Profil 9/2021

PROFIL > titel

des Umgangs mit der Natur einschließlich des Themas Meere wird nach meiner Beob- achtung in Schulen zu sehr auf das Thema physikalische Zu- sammenhänge und individuel- les Verhalten reduziert. Es eig- net sich aber, um zum Beispiel in Gemeinschaftskunde, Ge- schichte und Geographie um- fassend Aspekte von Politik, Wirtschaft und internationaler Zusammenarbeit zu erarbei- ten, gerade anhand der Nach- haltigkeitsziele (SDGs). Ein be- sonders starkes, Neugierde we- ckendes Motiv dafür ist zuletzt auch das Urteil des Bundesver- fassungsgerichts in Bezug auf die Freiheitsrechte kommender Generationen. »Welches Recht haben junge Menschen auf ei- ne Zukunft mit einem stabilen Klima, gesunden Meeren, Ar- tenvielfalt?« ist eine Frage, an- hand derer man die Komplexi- tät der Beziehung Mensch und Meer, Natur und Klima sehr

gut erarbeiten kann und ganz nahe ist bei praktischemWis- sen.

es einem Angst und Bange werden bei der gigantischen Herausforderung der Transfor- mation unseres menschlichen Handelns – und das in der kommenden Dekade. Aber mit Angst lernt es sich schlecht, sie muss mit Hoffnung und Akti- vierungsenergie gepaart wer- den, um Kreativität und Freude an Zukunftsgestaltung auszu- lösen. Uns Forschenden geht es ja nicht anders in der Situation, dass es schon so viel Wissen gibt, es aber oft ungenutzt bleibt oder gar abgelehnt wird. Wenn wir Gast sind an Schu- len, entsteht aber oft dieses schöne Gefühl eines Wissens- hungers, von Lernbegierde und auch Inspiration zumWeiter- forschen. Lebenslang lernen So bin ich schon oft gestärkt aus Schulbesuchen herausge- kommen, im Kopf noch die gu- ten klugen Fragen, die junge >

Menschen stellen können. Ein Junge, vielleicht zehn Jahre alt, fragte nach einem Vortrag zum Leben im Meer und Meeresna- turschutz. »Zu welchem Ge- richt geht eigentlich ein Fisch, wenn wir ihm sein Zuhause ka- putt machen?« Einige der an- wesenden Eltern lachten. Da wurde der Junge ärgerlich und sagte »Da muss man gar nicht lachen. Es ist doch das Zuhause des Fisches, das können wir Menschen doch nicht einfach wegnehmen. Dafür muss es doch ein Gericht geben, oder es ist total ungerecht.« Seitdem versuche ich mich einzudenken und einzulesen in die Frage des Rechtes der Natur auf Existenz, ganz schön schwierig. Ich wünschte, ich könnte nochmal zur Schule gehen. ■ [1] https://www.reklim.de/wissens- transfer/klimafit-klimawandel- vor-unserer-haustuer-und-was- kann-ich-tun/klimafit-projekt- beschreibung/

Mit Angst lernt es sich schlecht

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In der Wissenschaftskommuni- kation gibt es verschiedene An- sätze, auch hier direkt aus der Forschung an die Schulen zu kommen. Aufgrund der Dyna- mik des Themas braucht es vor allemWeiterbildungsangebote und Unterrichtsmaterialien für Lehrende. Wir bieten zum Bei- spiel mit der Initiative ‘klima- fit’ [1] Volkshochschulkurse, die Wissensketten von der globa- len bis zur regionalen Ebene verknüpfen. Zunehmend ist das Modell ‘Rent a scientist’ für die Besuche Forschender an Schulen beliebt und erfolg- reich, weil es einen dialogi- schen Austausch gewährleistet und auch die MINT-Anliegen stärkt. Und um Stärkung geht es für uns alle. Natürlich kann

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