Profil 5/2025

PROFIL // aus den Ländern

Schleswig-Holstein ist kein Vorbild für eine gute Schulstruktur in Deutschland

Vor 20 Jahren wurden die Weichen für den Tod der Realschule gestellt

36 PROFIL // 5/2025 müsse, stellte damals niemand in Frage …) und führte zu in mancher Hinsicht weitreichenden und in ei nem Fall sogar zu verhängnisvol len Folgen. von Walter Tetzlo ff I m Jahr 2005 erregte Schleswig Holstein zum zweiten Male bun desweit negative Aufmerksamkeit! 18 Jahre zuvor und dann noch einmal sechs Jahre später war die Ö ff entlichkeit entsetzt über die Barschel-Pfeifer-A ff äre, wo angeb lich ein Ministerpräsident aus der Furcht vor einem attraktiven Ge genkandidaten diesen mit unsaube ren Mitteln aus der Bahn werfen wollte. 1993 stellte sich dann he raus, dass es ganz so vermutlich doch nicht gewesen sein konnte, und wieder kostete dies einen Mi nisterpräsidenten sein Amt. An diese unschönen Vorgänge und Ereignisse erinnerte man sich im hohen Norden, aber auch südlich der Elbe, als zum dritten Male ein Regierungschef, diesmal die Minis terpräsidentin Heide Simonis (SPD) aufgrund ihrer als sicher geglaubten Wiederwahl durch den Landtag schmerzlich einsehen musste, dass ihr dazu eine einzige Stimme fehlte. Die kam vermutlich aus den eigenen sozialdemokrati schen Reihen, begründete das Rät selraten über den „Heidemörder“ (Dass es sich um einen männ lichen Abgeordneten handeln

sen CDU einen hauchdünnen Vor sprung bei den Wahlen errungen hatte. Der neue Regierungschef ge stand der SPD großzügig wichtige Ministerien zu, so auch der bisheri gen Bildungsministerin Ute Erdsiek Rave den Verbleib in ihrem Amt. Fatalerweise hatte sich diese im Wahlkampf vom gegliederten Schulwesen losgesagt und für eine Einheitsschule stark gemacht. Das war mit der CDU nicht durchzuset zen, also musste ein Kompromiss her … Der sah so aus: Die Gymnasien blieben erhalten, aber die Real schulen mussten sterben, d. h. in einer Gemeinschaftsschule auf gehen. Die meisten dieser weiter führenden Schulen erhielten keine Oberstufe und waren damit kaum mehr als ein Zusammenschluss von Haupt- und Realschule. Der Kompromiss also war die Zwei gliedrigkeit. Sie diente angeblich dem Schulfrieden. Die Folgen aber waren fatal:  für die Realschulen, deren Verschwinden in einem grotes ken Gegensatz zu der Feststel lung des erfahrenen langjähri gen Kultusministers Peter Bendixen (CDU) stand, dass diese Schulart die stabilste in Schleswig-Holstein sei und am wenigsten Probleme verursach te,

Foto: STUDIOLINE

Walter Tetzlo ff war über drei Jahrzehnte Pressesprecher des Philologenverbandes Schleswig-Holstein und hat auch in dieser Funktion die Veränderungen der Schul struktur im nördlichen Bun desland miterlebt.

Die großen Fraktionen im Landtag waren sich über Jahrzehnte in ge genseitiger herzlicher Abneigung verbunden … und sahen sich nun, weil eine rot-grüne Regierungs mehrheit (trotz Duldung durch die dänische Minderheit) nicht zustan de kam, zur Zusammenarbeit ge zwungen – im Interesse der Men schen im nördlichen Bundesland. Dabei war die Aussicht auf eine Rolle als Juniorpartner für die Sozi aldemokraten so demütigend, dass man sich diese teuer bezahlen ließ. Gewählt zum Ministerpräsidenten wurde Peter Harry Carstensen, des

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