Bildung aktuell 4/2024
Thema
? Und was sollten nun Schulen vor allem tun? Wie können sie sich wirksam gegen Antisemitis mus aufstellen? Weiland: Antisemitismus in Schulen kann auf dreierlei Art begegnet wer den: durch vorausschauende Prä vention, durch Intervention und durch Repression. Pädagogische Prävention ist das entscheidende Instrument im Kampf gegen den Antisemitismus. Wenn Schulen sich so aufstellen, dass sie dem Antisemitismus präventiv ent gegenwirken, erfüllen sie ihre päda gogische Aufgabe vorbildlich. Nur eine präventive Arbeit, die systema tisch antisemitischen Denkmustern und Stereotypen entgegenwirkt, ist nachhaltig wirksam. Gerade auch für die systemische Entwicklung, d. h. dafür, wie sich Schulen insgesamt präventiv gegen den Antisemitismus aufstellen können, bietet SABRA Schulen und Lehrkräften ein breites Portfolio an Fortbildungs- und Un terstützungsangeboten. Die Präven tion von Antisemitismus ist auch Teil der Schulentwicklungsarbeit, bei spielsweise als ein Bestandteil des Entwurfs von Gewaltschutzkonzep ten. Eine wesentliche Grundlage und hilfreiche Orientierung für die Bil dungsarbeit gegen Antisemitismus bietet die Arbeitsdefinition Antise mitismus der International Holo caust Remembrance Alliance (IHRA).
? Und wenn sich nun ein konkre ter antisemitischer Vorfall er eignet – wie reagiert man pädago gisch professionell? Weiland: Damit sind wir bei der In tervention. Intervention ist in jedem konkreten Falle antisemitischer Dis kriminierungshandlungen unerläss lich. Antisemitische Handlungen, seien sie verbal oder körperlich, müssen unverzüglich gestoppt und unterbunden werden – immer und sofort. Und zwar unabhängig davon, ob jüdische Schülerinnen und Schü ler oder Kolleginnen und Kollegen anwesend sind oder nicht. Reagieren Lehrkräfte nicht, bagatellisieren sie das antisemitische Handeln etwa als »gar nicht so gemeint« oder als ver meintlichen ‘Witz‘, dann werden Lehrkräfte ihrer pädagogischen Vor
bildfunktion nicht gerecht. Die Schülerinnen und Schüler bzw. Täte rinnen und Täter wiederum fassen diese Passivität der Lehrkräfte als Bestätigung ihres Handelns auf. Damit fördern die Lehrkräfte mit ih rem Wegschauen auch indirekt die Tradierung antisemitischen Denkens und Handelns. ? Was ist, wenn Betroffene anwesend sind? Weiland: Sind Betroffene vor Ort, gilt: Betroffene brauchen in jedem Falle sofortigen Schutz. Es muss gefragt werden, was sie zunächst in diesem Augenblick und dann im weiteren Verlauf brauchen. Das wird leider oft vergessen, stattdessen konzentriert man sich ganz auf die Täterinnen und Täter. Das ist natür
Konkrete Hilfen für Lehrkräfte: MALMAD ist der von SABRA entwickelte virtuelle Methodenkoffer gegen Antisemitismus. Bei MALMAD findet man Hintergrund informationen, Methodenanleitungen, landesweite Ex kursionsziele und mehr für die antisemitismuskritische Bildungsar
INFO
beit. MALMAD stellt gesammelte und ei gens entwickelte Methoden sowie komplette Module inklusive aller erfor
derlichen Materialien und Informationen zusammen. Nach einer einmaligen kostenfreien Anmeldung können sämtliche Materialien heruntergeladen werden. https://www.malmad.de
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