Bildung aktuell 4/2024
Wir plädieren für eine freiwillige Zentrale Prüfung an den Gymnasien – etwa, wenn nach der Vornote absehbar ist, dass der Mittlere Abschluss gefährdet ist. “
Schule & Beruf
18 Prozent sind unentschlossen (»weiß nicht«). Die Kommentare sind ebenfalls eindeutig: »Mehrbe lastung ohne großen Mehrwert«, »Materialschlacht, die ähnlich hoch dem Abitur ist«, oder: »Man darf Gymnasiallehrkräften zutrauen, dass sie Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 10 zutreffend bewerten können. Man hat das fünf Jahre lang gewissenhaft getan – warum also nicht auch im sechsten? Die meisten Schülerinnen und Schüler wollen das Gymnasium nicht nach der 10 verlassen, und wenn das tatsächlich angebracht erscheint, finden auch so entspre chende Beratungsgespräche statt, die vom Besuch der gymnasialen Oberstufe abraten oder dazu ra ten.« Der letztgenannte Punkt ist zentral, das hat auch der Kölner Stadt An zeiger in seiner Berichterstattung richtig bemerkt. Denn an Gymna sien sind die ZP 10 eigentlich nicht nötig, wenn das Ziel doch das Abi tur ist. An Gymnasien verlassen le diglich 6,5 % der Jugendlichen die Schule nach der 10. Klasse, somit drängt die Frage, warum alle Schü lerinnen und Schüler die ZP10 ver pflichtend ablegen müssen, sich mit Nachdruck auf. In Bayern ist man einen Schritt weiter und hat eine Antwort auf die Frage: Dort können Schülerinnen und Schüler die ZP 10 freiwillig ablegen, wenn sie die Schule mit dem Mittleren Schul- abschluss verlassen möchten.
In Berlin ist selbst das nicht mehr vorgesehen. Die Hauptstadt hat die Zentralen Prüfungen zum Schuljahr 2024/25 beerdigt. Lehrkräfte sollen dadurch entlastet werden, damit sie sich stärker auf ihre eigentlichen pädagogischen Aufgaben konzen trieren können. Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 10 wie derum könnten sich verstärkt auf den Übergang zur gymnasialen Oberstufe vorbereiten, hieß es zur Begründung. Den bayerischen Weg sieht auch der PhV NRW als gangbar an. Wir plädieren für eine freiwillige Zentra le Prüfung an den Gymnasien – et wa, wenn nach der Vornote abseh bar ist, dass der Mittlere Abschluss gefährdet ist. Alternativ könne sich der Philologenverband auch ein we In einer Umfrage des PhV NRW ging es in zwei Fragen auch um die ZP 10, besser: um die Gleichzeitigkeit von Abi turprüfungen und den ZP 10-Klausu ren. Mehr als die Hälfte der Befragten (53,63 %) sieht darin eine hohe oder sehr hohe Doppelbelastung.
niger vorbereitungsintensives Ver fahren ohne Zweitkorrektur vorstel len. Nur: So wie es jetzt ist, sollte es nicht bleiben. Im Schulministerium sieht man das freilich anders – wie auch der Stadt Anzeiger herausgefunden hat: »Das Schulministerium erklärte auf Anfra ge, dass es bei der wieder eingeführ ten ZP 10 an den Gymnasien bleibe. Eine Freiwilligkeit vergleichbar mit Bayern stehe für Nordrhein-Westfa len nicht zur Diskussion«, schreibt Autorin Ringendahl. »Schule und Schulaufsicht erhielten durch die ZP10 eine ‘wertvolle Rückmeldung über den Leistungsstand der Schü lerinnen und Schüler gemessen an landesweiten Standards’, argumen tierte das Ministerium.« Olaf Steinacker
Foto: AdobeStock
.19
Made with FlippingBook - Online catalogs