Profil 7-8/2024

PROFIL // Hitler-Attentat

Claus Schenk Graf von Stau ff enberg

„Gegen das Vergessen“ – Zum 80. Jahrestag des 20. Juli 1944 Foto: Gedenkstätte Deutscher Widerstand

12 PROFIL // 7-8/2024 lers Feriendomizil in den Alpen, doch dort waren weder Himmler noch Göring dabei – man fürchtete, diese Abwesenheit könne die Staats streichpläne gefährden – und unter ließ das Attentat dann ganz und gar. Auch am 15. Juli in der Wolfsschan von Rüdiger Utikal V iele Monate lang hatten Claus Schenk Graf von Stau ff enberg und seine Mitverschworenen eine Gelegenheit gesucht, Adolf Hit ler umzubringen. Natürlich war der Führer des Dritten Reichs gut abge schirmt, oft unterwegs, unberechen bar geworden in der Vielzahl seiner Termine, Lagebesprechungen und wirren Aktionen. Im Juli 1944 schie nen sich wieder günstige Möglich keiten zu ergeben: Am 11. Juli war Stau ff enberg auf dem Berghof, Hit

ze, dem Führerhauptquartier in Ost preußen, war Himmler wieder nicht anwesend. Doch das Attentat konn te auch nicht beliebig oft verscho ben werden. Nächste Gelegenheit: 20. Juli… Wer waren die Protagonisten dieses Attentatsversuchs am 20. Juli? Na türlich stand Stau ff enberg (1907 – 1944) als Ausführender im Mittel punkt. Die Familie – mit langer mili tärischer Tradition – prägte den jun gen Stau ff enberg gewiss, genauso sein Kontakt zu Stefan George (1868 – 1933), dem Dichter und Oberhaupt eines Kreises junger Männer, die geistige Leitung und Orientierung suchten. Seine sprach mächtigen, dunklen Gedichte und

sein autoritärer Gestus faszinierten, seine ,Gefolgschaft’ sollte ihm unbe dingt und ohne Einschränkungen gehorchen. Nach dem Abitur wurde Stau ff enberg Soldat und machte schnell militärische Karriere. Den NS-Staat begrüßte er anfangs sehr, er erho ff te Deutschlands ,Erneue rung’ und ,Wiedergeburt’ – doch schien er eine gewisse Grundskepsis zu bewahren, lehnte das November pogrom im November 1938 schon heftig ab. Der Überfall auf die Sow jetunion 1941 und der Dilettantis mus der Kriegsführung durch Hitler, der sich als unfehlbarer, großartiger Feldherr sah, stießen ihn zuneh mend ab. Verbrechen an und hinter der Front taten ihr Übriges. Allmäh lich festigte sich die Ansicht, dass

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