lehrernrw 1 2024

BRENNPUNKT

Gewalt gegen Lehrkräfte und anderes Schulpersonal hat viele Facetten und kommt von vielen Seiten. Dies symbolisiert auch unser Plakat, das wir mit der Ausga be lehrer nrw 6/2023 veröffentlicht haben. Wir sehen Lehrkräfte, die in der Mitte des Plakates zusammengedrängt stehen und von aggressiven und lauten Schülerinnen und Schülern sowie Eltern und deren Rechtsvertretungen bedrängt werden. Und auch das Cybermobbing ist symbo lisch dargestellt. Die Lehrkräfte sind diesen Aggressionen schutzlos ausgeliefert, ob wohl sie doch jeden Schutz, jede Unter stützung, jede Solidarität verdient hätten. Schließlich widerfährt den Kolleginnen und Kollegen nicht als Privatperson Gewalt, sondern in Ausübung ihres Dienstes. Viele Kolleginnen und Kollegen berichte ten davon, mit ihrer Gewalterfahrung qua si alleingelassen worden zu sein. Dadurch werden sie regelrecht zweimal traumati siert: Das erste Mal, wenn ihnen Gewalt widerfährt und das zweite Mal, wenn sie erleben müssen, dass sie mit dieser Ge walterfahrung allein gelassen werden. Das ist beschämend und nicht hinnehmbar. Gesundheit: Belastungsgrenze erreicht Die Überlastung vieler Kolleginnen und Kollegen und die daraus erwachsene

Frustration, ihren eigenen Ansprüchen an ihre Arbeit mit den Kindern und Jugendli chen und für sie nicht mehr gerecht wer den zu können, war in jeder Personalver sammlung eindrucksvoll spürbar. Viele Beschäftigte, die sich zur Zeit noch in vo raussetzungsloser Teilzeit befinden, machten sich Sorgen um ihre Zukunft. Denn die Teilzeit wird nicht beantragt, um die persönliche Work-Life-Balance zu erhalten und sich nachmittags in zahlrei chen Hobbies selbst verwirklichen zu können, sondern schlicht und ergreifend, weil selbst bei einer reduzierten Pflicht stundenzahl die Belastungsgrenze er reicht ist. Die Kolleginnen und Kollegen gehen in die Teilzeit, um ihren beruflichen Ansprüchen an sich selbst noch genügen zu können und ihre Gesundheit zu erhal ten. Wenn diese Lehrkräfte uns nun auch noch wegbrechen, dann haben wir durch diese Maßnahme nicht nur nichts gewon nen, sondern viel verloren. Das Ministeri um für Schule und Bildung hat im Herbst eine erste Evaluation des Handlungskon zeptes zur Unterrichtsversorgung vorge legt. Zu einer ehrlichen Bestandsaufnah me gehört dann aber auch, nicht sinnvol le bzw. nicht wirkungsvolle Maßnahmen zurückzunehmen. Lehrkräftemangel be hebt man nicht, in dem man den Beruf unattraktiver macht.

Gehalt: Nicht zu Ende gedacht

Das dieser Ausgabe beiliegende Plakat bringt es auf den Punkt: Leider nicht zu Ende ge dacht! lehrer nrw begrüßte im Jahr 2022 die stufenweise Überführung der Einstiegsbesol dung der Lehrkräfte im Bereich der Primarstu fe und der Sekundarstufe I in die Besoldungs gruppe A13 ausdrücklich. Angesichts des gra vierenden Personalmangels an den Schulen in Nordrhein-Westfalen sowie der Konsequenzen aus der Reform der Lehrkräfteausbildung (2009) war dieser Schritt längst überfällig. In diesem Zusammenhang kritisierte lehrer nrw , dass die Landesregierung im Rahmen des Ge setzentwurfs lediglich in Aussicht stellte, »in der Folge mögliche Auswirkungen der Neube wertung der Einstiegsämter der Lehrerinnen und Lehrer auf die Beförderungs-, Funktions- und Leitungsämter sowie auf die Besoldung der Fachleitungen zu prüfen«. Ein Ergebnis dieser Prüfung liegt bis heute nicht vor. Eine Attraktivitätssteigerung für den Beruf und Wertschätzung für die Kolleginnen und Kolle gen, die von dieser Schieflage betroffen sind, sieht anders aus. lehrer nrw fordert von der Landesregierung einen zeitnahen Abschluss der Prüfung und ein zügiges Zu-Ende-Denken der Besoldungsanpassung.

Sarah Wanders ist stellv. Vorsitzende des lehrer nrw E-Mail: wanders@lehrernrw.de

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1/2024 · lehrer nrw

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