Profil 9/2022
PROFIL > aus den ländern
SAARLAND PhV warnt vor einem Ausbluten der Lehrerausbildung
Aufgaben im späteren Dienst hin vorzubereiten und bei Prü fungen mehr auf handhabba re und praxisorientierte An forderungen zu achten. Ganz besonders wichtig ist aus Sicht des SPhV eine besse re Abstimmung zwischen Uni versität und zweiter Phase der Lehrerausbildung, sowohl in organisatorischer als auch in inhaltlicher Hinsicht. Als So fortmaßnahme forderte Hahn eine Verlängerung des Refe rendariats von 18 auf 24 Mo nate. ■
Foto: Marlene Gawrisch
Saarbrücken – Mit großer Sor ge betrachtet der Saarländi sche Philologenverband (SPhV) die Situation der Leh rerausbildung im Saarland: »Uns erreichen zunehmend Beschwerden von Referenda rinnen und Referendaren, die mit der Lehramtsausbildung im Saarland nicht mehr zu rechtkommen. Wir befürchten ein Ausbluten der Lehreraus bildung im Saarland«, so der Vorsitzende Marcus Hahn. Insgesamt sei die aktuelle Belastungssituation für die Referendarinnen und Referen dare und in ähnlicher Weise auch für ihre Ausbilder kaum erträglich. Die zur Verfügung stehende Ausbildungszeit in der zweiten Phase der Lehrer ausbildung sei zu kurz, um in die Rolle des Lehrerberufs an Gymnasien hineinzuwachsen. Für viele Referendare gebe es daher zu wenig Möglichkei ten, ihre Ausbildung zu reflek tieren, Anpassungen in ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten vorzunehmen und sich weiter zuentwickeln. Das liege vor allem daran, dass Lehrproben reihe auf Lehrprobenreihe folgt (oder Bewertungssituati on an Bewertungssituation) und man deswegen den Spa gat zwischen beiden Fächern kaum schaffe. Beklagt würden auch die zu wenig transparen ten Anforderungs- und Bewer tungskriterien, die häufig zu schweren Konflikten mit den Ausbildern führten. Nach Informationen des Phi lologenverbands bewältigen jetzt bereits mehr als zehn Prozent der Referendarinnen und Referendare ihren Vorbe reitungsdienst nicht in der dafür vorgesehenen Zeit. Erschwerend komme hinzu, dass eine Bestenauslese bei
der Auswahl der Anwärter auf einen Referendariatsplatz im Saarland kaum noch möglich ist. Gab es bislang mehr Be werberinnen und Bewerber als verfügbare Referendariats plätze, hat sich das mittler weile umgekehrt. Durch die zu geringe Zahl von Lehramts studienplätzen und aufgrund der schlechten Ausbildungs bedingungen steht zu be
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Marcus Hahn, Vorsitzender des Saarländischen Philolo genverbandes
fürchten, dass das Saarland bald seinen eigenen Lehrerbe darf nicht mehr decken kann. Zur Verbesserung der Situati on forderte Hahn, die Referen dare besser auf ihre konkreten
Pressemitteilung vom 28. Juli 2022
BAYERN Wiedergewählter bpv-Vorsitzender Schwägerl warnt: »Wir gewöhnen uns an einen Ausnahmezustand«
München – Bei den Vorstands wahlen auf der Hauptversamm lung des Bayerischen Philolo genverbands (bpv) wurde der bisherige Vorsitzende Michael Schwägerl mit 96,5 Prozent in seinem Amt bestätigt. Aufga ben gibt es für ihn und den ebenfalls gewählten Hauptvor stand genug. Der Lehrermangel ist das Schreckgespenst der Stunde. Er schwebt über allem. Denn er liegt den meisten Belastungen an den Schulen zugrunde oder verschärft sie. Das Aufwachsen des neunjäh rigen Gymnasiums, das Aufho len Corona-bedingter Lücken, der gestiegene Bedarf an Bera tungslehrkräften und Schul psychologen nach der Pande mie sowie der zusätzliche Be
darf für die Beschulung von ukrainischen Geflüchteten sind nur einige Ursachen. Deswe gen ist der Lehrermangel mitt lerweile auch an den Gymna sien und Beruflichen Oberschu len zunehmend spürbar. Die Studienreferendarszahlen sind schon um die Hälfte eingebro chen und es gibt auch immer weniger Studierende im gym nasialen Lehramt. Der Nach wuchs bleibt also aus. Der wie dergewählte bpv-Vorsitzende beschreibt die Gemengelage: »Corona scheint an den Schu len nach dem Ende der ver pflichtenden Tests und der Maskenpflicht in den Hinter grund getreten zu sein. Doch das ist ein Trugschluss – hohe Krankenstände von sieben bis zehn Prozent sind zur Regel geworden. Wir gewöhnen uns gerade an einen Ausnahmezu stand. Das darf aber nicht sein! Die bis zu dreihundert Planstel len, die zur Beschulung der ukrainischen Flüchtlinge an den Gymnasien geschaffen werden sollen, sind erfreulich, doch so muss es kontinuierlich für den Aufwuchs des neuen neunjährigen Gymnasiums
weitergehen. Die Gymnasien und Beruflichen Oberschulen brauchen den Lehrkräfte-Nach wuchs sowie entlastende Un terstützungskräfte. So kann das Kerngeschäft des Unterrichtens bei den Kolleginnen und Kolle gen wieder stärker in den Fokus rücken und weiterhin eine hohe Bildungsqualität in Bayern ge währleistet werden.« Daneben diskutieren die rund zweihundert anwesenden Lehr kräfte aus ganz Bayern auf der Hauptversammlung noch wei tere Themen. So geht es zum Beispiel um die Weiterentwick lung des gymnasialen Lehr amtsstudiums. Fachwissen schaften im Studiummüssen an erster Stelle stehen, denn hohe fachliche Kompetenz zeichnet die Gymnasiallehrkraft aus. Au ßerdem fordern die Delegierten einen stärkeren Fokus auf Nach haltigkeit an den Schulen und stimmen die Leitlinien des Ver bands zur Bildung für Nachhal tige Entwicklung (BNE) ab. Noch bis morgen tagen die Lehrkräfte unter demMotto ‘Bildung in Be drängnis’ in München. ■
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Michael Schwägerl wurde mit 96,5 Prozent der Stim men als bpv-Vorsitzender bestätigt
Foto: Sarah Böke
Pressemitteilung vom 8. Juli 2022
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