Profil 9/2021
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Foto: Dominik Butzmann
»Die nächste Generation denkt viel globaler und interna- tionaler als meine, fordert Gerechtigkeit, fühlt sich zu- recht betrogen um ihre Zukunft auf diesem Planeten«, schreibt Eckart von Hirschhausen in PROFIL >
zwischen einem überlebens- feindlichen Universum und dem einzigen bekannten Pla- neten mit Wasser und Sauer- stoff, Kaffee, Sex und Schoko- lade. Besser wird es nicht. Nir- gendwo. Warum endet jedes Fieber- thermometer bei 41 Grad? Weil wir mehr schlichtweg nicht aushalten an Körper- temperatur. Die Eiweißstoffe im Hirn gehen kaputt. So schwer uns das in den Kopf geht. Es gibt Dinge, die sind
nicht mehr umkehrbar. Irrever- sibel. Das weiß jeder, der schon mal ein Ei gekocht hat, dass Proteine, die einmal ihre Form durch Überhitzung ver- ändert haben, nicht mehr in die ursprüngliche Form zu bringen sind. Ein Ei wird bei über 40 Grad hart. Und auch wenn es wieder abkühlt, wird es nie wieder weich. Wir über- sehen wirklich, wie sehr wir auch als Menschen biologi- sche Wesen sind, mit einem sehr anfälligen und verletzli- chen Körper. Es ist eine große Illusion, dass wir uns ‘gewöh- nen’ können an Hitze. Und der sensibelste Körperteil ist aus- gerechnet der, mit dem Sie al- le arbeiten: der Kopf. Sorry Sportlehrer. Mathe, Physik, Bio hatten wir schon ins Boot ge- holt. Aber auch Fußball kann man nur spielen, wenn man einen kühlen Kopf behält. Und wenn man an die frische Luft soll, diese auch frisch ist! Hat Ihre Schule eine Dachbegrü- nung? Hat sie eine Erdwärme- pumpe oder Klimaanlage? Können Sie das Gebäude auf Durchzug schalten, oder kön- nen das nur individuell die Schülerinnen und Schüler? Machen Sie immer noch Flug- reisen in die Antike oder schon Zeltreisen in die Zukunft?
uns auch noch in dreißig Jah- ren alle Löcher in den Bauch fragen wird, was uns 2021 wichtiger war, als an dem größten Problem von uns al- len gemeinsam zu arbeiten. Material gibt es. Vorbildliche Schulen auch, wie zum Bei- spiel das Goethe-Gymnasi- um in Berlin Lichterfelde, das von der Stiftung Umwelter- ziehung mit dem Siegel ‘Internationale Nachhaltig- keitsschule’ ausgezeichnet wurde. Aktuell wird viel über Luftfil- ter in den Schulen diskutiert. Endlich sind Aerosole und Feinstaub ein Thema. Genau- so wichtig wären Luftfilter für die Atmosphäre, sprich ein schneller Kohleausstieg. Die Atmosphäre ist eben kei- ne Dunstabzugshaube, die alle schlimmen Gerüche ins Nirwana verfrachtet – sie ist eine hauchdünne Schicht, im Verhältnis zur Erde dünner als die Haut von einem Apfel. Und sie macht den entscheidenden Unterschied > Die Atmosphäre ist keine Dunst- abzugshaube
nah, aktiv und tauschen Sie die besten Beispiele aus. 3. Werden Sie öffentlich hörbarer und sichtbarer! Erstmal vorneweg: Viele en- gagieren sich. Auch nicht erst seit gestern. DANKE! Mehr davon! Ich hatte sehr engagierte Lehrerinnen und Lehrer und habe schon vor inzwischen 35 Jahren in poli- tischer Weltkunde Referate über die Vorteile eines Tem- polimits und über den sau- ren Regen gehalten. Auf der anderen Seite hat weder das Wissen noch das politische Bewusstsein in verschiede- nen ‘Bubbles’ zu einer wirk- samen Umsetzung in Politik und echten Klimaschutz ge- führt. Wir verfehlen 2021 unsere eigenen Klimaziele in Deutschland, der CO 2 -Gehalt der Atmosphäre ist so hoch wie noch nie und der aktuel- le IPCC-Bericht vom August 2021 ist eindeutig: Die Kli- makrise betrifft jeden Men- schen in jedemWinkel der Erde. Die Probleme löst man nicht mit einer Projektwoche, aber jeden Schultag sitzt genau die Generation vor Ihnen, die
DER AUTOR
Foto: Julian Engels
* Dr. Eckart von Hirschhau- sen (Jahrgang 1967) ist Arzt, Wissenschaftsjourna- list und Gründer der Stif- tung Gesunde Erde – Ge- sunde Menschen, die sich mit den gesundheitlichen Folgen der Klimakrise be- schäftigt.
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> PROFIL | September 2021
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