lehrernrw 3 2022

UNTER DER LUPE

Schulorganisation neu denken

Am 5. April 2022 fand im Düsseldorfer Landtag ein Werkstattgespräch der CDU-Landtagsfraktion statt. Thema war, wie Schulorganisation neu gedacht und zeitgemäß aufgestellt werden kann. lehrer nrw war im Vorfeld um einen Impulsvortrag gebeten worden.

 brauchen mehr Führung und Steuerung.  Kommunikationsstrukturen professionalisieren wenn diese Koordinatorinnen und Koordinatoren wiederum an der Spitze einer kleinen Steuergruppe stehen, die alle Aktivitäten und Anstrengungen der Schule im Hinblick auf das definierte Aufgabenfeld aufeinander abstimmt und miteinander in Einklang bringt. Dass diese Neustrukturierung zu einer nicht unerheblichen Ausweitung an Funktionsstellen füh- ren würde, ist evident. Hier sind wir wieder beim Ausgangspunkt meiner These: Zeitgemäße Schulor- ganisation und fortschrittliche Schulentwicklung Schulorganisation und Schulentwicklung brauchen professionelle Kommunikationsstrukturen. In den letzten Jahren ist die Schule nicht nur mit einer Viel- zahl von neuen Aufgaben konfrontiert worden, sie hatte auch eine Vielzahl neuer Professionen zu inte- grieren. Die traditionelle Schule, in der der Bildungs- und Erziehungsauftrag ausschließlich von Lehrkräf- ten wahrgenommen wurde, existiert nicht mehr. Heute finden wir an unseren Schulen neben der ’klassischen’ Lehrkraft die Sonderpädagogin und den Sonderpädagogen, die Sozialarbeiterin und den Sozialarbeiter, die Diplompädagogin und den Diplompädagogen, die Sozialpädagogin und den Sozialpädagogen, die Erzieherin und den Erzieher, die Handwerksmeisterin und den Handwerksmeister sowie die Integrationshelferin und den Integrations- helfer. Zum Ausdruck gebracht wird diese neue Viel- falt durch den Begriff der multiprofessionellen Teams, der an unseren Schulen längst etabliert ist. Wenn unterschiedliche Professionen in einer Institu- tion zusammenwirken und die Aufgaben teilweise überlappend sind, braucht es Kollaboration. Kollabo- ration wiederum kann ohne etablierte Kommunikati- onsstrukturen nicht gelingen. Und hier sehe ich eine der zentralen Organisationsherausforderungen 

von SVEN CHRISTOFFER

D ieser Bitte bin ich sehr gerne nachgekom- men, ermöglichte sie es mir doch, der trüben Schulgegenwart für ein paar Stunden zu ent- fliehen. Dabei habe ich mich bemüht, möglichst kon- krete Punkte zu benennen, die bei entsprechendem Willen zeitnah umgesetzt werden könnten.  Führung ausweiten Schulorganisation und Schulentwicklung brauchen Führung und Steuerung. Schulen sind Systeme mit einer extrem flachen Hierarchie, dies gilt insbeson- dere für kleine Systeme wie Grund- und Förderschu- len, aber auch für Haupt- und Realschulen. Ein Ver- gleich mit der Privatwirtschaft macht das deutlich: Ich kenne kein Unternehmen, das über fünfzig, sech- zig oder siebzig Mitarbeitende verfügt, von denen sich nur drei in einer herausgehobenen Funktion mit besonderen Aufgaben und Befugnissen befinden, während alle anderen Mitarbeitenden auf einer Ebe- ne angesiedelt sind. Um es in ein anschauliches Bild zu kleiden: Eine Armee, die ausschließlich aus Gene- rälen und Fußsoldaten besteht, wird schwerlich er- folgreich sein! In den letzten Jahren ist die Anzahl der Aufgaben, die Schule zu bewältigen hat, deutlich gestiegen. In- tegration, Inklusion und die digitale Transformation seien beispielhaft genannt. Die Verantwortung für diese Aufgaben muss auf mehr Schultern verteilt werden, als das heute der Fall ist. Dabei geht es um die Herausbildung größt- möglicher Expertise auf jedem einzelnen Aufgaben- feld. Deshalb braucht es als Schnittstelle zwischen Schulleitungen und Kollegium Expertinnen und Ex- perten, die als Koordinatorinnen und Koordinatoren fungieren – beispielsweise für die Inklusion oder die Digitalisierung. Für zielführend halte ich es auch,

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