Profil 9/2025

PROFIL // Blickpunkt

dungsgerechtigkeit, Chancengleichheit, Geschlechtergerechtigkeit und eine höhe re Erwerbstätigkeit von Frauen, erfordert jedoch deutlich mehr Personal aus der frühkindlichen und allgemeinen Bildung, die schon heute stark unter Fachkräfte mangel leiden“, so Fleischmann. Mit dem Vorhaben, messbare Bildungszie le zu vereinbaren und eine datengestützte Schulentwicklung und ein Bildungsver laufsregister zu scha ff en, möchte die Bun desregierung die bisher spärliche Daten lage verbessern. „Auch hier stellt sich die Frage nach den Ressourcen und der nöti gen Präzisierung der Maßnahmen. Mehrarbeit der Schulverwaltung, der Schulleitung und der Lehrkräfte für eine datengestützte Schulent wicklung bedarf der Ressourcen, die von Anfang an mitgeplant wer den müssen. Schul- und Unter richtsentwicklung ist im Wesentli chen Sache der Länder. Stellt der Bund die notwendigen Ressourcen zur Verfügung? Für das Bildungs verlaufsregister verwehren wir uns nicht grundsätzlich der Datenerhe bung, wenn sie den Schutz der Persönlich keits- und Datenschutzrechte auf höchs tem Niveau gewährleistet. Aber auch hier stellt sich die ernsthafte Frage, wer schlussendlich mit dieser Aufgabe betraut werden soll – und ob dies tatsächlich der passgenauen Förderung der Schulkinder dient“, kritisiert Prof. Dr. Susanne Lin Klitzing, Vorsitzende der dbb Fachkommis sion Schule, Bildung und Wissenschaft. Qualitätssicherung ist der zweite ent scheidende Faktor. „Wir bedauern, dass die Bundesregierung von verbindlichen Qualitätsstandards für die Ganztags betreuung im Grundschulalter absieht. Gleichermaßen erwarten wir mit großer Spannung die Qualitätsdimensionen des Qualitätsentwicklungsgesetzes für bes sere Kitas, die zwingend wissenschaftlich begründet und bundesweit verbindlich sein müssen“, ergänzt Fleischmann. Die Qualität der Bildungsangebote hängt zu dem maßgeblich von der Quali fi kation, den Kompetenzen und der Haltung des Klare Standards

pädagogischen Personals ab. „Mit großer Sorge beobachten wir seit Längerem mangelbedingte Qualitätsabsenkungen in der Ausbildung pädagogischer Fach kräfte in allen Bildungsbereichen. Gera de in Zeiten des Fachkräftemangels ist jedoch eine erstklassige Ausbildung für alle pädagogisch Beschäftigten unver zichtbar“, fordert Lin-Klitzing. Auch zur geplanten dualen Ausbildung für Erzie herberufe gibt es Klärungsbedarf: Eine bundesweite Anerkennung ist sicher zustellen, während Abstriche bei Zu gangsvoraussetzungen, Dauer und Inhal ten unbedingt vermieden werden müs

Frühjahr 2024 ausgelaufen ist, kla ff t eine Förderlücke und noch immer ist unklar, wann der Digitalpakt 2.0 endlich startet.

Chancengerechtigkeit

Im Sinne der Bildungsgerechtigkeit und des grundgesetzlich verankerten An spruchs auf gleichwertige Lebensverhält nisse muss das Ziel aller familien- und bildungspolitischen Vorhaben sein, die Chancengerechtigkeit voranzutreiben. Dafür sind bundesweit vergleichbare Standards auf hohem Niveau notwendig, damit nicht die Herkunft eines Kindes sei ne Chancen bestimmt. Die Auswei tung des Startchancen-Programms Kitas sind wichtige Schritte in diese Richtung, weil sie gezielt Einrichtun gen mit besonderen Herausforde rungen unterstützen. Gleichzeitig muss vermieden werden, dass Ein richtungen außerhalb dieser Pro muss sichergestellt werden, dass inhalt lich sinnvolle bildungspolitische Maßnah men keine Ungleichheiten zwischen fi nanzstarken und fi nanzschwachen Regio nen verfestigen. Die aktuell vorgesehene hälftige Finanzierung durch die Länder birgt genau dieses Risiko. Der dbb betont seit Langem die Gleich wertigkeit von beru fl icher und akademi scher Bildung. Vor diesem Hintergrund werden die geplanten Bestrebungen der Bundesregierung zur Verrechtlichung des Verhältnisses begrüßt. Mit Blick auf die Beschäftigungsbedingungen an den Hochschulen wird eine zeitnahe Novellie rung des Wissenschaftszeitvertragsgeset zes mit besonderem Augenmerk auf der Post-Doc-Phase gefordert. „Nur wenn frühkindliche Bildung, Schule, beru fl iche und akademische Ausbildung gemein sam gestärkt werden, entstehen tragfähi ge Strukturen, die dem gesamten Bil dungssystem langfristig Stabilität geben“, so Lin-Klitzing. jos sowie die Wiederaufnahme des Bundesprogramms der Sprach- gramme benachteiligt werden. Auch bei der Finanzierung großer Vorhaben wie des Digitalpakts 2.0 Alle Bildungswege stärken

sen. Lin-Klitzing begrüßt die Fortführung der Qualitätso ff ensive Lehrerbildung und betont die Bedeutung der Zweipha sigkeit der Lehrkräftebildung, einer an gemessenen Dauer des Vorbereitungs dienstes sowie des Zwei-Fach-Lehramts studiums.

Verlässliche Rahmenbedingungen

Der dritte Pfeiler erfolgreicher Bildungs politik sind stabile Strukturen. Viele Vor haben der Bundesregierung sind befris tet. „Die Befristung von Bildungsinvesti tionen und die damit verbundene Pla nungsunsicherheit verhindern eine nach haltige Stärkung unseres Bildungssys tems. Was es braucht, sind verbindliche Rahmenbedingungen und eine verläss liche Finanzierung. Wer Personal gewin nen und langfristig halten möchte, muss echte Perspektiven bieten können“, er läutert Lin-Klitzing. Die Hängepartie des Digitalpakts versinnbildlicht die Notwen digkeit langfristig angelegter Bildungs investitionen: Seit der DigitalPakt im

44 PROFIL / DBB-Seiten // 9/2025

Made with FlippingBook Learn more on our blog