Bildung aktuell 3/2023
Zeitschrift des Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen
3/2023 Ausgabe Mai · 74. Jahrgang · 7108
Bildung aktuell
Wir machen Schule www.phv-nrw.de
Pädagogik & Hochschul Verlag · Graf-Adolf-Straße 84 · 40210 Düsseldorf · Foto: AdobeStock
>> Zum Aufklären gehört auch Erklären Leitartikel von Sabine Mistler >> Neue Kernlehrpläne für die gymnasiale Oberstufe Aus- und Einblicke von Michael Horstmann >> Game over!? Mediensucht hat sich verdoppelt Fachbeitrag zum veränderten Mediennutzungsverhalten
Editorial
von Lars Strotmann >> Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Medien E-Mail: larsstrotmann@yahoo.de
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserinnen und Leser,
ren Erfolgsaussichten behaftet mit dem Thema ‘sprachsensibler Fachunterricht’ befassen (dürfen bzw. müssen) und/oder in einer endlos scheinenden Schleife der Eva luation und Revision schulinterner Curricula gefangen sind. Der Leitartikel unserer Landesvorsitzenden Sabine Mistler nimmt vor dem Hintergrund der jüngsten Ereignisse rund um die Downloadpanne bei den Abiturprüfungen den unschönen Rückfall in längst überwun den geglaubte Kommunikationsmuster ins Visier, als Schulen, Schulleitungen und Kol legien am Freitagabend die ab Montag um zusetzenden neuesten Maßnahmen gegen Corona verkündet bekamen. Und als ob die ser Rückfall nicht genug wäre, erfuhren die mit dem Thema Lehrerausbildung befassten Kollegen und Institutionen kurz vor ihrem Inkrafttreten eher beiläufig von der neuen OVP, über die wir in einer späteren Ausgabe noch berichten werden. Wir wünschen Ihnen viel Kraft und gute Nerven für den Endspurt in einem weiteren von Wechselhaftigkeit und Belastungen gekennzeichneten Schuljahr sowie eine anregende und abwechslungsreiche Lektüre!
inmitten der im schulischen Kontext schon zur Gewöhnung geronnen Unübersichtlich keit kristallisiert sich ein Muster heraus: Fast scheint es, als ob in der Schule eine ungelös te und nicht beendete Großbaustelle, Re formreparaturreform und Krise im Fahrwas ser einer chronifizierten Sachzwangorgie prinzipiell durch mindestens drei neue Groß baustellen, Krisen und Reformprojekte über lagert wird. Damit rückt diese im öffentlichen Diskurs und im Bewusstsein der Kollegien in den Hintergrund, ohne gänzlich dem Ver gessen anheim zu fallen. Hier böte sich als neuer Zweig der empirischen Schul- forschung durchaus eine »Schulreform- archäologie gescheiterter, abgebrochener oder kontraproduktiver Großprojekte« an. Als Untersuchungsmaterial könnten bei spielsweise Tagesordnungen von Schulent wicklungsgruppen der vergangenen zwei Jahrzehnte dienen. In den Kollegien wieder um führt dies zu einer Art von Reformde menz, bei der schnell vergessen (oder zwecks Selbstentlastung verdrängt) wird, dass alle Fachschaften einer Schule sich bei spielsweise in fünfzehn Jahren bereits zum dritten Mal ebenso aufwändig wie mit unkla
Ihr Lars Strotmann & die Redaktion
INHALT
Schule & Beruf >> Neue Kernlehrpläne für die gymnasiale Oberstufe: Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch >> 14/15 Interna >> »Ich fühle, also bin ich« >> 16 >> Gekommen, um zu warnen >> 17 >> Gute Gespräche, gutes Essen, gute Laune >> 18 >> Stabwechsel nach mehr als 20 Jahren >> 19 >> Die Schule ist nicht der Reparatur- betrieb der Gesellschaft >> 20/21 >> Von A wie Arbeitszeit bis Z wie ZP10 >> 21 >> HA des PhV NRW: »Von Wert- schätzung ist wenig zu spüren« >> 22
Editorial >> Editorial von Lars Strotmann
>> Regierungsbezirk Arnsberg: Gemeinsame Fortbildung
>> 02
stärkt die Zusammenarbeit >> 23
In eigener Sache >> Neue Mailadresse? Schulwechsel? Neue Besoldungsstufe oder Entgelt
>> Kommunikationstraining
‘Positionieren, Argumentieren, Überzeugen’
>> 24
gruppe? Neue Bankverbindung? >> 03
Leitartikel >> Zum Aufklären gehört auch das Erklären
>> PhV NRW-Bezirk Bonn/Rhein- Sieg-Fortbildung ‘schwierige Elterngespräche’: »Gemeinsam bekommen wir das hin« >> 25
>> 04-06
Thema >> Mediensucht hat sich während der
>> ChatGPT: Was kann der Chatbot wirklich?
Corona-Pandemie verdoppelt >> 08-11
>> 26
Kolumne >> Gefahren der Digitalisierung: Prokrastination
Recht >> In Jogginghose zur Schule? >> 27
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Foto: AdobeStock/Vlad Chorniy
In eigener Sache
Neue Mailadresse? Schulwechsel? Neue Besoldungsstufe oder Entgeltgruppe? Neue Bankverbindung? Um alle Leistungen, Informationen und Angebote des Philologenverbandes in vollem Umfang nutzen zu können, eine zeitnahe und korrekte Bearbei tung Ihrer Anliegen und die bestmögliche Betreuung zu gewährleisten, benötigen wir immer Ihre jeweils aktuellen Mitglieds- und Kontaktdaten.
Haben sich in letzter Zeit Änderungen ergeben, vor allem in folgenden Bereichen
dann teilen Sie uns diese bitte mit. Unser Mitgliederservice steht Ihnen dabei gern zur Seite: Anna Neumann Mitgliederservice Telefon: 0211 177 44-126 anna.neumann@phv-nrw.de Herzlichen Dank!
■ Schulwechsel ■ Adressänderung ■ Namensänderung ■ Kontoänderung ■ Wechsel der Besoldungsstufe/ Entgeltgruppe und/oder Stundenzahl ■ Änderung der Mailadresse,
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Leitartikel
von Sabine Mistler >> Landesvorsitzende
E-Mail: info@phv-nrw.de
Zum Aufklären gehört auch das Erklären
Eigentlich ist die neue Schulministerin angetreten, die Probleme in ihrem Haus zu beheben. Ausgerechnet in der heißen Phase der Abiturprüfungen zeigt sich, dass in Sachen Kommunikation, Transparenz und Wertschätzung sich noch manches verbessern ließe.
»Es gibt keinen Anlass für Spott und Häme«. Das hat der PhV NRW am Nachmittag des 19. April in einem Twitter Posting geschrieben. Zusammen mit der sehr deutlich formulierten Erwartung, dass das NRW-Schulministeri um von nun an den störungsfreien Ablauf der Abiturprü fungen sicherzustellen habe. An jenem Mittwoch hätten rund 30.000 Schülerinnen und Schüler in den Fächern Biologie, Chemie, Ernährungslehre, Informatik, Physik und Technik eigentlich ihre Abiturklausuren schreiben sollen. Eine Panne beim Download hatte am Vortag aber viele Schulleitungen sowie Lehrerinnen und Lehrer aus gebremst, die sich die Aufgaben herunterladen wollten; ein Großteil harrte bis in den Abend in den Schulen aus – bis vom Schulministerium die Nachricht kam, dass die Klausuren auf den folgenden Freitag verschoben wür den. Und zwar mit den ursprünglichen Aufgabenstellun gen von Mittwoch –, obwohl in Online-Medien bereits Berichte zu lesen waren, dass Dateien mit Aufgaben un ter anderem per E-Mail-Austausch die Runde gemacht hätten. Einen Tag später kündigte das MSB an, die Auf gaben für den Freitag doch austauschen zu wollen. Ver
wendet wurden dann die Aufgaben, die ursprünglich für den zentralen Nachschreibetermin bereit lagen. Vier Forderungen, die sich aus der Downloadpanne für den PhV NRW ergeben Am Rande: Neben der Downloadmisere hat es während der Abiturprüfungen wie in beinah jedem Jahr weitere Fehler oder Ungenauigkeiten in den Aufgabenstellun gen gegeben, das zeigen die Rückmeldungen, die wir durch unsere jährliche Umfrage unter Kolleginnen und Kollegen erhalten, die mit den Abiturprüfungen betraut sind. Zum Glück konnten die Fehler in den Aufgaben weitestgehend vor der Weitergabe an die Schülerinnen und Schüler gefunden und korrigiert werden. Fehler in den begleitenden Lehrermaterialien wurden zum Teil erst im Nachgang korrigiert. Man muss sich schon fra gen, wie so etwas passieren kann. Die Aufgaben sollten vor ihrer Finalisierung doch ausreichend Korrektur schleifen durchlaufen haben. Es gab Zeiten, in denen Abiturvorschläge, die Lehrkräfte noch selbst erstellen mussten, nicht ausgewählt wurden,
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weil ein Komma in der Aufgabenstellung fehlte. Nicht nur an dieser Stelle erwarten wir zukünftig noch mehr Genauigkeit und Professionalität von Seiten des MSB und Qua-Lis. Für den Philologenverband ergeben sich mit Blick auf die Downloadmisere vier Forderungen für die Klausuren im folgenden Jahr. Wir haben sie in der Info-Box rechts zusammengefasst. Dass die Panne beim Abitur überflüssig und sehr ärger lich ist, sehen nicht nur wir so, das weiß auch das Ministe rium. Geschenkt. Aus Sicht des PhV war es lobenswert und nachvollziehbar, dass die Verantwortlichen am Downloadtag noch alles versucht haben, den Klausurtag zu retten. Dennoch zeigt sich an dieser Causa, dass es das Ministerium trotz neuer Leitung offensichtlich mit al ten Nöten zu tun hat. Wir erwarten in Zukunft eine trans parentere Kommunikation. Wir haben von vielen beteiligten Lehrkräften erfahren, dass sie am Downloadtag vergeblich auf belastbare Informationen aus dem MSB gewartet haben, und das Gefühl hatten, hingehalten zu werden. »Wir sind dran!«,
ist eine verbale Beruhigungspille – und keine hilfreiche Information, die man mit einem guten Gefühl an Schüle rinnen und Schüler, Eltern und die weiteren Lehrkräfte >
Vier Forderungen des PhV NRW zur Vermeidung von Pannen ■ Downloads der Aufgaben erfolgen nicht am Vortag, sondern zwei Tage vor den jeweiligen Klausurterminen
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■ Alternativoptionen für etwaige Probleme bereit- halten: zum Beispiel Transport per verschlüsseltem Datenträger an Schulen ermöglichen ■ Drei vollständig geprüfte und einsatzbereite Sets an Aufgaben müssen vorliegen, sodass Lehrkräfte auch im Falle eines zweiten Nachschreibtermins unter stützt werden ■ Kommunikation zwischen Ministerium und Fachexpertinnen und Experten in Schulen und Bezirksregierungen verbessern
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weitergeben kann. Nicht nur in den Schulen saßen viele wie auf glühenden Kohlen. Dass sich Ministerin Feller und Ministerpräsident Wüst für die Panne entschuldigt haben, ist ehrenwert. Wenngleich manche Lehrkräfte sich sicher auch über ein zeitnahes deutliches Zeichen der Wertschätzung gefreut hätten. Dieses kam dann am Montag der Folgewoche: In einer E-Mail an Schulleitun gen und Lehrkräfte zeigte die Ministerin sich aufrichtig zerknirscht; dieses Schreiben ist bei vielen Kolleginnen und Kollegen sehr gut angekommen. Kritik an der zunächst wenig transparenten Kommunikation im Umgang mit dem Datenleck Umso ärgerlicher ist eine weitere IT-Panne, von der womöglich Tausende Lehrerinnen und Lehrer betroffen sind, deren Daten ungeschützt auf einem mittlerweile abgeschalteten Server von Qua-Lis lagen. Auch in die sem Fall, kaum eine Woche später, zeigt das MSB ein, vorsichtig formuliert, zurückhaltendes Kommunikations verhalten. Das Datenleck fliegt erst auf, als ein Hacker die Information an das Bundesamt für Sicherheit in der Infor mationstechnologie (BSI) weitergibt, das seinerseits die Soester Agentur in Kenntnis setzt. Es scheint sich um ein bereits länger existierendes Problem zu handeln. Das Ministerium behauptet zunächst, fünfhundert Datensätze seien betroffen – noch zu einer Zeit, als das gesamte Ausmaß des Datenlecks im Internet bereits die Runde macht. Hinterher sagt der zuständige Staatsse kretär bei einer Sondersitzung des Schulausschusses, er habe von vornherein nicht an die Zahl fünfhundert, sie stammt wohlgemerkt aus dem eigenen Haus, ge glaubt. Die entsprechende Mitteilung zur Fehlerursache lässt allerdings auf sich warten und enthält zugleich wei tere beunruhigende Informationen. Dass die Schwach stelle vermutlich bereits über Jahre hinweg bestanden habe beispielsweise, man nicht genau sagen könne, ob und welche Informationen über Nutzerinnen und Nutzer abgeflossen sind, oder ob sie in Art und Menge über das bislang bekannte Ausmaß sogar hinaus gehen. Weitere Unregelmäßigkeiten ließen sich zudem nicht ausschlie ßen.
Wir haben Verständnis dafür, dass das MSB an dieser Stelle kurzfristig auf Ursachensuche gehen muss, und wir begrüßen das sofortige Handeln durch Abschalten des betroffenen Servers. Wir erwarten aber dennoch eine lückenlose und zeitnahe Aufklärung des Problems sowie eine endgültige Lösung dafür. Verbesserung und Optimierung der Kommunikation war erklärtes Ziel des Ministeriums Dass die Schulministerin während einer Sondersitzung des Schulausschusses auf die vielen Baustellen in ihrem Haus verweist, die sie seit ihrem Amtsantritt immer wie der vorgefunden hat, mag inhaltlich richtig sein und muss vor allem als deutliche Kritik an der Partei ihrer Vorgängerin verstanden werden, die derzeit nicht gerade mit Kritik in Richtung MSB geizt. Die Verbesserung und Optimierung der Kommunikation mit allen an Schule Beteiligten war bei der Übernahme der Verantwortung für das Ministerium aber eines der erklärten Ziele. Und an denen muss sie sich nun messen lassen. Das Vorhaben in die Tat umzusetzen, hat die Ministerin mit einem un glaublichen Einsatz und Engagement beispielhaft ge zeigt. Es geht uns nicht darum, das sprichwörtliche Haar in der MSB-Suppe zu suchen. Angesichts der bisherigen Mitteilungen müssen wir wohl davon ausgehen, dass eventuell weitere Missstände oder Fehler aufgedeckt werden. Das ist völlig in Ordnung, zumal sich das allein aus der Ankündigung ergibt, künftig etwas genauer hinsehen zu wollen und auch mal unter den Teppichen nachzusehen, die schon seit Jahren, wenn nicht Jahr zehnten, im Ministerium liegen. Solange konsequent daran gearbeitet wird, Schwachstellen zeitnah und konsequent zu beseitigen, begrüßen wir das. Vor allem dann, wenn das Ganze von möglichst transparenter und offener Kommunikation begleitet wird. Zum Aufklären gehört immer auch das Erklären. So wie beim Regie rungswechsel versprochen. Wir NRW-Philologinnen und -Philologen sind bereit für einen offenen und konstruktiven Austausch.
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Gaming, Social Media und Streaming: Mediensucht hat sich während der Corona-Pandemie verdoppelt Eine Studie der DAK-Studie zeigt die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Mediennutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen.
Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen des alltäglichen Lebens haben uns allen viel abverlangt. Wie sehr, das wird aber in vielen Fällen erst im Nach- hinein deutlich. Schulschließungen, Kontaktbeschränkungen sowie die all gegenwärtige Verunsicherung haben insbesondere Kinder und Jugendliche besonders getroffen. Digitale Aus weichstrategien waren dabei nicht nur zufällige Begleiterscheinungen, son dern zum Teil auch explizit gewollt – Stichwort digitaler Unterricht. Doch gerade das Ausweichen in die digitale Welt kann auch schnell dazu führen, dass das analoge Leben still steht – auch wenn mit dem Wegfall der letzten Corona-Maßnahmen nun eigentlich ein reales Miteinander wie der uneingeschränkt möglich wäre. Die DAK-Gesundheit untersuchte deshalb gemeinsam mit dem Deut schen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am Univer sitätsklinikum Hamburg-Eppendorf seit 2019 in einer Längsschnittstudie das Mediennutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen zu ver
schiedenen Messzeitpunkten vor und während der Corona-Pandemie. Der Vergleich der digitalen Mediennut zung von Kindern, Jugendlichen und deren Eltern in bundesweit rund 1.200 Familien an fünf Messzeitpunk ten der vergangenen vier Jahre gilt als weltweit einzigartig. Mediensucht: Doppelt so viele Betroffene Die aktuellen Ergebnisse dieser Stu die sind erschreckend. Sie zeigen, dass insbesondere die krankhafte Nutzung von Computerspielen und Social Media über die Zeit der Coro na-Pandemie deutlich zugenommen hat. Die Hoffnung, dass ein Anstieg der Nutzungszeiten und des Sucht geschehens der vergangenen Jahre abgebremst wird, hat sich nicht er füllt. Im Gegenteil: Noch nie waren so viele Kinder und Jugendliche in Deutschland von einer Mediensucht betroffen wie jetzt. So hat sich in der Pandemie die Zahl bei Kindern und Jugendlichen verdoppelt. Inzwischen sind mehr als sechs Prozent der Min derjährigen abhängig von Computer spielen und sozialen Medien. Damit
zeigen über 600.000 Mädchen und Jungen ein pathologisches Nutzungsverhalten. Konkret stieg die Zahl der von Com puterspielen abhängigen Kinder und Jugendlichen von 2,7 Prozent im Jahr
Florian Kastl von der DAK-Gesundheit beschäftigt sich in der Unternehmenskommuni-
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kation der Krankenkasse mit der Entwicklung der Kinder- und Ju gendgesundheit, dem Suchtgesche hen sowie der Suchtprävention und betreut die Längsschnittstudie zur Mediennutzung.
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2019 auf 6,3 Prozent im Juni 2022. Hochgerechnet zeigen damit rund 330.000 Mädchen und Jungen nach den Kriterien der Weltgesundheits organisation (WHO) eine krankhafte Gaming-Nutzung mit schweren so zialen Folgen. Im Bereich Social Me dia verdoppelte sich die Medien sucht von 3,2 auf 6,7 Prozent mit rund 350.000 Betroffenen. Rund 2,2 Millionen Kinder und Jugendliche nutzen Gaming, Social Media oder Streaming problematisch, das heißt, sie sind süchtig oder zumindest von einer Sucht gefährdet. Die Folgen sind weitreichend: Krankhafte Userinnen und User rich ten ihren gesamten Alltag auf ihr Smartphone oder ihren Computer aus. Das führt dazu, dass andere Ak tivitäten vernachlässigt werden – sei es Schule, Hobbys oder Freunde und Familie. Gleichzeitig leiden viele Mädchen und Jungen unter körper lichen Begleiterkrankungen wie Rückenschmerzen oder Augenpro blemen, wie die Studienergebnisse verdeutlichen. Ein Drittel der Be fragten klagt demnach nach mehr stündiger Nutzung von digitalen Geräten über Nackenschmerzen (32,1 Prozent). 23,4 Prozent haben trockene oder juckende Augen, 16,9 Prozent gaben an, Schmerzen im Unterarm oder der Hand zu haben. Nutzungszeiten deutlich über Vor-Pandemie-Niveau Auch im Hinblick auf die täglichen Nutzungszeiten von Games und Social Media hat sich bestätigt, >
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was bereits im Vorfeld befürchtet wurde: Sie liegen weiterhin deutlich über Vor-Pandemie-Niveau. Nach einer starken Zunahme im ersten Corona-Lockdown im April 2020 gab es zunächst einen Rückgang. Diese positive Entwicklung setzte sich jedoch nicht fort: Im Juni 2022 lagen die durchschnittlichen Nutzungszeiten beim Gaming mit 115 Minuten an Werktagen knapp 34 Prozent höher als im September 2019 vor der Pandemie. Einen eben so deutlichen Anstieg gab es im gleichen Zeitraum bei den sozialen Medien mit 35,5 Prozent von 121 Minuten auf 164 Minuten täglich. Einzig beim Streaming zeigt sich etwas Entspannung: Seit November 2020 untersucht die DAK-Studie zusätzlich auch das Streamingver halten von Kindern und Jugendli chen. Hier zeigte sich ein Rückgang im Vergleich zum vorherigen Mess zeitpunkt: Im Juni 2022 streamten die Befragten an einem durch schnittlichen Werktag 107 Minuten Videos und Serien. Die Zahlen liegen damit auf einem ähnlichen Niveau wie 2020 (104 Minuten) und deutlich niedriger als 2021 (170 Minuten). Insgesamt nutzten rund 733.000 Kinder und Jugend- liche Streaming riskant, 2,4 Prozent zeigen ein pathologisches Nut zungsverhalten. Das entspricht rund 126.000 Betroffenen. Doch aus Sicht der Suchtexperten kann dies nicht über das Ausmaß der Gesamtproblematik hinwegtäu
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schen. Denn immerhin sind Gaming, Social Media und Streaming als Frei zeitaktivitäten meist nicht mit einem ‘Oder’ verknüpft, sondern mit einem deutlichen ‘Und’. Das verdeutlichen die Schnittmengen: 5,1 Prozent aller Befragten zeigen eine problemati sche Nutzung von Gaming und Soci al Media, was rund 270.000 Betrof fenen entspricht. 1,1 Prozent nutzt darüber hinaus auch Streaming- Angebote problematisch – 58.000 Kinder und Jugendliche sind damit von diesem riskanten Dreiklang be troffen. Prävention und Hilfsangebote müssen ausgebaut werden Wenn jetzt nicht schnell gehandelt wird, rutschen immer mehr Kinder und Jugendliche in die Mediensucht und der negative Trend kann nicht mehr gestoppt werden. In der Konse quenz würden Familien leiden und die Zukunft vieler junger Menschen wäre bedroht. Es ist eine neue Ent wicklungsaufgabe von Politik und Gesellschaft, dass Kinder und Ju gendliche lernen, die Risiken der Nutzung digitaler Medien einschät zen zu können und ihr Nutzungsver halten zu reflektieren, damit sie die Möglichkeiten der digitalen Welt langfristig für ihr privates und berufli ches Leben konstruktiv nutzen kön nen. Deshalb müssen Prävention und Hilfsangebote ausgebaut und neue Akzente in der Bildungs- und Famili enpolitik gesetzt werden. Für Kinder und Jugendliche, die ein problematisches Mediennutzungs
verhalten haben, sowie für deren Eltern, hat die DAK-Gesundheit ge meinsam mit dem DZSKJ deshalb ei ne Online-Anlaufstelle Mediensucht entwickelt: Auf www.mediensucht hilfe.info erhalten Betroffene und deren Angehörige Informationen und Hilfestellungen rund um die Themen Gaming-, Social-Media- und Strea ming-Sucht.
Wir müssen handeln, um das sprich wörtliche Ruder herumzureißen. Das gelingt jedoch nur, wenn wir bestehen de Probleme fortwährend analysieren, um die richtigen Antworten darauf fin den. Nur so können wir die riesigen Potenziale, die uns die digitale Welt bietet, für uns nutzen und gleichzeitig die Risiken für Kinder und Erwachsene gleichermaßen reduzieren.
Weltweit einzigartige Untersuchung Die repräsentative DAK-Längsschnittstudie zur Mediennutzung im Verlauf der Corona-Pandemie untersucht die Häufigkeiten pathologischer und riskanter Nutzung von Spielen, sozialen Medien und Streamingdiensten bei Kindern und Jugendlichen basierend auf den neuen ICD-11-Kriterien der WHO. Bundesweit wurden rund 1.200 Familien nach ihrem Medienverhalten befragt. Die DAK-Gesundheit führt dazu gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf in mehreren Wellen Befragun gen durch das Meinungsforschungsinstitut Forsa durch. Dafür wird eine re präsentative Gruppe von Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen zehn und siebzehn Jahren mit je einem Elternteil zu ihrem Umgang mit digitalen Medien an bisher fünf Messzeitpunkten befragt. Nach den Befragungen im September 2019, im April 2020, im November 2020 und im Mai 2021 spie geln die aktuellen Erkenntnisse die Ergebnisse der jüngsten Befragung im Juni 2022 wider. Die Studie, die Zusammenhänge zwischen Nutzungsmus tern, Nutzungsmotiven und familiären Nutzungsregeln über den Verlauf der Pandemie hinweg untersucht, ist weltweit einmalig.
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Kolumne
Gefahren der Digitalisierung Prokrastination
Folge 2
Nachdem 2019 in Folge 1 humoristisch der Einsatz von Computer und Beamer im Unterricht beschrieben wurde, nun *endlich* die zweite Folge.
Analog
Digital
Mittwoch: Ich muss noch schnell einen Chemietest für die 7B am Don nerstag konzi- pieren, ich brau che die Dichte von Gold dazu – , aaah, im Chemie buch vorletzte Seite in der Tabelle, 19.3 g/cm³, ok, eingesetzt – fertig. Geschätzte Zeit: 30 Sekunden.
Mittwoch: Ich muss noch schnell einen Chemietest für die 7B am Donnerstag konzipieren, ich brauche die Dichte von Gold dazu – , aaah, bei Google kurz gesucht, zu Wikipedia, da steht… *plöpp*, ja stimmt, man könnte da mal wieder spenden, so oft wie man da reinschaut, OK ich logge mich mal kurz bei der Bank ein und… *pling*, ah eine Mail der kleinen Marie-Sophie über Moodle, ob wir den Chemietest morgen auch WIRKLICH schreiben, ich antworte kurz…*pling*, ah eine Mail von der Mutter von Marie-Sophie, die auch wissen möchte, ob wir den Test auch wirklich schreiben mit der Anmerkung, das sei aber unfair, weil heute ja Mathe dran war – Moment, ich antworte nur kurz… *pling*, aaah Schoolfox von der Schulleitung – ist auch wichtig! Am Donnerstag ‘kehrt’ der Hausmeister Laub vom Hof mit seinem Laubbläser, könnte also laut im C-Trakt werden, *pling* Web-Untis meldet: Ihr Raum wurde geändert - egal, wollte ja eh nur ei nen Test schreiben. Mist, die Bank hat mich wieder automatisch ausgeloggt. *pling“ Meldung in der Klassen-Signal-Gruppe, Otis ist krank – es folgen 56 Meldungen mit diversen Symbolen und guter Besserung, zwischendrin Marie-Sophie, die meldet, dass ihre Mutter den Chemietest mor gen unfair findet, weil Mathe ja heute dran war. Was wollte ich gleich nochmal nachsehen? Aaah, Meldung von der Klassenpflegschaftsvorsitzenden im What’s-App-Chat, die Weihnachtsfeier ist am 21.12., bitte melden wer nicht kann – zwei Sekunden später: *pling* Whats-App: »Marie-Sophie kann!« + diverse weitere »wer kann«-Meldungen. OK, jetzt aber zurück zu …. zu was eigentlich? Ach ja, ich wollte den Film über Gold morgen in der 7B zeigen, suche das Video auf YouTube, um den Link bei Moodle einzustellen für morgen, logge mich im Buchungssystem ein, um die
Tablets bei der Ausleihe zu bestellen – Mist, alle weg. Aber die Schülerinnen und Schüler haben ja Handys und hoffentlich eine Flat. Mache mir eine Notiz ins Handy: Test 7B nicht vergessen! Schaue kurz ‘Goldwaschen am Rhein, Teil 23’, ignoriere das Video von Spandau Ballet und klicke auf das YouTube-Video von Golden Earring – Radar Love…. Geschätzte Zeit: wofür noch mal?
Petra Hirschmann-Vogel
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Foto: AdobeStock
Schule & Beruf
Neue Kernlehrpläne für die gymnasiale Oberstufe: Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch
In der Verbändebeteiligung hat der Philologenverband NRW im Februar/März zu den Entwürfen der neuen Kernlehrpläne jeweils ausführlich Stellung genommen. Wir geben einen kurzen Überblick über den aktuellen Stand der Lehrplanentwicklung insgesamt und weisen auf neuralgische Punkte hin.
von Michael Horstmann >> Referent für Bildungsfragen E-Mail: horstmann-michael@t-online.de
Stellungnahme zu den Entwürfen der neuen KLP Nach einer größeren Umstrukturie rung der KLP für die Oberstufe durch die letzte Novellierung im Jahr 2013 stellt sich in den einzel nen Fächern grundsätzlich die Fra ge nach der Notwendigkeit von Veränderungen. Diese liegt sicher lich zum einen in der Anschlussfä higkeit zur Sek. I durch die neuen KLP im Jahr 2019. Zum anderen bleiben Diskussionspunkte, die von uns bereits im Rahmen der KLP von 2013 geäußert wurden und sich auf grundlegende Fragen wie der sinn vollen Einbindung des MKR NRW, der stärkeren Konkretisierung von Inhalten und dem Vermeiden einer inhaltlichen Überfrachtung bezie hen.
Nach der sehr kurzfristigen Einfüh rung neuer Kernlehrpläne (KLP) in den Fächern Biologie, Chemie und Physik im vergangenen Jahr mit In kraftsetzung zum 1. August 2022 folgte nun die zweite Charge von neuen KLP für die gymnasiale Ober stufe mit den Fächern Deutsch, Ma thematik, Englisch und Franzö sisch, die allesamt zum 1. August 2023 in Kraft gesetzt werden. Dies mal bleibt für die meisten Schulen etwas mehr Zeit für die Implemen tierung, da nur die Bündelungsschu len im nächsten Schuljahr eine EF haben werden. Für diese Schulen stellt allerdings die wiederum sehr kurzfristige Umsetzung eine große Herausforderung dar. Daher müssen dort möglichst schnell Unterstüt zungsmaterialien bereitgestellt wer den.
Bei der Novellierung der KLP aller Fächer müssen die aktuellen Ent wicklungen im Zusammenhang von KI (DeepL, ChatGPT etc.) hinsicht lich ihrer Konsequenzen für Unter richt und Leistungsbewertung ge prüft werden. Gegebenenfalls sind eine Erweiterung des MKR NRW so wie Änderungen bestimmter Aufga ben- und Prüfungsformate notwen dig. Die KLP sollten dazu konkrete Beispiele und Hilfen geben. Chan cengleichheit und Eigenständigkeit der individuellen Leistung sind wei terhin wichtige Kriterien bei der Be arbeitung von Lern- und Prüfungs aufgaben. Insofern brauchen wir kla re Handlungsempfehlungen, wann die Nutzung bestimmter digitaler Medien und Werkzeuge sinnvoll ist und wann sie eingeschränkt werden sollte. Bestimmte Aufgaben- und
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Schule & Beruf
Fotos (2x): AdobeStock
Fachbezogene Hinweise für die Lehrplankommissionen Für die dritte Charge der KLP der gymnasialen Oberstufe beginnen die Lehrplankommissionen sämtli cher noch verbleibender Fächer nun mit ihrer Arbeit. Das Schulministeri um hat wiederum die Möglichkeit eröffnet, vorab Hinweise auf Verände rungsbedarf zu den ein zelnen Fächern
Prüfungsformate, wie Teile der häus lichen Arbeit, die besondere Lern leistung und die Facharbeit, müssen auf den Prüfstand gestellt werden. Das wissenschaftspropädeutische Lernen bekommt einen neuen Stel lenwert, da den Schülerinnen und Schülern bewusst gemacht werden muss, dass bestimmte For
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Alle Vorabstellungnah men und Stellungnah men finden Sie auf der Homepage des Philo logenverbandes NRW unter: https://phv-nrw.de/ aktuelles/stellungnahmen/
men der KI keine Quellen angeben und auch Falschaussa gen enthal
Veränderungen in der Sekundarstufe I
Kleine Neuerungen gibt es in der Sekundarstufe I. Dort fehlt für das Gymnasium bisher ein KLP für das Fach Praktische Philosophie. Es gibt aktuell nur einen schulform übergreifenden KLP aus dem Jahr 2008, der für das Gymnasium auch nur die Jahrgangsstufen 5 bis 9 (G8) abdeckt. Hier beginnt die Lehrplan kommission nun ebenfalls mit der Arbeit. Ein neuer Entwurf liegt für das Fach Informatik für den WPII-Bereich vor. Der bisherige KLP von 2019 musste angepasst werden, da es nun das verpflichtende Fach Informatik in den Jgst. 5 und 6 gibt. Unsere differenzierte Stellungnahme weist auf die grundsätzlich gute Passung auch zur Oberstufe hin, gibt im Detail aber Hinweise auf notwendige Korrekturen.
ten, die sich nur schwer überprü fen las sen.
abzuge ben. Da
von ha ben wir sehr um fangreich Gebrauch gemacht, ob wohl uns dafür
Größere Veränderun gen finden sich vor allem bei den modernen Fremdsprachen in Hin
nur etwa drei Wo chen Zeit zur Verfügung
blick auf die Prüfungsformate. Die Einbindung von Hörverstehensauf gaben und die hohe Anzahl von ab zuprüfenden Teilkompetenzen in den Aufgabenteilen A und B stellen die Kolleginnen und Kollegen sowie die Schülerinnen und Schüler vor er hebliche Herausforderungen.
standen. Die Entwürfe der neuen KLP dieser Fächer werden Ende 2024 vorliegen und zum 1. August 2025 in Kraft gesetzt werden. Sie entfalten nach Aussage des Ministe riums allerdings aufsteigende Wirkung mit der EF erst ab dem 1. August 2026.
Interna
»Ich fühle, also bin ich« Erster Frauenreferentinnentag des Referates Frauen, Familie und Gleichstellung in Dortmund.
Frei nach Descartes »Ich denke, also bin ich« baute Professor Dr. Marcus Eckert am ersten Frauenreferentin nentag 2023 Brücken von der berufli chen Überlastung zur selbstschützen den Ausgeglichenheit. Eckert ist Pro fessor für Psychologie, insbesondere Entwicklungs- und Schulpsychologie, an der Hochschule der Gesundheits wirtschaft in Bremen. Basierend auch auf seinen Forschungsergebnissen und Veröffentlichungen zeigte er tief greifende Einsichten in die Bedeu tung der Emotionen aus neurophysio logischer sowie psychologischer Sicht auf. Diese Schlüssel zum alltäglichen Wohlbefinden und damit zur Stärkung der persönlichen Professionalität in einer Welt stetig wachsender Anfor derungen wurden durch vielfältige praxistaugliche Übungen vertieft. Eckert zeigte eindrücklich körperba sierte, kognitive und verhaltensbezoge ne Regulationsmechanismen auf. Am Beispiel des kognitiven Depressions modells und des Konstruktivismus wur de deutlich, wie wir uns unsere indivi duelle Welt, manchmal auch mit ‘Pflö cken’ im Kopf, konstruieren. Wie Emo tionen und deren Regulation aus einer systemischen Perspektive zu verstehen sind und wie hieraus Handlungsoptio nen erkennbar werden, wurde dann später in Kleingruppen erarbeitet.
ben reduziert und Kooperation, Zu friedenheit und Wohlbefinden för dert. Durch regelmäßige selbst ge steuerte positive Emotionen lässt sich der Oxytocinspiegel mit Auswirkun gen auf das persönliche Umfeld stei gern. Eine emotional gestärkte Lehr kraft vermag auf diese Weise auch die Begabungen eines ‘Problembären’ zu stärken und dabei selbst emotional gesund zu bleiben. »Mein Komplimentetagebuch hilft mir durch schwierige Situationen« erläu terte eine Kollegin. Eine andere ist motiviert, die für sie hilfreichen Emotionen im Alltag zu verankern und so ihre emotionale Selbstwirksamkeit zu erhöhen. Die Mi schung aus wissenschaftlich fundier ten Erkenntnissen und deren anwen dungsorientierte Umsetzung wurde – neben dem professionellen Setting und der Organisation – von allen Teil nehmerinnen besonders positiv ein geschätzt. Mit dem Wunsch, dass die Teilnehmerinnen für sie passende Ele mente der vermittelten Erkenntnisse auf ihren neuen Wegen gemäß dem Motto der Veranstaltung vielleicht schon unmittelbar anwenden mögen, entließ Jutta Bohmann die zufriede nen Teilnehmerinnen und den Refe renten in einen sonnigen Samstag abend. Cornelia Dannes
Teilnehmerinnen schätzen Mix aus Wissenschaft und Praxis Wenn wir unsere Aufmerksamkeit wie mit einem Scheinwerfer auf die Chan cen in einer zunächst als negativ un angenehm wahrgenommenen Situati on fokussieren, verrücken wir den Be wertungsmaßstab und schaffen so ei nen Perspektivwechsel und Stresspuf fer. Physiologisch wird, ausgelöst durch positive Erfahrungen, Oxytocin (ein Hormon) gebildet, welches unter anderem das Angst- und Stresserle Prof. Dr. Marcus Eckert ist Profes sor für Psychologie, insbesondere Entwicklungs- und Schulpsycholo gie, an der Hochschule der Ge sundheitswirtschaft in Bremen.
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Gekommen, um zu warnen Auf Einladung des Bayerischen Philologenverbandes diskutiert PhV-Chefin Sabine Mistler über die geplante Reform des Lehramtstudiums. Am Beispiel Nordrhein-Westfalens erläutert sie, weshalb es keine gute Idee ist, auf Bewährtes wie ein 24-monatiges Referendariat zu verzichten.
»Ich bin hier, um zu warnen!« Mit diesen Worten beginnt die PhV NRW-Vorsitzen de Sabine Mistler ih ren Beitrag bei einer Gesprächsrunde zum Thema ‘Reform des
Sabine Mistler im Gespräch mit Heinz Peter Meidinger, Präsi dent des Deutschen Lehrerverbandes und dem bayerischen Kul tusminister Prof. Dr. Michael Piazolo.
Lehramtsstudiums in Bayern’. Der Bayerische Philologenverband (bpv) hat die Runde für seinen Lehrerbil dungstag Anfang April auf die Agenda gesetzt, um …, genau, zu warnen. Vor der Reform nämlich, die Bayerns Mi nisterpräsident Markus Söder (CDU) sich vor Monaten ausgedacht und mit Blick auf die Landtagswahlen im Ok tober angekündigt hatte, und die der große Wurf werden soll. Das Referen dariat wird nach Söders Vorstellungen gekürzt, ein Praxissemester einge führt, die Differenzierung im Studium nach Schularten aufgehoben und das Staatsexamen zugunsten von Bache lor- und Masterabschlüssen beerdigt werden. Keine gute Idee, findet PhV-Chefin Mistler, die aus und mit NRW-Erfah rung spricht. In Nordrhein-Westfalen seien in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren die Folgen des ver kürzten Referendariats und des abge schafften Staatsexamens zu spüren. Vor allem die vertiefte Fachlichkeit leide unter der Umstellung auf Bache lor/Master, im Ergebnis würden viele Studierende ohne die notwendigen Fachkenntnisse ihr Referendariat beginnen. Seit dem Wintersemester 2011/12 belegen Bachelor-Studieren
neben Mistler Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler), DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger, Birgit Brett hauer, (Landeselternvereinigung der Gymnasien in Bayern), Seminarleh rervertreter Dr. Frank Finkenberg und Jungphilologin Nina Zieglmeier, ob die Reform des Studiums à la Söder am Ende ein Mittel gegen den Lehr kräftemangel sein kann. Eher nicht, meint Mistler, siehe NRW, das derzeit mit rund 8000 fehlenden Lehrkräf ten zu tun hat. Seit der Reform 2009 sei hierzulande die Zahl der Lehr amtsstudierenden zurückgegangen, noch weniger junge Menschen wür den das Studium abschließen, warnt Sabine Mistler. Olaf Steinacker Pressereferent
de in Nordrhein-Westfalen gemeinsa me Seminare – egal, ob sie später an Grund-, Realschule oder Gymnasium unterrichten. Die Spezialisierung folgt erst im Masterstudium. Verpflichtend soll in Bayern für angehende Lehrkräf te ein Praxissemester anstehen – nach dem Vorbild Nordrhein-Westfalens. Mistler beobachtet eine große Ver unsicherung bei den Nachwuchsleh rerinnen und -lehrern, was eben auch an der fehlenden vertieften Fachlich keit liege. »Sie verhindert, dass ange hende Lehrkräfte die Leidenschaft für ihr Fach entwickeln«, so Mistler. Zweifel hat die Gesprächsrunde,
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Gute Gespräche, gutes Essen, gute Laune Neujahrsempfang des Philologenverbandes Bezirk Bonn/Rhein-Sieg im Siegburger ‘Kapellchen’.
Nach der langen und herausfordern den Coronazeit konnte Ende Febru ar der Neujahrsempfang des Philolo genverbandes Bezirk Bonn/Rhein Sieg endlich wieder in seiner tradi tionellen Form, nämlich in Präsenz, stattfinden. Darüber waren alle Teil nehmerinnen und Teilnehmer sicht lich sehr froh, die sich auf Einladung der Bezirksvorsitzenden Jutta Boh mann im Siegburger Restaurant ‘Kapellchen’ eingefunden hatten. Nach Sektempfang und Begrüßung konnten sich die Anwesenden in in teressanten Gesprächen nach über zwei Jahren Abstinenz endlich wie der untereinander austauschen und sich beim Mittagessen an einem le ckeren und reichhaltigen Buffet mit Antipasti und diversen anderen Köstlichkeiten stärken. Für uns Kolleginnen und Kollegen sehr informativ und gewinnbringend war der Vortrag von Patrick Albrecht, stellvertretender Landesvorsitzen der des PhV, über die aktuelle Situa tion der Schulpolitik und die Arbeit unseres Verbandes. Dabei wurden die vielen Facetten der Verbandsar beit deutlich, die von großen Herausforderungen, aber auch
Der stellvertretende PhV NRW-Landes- vorsitzende Patrick Albrecht (li., stehend) informierte über die aktuelle Situation der Schulpolitik und die Arbeit des Verbandes.
Chancen gekennzeichnet sind und umso deutlicher gemacht haben, wie wichtig die Arbeit des Philolo genverbandes für die Schulform Gymnasium ist. Ergänzt wurde die Gesprächsrunde durch Beiträge der Bezirksvorsitzen den Jutta Bohmann und Jörg Boh mann, die sich bei Fragen im Laufe der gemeinsamen Konversation er gaben. Die zahlreichen positiven Rückmel dungen seitens der Teilnehmenden
am Ende der Veranstaltung doku mentierten die wirklich sehr gelun gene Veranstaltung mit einem hochkompetenten und unterhalt samen Patrick Albrecht und sei nem Vortrag. Jutta Bohmann als Bezirksvorsitzender und Veranstal terin sei an dieser Stelle ebenfalls ein herzliches Dankeschön ge- sagt, verbunden mit der Hoffnung, dass weitere derart gelungene Veranstaltungen folgen mögen.
Michael Therre
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Stabwechsel nach mehr als 20 Jahren Thomas Floßdorf ist neuer Vorsitzender des Philologenverbands Bezirk Düren.
forderungen des Verbands die Versor gung mit Lehrkräften im ländlichen Raum, die in Zukunft durch den ab sehbaren Lehrermangel drohen könn te. Hier seien Lehrerverband und Schulträger in einem Boot. Als alarmie rende Fehleinschätzung bezeichnete Floßdorf die Vorschläge der Experten kommission zur Bekämpfung des Un terrichtsausfalls: »Vorschläge, wie die Begrenzung der Teilzeit, eine befristete Erhöhung des Unterrichtskontingents sind absolut ungeeignet, um Unter richtsausfall zu beheben und Unter richtsqualität zu sichern.« Es bedürfe ei ner Imagekampagne für den Lehrerbe ruf und einer ehrlichen Diskussion über die tatsächliche Belastung im Schulsys tem sowie einer Analyse, warum immer weniger junge Menschen sich für den Lehrerberuf entscheiden, so der neue Vorsitzende Floßdorf. Lars Strotmann
Stabwechsel: Nach über 20 Jahren hört Peter Lochner (r.) als Vorsitzender auf. Links sein Nachfolger Thomas Floßdorf.
Wechsel an der Spitze des Philolo genverbands Bezirk Düren. Der Philo logenverband (PhV) vertritt die Inte ressen der Lehrerinnen und Lehrer am Gymnasium und an den Gesamt schulen gegenüber dem Landtag, der Landesregierung, den Parteien, der Schulaufsicht und der Öffentlichkeit. Peter Lochner, der über zwanzig Jah re an der Spitze des Philologenver bandes gestanden hat, gab dieses Amt weiter, weil er inzwischen pensio niert ist. Zu seinem Nachfolger wähl ten die anwesenden Mitglieder ein bekanntes Gesicht. Thomas Floßdorf,
langjähriger Vizebürgermeister der Stadt Düren und ehemaliger Chef der CDU Düren wurde einstimmig zum neuen Vorsitzenden gewählt. Dem neuen Vorstand werden außer dem Lothar Schmitz, David Wysk, Holger Meuter, Dr. Markus Loevenich und Peter Lochner angehören. »Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren,« zi tierte Peter Lochner die alte Gewerk schaftsdevise und dankte für die gute Zusammenarbeit im Bezirk. Floßdorf benannte als eine der großen Heraus
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Foto: KED Münster
V.l.n.r.: Arno Fischedick, Meik Bruns, Anja Karliczek MdB, Marie-Theres Kastner, Arne Mathias, Heinrich Schapers und Ulrich Martin.
Die Schule ist nicht der Reparaturbetrieb der Gesellschaft »Unsere Schulen sind am Ende ihrer Leistungsfähigkeit angekommen. Das liegt auch daran, dass es seit Jahren zu wenig pädagogisches Personal gibt«, brachte Marie-Theres Kastner, Diözesanvorsitzende der Katholischen Elternschaft im Bistum Münster (KED) das Ergebnis der Klausurtagung auf den Punkt. Zuvor hatte sich der Verbandsvorstand intensiv mit den Ergebnissen einer Forsa-Befragung im Auftrag der Robert-Bosch-Stiftung und dem jüngsten IQB-Bildungstrenda befasst.
Allein an den Schulen NRWs sind nach Aussage des NRW-Schulministeriums 8.000 Lehrerstellen nicht besetzt. Mehr Seiteneinsteiger, weniger Klas senarbeiten und rigorosere Abordnun gen sind angedacht, um den Lehrer mangel im bevölkerungsreichsten Bundesland zu lindern. »Unsere Res sourcen – auch die ökonomischen - sitzen in den Köpfen unserer Kinder und Jugendlichen«, sagte Kastner zu Beginn der Klausurtagung des KED Vorstands. Sie nahm damit einen ent scheidenden Satz aus der sogenannten Ruckrede des damaligen Bundespräsi denten Roman Herzog von vor 25 Jah ren wieder auf. »Rohstoffe haben wir nicht. Unser Kapital sind unsere Kinder. Das muss endlich allen, die an die Zu kunft unseres Landes denken, klar sein.« Deshalb müsse der öffentliche Druck steigen, um Deutschland wieder voranzubringen. »Die Zeit ist reif, dass wir uns auf die Hinterbeine stellen und in gute Schulen investieren.« Der jüngste IQB-Bildungstrend habe kürzlich ergeben, dass immer mehr Grundschulkinder in Nordrhein-West
falen Probleme in Mathematik und Deutsch haben. Im Fünf-Jahres-Ver gleich sind die Viertklässler in ihren Kompetenzen in diesen Hauptfächern sogar deutlich zurückgefallen. Das fängt bei der Lesekompetenz an. Wer nicht richtig lesen kann, hat auch bei der Erarbeitung weiterer Lernstoffe er hebliche Schwierigkeiten. Und was in den Grundschulen nicht zu Grunde gelegt wird, kann auch nicht aufgeholt werden. Das eine betrifft die Kinder selbst. Sie können auf vielen Gebieten nicht weiterkommen. Das andere ist aber die Auswirkung auf unsere Ge sellschaft, auf unsere Wirtschaft und Wissenschaft. Schlechte Schüler sind den Ansprüchen des heutigen Arbeits marktes nicht gewappnet, und die Wirtschaft und Wissenschaft bekom men so viel zu wenig Input«, bringt es Kastner auf den Punkt. »Wir müssen die Grundlagen des Lernens für die Kinder wieder in den Mittelpunkt stel len«, ist sich der KED-Vorstand Müns ter einig. Gleichzeitig seien in den letzten Jah ren die Kernaufgaben der Schulen
verlorengegangen. Die Schulen be kommen neben der Vermittlung des Lernstoffes immer mehr gesellschaftli che Aufgaben zugeschustert. »Die Schule wird zum Reparaturbetrieb der Gesellschaft«, beklagt Kastner. »Wir tragen alle gesellschaftlichen Proble me in die Schule, und wundern uns, dass Schule nicht mehr funktioniert. Und keiner mehr Lehrer werden will.« Diese These unterstrich ganz dezidiert Ulrich Martin, stellvertretender Lan desvorsitzender des nordrhein-westfä lischen Philologenverbandes, der als Gast zur Klausurtagung eingeladen worden war. Lehrer würden viel zu viel nach allen Seiten kämpfen müssen. Der Beruf des Lehrers sei auf der Skala der anerkannten Berufe nicht an vor derer Stelle zu finden. Dazu hätte seit vielen Jahren auch die Politik beigetra gen. Die Folgen seien im Alltag deut lich sichtbar, wenn man beobachte, wie wenig Respekt heute Lehrerinnen und Lehrern entgegengebracht werde. Dagegen müssten unbedingt Maß nahmen ergriffen werden. Darüber hinaus sei die Entwicklung, alle gesell
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Von A wie Arbeitszeit bis Z wie ZP10 In Dortmund traf sich Lehrerinnen und Lehrer an Privat- und Ersatzschulen zu einer Tagung – zum letzten Mal unter dem Vorsitz und der Organisation von Reinhard Blum. Künftig leitet Marcel Witte das Referat im PhV.
schaftlichen Probleme in die Schule zu tragen, ein Riesenproblem. Lehrer würden ihre jeweiligen Fächer studie ren und dann lernen, zu unterrichten. Mit dieser Ausbildung seien sie nicht automatisch Fachleute für Digitalisie rung, Drogenkunde oder gar perfekte Jugendsozialarbeiter. In nichtschuli schen Einrichtungen hole man sich für neue Themen und Aufgaben Fachleu te ins Haus oder lasse sich beraten. In der Schule müssten das alles die Leh rerinnen und Lehrer machen – denn für solche zusätzlichen Dienste sei kein Geld da. Hier müsse sich etwas grund legend ändern, so der Fachmann des Philologenverbandes. Sein Verband sehe daher nur in der Verbesserung der Arbeitsbedingungen den Schlüssel zur Lösung des Problems, zur Gewin nung von mehr Lehrkräften. Der zweite Gast der Tagung, die ehe malige Bundesministerin Anja Kar liczek, forderte in der Schulpolitik ei nen Bruch mit dem Trend, dass mög lichst viele Abitur machen. Sie brach eine Lanze für den Wert jedes Schul abschlusses. »Jeder Bildungsabschluss verdient Respekt.« Ein Akademisie rungswahn habe Deutschland erfasst. »Das Verständnis dafür, was praktische Arbeit wert ist, fehlt. Das Handwerk wird überhaupt nicht mehr geschätzt«, beklagt die ehemalige Bundesbil dungsministerin. »Die Aussage: ‘Ich ha be ‘nur’ einen Realschulabschluss’ ist schrecklich.« Der Spruch: »Handwerk hat goldenen Boden« müsse dem Aka demisierungswahn entgegengestellt werden. Jürgen Flatken freier Journalist und theologischer Referent
Dieses Jahr fand im Februar das Seminar für Privat- und Ersatz- schulen in Nordrhein-Westfalen in Dortmund statt. Dank der letztmaligen Vorbereitung des Vorsitzenden Reinhard Blum, der Ende des Schuljahres in Pension geht, und der guten Organisation des Tagungsortes war es uns mög lich, aktuell wichtige Themen zu dis kutieren. Den Auftakt zum Seminar machte die Vorsitzende des PhV NRW, Sabine Mistler, die zunächst in einem Vortrag die gegenwärtigen schulpolitischen Themen des Philo logenverbandes vorstellte. Dabei zeigt sich die Situation rund um die aktuellen Vorschläge der KMK vorrangig, wobei Mistler ins besondere den Fokus auf mögliche Umsetzungen in unseren Schulfor men lenkte. Die schulpolitische Bedeutung dieser Vorschläge wird derzeit in den Medien kontrovers diskutiert. Auch das Thema ZP10 oder Chat GPT im Hinblick auf das Lernen in Schule kamen zur Sprache. Im Anschluss setzte der Verbands justiziar des PhV NRW, Stefan Ave narius, den Seminarverlauf fort. Er klärte Fragen und legte juristische Einschätzungen bezüglich der Ar beitszeiterfassung nach dem jüngs ten Urteil des Bundesarbeitsge richts oder der Anerkennung von Corona als Dienstunfall dar. Ein be sonderes Anliegen war den Teil
nehmerinnen und Teilnehmern auch die Frage nach der neuen Teilzeitregelung, die in Zeiten des Lehrermangels strikter vom Dienst herrn angewendet werden soll. Später folgte ein gemeinsamer Abend, wobei sich wieder einmal zeigte, wie wichtig der persönliche Austausch der Kolleginnen und Kollegen an Schulen in freier Trä gerschaft ist, da wir unterschied lichste Voraussetzungen und insti tutionelle Vorgaben über die Träger in Nordrhein-Westfalen an den jeweiligen Schulen vorfinden. Am zweiten Tagungstag stellte uns im Seminar Laura Betz vom Kom munalen Integrationszentrum Mönchengladbach als Referentin die schulischen Aspekte von Schü lerinnen und Schülern als Seitenein steiger oder -innen anschaulich dar und vermittelte in einem offenen Austausch Möglichkeiten, Probleme und gesetzliche Grundlagen bei der Beschulung. Die Veranstaltung wur de von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wieder einmal mehr als gewinnbringend angesehen und soll weiterhin als Seminarangebot vom Referat für die Privat- und Ersatz schulen angeboten werden. Marcel Witte übernimmt zukünftig den Vorsitz des Ausschusses für die Privat- und Ersatzschulen und folgt auf Reinhard Blum. Reinhard Blum & Marcel Witte
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»Von Wertschätzung ist wenig zu spüren«
Der erste Hauptausschuss des Jahres stand schon unter dem Zeichen des Personalratswahlkampfes im kommenden Jahr. Die Vorbereitungen laufen!
Früher an später denken! Das galt auch für den ersten Hauptausschuss, zu dem Ende März die PhV-Delegier ten in den Düsseldorfer Hafen ge kommen waren. Denn lange, bevor der Personalratswahlkampf im kom menden Jahr in die heiße Phase geht, muss er vorbereitet werden. Für die Mitglieder des Gremiums bedeutet das: Manöverkritik. Was ist beim vori gen Mal gut gelaufen, was können wir nächstes Mal besser machen? Die Ergebnisse dieser Arbeitsrunde landeten zunächst auf Kärtchen und anschließend bei der Koordinations gruppe PR-Wahl zur Auswertung. Gründlich ausgewertet wurde in der Zwischenzeit auch das Handlungs konzept zur Unterrichtsversorgung, das das Schulministerium im Dezem ber vorgelegt hatte – und das nun Schritt für Schritt umgesetzt werden soll. Während des Hauptausschusses bekräftigte die PhV-Vorsitzende Sabine Mistler ihre seit Dezember wiederholt geäußerte Kritik: »Von der versprochenen Wertschätzung für Lehrkräfte ist zumindest an unseren Schulformen nur wenig zu spüren.« Wann immer über fehlendes Personal und Lehrerinnen und Lehrer am Limit die Rede sei, gehe es fast nur um die
einige Hektik und reichlich Spott für das nordrhein-westfälische Schulmi nisterium sorgen würden. Für Ratlosigkeit sorgen teilweise auch die Möglichkeiten, die neu ent wickelte Sprachprogramme und ler nende Software, kurz Künstliche In telligenz, Schulen und Lehrkräften bescheren. Sabine Mistler stellte im Düsseldorfer Courtyard Hotel das Zwischenergebnis der PhV-Umfrage zum Einsatz von ChatGPT an Schu len vor. Die meisten teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen sehen gleichermaßen Risiken und Chancen der neuen Technologie – viele warten aber noch auf mehr Informationen zum rechtssicheren Umgang mit den Anwendungen oder auf konkrete Nutzungsbeispiele für den Einsatz im Klassenraum oder bei schriftlichen Arbeiten. Olaf Steinacker Pressereferent
Belange der Lehrkräfte an Grund- und Förderschulen. »Auch der Bei trag der anderen Schulformen für Abschlüsse wird nicht gesehen. Kin der, die in Klasse 5 oder Klasse 6 nicht lesen oder schreiben können, werden im Konzept nicht erwähnt. Die Priorisierung gilt allein den Grundschulen.« Mit Blick auf die anstehenden Abi turklausuren sagt Mistler: »Die be sondere Belastung der Lehrerinnen und Lehrer in der Sekundarstufe II muss endlich berücksichtigt wer den.« Ende März konnte sie freilich noch nichts von den Downloadpro blemen ahnen, die einen knappen Monat später für ratlose Gesichter, PhV NRW-Landesvorsitzende Sabine Mistler während ihres Vortrages im Rahmen des Haupt ausschusses im Düsseldorfer Courtyard Hotel.
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Das Ergebnis zur ChatGPT-Umfrage sowie die begleitende Pressemitteilung finden Sie hier https://phv nrw.de/2023/04/04/ umfrage-zu-chatgpt-3/
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