Profil 9/2021

PROFIL > interview

hes Potenzial. Die Lehrkräfte, die ich bisher kennenlernen durfte, sind hochmotiviert und sprechen hervorragendes Deutsch. PROFIL: Werden Sie noch mehr Lehrkräfte aus dem Ausland einladen? MARTIN: Gut ausgebildete Lehrkräfte sind bei uns immer willkommen – wichtig ist, dass sie die deutsche Sprache beherrschen. Wir bereiten deshalb auch gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit weitere Qualifizierungsprojek- te für Lehrkräfte vor, die aus anderen Ländern, wie zum Beispiel Griechenland, Frank- reich und Spanien zu uns kommen möchten. PROFIL: Wie hoch soll künftig das Unterrichtsdeputat in Ihrem Bundesland sein? MARTIN: Das Unterrichtsde-

putat ist in Mecklenburg-Vor- pommern vergleichsweise hoch. Wir haben gerade mit den Gewerkschaften den ‘Bil- dungspakt für gute Schule’ geschlossen, um in den kom- menden Jahren auch die schwierigen Themen anzupa- cken. Da ist das Deputat mit- telfristig auch ein Thema, aber wir werden das sicher nicht über Nacht lösen. PROFIL: Wie werden Sie Gymnasiallehrer entlasten? MARTIN: Wir haben in 2020 ein 200-Millionen-Euro-Schul- paket eingeführt, von dem auch die Gymnasiallehrkräfte profitieren. Zum Beispiel ha- ben wir in diesem Zuge in der gymnasialen Oberstufe seit vergangenem Jahr zusätzliche Anrechnungsstunden einge- führt. Auch gibt es seit 2020 zwei zusätzliche Anrech-

nungsstunden ab 63 – und damit insgesamt vier Alters- anrechnungsstunden. Wichtig ist auch zusätzliche Entlas- tung für die Schulleitungen – sie leisten gerade in der Coro- na-Zeit enorm viel. Es wäre viel gewonnen, wenn wir sie von bestimmten administrati- ven Aufgaben entlasten kön- nen. Wir führen gerade zu- sätzliche Administrationskräf- te – zunächst an den Brenn- punkt- und Beruflichen Schu- len – ein. Über weitere Schrit- te sprechen wir auch im Rah- men des ‘Bildungspakts gute Schule’. PROFIL: Sie sind Mitglied des Bundes-SPD-Vorstandes. Wel- che Rolle spielt Bildungspoli- tik für die SPD nach der Bun- destagswahl? MARTIN: Eine große. Für die SPD ist das Bildungsthema

schon immer eine Herzensan- gelegenheit. Aber in der Pan- demie haben inzwischen wohl alle verstanden, dass wir unsere Schulen zukunfts- fest machen müssen. Die Bil- dungspolitik hat aktuell ei- nen höheren Stellenwert als je zuvor – zurecht. Denn es gibt viel zu tun – sowohl im Bereich der Ausstattung als auch bei der Frage, wie und was Kinder und Jugendliche eigentlich lernen müssen, um in diesen Zeiten des ökonomi- schen und gesellschaftlichen Wandels gut für die Zukunft gerüstet zu sein. Da spielt na- türlich die Digitalisierung ei- ne zentrale Rolle. Wir – Bund und Länder – müssen in die- sem Bereich weiter an einem Strang ziehen. Der Digital- pakt endet 2024, aber das heißt nicht, dass es dann da- mit getan ist. ■

Made with FlippingBook Digital Publishing Software