Bildung aktuell 1/2024

Thema

Bekannte Probleme bei der Messung der Arbeitszeit von Lehrkräften Die Autoren des Hamburger Lehrerar beitszeitmodells benennen in ihrer Analyse die Probleme der Messung der Lehrerarbeitszeit klar: »Die Arbeitszeit der Lehrkräfte ist nur bei der Erteilung der im Stundenplan festgelegten Unterrichtsstunden exakt zeitlich messbar. Ein großer – an manchen Schulformen überwiegen der – Teil der Arbeitszeit kann von den Lehrkräften weitgehend frei gestaltet werden und findet auch nicht in Dienstgebäuden statt, so dass sie sich einer exakten Bemessung entzieht. Die messbare Unterrichtsverpflich tung löst für die Lehrkräfte in den je weiligen Schulformen, auf den Jahr gangsstufen und in den einzelnen Un terrichtsfächern Zusammenhangstä tigkeiten in stark divergierendem zeit lichem Umfang aus. Auch Aufgaben außerhalb des Unterrichts werden mit unterschiedlichem zeitlichem Auf wand von Lehrkräften wahrgenom men, was sich nicht adäquat in der Un terrichtsverpflichtung widerspiegelt. Die Arbeitszeit der Lehrkräfte ist nicht regelmäßig über das Jahr verteilt, son dern konzentriert sich auf 38 Unter richtswochen. In den Schulferien, die über den Urlaubsanspruch hinausge hen und somit rechtlich teilweise zur Ar beitszeit gehören, können die einzelnen Schulen und auch die einzelnen Lehr kräfte weitgehend selbst bestimmen, inwieweit überhaupt gearbeitet wird.«

Gleichermaßen fundiert differenzie ren die Autoren die Tätigkeiten einer Lehrkraft in drei Bereiche:

U-Zeiten, F-Zeiten und A-Zeiten, auf die 46,578 Stunden Wochenarbeits zeit?

U-Zeiten Unterrichtsbezogene Aufgaben

■ Unterricht, ■ dessen Vor- und Nachbereitung, ■ Korrekturen, ■ Gespräche mit Schülerinnen und Schülern sowie mit Eltern, ■ die Teilnahme an Klassen- und Zeugniskonferenzen sowie ■ die individuelle fachliche Fortbildung

F-Zeiten Funktionsbezogene Aufgaben

Schuleitung, Stufenkoordination, Beratungs- lehrkraft Oberstufe, Klassenleitung, Fachvorsitz, Sammlungsleitung u.ä.

A-Zeiten Allgemeine Aufgaben

Teilnahme an ■ allgemeinen Konferenzen, ■ Elternabenden,

■ sonstigen schulischen Veranstaltungen und ■ Fortbildungen im Rahmen der schulischen Fortbildungsplanung sowie ■ Aufsichten und Vertretungsstunden

Quelle: Erläuterungen zu den einzelnen Vorschriften der Lehrkräfte-Arbeitszeit-Verordnung)

Die Lösung: Jahres- arbeitszeitkonten und Faktorisierung?

Die Lösung ist in Hamburg die soge nannte ‘Faktorisierung‘. Die Heraus forderung ist nun: Wer bestimmt nach welchen Kriterien die Faktoren zum Beispiel für unterschiedliche Un terrichtsfächer der Fächergrup- pe I bzw. der Fächergruppe II? »Die Faktoren normieren auf Grund pauschalierender Schätzung vielmehr die Zeiten, die der Dienstherr zur quali tativ angemessenen Vor- und Nachbe reitung einschließlich aller hierzu ge hörenden Einzelaufgaben und zur Er teilung einer Unterrichtsstunde für er forderlich hält und insoweit auch von den Lehrkräften erwartet.« Der Zeitaufwand für einzelne dienstli che Tätigkeiten wurde also pauscha

Nach Abzug aller Wochenenden und Feiertagen verbleiben 221,25 Arbeits tage in 44,25 Arbeitswochen mit 40 Wochenstunden Arbeitszeit, so dass Beamtinnen und Beamte in Hamburg im Jahr insgesamt 1770 Stunden Ar beit leisten müssen. Aufgrund der Schulferien verteilen sich diese 1770 Stunden bei Lehrkräften allerdings nur auf 38 Wochen, so dass die rech nerische Wochenarbeitszeit in diesen 38 Wochen 46,578 Zeitstunden be trägt. Die Krux ist nun: Wie verteilt man alle Tätigkeiten einer Lehrkraft aus den o.a. drei Bereichen, also die

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