Arbeitszeit

Arbeiten in der digitalen Umgebung

8.4 Als »Schnelle Eingreiftruppe« in Social Media? Lehrkräfte sind nicht die Polizei. Was im privaten Chat einer Schülergruppe am Nachmittag ge schieht, kann im Unterricht thematisiert werden; Lehrkräfte sind nicht befugt zur Ermittlungsar beit – weder am Schülerhandy noch im Social Media-Bereich. Schulinterne Bereiche, in denen Mobbing stattfindet, sind ggf. zu sperren, wenn abzusehen ist, dass die zeitlichen Ressourcen nicht ausreichen werden, um Probleme, die sich dort ergeben, aufzuarbeiten. 8.5 Das Smartphone als elektronische Fußfessel? Zur Einhaltung der regulären Arbeitszeiten ge hört auch, dass die Ruhe im Feierabend, am Wo chenende oder im Urlaub nicht durch Alarme und Benachrichtigungen auf dem Handy unter brochen wird. Da Beamtinnen und Beamte gemäß § 34 Abs. 1 BeamtStG verpflichtet sind, sich »mit vollem persönlichem Einsatz ihrem Beruf zu widmen«, scheint es hier einen Konflikt zu geben. Tatsächlich aber lässt sich aus der Pflicht zum vollen persönlichen Einsatz auch die Pflicht zur Gesunderhaltung herleiten und damit der Anspruch auf Erholung. Notwendig sind aber Regelungen, wann und wie man im Krisen-, Not- und Katastrophenfall er reichbar ist und wie solche Fälle definiert sind. Da die Gegebenheiten vor Ort sehr unterschied lich sind, empfehlen wir, an den jeweiligen Schu len hierüber ins Gespräch zu kommen.

Im schulischen Bereich fallen unter die 80 Pro zent Mehraufwand im Bereich »Digitales Arbei ten« unter anderem die folgenden Punkte: Vorbereitung von aufwändig konzipierten Unterrichtsstunden mit digitalen Medien Durchsicht/Korrektur von Schülerarbeiten, die mit digitalen Medien erstellt wurden Keine Frage: Aufgaben, die diesen Bereichen zu zuordnen sind, erweisen sich durchaus als sinn voll, sie sind von Seiten des Ministeriums er wünscht und kommen unseren Schülerinnen und Schülern zugute, seien es nun selbst er stellte Lernvideos oder die außerunterrichtliche Kontrolle von mit dem Computer erstellten Lernprodukten. Außerdem trägt eine gute Un terrichtsvorbereitung selbstverständlich ganz erheblich zur Arbeitszufriedenheit bei, so dass wir alleine deshalb schon mehr Arbeit investie ren, um mit unserer Arbeit auch unseren An sprüchen genügen zu können. Gleichzeitig stellt der Dienstherr nicht die not wendige Zeit dafür zur Verfügung – mit dem Re sultat, dass Kolleginnen und Kollegen sich, um ein perfektes (oder ein für sie wenigstens akzep tables) Ergebnis liefern zu können, entweder ge zwungen sehen, ihr Deputat zu reduzieren, oder in Kauf nehmen müssen, dass sie durch die zu hohe Arbeitsbelastung krank werden. Dies ist nicht hinnehmbar. Es ist äußerst schwierig, diese Abwägung gerade in Bezug auf die Unterrichtsvorbereitung zu tref fen: Was wäre wünschenswert? Was ist leistbar? Hier kann das Pareto-Prinzip vielleicht gele gentlich eine Hilfe sein, gerade angesichts der Uferlosigkeit der digitalen Medien, die unendlich viel Zeit verschlingen können. → →

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Arbeitszeit · Handreichung zur Eindämmung der Arbeitszeit von Gymnasiallehrkräften

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