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Neue Pandemie-Studie Psychische Gesundheit von Schülern verbessert sich Neue Pandemie-Studie

rauf, dass zum Jahresende 2021 Lockdowns und Schul schließungen schon einige Zeit hinter den Jugendlichen lagen. Nun, acht Monate später, ent spanne sich die Situation wie der – dies zeigte eine zweite, abschließende Befragung im August 2022, deren Ergebnis bei fast allen Indikatoren des psychischen Wohlbefindens geringere Belastungswerte vorweist. So berichtete noch die Hälfte der teilnehmenden Jugendlichen, an mindestens zwei Tagen in der Woche ge reizt oder schlecht gelaunt ge wesen zu sein. Dreißig Prozent gaben an, sich unglücklich und deprimiert gefühlt zu haben. Dennoch sei dies kein Grund zur Euphorie, denn: »Die Be lastungswerte liegen noch al lesamt über dem Niveau vor der Pandemie, auch wenn dies zum Teil dem allgemeinen Trend eines sinkenden psy chischen Wohlbefindens zuzu schreiben ist«, so Stadtmüller. Er verweist zudem darauf, dass sich die Studienergebnisse nur auf Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe be ziehen, die sich zum Zeitpunkt der Befragung in ihrem letzten Schuljahr befunden oder das Abitur gerade abgeschlossen haben. So nahmen an der ers ten Befragung Ende 2021 noch rund 1450 Schülerinnen und Schüler teil, wohingegen sich bei der abschließenden zwei ten Befragung nur noch rund 270 Schülerinnen und Schüler beteiligten. Entsprechend, so warnen die Forscher, müsse man bei der Interpretation der Ergebnisse vorsichtig sein. »Es ist vorstellbar, dass sich vorrangig jene Jugendliche an beiden Online-Befragungen beteiligt haben, denen die Be gleitumstände der Pandemie besonders zu schaffen mach ten«, erklärt Stadtmüller. »Ins gesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass sie sich von den entstandenen Belastun gen allmählich erholen.« ■

Wie hat die Corona-Pan demie das Wohlbefinden von Schülerinnen und Schülern beeinträchtig?

Frankfurt – Die mentale Ge sundheit von Schülerinnen und Schülern hat sich in den vergangenen Monaten deut lich verbessert. Dies ist das zentrale Ergebnis einer Studie des Forschungszentrums De mografischer Wandel (FZDW) der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS). Bereits zwischen 2014 und 2020 befragten die For schenden jährlich mehr als 10 000 Schülerinnen und Schüler der Geburtsjahrgänge 2003/2004 an weiterführen den Regelschulen unter ande rem danach, an wie vielen Tagen in der letzten Woche sie sich traurig, einsam oder unglücklich gefühlt haben und wie häufig sie gereizt und schlecht gelaunt gewesen sind. Dabei wurden stets die selben Jugendlichen befragt. Eine kleine Gruppe dieser Schülerinnen und Schüler wurde über die Pandemie (2020 bis 2022) weiter beglei tet und zu ihremWohlbefin den befragt.

»Schon vor der Pandemie konnten wir einen stetigen Anstieg mentaler Gesund heitsprobleme bei den befrag ten Jugendlichen erkennen«, blickt Studienleiter Prof. Dr. Andreas Klocke auf die frühe ren Ergebnisse zurück. Ihm zufolge sei dies jedoch nichts Ungewöhnliches und decke sich mit vergleichbaren Studi en, da die Pubertät, zuneh mende Konflikte mit den El tern und steigende schulische Anforderungen allgemein für ein abnehmendes psychisches Wohlbefinden im Prozess des Älterwerdens verantwortlich seien. Nach Ausbruch der Pan demie habe das Wohlbefin

den der Teilnehmenden je doch nochmals empfindlich gelitten: »Ende 2021 gaben in unserer Studie plötzlich 61 Prozent der befragten Schüle rinnen und Schüler an, an mindestens zwei Tagen in der Woche gereizt oder schlecht gelaunt gewesen zu sein. 39 Prozent hätten sich un glücklich und deprimiert ge fühlt. Das waren vor der Pan demie mit 44 bzw. 19 Prozent in dieser Gruppe noch deut lich weniger«, so Dr. Sven Stadtmüller, Wissenschaftli cher Mitarbeiter am FZDW, der seit 2014 die Durchfüh rung der Befragungen organi siert. Dabei verweist er da

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Dr. Sven Stadt müller (li) und Prof. Dr. Andre as Klocke führ ten die Studie zur mentalen Gesundheit von Schülerin nen und Schü lern durch

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