Bildung aktuell 2/2022

Lange Nutzungszeiten besorgen Kinder- und Jugendärzte Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und JugendärzteDr. Thomas Fischbach sieht dabei in den Lock- downs einen erheblichen gesundheitli- chenGefährdungsfaktor vor allemfür diejenigen jungenMenschen, die be- reits davor eine riskanteMediennut- zung an den Tag gelegt hatten. Es ist zu befürchten, dass sich diese Entwick- lung auch nach der Pandemie nicht einfach rückabwickeln lassenwird. Das sieht auch Studienleiter Prof. Dr. Rainer Thomasius vomDZSKJ ähnlich. Für ihnwaren und sind digitaleMedien für Kinder und Jugendliche ein rele- vantesMittel zumUmgangmit he- rausfordernden Situationen – und da- zu zählte und zählt die Corona-Pande- miemit Kontaktbeschränkungen und Schulschließungen. Vor allem, wenn dieNutzung exzessiv und damit krank-

Alarmierend sind die besonders langen Nutzungszeiten bei Spielen und Social Media gleichermaßen. Schon vor der Pandemie verbrachten die Kinder und Jugendlichen an einemganz normalen Wochentag durchschnittlich 83Minu- tenmit demZocken digitaler Games. Imersten Lockdown imApril 2020 steigerte sich dieserWert auf 132Mi- nuten – das war der Höchstwert der gesamten Pandemiezeit. Angesichts der damaligenUnsicherheiten und der pandemischen Verhältnissemag dies nachvollziehbar sein. ImFrühsommer 2021 gingen die Zeiten dann auchwie- der auf 109Minuten täglich zurück. Sie liegen aber dennoch signifikant höher als vor der Pandemie. Eine ähnliche Entwicklung gab es bei den sozialen Medien. Mit ihnen verbrachten die Jugendlichen vergangenes Jahr durchschnittlich 116Minuten täglich. Diese Zahl ist zusätzlich zumGaming zu sehen, wohlgemerkt.

haft wird, ist besondere Vorsicht gebo- ten. Denn sobald persönliche, familiäre oder auch schulische Ziele dadurch in denHintergrund treten, kann ein Still- stand in der psychosozialen Reifung des Kindes die Folge sein. Umso wichtiger, das zeigt die Studie, sind deshalb Präventions- und Thera- pieangebote für Kinder, aber auch de- ren Eltern. DennMedienkompetenz wird vorgelebt undNutzungsregeln für digitaleMedien gibt es in nur rund der Hälfte aller Familien. Auch das zeigt die Studie der DAK-Gesundheit. Deshalb fordert der DAK-Vorstands- chef eine breite Präventionsoffensive, umdieMedienkompetenz vonKindern undEltern zu stärken. DieGesund- heitspolitikmüsse angesichts der alar- mierenden Entwicklungen dieMedien- sucht stärker in den Fokus nehmen und eine Enquete-Kommission ausWissen- schaft undPolitik bilden, umdie Folgen der Pandemie für die Kinder- und Ju- gendgesundheit zu analysieren und

Konsequenzen zu ziehen. INFO

Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.dak.de/dak/bundesthemen/mediensucht- steigt-in-corona-pandemie-stark-an-2508248.html#/

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