Profil 9/2024

PROFIL // Begegnungen

Anerkennung zollte die DPhV- Vorsitzende der Haltung von Bildungsministerin Prien, nach Hamburger Vorbild einen ver bindlichen Sprachtest aller Kinder im Alter von viereinhalb Jahren einzuführen. Dass diese Einfüh rung an der ablehnenden Haltung der grünen Sozialministerin Ami nata Tourè innerhalb des Kieler Kabinetts gescheitert sei, bedau erte Susanne Lin-Klitzing dann auch anschließend in dem großen Interview mit den Kieler Nachrich ten. Im internationalen Vergleich habe Deutschland zu lange den spielerisch-bewahrenden Aspekt der Grundschule gepflegt. Dies könne und müsse dadurch korri giert werden, dass Deutsch und Mathematik als zentrale Fächer der Grundschule wieder gestärkt werden, etwa durch mindestens eine Wochenstunde mehr. Ein großes Thema im Gespräch mit der Bildungsministerin wie auch in dem öffentlichen Inter view war der Umgang mit priva ten digitalen Medien. „Privathan dys gehören nicht in den Unter richt“ war die klare Aussage der DPhV-Vorsitzenden, die die Fehl nutzung und die Ablenkung der Schülerinnen und Schüler unter Verweis auf wissenschaftlich nachgewiesene Konzentrations störungen betonte. Die Aufmerk samkeit der Schülerinnen und Schüler sei eine unentbehrliche Voraussetzung für gelingenden Unterricht. Ein Verbot privater Mobiltelefone im Unterricht sei aber nicht gleichzusetzen mit ei ner Abkehr vom sinnvollen Ein satz digitaler Geräte im Unter richt, wo er geboten und zielfüh rend ist. „Darauf können und wollen wir nicht verzichten“, so Susanne Lin-Klitzing abschlie ßend. 

38 PROFIL // 9/2024 das neue Konzept Baden-Würt tembergs sei bemerkenswert, wo nach Empfehlung, Test und Eltern wille zusammen die Entscheidung für die weitere Schullaufbahn be stimmen sollten, nicht aber ein verabsolutierter Elternwille. Hier tungsstarkes gegliedertes Schul wesen aus, um dann aber einige gezielte Forderungen zu stellen. Dabei wurde sie unterstützt von der 2. Vorsitzenden des PhV Schleswig-Holstein, Friederike Döhrer. Noch zurückhaltend reagierte die Ministerin auf eine zentrale Forde rung des Deutschen Philologenver bands, die Susanne Lin-Klitzing auch in Schleswig-Holstein erhob: die Implementierung des Grund gesetzes in die universitäre Phase der Lehrerbildung. Mit der Verbandsposition, wonach nicht voll ausgebildete Lehrkräfte in unseren Schulen keinen eigen verantwortlichen Unterricht ertei len und keine zeugnisrelevanten Noten vergeben dürfen, wie dies in einem dualen Lehramtsstudium vorgesehen ist, ist derzeit bei den meisten Kultusministerinnen und -ministern bzw. Senatorinnen und Senatoren kein Konsens zu erzie len, was auch für die Kultusminis terkonferenz gilt. Immerhin sprach sich Karin Prien – im Sinne des Verbandes – gegen eigenver antwortlichen Unterricht von Lehrkräften aus, die noch nicht einmal den Bachelorgrad erreicht haben. Susanne Lin-Klitzing wies in dem Gespräch mit der Ministerin auf die in mehreren Bundesländern zu beobachtende Tendenz zu mehr Verbindlichkeit bei den Grundschulempfehlungen für den Besuch einer weiterführenden Schulart hin (Beispiel Berlin). Auch

ist auf Seiten der Koalition in der Landesregierung Schleswig-Hol steins wenig Neigung zu erkennen, den weicheren Weg der Kombina tion von Empfehlung und beraten dem Gespräch bei Abweichung zu verlassen, – eine Haltung, die sich sicher auch aus Rücksichtnahme auf den grünen Koalitionspartner der CDU in Schleswig-Holstein er klären lässt. Übereinstimmung konnte erzielt werden, dass eine Querversetzung nach Klasse fünf möglich sein und umgesetzt wer den muss.

Foto: Kobs

Vor dem schleswig-holsteini schen Bildungsministerium: Die Bundesvorsitzende und Walter Tetzlo ff , PROFIL- Redaktion

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