmern die Mög
Diese Wahlfreiheit in der Kranken versicherung fordern die Befürwor
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Schule & Beruf
Inklusion & Integration: Ist beides noch zu schaffen?
von Julia Nelleßen >> Vorsitzende des Referats Gesamtschulen E-Mail: julianellessen@gmx.de
In der Präambel zu den Grundsätzen schulischer Inklusion ist Folgendes zu lesen: »Die Landesregie rung verfolgt das Ziel, Schülerinnen und Schüler mit und ohne Bedarf an sonderpädagogischer Un terstützung bestmöglich zu fördern. Die Schulen des Gemeinsamen Lernens und die Förderschulen werden dabei gleichermaßen unterstützt. […] Die Landesregierung will die Inklusion an den Schulen bestmöglich und zum Wohle der Kinder und Jugendlichen gestalten. Dabei steht die Qualität der individuellen Förderung im Zentrum der Anstrengungen. Aus diesem Grund unterstützt die Landes regierung die Schulen mit zusätzlichem Personal. Im Gemeinsamen Lernen werden Unterricht und Erziehung aller Schülerinnen und Schüler von Lehrkräften für sonderpädagogische Förderung, Lehrkräften anderer Lehrämter sowie Fachkräften aus anderen Berufsgruppen gemeinsam verantwortet.« 1
1 Ministerium für Schule und Bildung NRW. 2023 Bildungsportal NRW. Bildungsthemen Inklusion. URL: https://www.schulministerium.nrw/ schule-bildung/bildungsthemen/inklusion, letztmalig abgerufen am 27. August 2023
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Schule & Beruf
Fotos (3x): AdobeStock
Soweit die Theorie. In der Praxis sieht es leider anders aus. An einer Gesamtschule im Westen unseres Landes startete 2018 eine Lehrkraft in Klasse 5 mit 25 Schüle rinnen und Schülern. Drei Kinder hatten einen sonderpädagogischen Förderbedarf (LE, SE, ESE). Drei Integrationshelfer waren immer, eine Sonderpädagogin mit fünfzehn Stunden pro Woche un
Ministerielle Ziele versus schulischer Alltag
gleichermaßen auf der Strecke. Das alles trägt nicht zum Wohle der Kinder bei. Vor- und nachbereitende Aufgaben, die in Klassen mit Integration und Inklusion zusätzlich anfallen (Ab sprachen mit schulinternen und schulexternen Personengruppen, Testungen aller Art, Förderplange spräche, Förderpläne, Überprüfung der erreichten Ziele, Be richtszeugnisse, AO-SF Verfahren, Organisie ren von Dolmet schern etc.), müssen
Viele Klassen im gemeinsamen Un terricht sind deutlich größer als es der Klassenfrequenzrichtwert vor sieht, das Personal wurde nicht auf gestockt, die Doppelbesetzung wur de zur Versorgung und Aufrechter haltung des Unterrichts drastisch
terstützend im Unter richt. Es konnte bin nendifferenzie rend und den Be dürfnissen aller Lernenden ange messen unter richtet, projekt- und gruppenorien tiert gearbeitet wer den.
wenige Lehrkräfte mit zum Teil fehlen der spezifischer Ex pertise bewältigen.
Der Lehrkraft bleibt in einer Unterrichtsstunde bei nunmehr dreißig Schüle
rinnen und Schülern viel zu wenig Zeit für eine bedarfsge rechte, individuelle Betreuung. In klusion und Integration sind unter diesen Bedingungen nicht mehr zu leisten! Wenn die Qualität der individuellen Förderung im Zentrum der Anstren- gungen stehen soll, dann müssen dafür auch die quantitativen Rahmenbedingungen vorhanden sein. So aber ist die Schule des länge ren gemeinsamen Lernens weder für Kinder ohne noch mit sonderpädago gischem Förderbedarf ein Erfolgs konzept.
Ja, in dem Schuljahr konn ten die Kinder bestmöglich ge fördert und gefordert werden. Aller dings verschlechterten sich die Be dingungen in den darauffolgenden Jahren gravierend. Der traurige Höhepunkt wurde im 9. Schuljahr erreicht, in dem insgesamt 31 Schü lerinnen und Schüler, davon immer noch drei mit sonderpädagogi schem Förderbedarf, die Klasse besuchten. Sechs sind noch hinzu gekommen, drei Wiederholer der Klasse 9 sowie drei Schüler aus der Ukraine. Heute besuchen dreißig diese 10. Klasse. Eine Integrations helferin betreut einen Schüler (ESE) im Unterricht.
zurückgefahren, Sonderpädagogin nen und -pädagogen können kaum eingestellt werden, da sie flächen- deckend fehlen. Kolleginnen und Kollegen, die eine entsprechende Expertise in DAZ/ DAF besitzen, stehen ebenfalls nicht in ausreichen dem Maße zur Verfügung. Größere Klassen bedeuten gleich zeitig weniger Zeit für jeden Einzel nen. Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf, jene mit teilweise traumatisierenden Fluchterlebnis sen und potenzielle Oberstufen schülerinnen und -schüler bleiben
FAZIT
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Schule & Beruf
Die Tarifexperten des PhV NRW bei der Regionalkonferenz (v.l.n.r.): Christa Hanebrink-Welzel, Matthias Overbeck, André Schmitz-Niggemann, Julia Nelleßen, Martin Juchem, Holger Ecken.
Tarifrunde 2023 in Vorbereitung Im Herbst dieses Jahres werden die Tarifverhandlungen zum TV-L in Potsdam stattfinden. Schon jetzt haben die Vorbereitungen seitens der Verbände und Gewerkschaften unter dem Dach des dbb dazu begonnen. Am 10. August tagte die Landestarifkommission des dbb/tarifunion NRW in Düsseldorf. Gemeinsam haben die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter der Mitgliedsgewerkschaften mögliche Forderungen und Strategien für die Tarifrunde diskutiert.
Forderungsfindung am 11. Oktober Die Bundestarifkommission wird am 11. Oktober in Berlin tagen und die For derungen für die kommende Tarifrunde diskutieren, die dann im Anschluss der Öffentlichkeit präsentiert werden. Ziel muss ein Abschluss sein, der die immer noch hohe Inflation abfedert und durch strukturelle Verbesserungen den öf fentlichen Dienst weder im Bereich der Attraktivität noch der Bezahlung von anderen Berufsgruppen abhängt. Die erste Verhandlungsrunde findet am 26. Oktober statt, die zweite Run de ist für den 2. und 3. November ge plant. Die dritte und abschließende Verhandlungsrunde wird dann vom 7. bis 9. Dezember in Potsdam stattfin den. Sollte am Ende dieser Runde keine Einigung erzielt worden sein, so gibt es ohne Schlichtungsvereinba rung nur die Möglichkeit, einen Tarif abschluss in einer vierten Runde zu erzielen oder eine Urabstimmung ein zuleiten, in der die Mitglieder über die Einleitung von Arbeitskampfmaßnah men abstimmen. Zeitlicher Ablauf der Verhandlungen
Fortgesetzt wurden die Gespräche in erweitertem Rahmen dann am 5. Sep tember auf der Regionalkonferenz in Düsseldorf.
https://www.dbb-nrw.de/aktuelles/news/ startklar-fuer-den-stuermischen-herbst/
An dieser Konferenz nahmen sechs Mitglieder unseres Referates für Tarif fragen teil. Alle Anwesenden waren sich in ihrer Lageeinschätzung einig: Die im Frü jahr dieses Jahres stattgefundene Tarifrunde TVÖD und TV-B war an allen Verhandlungstagen durch eine regelrechte Verweigerungshaltung der Arbeitgeberinnen und Arbeitge ber geprägt. Nur durch eine Schlich tung konnte schließlich ein Abschluss mit Einverständnis beider Tarifpartei en erreicht werden. Beim TV-L gibt es diese Möglichkeit der Schlichtung nicht. Daher muss seitens der Be schäftigten des öffentlichen Dienstes der Länder durch die gesamte Ver handlungsrunde hindurch ein enor mer Druck auf die Arbeitgeberseite ausgeübt werden, damit diesmal der Wille zu einem für die Beschäftigten akzeptablem Angebot erkennbar ist.
Wir werden Sie über die Inhalte der Forderungen und Verhandlungen auf dem Laufenden halten. Schon jetzt aber ist erkennbar, dass wir für ein Tarifergebnis, was sich an dem Schlichtungsergebnis für den TVÖD und TV-B orientiert, hart werden kämpfen müssen. Hier ist jede Einzel ne und jeder Einzelne von uns ge fragt, denn nur gemeinsam können wir im Verbund mit den anderen Mit gliedsgewerkschaften des dbb etwas erreichen! Aktuelle Informationen finden Sie auf der dbb – Seite zur Einkommensrun de 2023.
https://www.dbb.de/einkommensrunde/ einkommensrunde-2023-tvl.html
Matthias Overbeck Vorsitzender Tarifreferat PhV-NRW, Mitglied der Landes- und Bundestarifkommision des dbb
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Interna
Hilfreich und verlässlich - auch in schwierigen Zeiten Beim Treffen der PhV-Vertrauenslehrer und -lehrerinnen aus der Bezirksgruppe Rheine/Steinfurt ging es um Aktuelles aus Schule und Personalrat.
Im August trafen sich die PhV-Ver trauenslehrer und -lehrerinnen der Bezirksgruppe Rheine/Steinfurt im Hotel Lücke (Rheine) zu einer abendlichen Runde. Die Bezirksvorsitzende Anita Göbel bedankte sich bei den teilnehmen den Mitgliedern für die sehr gute und vertrauensvolle Zusammenar beit. Danach erfolgte ein reger Aus tausch über aktuell schulrelevante Themen wie zum Beispiel dienstliche Abordnungen, eingeschränkte Teil
zeit und Probezeiten bei den Vor griffsstellen. Nach dem Verlesen des Kassenberichtes durch Kirsten Wolters bedankten sich alle für ihre genaue und transparente Kassen führung. Mit Blick auf die Personalratswahlen im Juni 2024 wurde die Kandidaten liste für den Bezirk Rheine/Steinfurt einvernehmlich verabschiedet. Nach dem Essen wurde weiter inten siv über Aktuelles aus der Schulpoli
tik und dem Bezirkspersonalrat dis kutiert; dabei wurde wieder einmal deutlich, wie wichtig eine verlässli che und hilfreiche Verbandsarbeit wie die des PhV in schwierigen Zeiten ist. Durch kulturelle Veranstaltungen und Fortbildungsangebote soll auch künftig das gemeinsame Verbands leben des PhV im Kreis Rheine/ Steinfurt gepflegt werden.
Christian Stroff
IMPRESSUM
Verlag und Anzeigenverwaltung PÄDAGOGIK & HOCHSCHUL VERLAG – dphv-verlagsgesellschaft mbh – Graf-Adolf-Straße 84 40210 Düsseldorf
Aus Gründen der Lesbarkeit verwenden wir das tradi tionelle generische Maskulinum. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Die Redaktion be hält sich grundsätzlich die Auswahl und das Recht der Kürzung vor. Die Redaktion geht davon aus, dass den Einsendern von Fotos eine Einverständniserklä rung der Abgebildeten zur Veröffentlichung vorliegt. Anzeigen: Der Herausgeber ist für Inhalt und Form von Anzeigen nicht verantwortlich.
Bildung aktuell erscheint sechsmal jährlich als Zeitschrift des Philologenverbandes Nordrhein-West falen. Der Bezugspreis ist für Mitglieder des Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen im Mitgliedsbeitrag enthalten. Preis für Nichtmitglieder im Jahresabonnement: 35 Euro (inklusive Porto, Bezug nur über den Pädagogik & Hochschul Verlag) Herausgeber Der Geschäftsführende Vorstand ViSdP Sabine Mistler – Vorsitzende
Redaktion Lars Strotmann (verantwortlich), Andreas Bartsch, Uta Brockmann (Gesamtkoordi- nation), Meik Bruns, Michael Horstmann, Carsten Hütter, Yvonne Lütten, Julia Nelle ßen, Maximilian Schmieding, Olaf Steinacker Gestaltung Oliver Dömges Anschrift wie Geschäftsstelle Philologenverband Nordrhein-Westfalen Graf-Adolf-Straße 84 · 40210 Düsseldorf Tel.: 0211 177440 · Fax: 0211 161973
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Interna
Digitale Kommunikationszeiten klar definieren Bei einer Fortbildung des Bezirks Bonn/Rhein-Sieg ging es um die Grenzen und Möglichkeiten von Arbeitsentlastung.
Entlastungsmöglichkeiten im Schul alltag unterliegen einer strengen Rah mung durch den Dienstherrn. Diese Rahmenbedingungen legte Susanne Lerch als Referentin für Rechtsfragen des Philologenverbandes NRW einer Reihe interessierter Kolleginnen und Kollegen des PhV-Bezirks Bonn/ Rhein-Sieg in Niederkassel anhand konkreter Beispiele mit entsprechen den Erläuterungen sehr anschaulich dar. Auf besonderes Interesse stießen dabei die Vorgaben hinsichtlich der ‘Lehrer- und Schulleitungstöpfe’: So wohl die Berechnungsgrundlage (https://bass.schul-welt.de/6218.htm ) wie die Vorgaben zur Verteilung der Stun den (ebd. insbesondere § 2 Abs. 5 und § 5) wurden intensiv thematisiert und in deren Auswirkungen erörtert. Bei Lehrkräften in der Q2 werden in der Regel nach den Osterferien Ver tretungen mit entfallenden Q2-Un terrichtsstunden gegengerechnet. Hier wurde auf die Möglichkeit ver wiesen, diese entfallenden Unter richtstunden auch mit auftretenden Abitur- und Prüfungsbelastungen ge genzurechnen. Damit wird die Zahl der unentgeltlich abzuleistenden Ver tretungsstunden deutlich reduziert.
Stufenleitung sowohl entlastet wie auch mit einem entsprechenden A14-Amt honoriert wird, wurde infra ge gestellt. Hier wurde angeregt, das Beförderungsamt mit einer anderen zusätzlichen Aufgabe zu belegen, die keine Stundenentlastung nach sich zieht, da eine doppelte Entlas tung dem Grundsatz der Gleichbe handlung widerspricht und rechtlich nicht möglich ist. Zielgerichtetes Eingehen auf individuelle und komplexe Fragen Insgesamt erhielten alle Teilnehme rinnen und Teilnehmer einen sehr guten Überblick über die Grenzen und Möglichkeiten der Arbeitsent lastung und nahmen auch den Im puls mit, Kommunikationszeiten und Regeln besonders im Digitalen ge genüber Eltern, Schülern und Schul leitung klar zu definieren, um über griffigen Anforderungen zu begeg nen. Die Teilnehmenden schätzten die Qualität und Dichte der Informa tionsvermittlung und das zielgerich tete Eingehen auf zum Teil höchst individuelle wie komplexe Fragen sehr.
Susanne Lerch, Referentin für Rechtsfragen im PhV, bei ihrem Vortrag über die Rahmenbedin gungen der Entlastungsmöglich keiten im Schulalltag.
Dieser Ansatz stieß bei den Teilneh merinnen auf reges Interesse, aller dings konnten nicht alle Zweifel be seitigt werden, dass die Bezirksregie rung Köln diese Sichtweise teilt. Hohe Informationsdichte: Während der Fortbildung war auch Zeit für individuelle Fragen Das teilweise an Schulen praktizierte Vorgehen, dass zum Beispiel die SII
Manfred Theis
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