Profil 9/2021

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solut bedrohlichen Lage. Und es wird auch die nächsten Jahrzehnte nicht besser, son- dern schlechter. Wir müssen massiv umsteuern, investie- ren, umbauen und, und, und. Wie wir wohnen und heizen, wie wir essen, wie wir uns bewegen und wie wir globa- le Verantwortung wahrneh- men und übernehmen. Mit dem Stiftungsnetzwerk F20 hatte ich mit meiner Stif- tung ‘Gesunde Erde – Gesun- de Menschen’ die Gelegen- heit, mit dem EU-Kommissar Franz Timmermanns zu spre- chen. Er erinnerte an die gro- ßen Umbrüche und Fort- schritte, die Europa nach dem zweiten Weltkrieg machte, auf dem Hinter- grund der historischen Kata- strophe. Allen war damals klar: nie wieder Krieg. Nie wieder Faschismus. (Ich

wünschte, das wäre heute immer noch allen so klar. Ja, wir brauchen auch Ge- schichtsunterricht, Nachhal- tige Ideen gab es übrigens schon im Mittelalter). Tim- mermanns mahnte für heute einen Aufbruchsgeist an, der wie beimWiederaufbau über die eigene Generation hi- nausdenkt. Wir müssen jetzt in unserer ‘Boomergenerati- on’ lauter Dinge tun und an- schieben, obwohl wir die Früchte selbst nicht mehr er- leben werden. Dafür hatten wir ja aber auch bisher lange genug eine sorgenfreie Zeit. Wenn man das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes ernst nimmt, muss die Leit- schnur für heutige Entschei- dungen die Freiheit und die Überlebenschancen der nächsten Generation sein. Und das am besten ohne den

Krieg vorher. Oder zukünfti- ge Kriege umWasser, Essen, Schatten und die letzten Flä- chen mit Regen und frucht- barem Land. Die Europawahl war schon stark von den Klimafragen geprägt, umso mehr gilt das für die Bundestagswahl. Das Thema gehört keiner einzel- nen Partei, sondern ist im Kern auch ‘konservativ’. In den Klimafragen stecken die großen Themen der evange- lischen und katholischen Kir- che: Bewahrung der Schöp- fung, Friede und Gerechtig- keit. Also Religions- und Phi- lo-Lehrer: auch Ihr seid ge- meint! Hab’ ich jetzt das ganze Kollegium erreicht? Hoffe mal. More or less. Eng- lisch brauchen wir für die Verhandlungen auf der in- ternationalen Ebene und

den Green Deal. Nichts für ungut. Eigentlich ist es ja auch gar nicht so kompliziert. Es rei- chen vier Sätze, die hoffent- lich alle, die bis hierhin gele- sen haben, unterschreiben können:  Die Klimakrise ist echt und bedrohlich.  Sie ist menschengemacht.  Die Wissenschaft ist eindeutig.  Menschen können etwas ändern.  Es gibt noch Hoffnung. Und das Ziel, auf das wir uns doch alle einigen können, lautet: Gesunde Menschen auf

einer gesunden Erde. Und das am besten dauerhaft hitzefrei!

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