Bildung aktuell 2/2022

Zeitschrift des Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen

2/2022 Ausgabe April · 73. Jahrgang · 7108

Bildung aktuell

Wir machen Schule www.phv-nw.de

Pädagogik & Hochschul Verlag · Graf-Adolf-Straße 84 · 40210Düsseldorf · Foto: AdobeStock

>> Bildungspolitik imSchatten des Krieges Leitartikel von SabineMistler >> Hilfen für Kinder und Jugendliche im Umgang mit Kriegsnachrichten und –bildern Praxisbericht aus Bensberg >> Nur vomWiegen wird die Sau nicht fett– die zweite COPSOQ-Studie imDetail Höchste Zeit für sofortige Verhältnisprävention

Editorial

von Lars Strotmann >> Referent für Öffentlichkeitsarbeit undMedien E-Mail: larsstrotmann@yahoo.de

her künftig in den Schulen insgesamt wieder mehr umdas gehen, was ist, und nicht zuerst um das, was man gern hätte. Was die Schulen in jedemFall gewähleisten soll- ten, ist eine angstfreie Atmosphäre. Mehrere Jahre permanenter, teilweise hochgradig irratio- naler undmedial potenzierter Ängste vor Coro- na, der Klimaapokalypse und jetzt demKrieg und seinen Folgen hinterlassen bei den Kindern und Jugendlichen schon jetzt deutliche Spuren. Hin- zu kommt, dass über die sozialenMedien der Krieg in der Gestalt von Tod, Gewalt, Leid und Zerstörungen, aber auch in Formvon Desinfor- mation, Propaganda, Verschwörungsgeschwur- bel und wohlfeilen Verzichtsappellen heute un- mittelbaren Zugang ins Bewusstsein der Kinder und Jugendlichen findet. Ofmals aber ohne dass eine angemessene Einordnung, Verarbeitung oder Erläuterung stattfände. Aus aktuellemAn- lass greifen wir in dieser Ausgabe daher den An- griffskrieg gegen die Ukraine imLeitartikel, in Formeines Praxisberichtes aus Bensberg und in unserer Rechtskolumne auf. Wir wünschen Ihnen trotz oder gerade wegen der wenig erbaulichen Gesamtumstände wie im- mer eine anregende und abwechslungsreiche Lektüre!

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserinnen und Leser,

zumzwischen Tragödie und Komödie changie- renden Improvisationstheater in Sachen Corona mit stetig wechselnden Kulissen, Regieanwei- sungen, Haupt- und Nebendarstellern nur so viel: Nach wie vor sind die Schulen durch einen seit zwei Jahren andauernden Einsatz hart amRande der Zumutbarkeit Außenposten der Behörden bei der Umsetzung des Infektionsschutzes. All das wird aber dieser Tage überlagert von der Pulverisierung selbstgefälliger Gewissheiten in den Bereichen der Sicherheits- und Energiepoli- tik und der Versorgungssicherheit. Angesichts dieses Realitätsschocks und des damit offenbar- ten historischen Ausmaßes anWirklichkeitsferne undWunschdenken gerät man selbst als infor- mierte Lehrkraft ziemlich schnell an Grenzen. Ausdrücklich positiv vermerkt werdenmuss da- her die zeitnahe und inhaltlich angemessene In- formationspolitik des Schulministeriums, zumal ebenfalls umfängliche Unterstützungsmateria- lien und weitere Hinweise bereit gestellt wurden. Wo sonst als in den Schulen sollte und könnte den Schülerinnen und Schülern erklärt werden, dass unsere Heizwärme nicht originär aus der Heizung, unser Stromnicht aus der Steckdose und unsere Nahrungsmittel nicht nur aus dem Biosupermarkt stammen? Vielleicht sollte es da-

Ihr Lars Strotmann & die Redaktion

INHALT

Editorial >> Editorial von Lars Strotmann >>02 In eigener Sache >> NeueMailadresse? Schulwechsel? Umzug? Neue Telefonnummer? Neue Bankverbindung? >> 03 Leitartikel >> Bildungspolitik im Schatten des Krieges >> 04-06 Thema >> Nur vomWiegen wird die Sau nicht fett Die zweite COPSOQ- Studie imDetail >> 08-11

Schule & Beruf >> Novellierung der Kernlehrpläne für die GymnasialeOberstufe >> 12/13 >> Ukraine-Krieg: Substantielle Hilfen

Interna >> Interviewmit Dr. Stephan Keller >> 20 >> PhVNRW-Bezirke Düren, Heinsberg und Euskirchen: Seminar mit breitemThemenspektrum >> 23 >> Wegfall der Kosten- dämpfungspauschale >> 23 >> Privat- und Ersatzschulseminar imdbb-ForumSiebengebirge >> 24 >> Alle Vorgänge stets imBlick >> 25 >> Vor demRuhestand: Versiche- rungen & Finanzen optimieren >> 26 Recht >> Wie politisch dürfen Lehrkräfte sein? >> 27

für Kinder und Jugendliche im Umgangmit Kriegsnachrichten und -bildern Das schulische Kriseninterventions- teamamAlbertus-Magnus GymnasiumBensberg

>> 14/15

>> Moodle-Onlinetests mit dem iPad rechtssicher in der Schule durchführen

>> 16/17

>> Mediensucht steigt in Corona-Pandemie stark an >> 18/19

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Foto: AdobeStock/Vlad Chorniy

In eigener Sache

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Leitartikel

Bildungspolitik im Schatten des Krieges

von SabineMistler >> Landesvorsitzende

E-Mail: info@phv-nw.de

Der 24. Februar 2022markiert eine Zeitenwende: Mitten in Europa herrscht Krieg. Der vom russischen Präsiden- ten Putin initiierte Angriff auf das souveräne, demokrati- sche Nachbarland Ukraine stellt eine eklatante Verlet- zung des Völkerrechts dar. Der Einmarsch russischer Truppen ist geeignet, die bisherigeWeltordnung aus den Angeln zu heben. Die vielfältigen globalen Auswirkungen sind nicht abschätzbar. Mit Bestürzung und voller Sorge verfolgen wir die Berichte über das grausame Agieren des russischenMilitärs, das auch vor gezielten Angriffen gegen die Zivilbevölkerung nicht zurückschreckt. Der Beschuss einer Geburtsklinik inMariupol steht beispiel- haft für diese entsetzlichen Verbrechen. Angesichts der Bilder von Tod, Zerstörung und Vertrei- bung erreicht der Krieg auch unsere Schulen. Auch die uns anvertrauten Schülerinnen und Schüler sind erschüt- tert über die Gewalt in der Ukraine und das Leid der Menschen. Lehrkräfte sind herausgefordert, die Ängste und Sorgen der Kinder imUnterricht behutsamzu the- matisieren. An vielen Schulen wurden kreative und be- rührende Zeichen der Solidarität und der Hilfsbereit- schaft gesetzt. Nun gilt es, gerade die jüngstenOpfer des Krieges in der Ukraine besonders in den Blick zu nehmen. Immer mehr Menschen flüchten aus den Kriegsgebieten und suchen Schutz und Hilfe auch in Deutschland, da-

runter viele Kinder und Jugendliche. Ihnenmuss schnell und unbürokratisch geholfen werden. Dabei kommt dem regelmäßigen Schulbesuch eine besondere Bedeutung zu. Unsere Lehrkräfte sind selbstverständlich bereit, die geflüchteten Kinder und Jugendlichenmit viel Engage- ment und hoher Motivation zu unterstützen. Dafür müs- sen jedoch die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stehen. Angesichts des Krieges mitten in Europa bekommen die Dinge plötzlich ein neues Gewicht, und somanche politi- sche Diskussion in unseremLande erscheint kleinlich und trivial. Die aktuellen bildungspolitischen Herausforderun- genmüssen gleichwohl in den Blick genommen werden. Drei Handlungsfelder seien exemplarisch angesprochen. Vor demHintergrund der Erfahrungenmit der Corona- Pandemie hat der Prozess der Digitalisierung zentrale Bedeutung in der Schulpolitik bekommen. Mit fünf Re- gionalkonferenzen ‘Digitalstrategie Schule NRW’ in den einzelnen Regierungsbezirken bläst die Landesregierung zur digitalen Aufholjagd und kündigt eine Fortbildungs- offensive an. Mit der Schulmail vom3. März 2022 stellte das MSB das ‘Impulspapier II: Zentrale Entwicklungsbe- reiche für das Lernen in der digitalenWelt’ vor, in dem Grundlinien der digitalisierungsbezogenen Schul- und Unterrichtsentwicklung skizziert werden.

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Es ist positiv hervorzuheben, dass das MSB nach unserer Intervention zumindest die unterschiedlichen Entwick- lungsstände der einzelnen Schulen und die Besonderhei- ten der einzelnen Schulformen in die Schulmail mit auf- genommen hat. Auch wenn das Impulspapier zwar Parti- zipation postuliert, ist es ohne Beteiligung von Lehrerver- bänden entstanden. Da das Impulspapier II als Anregung für die gemeinsame Entwicklungsarbeit in der einzelnen Schule verstanden werden soll, nehmen wir als PhVNRW unsere Verantwortung wahr und bringen uns imSinne der gymnasialen Bildung konstruktiv-kritisch ein. Denn der Prozess der Digitalisierung ist mittlerweile an einem Punkt angelangt, an demes nicht mehr nur umdie digita- le technische Ausstattung der Schule und die lernförder- liche Nutzung digitaler Medien imUnterricht geht. Wir stehen vielmehr vor tiefgreifenden Veränderungen, die fundamentale Fragen des Bildungsbegriffs und der Lernkultur berühren. Als Ziel der digitalen Fortbildungs- offensive für dieModeratorinnen undModeratoren der staatlichen Lehrerfortbildung benennt das MSB die dau- erhafte Befähigung zur pädagogischen Vermittlung der ‘digitalen Transformation’. Allein die Verwendung dieses ideologisch aufgeladenen Begriffs lässt erahnen, worum es wirklich geht. Wohlgemerkt: Selbstverständlich sehen wir die großen Chancen undMöglichkeiten, welche die

Digitalisierung für unsere pädagogische Arbeit eröffnet. Aber es muss auch darauf hingewiesen werden, dass der Prozess der Digitalisierung grundsätzliche Fragen auf- wirft, die dringend der Klärung bedürfen. Welche Bedeutung kommt künftig der Allgemeinbildung zu, wenn digitale Kompetenzen zunehmend in den Vor- dergrund treten?WelchesWissenmuss weiterhin ver- bindlich vermittelt werden?Wie können gerade jüngere Schülerinnen und Schüler vor einer digitalen Reizüber- flutung geschützt werden?Welchen Stellenwert soll das menschlicheMiteinander in der Schule haben?Werden Lehrkräfte auf die Rolle des Lernbegleiters reduziert und damit entprofessionalisiert?Werden wir künftig noch verschiedene Schulformen benötigen, oder wird diemit- hilfe digitaler Technik umgesetzte Differenzierung und Individualisierung von Lernprozessen in der Einheits- schulemünden?Wie gehen wir mit der Forderung nach einemRecht auf Distanzunterricht, zumBeispiel bei er- krankten Schülerinnen und Schülern um?Wie können wir der kontinuierlich zunehmenden Belastung und Ent- grenzung der Arbeitszeit entgegenwirken? Damit der Digitalisierungsprozess sich nicht verselbstständigt, bedarf es aus unserer Sicht eines transparentenmulti- perspektivisch angelegten wissenschaftlichen Diskurses über die pädagogischen Aus- und Nebenwirkungen. >

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Leitartikel

Am24. Februar 2022 ist das Gesetz zur Modernisierung und Stärkung der Eigenverantwortung von Schulen (16. Schulrechtsänderungsgesetz) in Kraft getreten. Während der Verbändebeteiligung hatte der PhVNRW kritisiert, dass amGymnasiumkünftig alle Schulabschlüs-

Schulen wird es auch weiterhin angemessene Schutz- maßnahmen gebenmüssen, damit Lehrende und Ler- nende angstfrei agieren können. Der imEntwurf des In- fektionsschutzgesetzes vorgeseheneWegfall der Basis- schutzmaßnahmen, wie zumBeispiel der Maskenpflicht,

se vergeben wer- den sollen. Leider wurde unseren Bedenken nicht Rechnung getra- gen. Vielmehr hat man festgeschrie- ben, dass amGym- nasiumneben der Hochschulreife und demMittleren

dürfte aus unserer Sicht in Nord- rhein-Westfalen frühestens nach den Abschluss- und Abiturprüfun- gen in Schulen umgesetzt werden, um insbesondere für die Abiturien- tinnen und Abiturenten, aber auch für die Lehrkräfte einen reibungslo- sen und sicheren Ablauf der Prüfun- gen sicherzustellen.

Die Corona- Pandemie darf nicht abge- schrieben oder unterschätzt werden.

Besonders belastend ist dieMehr- arbeit, die durch die vielen Quarantänefälle bei Schüle- rinnen und Schülern ausgelöst wird. Diese Belastung po- tenziert sich noch bei Klausuren und Klassenarbeiten. Immerhin konnte der PhV NRW in konstruktiven Ge- sprächen mit demMSB erreichen, dass die Vergleichs- arbeiten Vera-8 in diesem Jahr nicht verpflichtend sind. Bis auf kleinere Anpassungen werden zumdritten Mal in Folge die gleichen Aufgaben gestellt, sodass von einem sinnhaften Diagnoseinstrument ohnehin keine Rede mehr sein kann. Es ist beschämend, dass das zu- ständige IQB in Berlin nicht in der Lage war, innerhalb von zwei Jahren neue Aufgaben zu entwickeln. Unsere Kolleginnen und Kollegen brauchen dringend weitere Entlastung. Die Alarmsignale sind unübersehbar. Die Bezirkspersonalräte berichten über eine signifikant steigende Zahl von Langzeiterkrankungen und vermehr- te Anfragen nachMöglichkeiten des vorzeitigen Eintritts in den Ruhestand. WarmeWorte der Anerkennung für den geleisteten Einsatz genügen nicht. Wir benötigen mehr Entbürokratisierung, kleinere Lerngruppen und eine spürbare Verringerung der Unterrichtsverpflichtung. Dann werden auch unerwartete neue Herausforderun- gen wie die Betreuung geflüchteter Kinder und Jugendli- cher aus der Ukraine besser zu stemmen sein.

Schulabschluss auch der Erste Schulabschluss und der Erweiterte Erste Schulabschluss vergeben werden. Es bleibt rätselhaft, wie diese Regelungmit dem schulge- setzlich verankerten Bildungsauftrag der Vermittlung ei- ner vertieften allgemeinen Bildung in Einklang zu bringen ist. Auch die ebenfalls beschlosseneMöglichkeit, dass Fachberaterinnen und Fachberater künftig schulauf- sichtliche Aufgaben übernehmen können, lehnt der PhVNRWab. Für uns ist es nicht vorstellbar, dass die Schulaufsicht ohne entsprechende Erfahrungen auf der (Schul-)Leitungsebene professionell gestaltet werden kann. Unsere Forderung nach einer stärkeren Gewich- tung der Grundschulempfehlung bei der Wahl der wei- terführenden Schule wurde nicht umgesetzt. Auch zwei Jahre nach demBeginn der Corona-Pande- mie sind die Folgen von Schulschließungen und Distanz- unterricht noch deutlich spürbar. Der pandemiebedingte Aufwand, den die Schulen leistenmüssen, ist unverän- dert hoch. Dass ausgerechnet in Zeiten, in denen die Zahl der Neuinfektionen neue Rekordhöhen erreicht, über denWegfall von Beschränkungen nachgedacht wird, irritiert. Auch wenn Corona derzeit glücklicherweisemit meist milden Verläufen verbunden ist, darf die Pandemie nicht abgeschrieben oder unterschätzt werden. In den

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Thema

Nur vomWiegen wird die Sau nicht fett Die zweite COPSOQ-Studie imDetail

Psychische Erkrankungen haben – auch und gerade bei Lehrkräften aller Schulformen – in den letzten Jahren weiter zugenommen, was nach wie vor vielfach auch auf die hohe Belastung amArbeitsplatz zurückzuführen ist.

von Teresa Kemper >>Mitglied in der AGGesundheit E-Mail: Teresa.Kemper@web.de

von Jörg Bohmann >> Leiter der AGGesundheit E-Mail: Joerg-bohmann@web.de

3. Schulspezifische Ergebnisse zei- gen auf, an welchen Stellen jede einzelne Schule Verbesserungs- maßnahmen ergreifen sollte. Erhöhte emotionale Anforderun- gen und fortgesetzte Entgrenzung Exemplarisch können imFolgenden einige Ergebnisse, die gegenüber der ersten Studie Veränderungen aufzeigen, vorgestellt werden. Auf- grund des Umfangs der Ergebnisse kann nur beispielhaft auf das Zusam- menwirken einzelner Faktoren auf Teilgruppen eingegangen werden. 24 der 31 Aspekte, diemithilfe der Studie gemessen wurden, erfassen die Arbeitsbedingungen als mögli- che Ursachen psychischer Erkran- kungen. Sieben Aspekte beziehen sich auf Zufriedenheit undGesund-

Seit 1996 verpflichtet das Arbeits- schutzgesetz (ArbSchG §§ 5ff) alle Unternehmen – und somit auch das Ministerium für Schule und Bildung in Nordrhein-Westfalen –, eine Ge- fährdungsbeurteilung der in dem Betrieb vorkommenden Tätigkeiten vorzunehmen. Die Ergebnisse sind zu dokumentieren. Zudem sind ‘ge- eignete Schutzmaßnahmen’ einzu- leiten. Dieses Gesetz gilt eben auch für Schulen. Mithilfe der COPSOQ-Studie wur- den imJahr 2021 nun zumzweiten Mal Daten zu den psychischen Fak- toren amArbeitsplatz erhoben. Da- bei ist für die Gefährdungsbeurtei- lung besonders die Analyse der Be- lastungsfaktoren relevant, da auf diese imRahmen der Prävention eingewirkt werden kann undmuss.

Wie bereits bei der ersten Studie 2017 beziehen sich die Präventions- maßnahmen auf drei Ebenen: 1. Alle Lehrkräfte: Hier werden erhöhte allgemeine strukturelle Belastungen in den Blick ge- nommen. 2. Teilgruppen: Erhöhte Belastun- gen können auch einzelne Leh- rergruppen betreffen, für die Präventionsmaßnahmen ange- boten werden sollten. Teilgrup- pen können zumBeispiel Lehr- kräfte mit einembestimmten Lebens- und/oder Dienstalter, Berufsanfänger, Lehrkräfte mit gesundheitlichen Einschränkun- gen sein oder solche, die einer bestimmten Schulform angehö- ren.

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Thema

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heit imKontext der Arbeitsbedin- gungen. Strukturell erhöhte Anforderungen für Lehrkräfte lassen sich in demBe- reich ‘Emotionale Anforderungen’ und ‘Entgrenzung’ ausmachen. Der Durchschnittswert bei diesen The- men liegt bei Lehrkräften aller Re- gierungsbezirke in Nordrhein-West- falenmit knapp achtzig Punkten sehr deutlich über demanderer Be- rufsgruppen (48 bzw. 33 Punkte). Der Bereich ‘Emotionale Anforde- rungen’ hat sich imVergleich zur ers- ten Studie ummindestens zehn Punkte erhöht. Der Bereich ‘Unvereinbarkeit von Berufs- und Privatleben’ hat sich ge- genüber der ersten Runde gebes- sert, liegt aber nach wie vor deutlich über demDurchschnittswert ande- rer Berufe. Weniger Pausenzeiten und weniger kollegialer Austausch Während Lehrkräfte in Nordrhein- Westfalen ‘Einfluss und Entwick- lungsmöglichkeiten’ sowie die ‘Be- deutung der Arbeit’ und die ‘Ver- bundenheit mit demArbeitsplatz’ positiver bewerten als dies im Durchschnitt in anderen Berufen der Fall ist, wird der ‘Spielraumbei Pau- sen und Urlaub’ deutlich kritischer gesehen und liegt massiv unter dem Durchschnitt (22 Punkte bei Lehr- kräften, 63 Punkte alle Berufe). Die Aspekte ‘Feedback’ und ‘Menge sozialer Kontakte’ sind imVergleich

zur ersten Studie gesunken. Insbe- sondere die ‘Menge der sozialen Kontakte’ fällt imBerufsvergleichmit 38 zu 57 Punkten deutlich unter- durchschnittlich aus. Die strukturellen Gegebenheiten führen zu einer hohen ‘Arbeitsplatz- sicherheit’, auch die Arbeitsplatzbe- dingungen werden insgesamt positiv bewertet. Die Arbeitsbedingungen haben Ein- fluss auf die Belastungsfolgen. Wie auch andere Studien schon zeigen, bestätigt sich hier, dass Lehrkräfte aller Bezirksregierungen in Nord- rhein-Westfalen die Aspekte ‘Burn- out’, ‘Präsentismus’ und die ‘Unfähig- keit abzuschalten’ (deutlich) höher bewerten als Arbeitnehmerinnen undArbeitnehmer anderer Berufe.

Obgleich die Bewertung von ‘Burn- out-Symptomen’ gestiegen ist, fin- det sich nur einemarginal veränder- te Einschätzung des ‘Gesundheits- zustandes’, der nur geringfügig unter demallgemeinen Durchschnitt liegt. Lehrkräfte an Grundschulen und Gymnasien hatten bei der COP- SOQ-Studie 2021 ein zusätzliches Modul zumThema Corona, in dem es umdie Bewertung dreier Aspekte ging: ‘Ausstattung amheimischen Arbeitsplatz’, ‘Organisation und Kommunikation unter Corona-Be- dingungen’ sowie ‘Maßnahmen und Gesamtbewertung’. Die Ergebnisse in diesemBereich zeigen, dass Lehrkräfte an Gymna- sien eine bessere heimische Arbeits- platzausstattung haben als solche,

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Foto: AdobeStock

Die Ergebnisse zei- gen, dass Lehrkräf- te anGymnasien eine bessere hei- mische Arbeits- platzausstattung haben als solche, die anGrundschu- len tätig sind.

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Thema

die an Grundschulen tätig sind (64 bzw. 53 von 100 Punkten). Sowohl in Bezug auf die Technik als auch auf dieOrganisation gibt es hier Hand- lungsbedarf, insbesondere wenn man die Arbeitsplatzschutzverord- nung als Maßstab nimmt. Auch die anderen Bereiche werden mit 65 bzw. 60 Punkten gut bewer- tet. Dennoch gibt es auch hier Ver- besserungsmöglichkeiten. Betrachtet man die psychosozialen Faktoren nach demGeschlecht, so ist eine Unterscheidung zwischen Männern und Frauen eher irrelevant. Bei der – in dieser Studie neuen – Geschlechtskategorie divers fallen stark abweichendeWerte auf, insbe- sondere bei demAspekt ‘Bedeutung der Arbeit’. Diese Skala wird von die- ser eher kleinen Gruppe fünfzehn bis

zwanzig Punkte unter demGesamt- wert eingeordnet. Negative Korrelation zwischen Dienstalter und Gesundheitszustand Mit zunehmendemAlter geben Lehr- kräfte in Nordrhein-Westfalen an, dass die Zahl der sozialen Kontakte sinkt, ebenfalls geht die Unterstüt- zung bei der Arbeit zurück, gleichzei- tig wird der Gesundheitszustand schlechter bewertet als von jüngeren Lehrkräften. Ähnlich sind die Ergebnisse, betrach- tet man die psychosozialen Faktoren nach demDienstalter: Auch hier zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang mit demGesundheitszustand. Fünf Prozent der Lehrkräfte haben gesundheitliche Einschränkungen.

INFO

Informationen der Bezirksregierung Düsseldorf zur COPSOQ-Befragung Bildungsportal NRW (Schulministe- rium.nrw) Merkblatt_fuer_ Lehrkraefte.pdf - Schulministerium NRW

Diemeisten von ihnen haben einen Grad der Behinderung (GdB) von dreißig oder vierzig (vier Prozent). Etwa ein Prozent der Lehrkräftemit Behinderung sind gleichgestellt oder schwerbehindert. Auffallend ist, dass der Gesundheitszustand von dieser Personengruppe deutlich kritischer beurteilt wird. Die Fragen der Studie berücksichti- gen auch lehrkräftespezifische Be- reiche, so zumBeispiel ‘Störungen imUnterricht’ und ‘Lärmund Stimm- belastung’. Die Auswertung der Er- gebnisse zeigt auf, dass sich das Wohlbefinden, die Zufriedenheit und die Gesundheit steigern lassen, wenn dieWerte dieser Skalen ge- senkt werden. Auch ist die ‘Unvereinbarkeit von Berufs- und Privatleben’ für alle Be- lastungsfolgen zentral. Eine positive Veränderung in dieser Hinsicht führt zu einer Verbesserung der Burnout- werte und zu einer Verbesserung des Gesundheitszustandes.

Mit zunehmen- demAlter geben Lehrkräfte in Nordrhein- Westfalen an, dass die Zahl der sozialen Kon- takte sinkt, ebenfalls geht die Unterstüt- zung bei der Ar- beit zurück…

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Thema

eine Kompensation für die in den letzten Jahren zusätzlich dazugekommenen Dienstver- pflichtungen, die eine Verdich- tung der Arbeitszeit in der Schule bewirken, somit den Stress für alle Beteiligten sowie die krankheitsbedingten Ausfallzeiten enormerhöht haben. DemDienstherrn muss klar sein: Nur eine gesunde Lehr- kraft ist auf Dauer eine gute Lehrkraft!

Höchste Zeit für spürbare und nachhaltige Verhältnisprävention Aufgrundder aufgezeigtenProblem- felder hat der BADunter Hinzuzie- hungder Hauptpersonalräte sowieder Hauptschwerbehindertenvertretun- gen eineReihe vonFortbildungsmaß- nahmen entwickelt, die über Termin- landbeimBAD individuell, aber auch für Gruppenoder gesamteKollegien gebucht werden können. Diese sind in der Vergangenheit erst gut, jedochbe- dingt durchdieCorona-Pandemiewe- niger gut angenommenworden. Eine signifikanteÄnderung zumBesseren hat sichdabei indiesemZeitraum nicht ergeben, ganz imGegenteil. Da- bei darf man sichnicht darüber wun- dern, da es sich lediglichumeinhalb- herziges VorgehendesMinisteriums für Schule undBildunghandelt. Die o. a. ‘geeigneten Schutzmaßnah- men des Arbeitgebers’ erschöpfen sich lediglich in einer ‘Verhaltensprä- vention’, die beimLehrpersonal an- setzt und versucht, das Verhalten Einzelner sowie von Gruppen zu ver-

ändern, wobei zusätzlich insbeson- dereMaßnahmen in den Focus ge- nommen werdenmüssten, die der PhilologenverbandNRWseit Lan- gem fordert, und zwar für eine An- passung ‘schulischer Verhältnisse’ zur Entlastung durch bessere schuli- sche Rahmenbedingungen und so- mit für eine nachhaltige Lehrerge- sundheit: Reduktion des Pflichtstunden- deputats, Verringerung der Klassenrichtwerte, mehr Lei- tungszeit, größere Entlas- tungsstundentöpfe etc. sowie

INFO

Die Arbeitsgruppe Gesundheit imPhVNRWbesteht aus Fach- leuten der Personalratsfraktionen sowie den Schwerbehinderten- vertrauenspersonen aller Regierungsbezirke in Nordrhein- Westfalen. Für detailliertere Informationen stehen die Ausschussmitglieder auch gern persönlich zur Verfügung. Die Kontaktdaten finden Sie unter ‘Ansprechpartner’. Zudem finden Sie dort zahlreiche Infoblätter zu Fragen der Lehrergesundheit:

Link: https://www.phv-nw.de/arbeitsgemeinschaften/gesundheit

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Schule & Beruf

Novellierung der Kernlehrpläne für die Gymnasiale Oberstufe Aufgrund neuer länderübergreifender Vereinbarungen der Kultusministerkonferenz (Bildungsstandards und Regelungen zumAufgabenpool) und der Umstellung in Nordrhein-Westfalen auf G9 werden zurzeit die Kernlehrpläne der gymnasialen Oberstufe überarbeitet.

die Anschlussfähigkeit von der Sekun- darstufe I zur Oberstufe nicht vollstän- dig gegeben. Den Schülerinnen und Schülern fehlen teilweise bestimmte Kompetenzen für die erfolgreiche Mitarbeit in der Oberstufe. Zweitens bleibt in demknappen Zeitraumbis zu den Sommerferien kaumnoch Zeit für notwendige Vorarbeiten. Somüssen noch Implementationen der neuen Lehrpläne durchgeführt undMateria- lien, wie beispielsweise die Vorlagen für die schulinternen Lehrpläne, recht- zeitig bereitgestellt werden. Die Kultusministerkonferenz hat mit Beschluss vom 18. Juni 2020

vonMichael Horstmann >> Referent für Bildungsfragen E-Mail: horstmann-michael@t-online.de

Biologie, Chemie und Physik Für die Fächer Biologie, Chemie und Physik wurden bereits am 17. Dezem- ber die Entwürfe veröffentlicht, zu denen der PhV NRW imRahmen der Verbändebeteiligung jeweils ausführlich Stellung genommen hat. Die Grundentscheidung der Kultus- ministerkonferenz, dass ab demAbi- tur 2025 für die Fächer Biologie, Che-

mie und Physik fünfzig Prozent der Abituraufgaben aus demAufgaben- pool des IQB entnommen werden müssen, hat zur Folge, dass bereits der jetzige Jahrgang 9, der sich als letzter Jahrgang noch in G8 befindet, ab dem nächsten Schuljahr nach den neuen (G9-)Kernlehrplänen der Oberstufe unterrichtet werden soll. Diese Ent- scheidung wirft für Nordrhein-West- falen zwei Probleme auf: Erstens ist

Deutsch, Mathematik, Englisch & Französisch Aktuell arbeiten die Lehrplankommissionen an den neuen Kernlehrplänen für die Fächer Deutsch, Mathematik, Eng- lisch und Französisch. Vorab waren die Verbände aufgefor- dert, Änderungsvorschläge in Bezug auf die jetzigen Kern- lehrpläne der Oberstufe abzugeben. Auch dieser Aufforde- rung ist der PhVNRWzu jedemFach nachgekommen. Vor

INFO

Verhältnis von 75 Prozent Obligatorik und 25 Prozent Freiraumeingehalten werden muss.

Anfang 2023 sollen die finalisierten Kernlehrplanentwürfe für die Fächer Deutsch, Mathematik, Englisch und Franzö- sisch vorliegen, zu denen dann nochmal eine Verbändebe- teiligung stattfinden wird. ImSommer 2023 sollen diese Kernlehrpläne in Kraft gesetzt werden. ImAnschluss folgen

demHintergrund der von allen Fächern zu leistenden Querschnittsaufgaben wie Bildung in der digitalenWelt (Medienkompetenzrahmen NRW) und Verbraucherbildung ist darauf zu achten, dass die fachlichen Inhalte unter Aus- wahlkriterien wie der fachlichen Relevanz, der exemplari- schen und repräsentativen Bedeutung genügend Raum behalten. Auf der anderen Seite gilt auch hier, dass das

dann die Kernlehrpläne der übrigen Fächer in der Gymnasialen Oberstufe.

Link: https://www.phv-nw.de/aktuelles/ stellungnahmen

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Schule & Beruf

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Bildungsstandards für die Allgemei- ne Hochschulreife in den Fächern Biologie, Chemie und Physik verab- schiedet. Sie hat ferner vorgesehen, für die Umsetzung der Bildungsstan- dards in die Lehr- und Bildungspläne der Länder Eckpunkte für curriculare Vorgaben zu entwickeln. Dieses Eck- punktepapier liegt vor. Ziele sind Qualitätssicherung, Überprüfbarkeit und Vergleichbarkeit. Diese Ziele un- terstützt der PhVNRWausdrücklich. Allerdings dürfen diese verbindlichen Vorgaben der Bildungsstandards

nicht zu einer inhaltlichen Über- frachtung der Kernlehrpläne führen. Der vorgegebene Freiraum von 25 Prozent muss erhalten bleiben, damit weiterhin imSinne des gymnasialen Bildungsauftrags einer vertieften all- gemeinen Bildung gearbeitet werden kann. ImFach Biologie ist dieser Frei- raumdurch die Fülle an Inhalten und Kompetenzerwartungen durchgän- gig nicht mehr gegeben. ImFach Chemie entsteht dieses Problem im Leistungskursbereich. Besonders im Fach Biologie ist eine übergeordnete

Lösung notwendig, welche auch den unterschiedlichen Voraussetzungen der Bundesländer Rechnung trägt. Umdie Bildungsstandards einhalten zu können, müssen in den verschiede- nen Bundesländern auch vergleichba- re Rahmenbedingungen, insbesonde- re in Bezug auf die Stundentafel, ge- geben sein. Es kommt hinzu, dass für NRWnoch nicht klar ist, wie die APO-GOSt geändert werden wird und unter welchen Rahmenbedin- gungen die vorgelegten Entwürfe und die noch folgenden KLP gelten sollen.

Schule & Beruf

Ukraine-Krieg: Substantielle Hilfen für Kinder und imUmgang mit Kriegsnachrichten

Das schulische Kriseninterventionsteamam Albertus-Magnus-GymnasiumBensberg

über den Sachverhalt aufzuklären, aber auch vor unangemessenen Dar- stellungen oder belastenden Bildern zu schützen. »Diese Infomit geeigne- ten Links und praktischen Hinweisen zur Psychohygiene stießen bei Eltern wie Lehrkräften auf positive Reso- nanz«, fasst Dorothee Klein, SKI-T- Leiterin amAMG, zusammen. Auch über die geplantenMaßnahmen am Aschermittwoch und in den folgen- denWochen wurden alle per Infomail in Kenntnis gesetzt. Psychosoziale Angebote – Resilienz und Selbstwirksamkeit erfahren In den großen Pausen amAscher- mittwoch gab es in gesonderten Räu- men ein persönliches Gesprächsan- gebot. Insgesamt kamen über dreißig Schülerinnen und Schüler dorthin und gaben ihren Ängsten und Erfah- rungen Ausdruck. Beratungslehrerin Klein ergänzt: »Wir haben zuvor auch in den Blick genommen, dass wir ukrainisch- und russischstämmige Schülerinnen und Schüler haben, wo es ggf. eine persönliche Betroffenheit geben könnte. Für diese waren auch

von Rolf Faymonville >> Referent für Öffentlichkeitsarbeit imBezirk Oberberg E-Mail: rolf.faymonville@gmx.de

Umgang mit Nachrichten und Selbstschutz im Internet

Die Nachrichten über den Krieg in Europa, den Präsident Putin gegen die Ukraine entfacht hat, hat nicht nur die allgemeineÖffentlichkeit, sondern auch viele Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte in Sorge und teilweise auch in große Angst gestürzt. Kaum kannman sich den vielen Bildern und Nachrichten entziehen, die über Soci- al-Media-Kanäle und Fernsehsen- dungen auf alle einprasseln. Das schulische Kriseninterventions- team (SKI-T) des Albertus-Magnus- Gymnasiums Bensberg (AMG) hat diese Situation bereits vorab voraus- gesehen und sich während der be- weglichen Ferientage über Karneval mit möglichen Hilfsangeboten für die Schulgemeinde auseinandergesetzt. In einer Videokonferenz wurden kon- krete Schritte für den anstehenden Schulbeginn nach Karneval geplant.

Rolf Faymonville, Schulleiter und Vor- standmitglied von ‘Sinus e.V. – Schu- len in Notfällen unterstützen’ berich- tet: »Einerseits wollten wir Schülerin- nen und Schülern, die eine besondere Betroffenheit empfinden, ein Ge- sprächsangebot machen. Anderer- seits wissen wir aus der Kriseninter- vention, dass es auch wichtig ist, Si- cherheit durch Struktur undNormali- tät imAlltag zu geben. Daher wollten wir vermeiden, dass amAschermitt- woch aus persönlichemEngagement und Betroffenheit die Kinder sechs Stunden imUnterricht über den Krieg in der Ukraine sprechenmüssen.« So hat das Krisenteamzuerst eineMail an die Eltern verfasst, in der diese da- für sensibilisiert wurden, ihre Kinder durch altersgemäße Informationen

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Friedensgottesdienst am Albertus-Magnus-GymnasiumBensberg

der Eingangshalle der Schule an Stellwänden präsentiert werden. Die Schulpatinnen (Schülerinnen und Schüler aus der Mittelstufe) beschäf- tigen sichmit ihren Fünftklässlern mit der Frage, was die Kinder mit Frieden assoziieren. Dann wirdmit den entsprechenden Bildern und Symbolen ein Peace-Zeichen für den jeweiligen Klassenraumgestaltet. Auch auf dieseWeise sollen die Kin- der eineMöglichkeit erhalten, Selbstwirksamkeit zu entwickeln und in Kombinationmit den Hilfsprojek- ten aktiv etwas für den Frieden zu tun. Aufnahme von Flüchtlingen »Wir sind in der Schulverwaltung nun schon aktiv in der Planung des Ausbaus unserer Deutschförder- gruppe, der Beschaffung passenden Lehrmaterials für russisch- oder ukrainischsprachige Lernende und der Einstellung geeigneter Lehrkräf- te für ukrainische Flüchtlinge. Die ersten Zuweisungen von Schülern durch das Kommunale Integrations- zentrumund Aufnahmen an unserer Schule sind schon erfolgt. Wir rech- nenmit deutlichmehr in den kom- mendenWochen. Hier ist auch die gute Zusammenarbeit mit der Be- zirksregierung hilfreich, die die Ver- träge zeitnah bearbeitet«, so Schul- leiter Faymonville. »Ein durchdach- tes und praktisches Gesamtpaket von schulischenMaßnahmen ist in diesen Krisenzeiten wichtiger als pressewirksame Spontan-Aktionen. Das ist Hilfe, die ankommt.«

Dies gibt dieMöglichkeit, sich selbst zu engagieren, sich selbstwirksamzu erleben. Einzelne Klassen sammeln beispielsweise in Kooperationmit er- fahrenen Hilfsorganisationen wie den Maltesern oder demAktionsbündnis ‘Deutschland hilft’ Hilfsgüter für an- kommende Flüchtlinge hier wie für Transporte in die Ukraine, denn priva- te Aktionen oder Alleingänge sind oft gut gemeint, aber nicht immer wirk- lich hilfreich. »Auch in der Sowi-/Politik- und in der Erdkunde-Fachschaft wird in koordi- nierter Weise die Unterrichtsplanung zumUkraine-Krieg gemeinsamab- gestimmt. Uns ist wichtig, unseren Schülerinnen und Schülern zu helfen, Fake-News und seriöse Nachrichten kriteriengeleitet zu unterscheiden und sich konstruktiv und kritischmit der Problematik und den aktuell da- raus gezogenen Konsequenzen in der deutschen und europäischen Politik auseinanderzusetzen. Wir verstehen unseren Auftrag hier ganz klar so, dass wir über Symbolpolitik und bloße De- monstrationen oder Meinungskund- gebungen hinausgehen und reife, ar- gumentationsgestützteMeinungsbil- dung fördern«, unterstreicht der Fachschaftsvorsitzende Daniel Klisch. ImReligionsunterricht wurden das Thema ‘Frieden und gerechter Krieg’ ebenfalls sachlich erarbeitet. In der Erprobungsstufe werden Friedens- kerzen und –taubenmalerisch gestal- tet, die als Zeichen der Solidarität in Orientierung imUnterricht

Jugendliche und -bildern

die Klassenleitungen besonders sen- sibilisiert worden. Tatsächlich berich- teten einige, dass sie Verwandte in den Kriegsgebieten haben und sich sehr sorgen.« AmDonnerstag gab es dann in der großen Pause in der Aula das Ange- bot zu einemökumenischen Frie- densgebet. »Die Jugendlichen sollten leicht Zugang haben, aber auch das Thema oder die Situationmeiden können, je nachdemwie sie es brau- chen. Dazu bot sich dieser Raumam besten an. Uns hat besonders berührt, wie wichtig den Jugendlichen diese Besinnung und vor allemdas gemein- same Singen war. Die vorgetragenen Texte undGebete waren gut in ju- gendgemäßer Sprache formuliert und schlossen alle amKonflikt Beteiligten ein. Wir wollten politisierende Polari- sierungen vermeiden und die Betrof- fenheit aller angemessen einbezie- hen«, fasst Patricia Anslinger, Fach- schaftsvorsitzende für katholische Religionslehre, zusammen. Mit der Schülervertretung und Lehrkräften werden weitere Aktionen geplant.

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Schule & Beruf

Moodle-Onlinetests mit dem iPad rechtssicher in der Schule durchführen Onlinetests inMoodle (in Nordrhein-Westfalen LOGINEO) lassen sich auf vielfältige und sinnvolle Art undWeise nutzen. Sie möchten zumBeispiel einen Diagnosetest mit den neuen Schülerinnen und Schülerndurchführen, um zu schauen, welche Lücken vorhanden sind. Ein Hörverstehenstest für den Fremdsprachenunterricht ist auch einfach zu erstellen. Tests eigenen sich auch sehr gut, um auf Prü- fungen vorzubereiten.

vonMichael Falkenhain >> Lehrkraft für Mathematik und Informatik an einemBeruflichen Gymnasium in Niedersachsen E-Mail: Michael.Falkenhain@web.de

In diesemArtikel soll die Vorgehens- weise gezeigt werden, wie der On- linetest mit der APP S afe E xam- B rowser for iOS, kurz SEB, (https:// safeexambrowser.org/ios/ios_usermanual_en.html ) rechtssicher und ohne ein weiteres iPad-Ver- waltungssystembzw. MDM (MobileDevice- Managment) zu be- nutzen, durchgeführt werden kann. Erste Voraussetzung dafür ist aber, dass sich diese App auf dem iPad der Schülerinnen und Schüler befindet. Die App benutzt den Single App Modus von Apple, den Sie auch in der ClassroomApp und JamfSchool Teacher APP finden. Die APP SEB arbeitet perfekt mit Moodle zusam- men, weil die Konfiguration dort be- reits implementiert ist.

Allerdings lässt sich während der Durchführung des Tests nur eine App bzw. Webseite öffnen! Weitere Voraussetzungen ist, dass die Lernenden über einen Zugang zuMoodle verfügen undmit dem eLearning bereits grob Kontakt hat- ten. Noch ein Hinweis: Die Abbildungen können sich leicht von Ihrer Moodle- Version unterscheiden. ImFolgenden werden die wichtigs- ten Schritte in der Verwendung der App SEB erläutert.

dann wird einOnlinetest inMoodle angelegt. Das Audiofile wird in einer Multiple Choice Frage verwendet. Dieses Beispiel soll exemplarisch zei- gen, wie einfach es ist, einen Hörver- stehenstest zu erstellen.

Fotos (2x): AdobeStock

Mit demnebenste- hendenQR-Code werden Sie auf eine Webseite geleitet, auf

der sich ein Video befindet. In die- semVideo wird ein Audiofile erstellt,

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Schritt 1:

Konfiguration des Safe Exam Browsers imMoodleOnline-Test. Die Abbildungen stammen vom Browser Safari auf dem iPad. Unter den allgemeinen Einstel- lungen unter demAbschnitt Safe ExamBrowser werden zwei Einstellungen hinterlegt. Beenden Sie Testeinstellungen mit einemKlick auf Speichern und anzeigen

Das Kennwort sollte natürlich ein bisschen kreativer sein! Wichtig: Dieses Kennwort wird für die Entsperrung der APP benötigt.

Die Fragenmüssen natürlich noch hinzugefügt werden! Das wird imVideo gezeigt!

Schritt 2:

Jetzt können Sie die SEBDatei herunterladen. Info für Profis: Die Datei config.seb ist eine XML-Datei.

Die Datei wird nun in Geo_Test (Beispiel aus dem Video) umbenannt. Das Kontextmenü wird durch langes Drücken auf das Dateilogo aufgerufen.

Die Datei laden. Die Datei config.seb wird in der App Dateien unter Downloads anzeigt.

Geo_Test

Schritt 3:

Schritt 4:

Durch Annehmen der Datei wird der Test automatisch gestartet. Die Lernenden nehmen die Datei an (Mit ‘Dateien’ öffnen) und es wird auto- matisch die Safe ExamBrowser App ge- startet. Moodle wird aufgerufen, die Schülerinnen und Schüler loggen sich

Diese Datei wird nun per AirDrop an die Lernen- den verteilt.

nun ein und können den Test absolvieren. Nach der Durchführung des Tests drückt der Lernende rechts unten auf das Logo und gibt das Kennwort, welches Sie amEnde des Tests bekannt geben, ein. Probieren Sie es aus! Es lohnt sich!

Foto: AdobeStock

Schule & Beruf

Mediensucht steigt in Corona-Pandemie stark an

Zocken, Streamen, Liken: DieMöglichkeiten der modernen digitalen Unterhaltung sind so um- fangreich wie nie zuvor. Und sie kamen gerade Jüngeren während der Pandemie gelegen. Wäh- rend Schulen lange geschlossen, Freizeitaktivitäten verboten und Treffen mit Freunden einge- schränkt waren, zog es viele Kinder und Jugendliche zumZeitvertreib in die digitaleWelt zurück.

unter die Lupe. Die erste dieser Befra- gungen fand imSeptember 2019 statt – also bereits vor demAufkommen erster Corona-Fälle. Die Forscherin- nen und Forscher des UKE passten die Studie den sich immer wieder ver- ändernden Umständen der Pandemie an, sodass diese nunmehr eine Ent- wicklung von über zweieinhalb Jah- ren abbildet. Auch imBereich Social Media steigt die Mediensucht Eine Erkenntnis: Der Anstieg der Mediensucht hängt engmit längeren Nutzungszeiten zusammen. Während vor der Pandemie imSeptember 2019 2,7 Prozent der Befragten laut der Forscher ein pathologisches Spielver- halten zeigten, waren es imvergange- nen Jahr 4,1 Prozent. Dabei sind Jun- gen deutlich häufiger betroffen als Mädchen. Auch bei den sozialenMe- dien zeigt sich ein ähnliches Bild. Der Anteil der pathologischen Nutzung stieg seit 2019 von 3,2 auf 4,6 Prozent – ein Anstieg von knapp 44 Prozent. Auch hier sind Jungen fast doppelt so häufig von einer Abhängigkeit betrof- fen wieMädchen.

von Klaus Overdiek >> Leiter der DAK Landesvertretung NRW E-Mail: klaus.overdiek@dak.de

Daran ist zunächst auch nichts zu kri- tisieren. Wie hätten gerade Jugendli- che sonst überhaupt in dieser schwie- rigen Zeit den Kontakt zu Gleichaltri- gen und Freunden halten sollen? Die Digitalisierung bietet eben vieleMög- lichkeiten, die unseren Alltag erleich- tern – und sozialeMedien spielen hier eine besonders große Rolle. Doch sie hat auch ihre Schattenseiten, die sich in diesen Zeiten deutlicher zeigen als je zuvor. Denn während der Corona-Pandemie ist dieMediensucht bei Kindern und Jugendlichen stark gestiegen. Aktuell nutzen 4,1 Prozent aller 10- bis 17- Jährigen in Deutschland Computer- spiele krankhaft. Hochgerechnet wä- ren so rund 220.000 Jungen und Mädchen betroffen, was imVergleich zu 2019 einen Anstieg um52 Prozent Alarmierende Zahlen

bedeutet. Das zeigen die Ergebnisse einer gemeinsamen Längsschnittstu- die der DAK-Gesundheit und des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kinder- und Jugendalters (DZSKJ) amUniversitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). »Der Anstieg der Abhängigkeit bei Com- puterspielen vonmehr als fünfzig Prozent ist alarmierend«, sagt Klaus Overdiek, Landeschef der DAK-Ge- sundheit in Nordrhein-Westfalen. »Die Gesundheitspolitik muss die zu- nehmendeMediensucht bei jungen Menschen stärker in den Fokus neh- men. Außerdembrauchen wir eine breite Präventionsoffensive, umdie Medienkompetenz von Kindern und Eltern weiter zu stärken.« Diese Studie ist europaweit einzigar- tig, denn sie nimmt dieMediensucht bei Kindern und Jugendlichen zu ver- schiedenen Befragungszeitpunkten

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Lange Nutzungszeiten besorgen Kinder- und Jugendärzte Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und JugendärzteDr. Thomas Fischbach sieht dabei in den Lock- downs einen erheblichen gesundheitli- chenGefährdungsfaktor vor allemfür diejenigen jungenMenschen, die be- reits davor eine riskanteMediennut- zung an den Tag gelegt hatten. Es ist zu befürchten, dass sich diese Entwick- lung auch nach der Pandemie nicht einfach rückabwickeln lassenwird. Das sieht auch Studienleiter Prof. Dr. Rainer Thomasius vomDZSKJ ähnlich. Für ihnwaren und sind digitaleMedien für Kinder und Jugendliche ein rele- vantesMittel zumUmgangmit he- rausfordernden Situationen – und da- zu zählte und zählt die Corona-Pande- miemit Kontaktbeschränkungen und Schulschließungen. Vor allem, wenn dieNutzung exzessiv und damit krank-

Alarmierend sind die besonders langen Nutzungszeiten bei Spielen und Social Media gleichermaßen. Schon vor der Pandemie verbrachten die Kinder und Jugendlichen an einemganz normalen Wochentag durchschnittlich 83Minu- tenmit demZocken digitaler Games. Imersten Lockdown imApril 2020 steigerte sich dieserWert auf 132Mi- nuten – das war der Höchstwert der gesamten Pandemiezeit. Angesichts der damaligenUnsicherheiten und der pandemischen Verhältnissemag dies nachvollziehbar sein. ImFrühsommer 2021 gingen die Zeiten dann auchwie- der auf 109Minuten täglich zurück. Sie liegen aber dennoch signifikant höher als vor der Pandemie. Eine ähnliche Entwicklung gab es bei den sozialen Medien. Mit ihnen verbrachten die Jugendlichen vergangenes Jahr durchschnittlich 116Minuten täglich. Diese Zahl ist zusätzlich zumGaming zu sehen, wohlgemerkt.

haft wird, ist besondere Vorsicht gebo- ten. Denn sobald persönliche, familiäre oder auch schulische Ziele dadurch in denHintergrund treten, kann ein Still- stand in der psychosozialen Reifung des Kindes die Folge sein. Umso wichtiger, das zeigt die Studie, sind deshalb Präventions- und Thera- pieangebote für Kinder, aber auch de- ren Eltern. DennMedienkompetenz wird vorgelebt undNutzungsregeln für digitaleMedien gibt es in nur rund der Hälfte aller Familien. Auch das zeigt die Studie der DAK-Gesundheit. Deshalb fordert der DAK-Vorstands- chef eine breite Präventionsoffensive, umdieMedienkompetenz vonKindern undEltern zu stärken. DieGesund- heitspolitikmüsse angesichts der alar- mierenden Entwicklungen dieMedien- sucht stärker in den Fokus nehmen und eine Enquete-Kommission ausWissen- schaft undPolitik bilden, umdie Folgen der Pandemie für die Kinder- und Ju- gendgesundheit zu analysieren und

Konsequenzen zu ziehen. INFO

Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.dak.de/dak/bundesthemen/mediensucht- steigt-in-corona-pandemie-stark-an-2508248.html#/

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Schule & Beruf

Schulpolitik aus kommunaler Perspektive

Dr. Stephan Keller (CDU), Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf

Schulpolitik wird nicht nur auf Landesebene gestaltet, sondern immer häufiger auch imLokalen. Dort ist der Einfluss auf die Schulstruktur besonders groß. Oft hängt das Angebot an den politi- schenMehrheiten in den Rathäusern und an der Finanzkraft einer Kommune. Aber sind vermeint- lich wohlsituierte Städte deshalb die besseren Standorte für gute Schulbildung?Wir haben den Verwaltungsspitzen unterschiedlicher nordrhein-westfälischer Städte Fragen gestellt, umheraus- zufinden, wie Schulstruktur imLokalen aussieht und welche Haltungen dahinterstehen. Den Anfang macht Dr. Stephan Keller (CDU), Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf. In einer lockeren Reihe stellen wir in den kommenden Ausgaben weitere lokale Konzepte vor.

? Zur Schulstruktur: Wie sieht die aktuelle und zukünftige Schulstruktur in Düsseldorf aus Ihrer Sicht aus und warum ist es Ihnen wichtig, amNebeneinander der verschiedenen Schulformen festzuhalten? Dr. Stephan Keller: Die Landes- hauptstadt Düsseldorf bietet als Schulträger ein breites Spektrum an verschiedenen Schulformen und

-arten an: In der Primarstufe gibt es sowohl Bekenntnisgrundschulenmit katholischer und evangelischer Aus- richtung als auch bekenntnisfreie Schulen. Es gibt zudemGrundschu- lenmit Montessori-Schwerpunkt und anderen, differenzierten Schul- profilen, bspw. mit jahrgangsüber- greifenden Klassen. ImBereich der weiterführenden Schulen baut Düs- seldorf weiterhin fest auf das drei- gliedrige Schulsystem, bestehend

aus Hauptschule, Realschule und Gymnasium, ergänzt durch die Ge- samtschule, die alle allgemeinbil- denden Abschlüsse anbietet. Hinzu kommen Förderschulenmit ver- schiedenen Schwerpunkten wie soziale und emotionale Entwicklung sowie ein breites Angebot an Bil- dungsgängen an insgesamt zehn städtischen Berufskollegs. Hier wer- den über 250 Bildungsgänge und damit die gesamte Vielfalt der Aus-

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Schule & Beruf

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? Wie verläuft die Diskussion, wenn es auf kommunaler Ebe- ne umdie Entscheidung für das differenzierte Schulsystemgeht? Keller: Die Landeshauptstadt be- findet sich mit allen Beteiligten der regionalen und überregionalen Bil- dungslandschaft in stetigemAus- tausch, um auf aktuelle Entwicklun- gen reagieren zu können. Zu diesen Beteiligten zählen unter anderem die Schulleitungen, Lehrende, Schülerinnen und Schüler, die Schulaufsichtsbehörden, andere Schulträger sowie Fachleute aus Wissenschaft und Forschung. Die verpflichtenden Schulträgeraufga- ben, zumBeispiel nach einer mo- dernen Sach- und Raumausstat- tung, werden somit nicht imAllein- gang erfüllt, sondern multiprofes- sionell betrachtet und bedarfsge- recht bereitgestellt. >

bildungs- und Prüfungsordnung Be- rufskolleg (APO-BK) abgebildet. Die Landeshauptstadt bietet somit ein vielfältiges Schulangebot, welches für alle Schülerinnen und Schüler ei- ne optimale Förderung bereithält. Dabei wird auchdie SchulformHaupt- schule, die von einigen Schulträgern in Nordrhein-Westfalen inden letzten Jahrenmassiv abgebaut wurde, nicht grundsätzlich inFrage gestellt, son- dernpunktuell gestärkt. So entsteht anderMelanchthonstraße einNeu- bau für dieGemeinschaftshauptschu- leBenrath. Ander Vennhauser Allee erhält zudemdie aktuell noch ander Bernburger StraßebefindlicheHaupt- schule indennächsten Jahren eben- falls einenNeubau. Gleichzeitig befindet sich das Schul- system in einer dynamischen Ent- wicklung, weshalb das Bekenntnis zumdreigliedrigen Schulsystem

nicht automatisch eine Bestandsga- rantie für jede einzelne Schule oder Denkverbote in den Planungen be- inhaltet. In Düsseldorf müssen Ent- wicklungen bei der Schulwahl und andere Faktoren stetig beobachtet und angemessen berücksichtigt werden. Wenn sich die Nachfrage dauerhaft und nachhaltig ändert, ist es die Aufgabe des Schulträgers, mit entsprechendenMaßnahmen dafür zu sorgen, dass effiziente Lösungen imSinne des Elternwillens gefunden werden können. So kann bei sinken- der Nachfrage nach einer Schulform beispielsweise eine Schule dieser Schulform sukzessive geschlossen werden, umdadurch die verbleiben- den Schulen dieser Schulformnach- haltig zu stärken und die imSchul- gesetz festgelegten und auch aus Sicht der Landeshauptstadt sinnvol- lenMindestgrößen von Klassen und Schulen nicht zu unterschreiten.

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Schule & Beruf

? Wie entscheiden sich die Eltern in Düsseldorf für eine Schul- formund für eine Schule?Welche Verbesserungen werden ange- strebt? Keller: Die Entscheidungen, die am Ende zurWahl einer Schule führen, sind sehr individuell und vielfältig und können an dieser Stelle höchstens beispielhaft herausgestellt werden. So gibt es inDüsseldorf inzwischen sehr viele unterschiedliche Schulpro- file, die jede Schule einzigartig hin- sichtlich Schwerpunkten und Alltag beimLernen in der Schulemachen. Diese Schulprofile sind sicher ein ent- scheidender Faktor bei der Schul- wahl. Hinzu kommt natürlich auch die Frage des Schulwegs. Insbesondere bei denGrundschulenwerden in vie- len Fällen kurzeWege für die Schüle- rinnen und Schüler präferiert, obwohl durch die auch imPrimarbereich im- mer differenzierteren Schulprofile hier inzwischen teilweise auchweite- reWege in Kauf genommenwerden. Die Schulenwerden imAusbilden ih- rer Schulprofile vomSchulträger un- terstützt, da auch hier ein Interesse an einer bunten und vielfältigen Schullandschaft besteht. ? Wie gut ist die Durchlässigkeit zwischen den Schulformen des integrativen und des differenzier- ten Schulsystems?Wenn nötig, welche Verbesserungen könnten angestrebt werden? Keller: Zwischen dem integrativen und demdifferenzierten Schulsystem

Keller: Aus Sicht der Landeshaupt- stadt gibt es in der Kommunikation mit den Schulaufsichtsbehörden, d.h. insbesondere der unteren Schulaufsicht, dem ‘Schulamt’, so- wie der mittleren Schulaufsicht, der Bezirksregierung, keine nennens- werten Verbesserungsbedarfe in der Kommunikation und Zusam- menarbeit. Es bestehen mehrere Gremien mit regelmäßigen Sitzun- gen und wiederkehrenden und wechselnden Teilnehmerkreisen, die für eine optimale Abstimmung und ein zielgerichtetes Erledigen der jeweiligen Aufgaben sorgen. Jährlich stattfindende Ereignisse wie das Anmeldeverfahren an den verschiedenen Schulformen wer- den gemeinsamgeplant und durchgeführt. (Die beiden Fragen zur Schulaufsicht wurden zusam- men beantwortet, Anmerkung der Redaktion).

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besteht eine gute Durchlässigkeit. Die Inklusionsquote, also der Anteil der Kinder mit Förderbedarf, die an einer Regelschule unterrichtet wer- den, ist in den letzten Jahrenweiter gestiegen und liegt inzwischen bei etwa fünfzig Prozent. Es wird stets im Einzelfall von Inklusionsbeauftragten geprüft und die Familien beraten, ob die Inklusion an einer Regelschule oder die individuelle Förderung an einer der sieben Förderschulen in Düsseldorf für das jeweilige Kind die besserenChancen bietet. ? Zur Schulaufsicht: Welche Ver- besserungen in der Kommuni- kation zwischen Land und kommu- nalen Schulträgern sind nötig, um die Schulen bestmöglich zu unter- stützen? Wie stellt sich die Situation in Düsseldorf dar, was sind die größten Probleme? Schulsystem, ergänzt durch die Gesamtschule, die alle allgemein- bildenden Abschlüsse anbietet. Düsseldorf baut imBereich der weiterführenden Schulen weiter- hin fest auf das dreigliedrige

INFO

Dr. Stephan Keller (52) ist in Aachen geboren, verheiratet und hat drei Kinder. Seit dem 1. No-

vember 2020 ist der studierte Jurist Oberbürgermeister von Düsseldorf. Zuvor war er Stadt- direktor in Köln. In der nächsten Ausgabe der Bil- dung aktuell veröffentlichen wir die Antworten von Ali Dogan (SPD), Erster Beigeordneter in St. Augustin und zuständig unter anderem für Schule, Personal, Orga, Recht, Kultur, Sport und Jugend.

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