Profil 9/2024

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PROFIL // Termine

Ist Dänemark auf dem Rückzug?

Dänemark denkt um Muss die Digitalisierung an Schulen auch hierzulande kritisch hinterfragt werden?

22 PROFIL // 9/2024 Schulträger ö ff neten die eigentlich gar nicht so prall gefüllten ö ff entli che Portemonnaies und ließen das Geld sprudeln – nicht selten nach dem Gießkannenprinzip und nicht selten ohne konkrete Bedarfsana Und man traf hierzulande auf willige Nachahmer und Bewunderer. Hieß es nicht jahrelang, dass Deutschland in punkto Digitalisierung (und nicht nur an den Schulen) rückständig sei? Diese Sichtweise, ob sie nun berech tigt oder übertrieben war, wurde nachdrücklich unterstützt von maß geblichen Hochschulpädagogen und Bildungspolitikern aller Richtungen. Und schon, nicht erst in der Corona Zeit, fl ossen die ö ff entlichen Mittel. Bund, Länder und kommunale von Walter Tetzlo ff E igentlich waren sie ja Vorreiter. Unsere skandinavischen Nach barn und EU-Partner, aber auch Estland, überboten sich bis vor kur zem als Vorreiter für die sogenannte „digitale Bildung”. Weg mit der Schul tafel, mit Kreide, mit der hohen An zahl von Schulbüchern oder Heften und Stiften! Smartphones im Unter richt, Laptops und iPads wurden die neuen unentbehrlichen Lerninstru mente innerhalb und außerhalb des Unterrichts. Und diese Fortschritts gläubigkeit verbunden mit einer von der Werbung unterstützten Technik liebe hielt vergleichsweise früh Einzug in den Klassenzimmern insbesondere in Dänemark.

dessen Ausmaß und Folgen wir nicht absehen können.“ Und an anderer Stelle resümierte er: Man sei „begeis tert und naiv“ ins digitale Zeitalter an den Schulen herangegangen und müsse sich nun eigentlich bei den Kleinen entschuldigen. Die jüngste PISA-Studie scheint die Bedenken der Skandinavier zu bestä tigen. Die weltweiten Ergebnisse sind bekannt. Hinzu kommen dänische Studien, die einen übergroßen priva ten Konsum dänischer Kinder mit digitalen Geräten nachweisen und quanti fi zieren und daraus direkte Schlüsse in Bezug auf die Konzentra tionsfähigkeit nicht nur ziehen, son dern auch beweisen. Dänen sind auf sympathische Weise Pragmatiker. Die Rezepte der däni schen Regierung: eine Empfehlung an die Eltern, die Bildschirmzeit ihrer Kinder drastisch zu reduzieren, han dyfreie Schulen, reduzierter Einsatz von Bildschirmen im Unterricht (nur wenn diese didaktisch und pädago gisch geboten) und eine Wiederent deckung von Stift, Heft, und Buch. Altmodisch? Möglicherweise. Aber ein Grund für uns, die Ergebnisse der dänischen Maßnahmen abzuwarten und sich bis dahin zu dem Grundsatz zu bekennen: Ein digital begleiteter Unterricht hat den Bildungsinhalten und Lernzielen zu dienen … und nicht umgekehrt. 

lysen im Einzelfall. So kam es denn auch bald zu einer sehr unterschied lichen Ausstattung mit digitaler Hard- und Software. Prestigeobjekte kamen recht gut dabei weg. Was fehlte, war eine echte pädagogi sche Evaluation der geforderten und gelobten Investitionen. Die gibt es jetzt im Königreich Dänemark. In dem kleinen, aber in vielen Dingen vorbildlichen nördlichen Nachbar land stellten nicht nur Experten, son dern auch Lehrkräfte und Eltern mit zunehmender Skepsis fest: Schüle rinnen und Schüler neigten zu Kopf schmerzen und Konzentrationspro blemen, die man bald auf den über mäßigen, keineswegs immer päda gogisch sinnvollen Gebrauch digi taler Geräte zurückführte. Es war der dänische Bildungsminister Matthias Tesfaye persönlich, der den Rück wärtsgang einschaltete: „Unsere Kin der sollten keine Versuchskaninchen in einem digitalen Experiment sein,

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Handys, ein Problem im Unterricht

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