Profil 9/2021

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viele Schulen ziehen deshalb eine CO 2 -Ampel vor, deren An- schaffung wir neben den Luft- filtergeräten ebenfalls unter- stützen. Bis Herbst wird diese sehr breit im Einsatz sein. PROFIL: Wie groß ist die Impf- bereitschaft unter den Lehr- kräften in Mecklenburg-Vor- pommern? MARTIN: Sie war erfreulich hoch. Durch eine Studie wissen wir, dass rund neunzig Prozent das Impfangebot des Landes im Frühjahr angenommen ha-

ministerkonferenz in diesem Punkt festgelegt hat, dass wir uns aufeinander zubewegen. Ich unterstütze das Ziel eines einheitlicheren Abiturs. Da- bei kann es nicht nur um die Prüfung gehen, sondern auch um den Weg dorthin. Es ist richtig, dass die gymnasiale Oberstufe in den Ländern einheitlicher geregelt wird – dazu muss auch die Anzahl der Kurse zählen. Ob es dann 32 oder 40 Kurse sind, das müssen wir miteinander abstimmen.

Abitur einbringen, jedoch nicht alle. Kurse, die mit null Punk- ten bewertet wurden, können weder auf die Belegungs- noch auf die Einbringungsverpflich- tungen angerechnet werden. PROFIL: Wie denken Sie über ein dreizehnjähriges Gymnasi- um? MARTIN: Ich verstehe die Kritik an G8. Ich finde es deshalb auch richtig, dass bei uns zum Beispiel an den Fachgymnasien mehr Zeit ist. Aber das ganze System erneut in Frage zu stel- len, macht aktuell keinen Sinn. PROFIL: Die Schülerinnen und Schüler in Mecklenburg-Vor- pommern können nur sechs Jahre aufs Gymnasium gehen, in anderen Bundesländern ge- hen sie früher und damit län- ger. Wie kommen wir da zu mehr Einheitlichkeit? MARTIN: Wir haben in Klasse 5 und 6 eine Orientierungsstufe. Hier lernen die Kinder noch zu- sammen, aber orientieren sich bereits, bevor die Entscheidung für die weiterführende Schule getroffen wird. Das hat viele Vorteile für die Kinder. PROFIL: Stichwort Lehrerman- gel! Mecklenburg-Vorpom- mern hat zu diesem Schuljahr Lehrkräfte aus Polen ange- stellt. Wie das? MARTIN: Wir haben ein Pilot- projekt gestartet, in dem polni- sche Lehrkräfte zunächst die deutsche Sprache vertiefen und dann an ihrer Einsatzschu- le in Vorpommern weiter quali- fiziert werden. Wir haben hier in der Nachbarschaftsregion viele Familien aus Polen, vor al- lem mit der Region Stettin gibt es großen Austausch. An eini- gen Schulstandorten gibt es bi- linguale Angebote von der Kita bis zum Abitur. An vielen Schu- len in der Grenzregion kann Polnisch als zweite Fremdspra- che angewählt werden. Wir bieten Polnisch auch als Abi- turfach an. Die polnische Spra- che hat für die Entwicklung der Nachbarregion zu Polen ein ho-

die Schulen ein Budget für zusätzliches Lehrmaterial. Ein weiteres Beispiel: Wir haben in Mecklenburg-Vorpommern 2000 Seen und die Ostsee. Die 3. und 4. Klassen hatten in den vergangenen zwei Schul- jahren kaum Schwimmunter- richt, weil die Schwimmbäder geschlossen waren. Wir holen das jetzt in der 6. Klasse nach. PROFIL: Sind die Schulgebäu- de in Mecklenburg-Vorpom- mern für eine vierte Corona- Welle gerüstet?

Foto: Marc Klein

Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsministerium hat eine Werbekampagne für den Schuldienst gestartet. Informa- tionen gibt es über das Portal Lehrer-in-MV.de. Auch auf Straßenbahnen wirbt Martins Ministerium dafür >

MARTIN: Die Hygienekonzepte wurden bisher hervorragend umgesetzt. Zu keiner Zeit wa- ren Schulen in unserem Bun- desland Pandemietreiber. Wir haben Tests beschafft, die bis nach den Oktoberferien ausrei- chen. Wir erproben auch die Lolli-Pool-Test-Methode. Au- ßerdem haben wir ein Lufthy- giene-Programm aufgelegt. Wir wissen aus Studien, dass die Luftfilter in bestimmten Fällen zusätzlich schützen können. Wir wissen aber auch, dass die Geräte nicht das Lüf- ten ersetzen. Eine flächende- ckende Ausrüstung der Schu- len und Klassenzimmer mit Luftfiltern ist deshalb nicht erforderlich. Wir wissen auch von Schulen, die keine Luftfil- ter in den Klassenzimmern ha- ben wollen. Sie sagen, sie seien zu laut, stören den Unterricht und man muss trotzdem regel- mäßig lüften. Schulträger und

PROFIL: Wie kann das Abitur anspruchsvoll sein, wenn zum Beispiel alle Kurse in Mathe- matik und Deutsch in der ge- samten Oberstufe mit unter fünf Punkten – also mangel- haft – abgeschlossen und ein- gebracht werden dürfen? MARTIN: Wir haben in Meck- lenburg-Vorpommern ein an- spruchsvolles Abitur. Bei uns sind Abiturprüfungen in den Fächer Deutsch und Mathe- matik zwingend vorgeschrie- ben. Das ist nicht in allen Bun- desländern so. Bei der Berech- nung der Ergebnisse der Ge- samtqualifikation müssen dann von insgesamt 36 Halb- jahresleistungen 29 mit min- destens jeweils fünf Punkten erreicht werden. Somit kön- nen die Schülerinnen und Schüler zwar einige Kurse auch in Mathematik und Deutsch mit mangelhaften Halbjahresleistungen in das

ben. Damit schützen die Lehr- kräfte nicht nur sich selbst, son- dern auch ihre Schülerinnen und Schüler. Denn wir wissen, dass in den vergangenen Mo- naten viele der Corona-Infektio- nen über die Erwachsenen in die Schulen getragen wurden. Wir sind heute mit dem Impf- schutz in der Pandemie an den Schulen also in einer ganz an- deren Situation als noch vor ei- nem Jahr. Ein Riesen-Lob an die Lehrkräfte, die eine Impfbereit- schaft hingelegt haben, die weit über der in der normalen Bevölkerung liegt! PROFIL: Kommen wir zum The- ma Abitur. Die Kultusminister- konferenz hat festgelegt, dass nur zwischen 32 und 40 Ober- stufenkurse in die Bewertung einfließen. Ist das Ihre Mei- nung nach genug? MARTIN: Ich glaube, es ist ab- solut richtig, dass die Kultus-

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