Profil 5/2025
Die Profil Ausgabe 5/2025 mit dem Leitthema "Anerkennung und Wertschätzung - Deutscher Lehrerpreis" ist veröffentlicht. Jetzt lesen!
5 2025
DEUTSCHER PHILOLOGENVERBAND
DAS MAGAZIN FÜR GYMNASIUM UND GESELLSCHAFT
Anerkennung und Wertschätzung: Deutscher Lehrkräftepreis
Junge Philologen in Hamburg
Sorge in Forschung und Wissenschaft – Interview mit Bettina Martin
Buchrezension: Liebeserklärung an die deutsche Sprache – ein Buch von Rohland Kaehlbrandt
PROFIL // Auf ein Wort
tragen zu lassen, wie geplant, halten wir eine Orientierung an der Aufteilung wie im ersten Digitalpakt mit jeweils 50 Prozent für Bund und Länder für sinnvoller und notwendig. Jetzt sollte also die Chance auf eine anteilig höhere Finan zierung durch den Bund beim Digitalpakt 2.0 genutzt werden! Wir Philologen fordern seit langem professio nelle Strukturen für eine durchdachte und funk tionierende digitale Infrastruktur an Deutsch lands Schulen, so unter anderem für die kon tinuierliche Finanzierung der professionellen IT-Administration der Schulen, der sog. ‚digitale Hausmeister‘, kluge Leasing-Konzepte für digi tale Endgeräte sowie die gemeinsame Umset zung von Bund und Ländern für eine daten schutzkonforme Bildungs-KI. Darüber hinaus werden mindestens 60 Milliarden Euro für Schulsanierungen und Schulneubau benötigt. Vorbeugend weisen wir bei den neuen Bil dungsprojekten im Koalitionsvertrags darauf hin, dass die geplante Einführung einer Schüler ID und einer datengestützten Schulentwicklung nicht notwendig zur Verbesserung der Unter richtsqualität und der Förderung des einzelnen Schülers führt. Das ist uns aber besonders wichtig – ebenso wie, dass bei neuen Projekten von Anfang Kollegen und Kolleginnen entlastet statt weiter belastet werden müssen, damit Neues im Interesse besserer (gymnasialer) Bil dung gut umgesetzt werden kann und unser Beruf attraktiv bleibt beziehungsweise wieder attraktiver wird! Für den kritisch-konstruktiven Dialog dazu mit der neuen Bundesministerin stehen wir bereit! Mit herzlichen Grüßen!
Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes
Die Bundesrepublik hat eine neue (designierte) Bundesbildungsministerin! Liebe Kollegen und Kolleginnen, wir begrüßen die Nominierung der designierten Bundesbildungsministerin Karin Prien, gratulie ren ihr – und haben natürliche hohe Erwartun gen an sie in ihrem neuen Amt als Bundes ministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frau en und Jugend. Karin Prien ist bisher sowohl als Bildungsministerin als auch als Präsidentin der Kultusministerkonferenz eine pro fi lierte An sprechpartnerin für uns gewesen. Wir schätzen zudem ihr großes Engagement für die Demo kratie und ihren vehementen Kampf gegen Antisemitismus. Gleichwohl wird es immer wieder auch Di ff e renzen und unerfüllte Erwartungen auf beiden Seiten geben – und so sind wir gespannt, ob die Erfahrungen der ehemaligen Landesministerin dazu führen werden, einen besseren neuen Digitalpakt zu gestalten, als dies unter ihrer Vorgängerin geschah. Dies ist auch unsere konkrete Au ff orderung an Karin Prien, dass sich der Bund nun stärker als mit den bisher nur vorgesehenen 10 Prozent bei der Finanzie rung des Digitalpakts beteiligt. Als Landesminis terin kennt die neue Bundesministerin klar die Nöte, die mit dieser bisher vorgesehenen ma geren Beteiligung des Bundes für eine kluge Digitalisierung und den kontinuierlichen admi nistrativen IT-Support an den Schulen verbun den sind. Statt die Länder 90 Prozent der Last
Ihre
Susanne Lin-Klitzing
3 PROFIL // 5/2025
DPhV-Standpunkte SWK-Gutachten: DPhV fordert Investitionen in di ff erenzierte Lehrkräftebildung und Entlastung von Lehrerinnen und Lehrern 5 DPhV begrüßt viele Ansätze im Koalitionsvertrag, mahnt aber die Förderung bei der Vorschuldiagnostik an und spricht sich für mehr Di ff erenzierung in den Bereichen Berufsorientierung und Lehrkräftebildung aus 6 Titel Anerkennung und Wertschätzung für pädagogisches Engagement 16. Runde des Deutschen Lehrkräftepreises 7 Begegnungen “Die Entwicklungen in den USA sind für die Wissenschaft eine absolute Katastrophe” Interview mit der Wissenschaftsministerin von Mecklenburg-Vorpommern, Bettina Martin (SPD) Die Einheitlichen Prüfungsanforderungen (EPA) sind in die Jahre gekommen Termine Austausch mit dem hessischen Kultusminister Armin Schwarz Susanne Lin-Klitzing (DPhV) und Volker Weigand (hphv) zu Besuch in Wiesbaden „Stadt Hamburg in der Elbe Auen, wie bist du stattlich anzuschauen!“ Frühjahrstagung der Jungen Philologen in Hamburg Die Pädagogik der Zukunft Die Pädagogik der Zukunft? „Back to School“ „Europa macht Schule“ Aus den Ländern PhV Baden-Württemberg: Postkartenaktion an Kultusministerin Theresa Schopper übergeben PhV Niedersachsen: Realitätsfremde GEW-Vorschläge zur Novellierung des Schulgesetzes gefährden den Schulfrieden Schleswig-Holstein ist kein Vorbild für eine gute Schulstruktur in Deutschland: Vor 20 Jahren wurden die Weichen für den Tod der Realschule gestellt Dalton, Frei Day und Co. – selbst gesteuertes Lernen und Lehrkräfte als Lernbegleitungen Buchtipp & Verlosung Sprachunterricht gründlich und unterhaltsam Roland Kaehlbrandt gibt eine Liebeserklärung für die deutsche Sprache ab Sexualpädagogik unabhängig vom Zeitgeist Bernd Ahrbeck und Marion Felder stellen emanzipatorische Konzepte in Frage Impressum Extremismus an Schulen: Lehrkräfte sind keine Feuerlöscher 41 Dossier Schule und Bildung dbb magazin Bildungsinvestitionen: Zeit für den großen Wurf 42 Interview dbb magazin Dorothee Feller, Ministerin für Schule und Bildung in Nordrhein-Westfalen: Ein Digitalpakt 2.0 muss bürokratiearm sein 46 14 17 20 34 35 36 38 PhV Rheinland-Pfalz: Abitur 2025: dringender Änderungsbedarf 27 28 30 32 39 40 Frauen dbb magazin In eigener Sache Zäsur und Kontinuität Friedrich Pohl folgt Gabriele Lipp in der Geschäftsführung des DPhV 12
PROFIL // Inhalt
16. Runde des Deutschen Lehrkräfte- preises 7
Interview mit der Wissenschafts ministerin von Mecklenburg Vorpommern, Bettina Martin (SPD) 14
„Back to School“ „Europa macht Schule“ 20
Frühjahrstagung der Jungen Philologen in Hamburg 28
4 PROFIL // 5/2025
PROFIL // DPhV-Standpunkte
SWK-Gutachten:
DPhV fordert Investitionen in di ff erenzierte Lehrkräftebildung und Entlastung von Lehrerinnen und Lehrern Orientierung an gemeinsamen Standards für alle Schülerinnen und Schüler aller Schularten wird kritisch gesehen D er Deutsche Philologenverband begrüßt die Bemühungen der
5 PROFIL // 5/2025 entierung) zum Ende der Sekundar stufe I gesichert werden können – und welche Maßnahmen zur Errei chung dieser nötig sind. Pressemitteilung vom 8. April 2025 derung, die verbindliche Schulart empfehlung und schulartspezi fi sche Standards für die Klassen 9 bezie hungsweise 10. Das undi ff erenzierte Konzept der Regelstandards für alle Schülerinnen und Schüler für alle Schularten muss zugunsten schul artspezi fi scher schulabschlussbezo gener Standards überarbeitet wer den. Die spezi fi sche Orientierung an basalen und funktionalen Kom petenzen, wie die SWK sie als not wendige Grundlage für den Über gang ins Berufsleben für den ersten beziehungsweise zweiten Schul abschluss fordert, ist dazu ein erster Schritt in die richtige Richtung.“ Das verö ff entlichte Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen Kom mission der Kultusministerkon ferenz beleuchtet die Herausforde rungen der Sekundarstufe I und gibt konkrete Empfehlungen, wie basale Kompetenzen (Lesen, Schreiben, Mathematik und Digital Literacy), funktionale Kompetenzen (komple xe, domänenspezi fi sche Fähigkeiten, die in alltäglichen und beru fl ichen Anforderungssituationen fl exibel an gewendet werden können) und überfachlich funktionale Kompeten zen (selbstreguliertes Lernen, Iden titätsentwicklung und Berufsori
Ständigen Wissenschaftlichen Kom mission (SWK), mit ihrem aktuellen Gutachten zur Sekundarstufe I die Bildungsqualität für junge Menschen in Deutschland zu verbessern – hier insbesondere für deren Übergang in die beru fl iche Ausbildung. Ohne eine di ff erenzierte Lehrkräftebildung statt einer leider zunehmenden Ein heits-Lehrkräfteausbildung und ohne die gezielte Stärkung der Lehr kräfte durch Verbesserung ihrer Ar beitsbedingungen bleiben die emp fohlenen Ziele allerdings unrealis tisch, betont der Verband. Er fordert schulartspezi fi sche Standards statt Regelstandards und sieht die Einfor derung funktioneller Standards durch die SWK als einen ersten Schritt dorthin. Es brauche nun eine klare Priorisierung von Investitionen für eine di ff erenzierte Lehrkräftebil dung, eine Entlastung des Lehrper sonals, eine Verbesserung der Rah menbedingungen an Schulen sowie eine nachhaltige, auch externe Un terstützung für eine adaptive beru fl i che Orientierung. Das bedeutet: Kei ne Berufsorientierung undi ff eren ziert nach Schularten, sondern eine beru fl iche Orientierung in den Gym nasien (insbesondere für akademi sche Berufe) sowie eine Berufsori entierung in den Schularten, die zum ersten und zweiten Schulabschluss führen sollen (insbesondere für nicht-akademische Berufe).
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„Wir teilen die Ansicht der SWK, dass Empfehlungen und daraus resultie rende Handlungen, um Schülerinnen und Schülern einen guten Übergang ins Berufsleben am Ende der Sekun darstufe I zu ermöglichen, nicht auf einer Schulter lasten dürfen. Die ad ressatenspezi fi schen Empfehlungen der SWK – von der Bildungsminister konferenz, über die Bildungsministe rien, die Landesinstitute und Studi enseminare, bis hin zu diversen Fachgesellschaften und den Schulen – sind sinnvoll, ebenso wie der be sondere Fokus auf die 250.000 Ju gendlichen, die im Übergangssystem zwischen Schule und Beruf mehr und spezi fi scherer Förderung bedür fen“, so DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing. Dazu müsse man allerdings am Anfang ei ner Schullaufbahn beginnen. Lin-Klitzing: „Damit Schülerinnen und Schüler von Anfang an best möglich mit den Basisquali fi katio nen ausgerüstet werden können, brauchen wir die diagnoseindizierte, verbindliche, vorschulische För
PROFIL // DPhV-Standpunkte
DPhV begrüßt viele Ansätze im Koalitionsvertrag, mahnt aber die Förderung bei der Vorschuldiagnostik an und spricht sich für mehr Di ff erenzierung in den Bereichen Berufsorientierung und Lehrkräftebildung aus
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6 PROFIL // 5/2025 Der DPhV begrüßt die geplante ver p fl ichtende Teilnahme aller Vierjähri gen an einer Diagnostik ihres Sprach- und Entwicklungsstandes als wichti gen Schritt. „Doch ohne verbindliche D er DPhV begrüßt die im Koaliti onsvertrag enthaltenen Ansätze zur Weiterentwicklung von guter Schulbildung in Deutschland und hebt die Stärkung des Bildungsföde ralismus, die Nutzung des Sonderver mögens für die Sanierung der Schul bauten, die Ansätze für exzellente Lehrkräftebildung und eine daten schutzkonforme Bildungs-KI im Digi talpakt sowie verp fl ichtende vorschu lische Sprach- und Entwicklungs standdiagnostik als wichtige und überfällige Entscheidungen hervor. Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bun desvorsitzende des DPhV: „Der Koali tionsvertrag der 21. Legislaturperiode stellt eine gute Grundlage für die wei tere Ausgestaltung zukunftsfähiger Bildung in Deutschland dar. Manche der vorgestellten Maßnahmen sind aber noch zu unspezi fi sch und zu un di ff erenziert. Hier wünschen wir uns eine gemeinsame Weiterentwicklung! Für die Schulbausanierung werden mindestens 60 Milliarden Euro ge braucht und der Digitalpakt muss von rund 5 Milliarden Euro auf rund 6,5 Milliarden Euro aufgestockt werden, weil hier die Beteiligung des Bundes im bisherigen Entwurf auf 50 Prozent geschrumpft worden war. Da die Län der aber bereits verplantes Geld ein rechnen können, würde mit der jetzi gen Fassung weniger ,frisches Geld‘ investiert werden.“
Fördermaßnahmen für die Stärkung der Schul fähigkeit der Kinder bleibt diese Maßnahme unvoll ständig. Hier braucht es eine stärkere Verp fl ich tung und Unterstützung durch den Bund, um sowohl
der Förderung des einzelnen Schü lers führe. „Hier muss inhaltlich nach justiert werden. Die vom Bund ange strebte datengestützte Schulentwick lung darf nicht zu Zusatzaufgaben für Lehrkräfte führen, die die notwendi gen Ressourcen, wie Zeit für gute Un terrichtsvorbereitung und gute Un terrichtsqualität, gefährden. Hier sind Transparenz und die notwendige Be teiligung von Schulleitungen, Lehr kräften und der Schülerschaft durch ihre jeweiligen Vertretungen für Ent scheidungen nötig.“ Die vorgesehene Einführung KI-ge stützter Lernplattformen zur Schaf fung personalisierter Lernangebote wird vom DPhV als Schritt in die rich tige Richtung bewertet. „Datenschutz- und Ethikstandards müssen aller dings unverzüglich geklärt und umge setzt werden. Wir erwarten die daten schutzkonforme Bildungs-KI“, so die DPhV-Vorsitzende. Damit appelliert der DPhV an die poli tischen Entscheidungsträger: „Nutzen Sie Ihre künftige Verantwortung, um für unsere Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrkräfte die Bildungsland schaft in Deutschland nachhaltig an den richtigen Stellen zu stärken und zukunftsfähig zu gestalten!“ Pressemitteilung vom 10. April 2025
Diagnostik als vor allem auch gezielte Fördermaßnahmen in den Ländern zu etablieren. Dies entspräche unse ren Forderungen!“, so Lin-Klitzing. Der DPhV begrüßt darüber hinaus die neue Weiterführung der “Quali tätso ff ensive Lehrerbildung“. Lin-Klit zing: „Hier ist wichtig, dass in den Projekten an den Universitäten klar nach Schularten und ihren Erforder nissen di ff erenziert wird. Gymnasial lehrkräfte benötigen weiterhin ein voll akademisches Studium, um Wis senschaftspropädeutik, Studierfähig keit und vertiefte Allgemeinbildung vermitteln zu können. Und auch bei der beru fl ichen Orientierung erken nen wir Nachbesserungsbedarf: Wir brauchen keine undi ff erenzierte Be rufsorientierung für alle Schularten, sondern einerseits eine beru fl iche Orientierung in den Gymnasien ins besondere für akademische Berufe und andererseits eine Berufsorientie rung insbesondere für nicht-aka demische Berufe in den Schularten, die zum ersten und zweiten Schul abschluss führen sollen.“ Vorbeu gend weist der DPhV darauf hin, dass die Einführung einer Schüler-ID und einer datengestützten Schulentwick lung nicht notwendig zur Verbes serung der Unterrichtsqualität und
PROFIL // Titel
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DLP-Gastgeberinnen Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing (m) und Alexandra Heraeus (r) und Moderatorin Christiane Hübscher.
Anerkennung und Wertschätzung für pädagogisches Engagement 16. Runde des Deutschen Lehrkräftepreises
von Walter Tetzlo ff W enigstens einmal im Jahr sollen sie die verdiente Wertschätzung erfahren: Am 31. März 2025 wurde zum 16. Mal der Deutsche Lehrkräftepreis
2024 – Unterricht innovativ verlie hen. Im Rahmen einer großen öf fentlichen Veranstaltung im AXICA, dem Veranstaltungssaal neben der Akademie der Künste in Berlin am
7 PROFIL // 5/2025 Pariser Platz vor dem Brandenbur ger Tor, erfolgte die Preisverleihung in den Kategorien „Ausgezeichnete Lehrkräfte“, „Unterricht innovativ“ und „Vorbildliche Schulleitung“.
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Sämtliche Preisträger zusammen
8 PROFIL // 5/2025 Die Jury unter der Leitung von Prof. Dr. David Di Fuccia hatte zuvor ihre Entscheidung getro ff en und 18 Aus zeichnungen beschlossen. Sie gin Veranstalter waren auch in diesem Jahr der Deutsche Philologenver band und die Heraeus Bildungsstif tung, die Schirmherrschaft über nahm die ehemalige Präsidentin der Kultusministerkonferenz und saarländische Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot. Förderer des Deutschen Lehkräfte preises waren außerdem der Cor nelsen-Verlag, die PWC-Stiftung so wie die Schöp fl in-Stiftung, denen auch an dieser Stelle Dank für ihre Unterstützung ausgesprochen wer den soll.
gen an Lehrkräfte, Teams und Schulleitungen im gesamten Bun desgebiet. Christine Streichert-Clivot gratulierte auch im Namen ihrer 15 Kolleginnen und Kollegen, wenn sie feststellte: „Gemeinsam in der Schu le wachsen – das ist mehr als ein Motto, sondern eine Haltung, die uns alle verbindet … Nur durch eine enge Zusammenarbeit von Lehr kräften, Schulleitungen, Schülerin nen und Schülern sowie der Politik können wir eine zukunftsorientierte Schule scha ff en, … Ich gratuliere al len Preisträgerinnen und Preisträ gern herzlich und danke allen Lehr kräften, Schulleitungen und Schüle rinnen und Schülern, die mit Leiden schaft und Ideenreichtum innovati ve Ansätze in die Praxis bringen.“
Beworben hatten sich 8 500 Lehr kräfte, Schülerinnen und Schüler. Die Preisträger sowie viele ihrer Un terstützer aus den Schulen vor Ort waren in Berlin präsent und erleb ten dort eine Veranstaltung, die sie so schnell nicht vergessen dürften. Es begann mit Poetry Slam, dar gebracht von Lars Ruppel, der in launigen Rhythmen nicht nur Unter richt persi fl ierte, sondern auch Res pekt für die Lehrkräfte einforderte. Professionell und charmant führte dann die ZDF-Journalistin Christiane Hübscher durch die Veranstaltung und stellte zunächst Staatssekretär Jürgen Böhm (Sachsen-Anhalt) vor, der sich spontan bereit gefunden hatte, die diesjährige Schirmherrin in
PROFIL // Titel
Präsenz zu vertreten, und der gleich zu Beginn für sprachliche Präzision beim Thema Digitaleinsatz sorgte, in dem er von „Bildung mit digitalen Medien“ statt von „digitaler Bildung“ sprach. Die DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing und Alexandra Heraeus von der gleichna migen Stiftung betonten, dass die Auszeichnungen quasi eine Wert schätzung für alle Lehrkräfte und da mit eine generelle Anerkennung für Leistungen in diesem Beruf seien. Die Berliner Schulsenatorin Kathari na Günther-Wünsch war es dann, die gemeinsam mit den Gastgeberinnen die Preise überreichte. Sie nutzte vorab die Gelegenheit, auch in Zei ten knapper Ressourcen für die ei genverantwortliche Schule zu plädie ren, und sprach sich engagiert gegen eine nur de fi zitäre Betrachtung des deutschen Schulwesens aus. Dann wurde es spannend: Es be gann mit den Auszeichnungen in der Kategorie „Vorbildliche Schullei tung“. Die allgemeine Würdigung kam von Alexandra Heraeus: „Die Preisträgerinnen und Preisträ ger zeigen eindrucksvoll, dass starke Schulleitungen mit Weitsicht und En gagement echte Veränderung bewir ken können – sei es durch innovative Lernkonzepte, eine gelebte Willkom menskultur oder mutige Impulse in herausfordernden Kontexten …“ Den dritten Preis erhielt nach Ent scheidung der 20köp fi gen Jury die Schulleiterin Nicole Verdenhalven von der Rahel-Hirsch-Schule im Oberstufenzentrum Gesundheit in Berlin. Teamgeist und kreatives Engagement für ihre Schule zeichne diese Schulleiterin aus, dazu Risiko bereitschaft und Mut zu Visionen und zur Verteidigung demokrati scher Werte. Besonders hervorgeho ben wurde Nicole Verdenhalvens praktizierte Fehlerkultur, die Schüle
rinnen und Schülern wie Lehrkräf ten Fehler erlaube. Drei männliche Kollegen bilden das Team der Schulleitung der Marie Gress-Schule in I ff ezheim (Baden Württemberg). Carsten Bangert, Phi lipp Wetzel und Markus Burster ver einen laut ihrem Kollegium innovati ves Engagement mit Ideenreichtum, aber auch viel Herz, was ihnen die Wertschätzung nicht allein von Kol legium und Schülerschaft einbringe, sondern auch den Respekt der au ßerschulischen Partner in der Regi on. An die drei Kollegen vergab die Jury den zweiten Preis. Andrea Franke leitet die Willy Brandt-Schule Berlin und zeigte sich sichtlich bewegt und dankbar über ihre Auszeichnung. Sie erhielt den 1. Preis, und ihre Erfolge sind in dem Problemstadtteil der Hauptstadt ge radezu messbar. Dem entschlos senen Handeln von Schulleiterin und Kollegium verdankt ihre Schule die Halbierung (!) der bis dahin ho hen Absentismusquote. Damit ein her geht eine „einzigartige Integrati onsleistung“, die in diesem sozialen Brennpunkt als bewundernswert gelten kann. Dass Schulsenatorin Günther-Wünsch den Schulleitun gen in Berlin gestalterische Freiräu me ermögliche, fand das Lob der
9 PROFIL // 5/2025 Pädagogin, die am selben Tag auch die Aufmerksamkeit des ZDF-Mor genmagazins fand. Einen anderen Schwerpunkt setzte die Jury in der Kategorie „Aus gezeichnete Lehrkräfte“: Diese wur den von ihren Schülerinnen und Schülern der Abschlussklassen no miniert. Sie zeichneten sich durch unterschiedliches, aber in jedem Falle besonderes Engagement aus: Jasmin Khader Liebigschule in Frankfurt (Main) Hessen Mona Schwabe Mittelschule Schnaittach Bayern Dr. Michael Stiersdorfer Gymnasium der Benediktiner, Schäftlarn Bayern Melanie Müller-Schlaudt Tilemannschule, Limburg Hessen Monika Katharina Ried-Broschwitz Helene-Lange-Schule, Wiesbaden Hessen Werner Fick Königin-Katharina-Stift-Gymnasium, Stuttgart Baden-Württemberg Jotam Felmy Gustav-Heinemann-Oberschule, Berlin Berlin Magnus Osterkamp Gymnasium Remigianum und Julia-Koppers-Gesamtschule, Borken Nordrhein-Westfalen Carina Ste ff es Berufsbildende Schule Ahrweiler Rheinland-Pfalz Oliver Ebbing Städtisches Gymnasium, Ochtrup Nordrhein-Westfalen Ein spezieller Gast der Veranstal tung war Emily Horbach, bekannt als „emitheteacher“, Berliner Lehrerin und gleichzeitig populäre In fl uence rin. Ihr Credo, präsentiert in Ang lizismen, war ein Plädoyer für „growth mind set“ und gegen ein „broken fi xed mind set“. Wenn
Berlins Schulsenatorin Katharina Günther-Wünsch Foto: Langer
PROFIL // Titel
Das war noch nicht alles: Zwei Son derpreise wurden abschließend vergeben, so für „Kulturelle Bil dung“ und „Umwelt und Nachhal tigkeit“. Im ersten Falle befassten sich Bettina Mähler und Ekaterina Leo vom Grimmelshausen-Gymna sium im hessischen Gelnhausen gemeinsam mit ihren Schülerinnen und Schülern fächerübergreifend mit Philipp Reis, dessen große Ver dienste bei der Er fi ndung des Tele fons herausgestellt wurden. Im zweiten Fall wurden die Kollegin Monika Cremer und die Kollegen Martin Lorek und Matthias Now roth von der Paul-Kraemer-Schule im rheinischen Frechen für ihre Idee ausgezeichnet, Berufsvor bereitung ganz handfest zu gestal ten. Ein „Foodtruck“ fährt verschie dene Standorte an und verkauft re gionale Produkte. Dabei sind es die Schülerinnen und Schüler, die für Planung, Einkauf, Zubereitung, Ver kauf und Abrechnung zuständig sind. Die Begeisterung von Jury und Ver anstaltern für die Preisträger und ihre Schülerschaft kann als der le bendige Ausdruck von Wertschät zung für unseren Beruf angesehen werden und auch als „ein kleines Stück Weltveränderung“, wie es die DPhV-Bundesvorsitzende zum Ab schluss formulierte. Und dann gab es – ganz zum Schluss der Veranstaltung – noch Anlass für herzliches Lachen und starken Applaus. Noch einmal war es Poetry Slamer Lars Ruppel, der es schaffte, die Projektvorstellun gen und die Lobreden des Tages in aller Kürze zu einem gekonnten Rap zusammenzufassen. Fazit: Wir Lehrkräfte brauchen und verdie nen Wertschätzung, … aber lachen über uns dürfen wir zuweilen auch ‘mal!
10 PROFIL // 5/2025 aus Kalifornien angereisten Lehr kräfte erhielten den dritten Preis. Um KI ging es auch bei Robert Koeg ler. Er unterrichtet an der Oberschu le Rauschwalde im sächsischen Gör litz und initiierte ein Projekt mit dem provokanten Titel „Mediendozent (Ist das Kunst oder kann das KI?)“. Kritisches Bewusstein und Praxis nähe waren hier Ziel und Vor Lehrkräfte miteinander und von einander lernen, könne eine neue Kultur in der Schule entstehen. Die dritte Kategorie des DLP heißt „Unterricht innovativ“. Hier haben sich Lehrkräfteteams selbst bewor ben, weil sie neue Unterrichtskon zepte und fächerübergreifende Pro jekte publik machen wollen. Die bei den Laudatorinnen Susanne Lin-Klit zing und Amy Kirchho ff (Landesschü lerrat Sachsen) erläuterten, worum es bei dieser Auszeichnung ging: Die Konzepte sollen kognitiv aktivie rend sein, innovative Ideen enthal ten und fächerübergreifend sein (Lin-Klitzing) sowie o ff en und wert voll für alle (Kirchho ff ). Dies traf auf die „Startup-Schmiede“ der Lehrkräfte Jenny Jungeblut und Martin Lentzen zu. Beide unterrich ten an der German International School of Silicon Valley, die an den kalifornischen Standorten San Fran cisco und Mountain View (porträtiert in PROFIL im Dezember 2024) zu fi n den ist. Und da Mountain View mit ten im Technologiezentrum Silicon Valley liegt, wundert die Beschäfti gung mit KI nicht, für die sich die Preisträger entschieden haben. Das Besondere: Diese soll Zehntklässlern fächerübergreifend und praxis betont nahegebracht werden. Die Fächer Wirtschaft, Informatik und Ethik werden einbezogen, und Aus gangspunkt des Projekts sind von den Schülerinnen und Schülern selbstgewählte Fragestellungen. Die
Foto: Langer
Aufmerksames Publikum
gehensweise, wobei externe KI-Ex perten zielgerichtet in das Vorhaben einbezogen wurden. Die DLP-Jury vergab hierfür den zweiten Preis. Mit der Vergabe des ersten Preises würdigten die Veranstalter das in tensive Engagement für ein weiteres wichtiges Thema: Tina Bergen aus Bamberg und Marc Brückner aus Bayreuth befassten sich mit ihren Schülerinnen und Schülern auf meh reren Betrachtungsebenen mit dem Thema Migration. Wie multiperspek tiv sie dabei vorgingen, zeigt bereits der Name ihres Projekts: „Einwan derungsland Deutschland?! Histori sche Migrationsbewegungen und deren Folgen für die aktuelle Bevöl kerung sowie Zukunft der EU“. Dabei ging es um Arbeitsmigration („Gast arbeiter in den fünfziger und sechzi ger Jahren“), Spätaussiedler (aus Po len und der Sowjetunion) und Bür gerkriegs fl üchtlinge (seit den neun ziger Jahren). Sie wurden mit der ge genwärtigen Migration verglichen, was Analyse und Beurteilungen glei chermaßen ermöglichten.
PROFIL // In eigener Sache
Foto: Gawrisch
Friedrich Pohl
Gabriele Lipp
12c8,461
Foto: Gawrisch
Zäsur und Kontinuität Friedrich Pohl folgt Gabriele Lipp in der Geschäftsführung des DPhV
von Walter Tetzlo ff
leichter machte, Durners Angebot zu folgen. Und so hatte der Freistaat Bayern bald eine tüchtige Sprachleh rerin weniger und dafür eine kom petente Sachwalterin des Gymnasi ums mehr. In den turbulenten Folgejahren folg te der Umzug der Geschäftsstelle nach Berlin und damit der Einzug in die von Heinz Durners Nachfolger Peter Heesen initiierte und durch geführte Inbesitznahme der neuen modernen Geschäftsstelle an der re präsentativen Friedrichstraße in Berlin-Mitte. Wer zunächst Zweifel hatte, ob die mit ihrer süddeutschen Heimat so verbundene Gabi Lipp sich in der Hauptstadt, die diese Rol le in den neunziger Jahren erst all mählich fi nden sollte, auch wirklich wohlfühlte, erlebte schon bald eine Überraschung. Trotz gelegentlicher Heimatbesuche und Wandern mit Freundinnen in Alpennähe schlug Gabi im zuweilen etwas ruppigen Berlin Wurzeln! Dazu trugen mit Sicherheit das Ausstellungs-, das Theater- und das Konzertangebot
bei. Wenn jemand „aus der Provinz“ wie der Verfasser dieser Zeilen in die Hauptstadt kam, konnte er sicher sein, dass unsere Geschäfts führerin immer ein paar Tipps parat hatte für die Gestaltung der weni gen freien Stunden. Zurück zu den Verdiensten, die hier nicht alle gewürdigt werden können, da diese von unserer Bundesvorsit zenden Susanne Lin-Klitzing vor zwei Jahren anlässlich Gabi Lipps 30jährigen Dienstes für den DPhV vor dem Bundesvorstand so ein drucksvoll herausgestellt wurden. Nur soviel: Zurückhaltung, Beschei denheit, absolute Zuverlässigkeit, aber auch Arbeitsökonomie und Durchsetzungsfähigkeit kennzeich neten ihre Arbeit und Risiko bewusstsein, also – wie der langjäh rige Vorsitzende Heinz-Peter Meidin ger es so tre ff end formuliert – „das Gefühl dafür, wo es ‘mal krachen könnte“. Dass es dann aber doch recht selten „gekracht“ hat, das – und vieles andere – verdankt der Verband auch Gabi Lipp.
12 PROFIL // 5/2025 in ihre Amtszeit fallen. Es war der Bayer Heinz Durner, der die Lands männin, die eigentlich an seiner Schu le im Freistaat nach abgeschlossenem Referendariat Latein und Französisch unterrichten sollte, davon überzeu gen konnte, dass sie den von ihm ge leiteten Bundesverband als neue Ge schäftsführerin organisieren sollte, weil er sie für dieser Aufgabe gewach sen hielt. Er sollte sich nicht täuschen. Die Geschäftsstelle befand sich in je nen Jahren noch in München, also im Heimat(bundes)land des 1. Vorsitzen den, – ein Umstand, der es der Ober bayerin mit dem sympathischen und unverkennbaren Zungenschlag sicher 32 Jahre lang hat sie dem Deutschen Philologenverband gedient. Und für sie passt diese von so manchem als altmodisch empfundene Formulie rung wirklich. Gabriele Lipp verließ nach mehr als drei Jahrzehnten mit Wirkung vom 1. April die DPhV-Ge schäftsstelle und ging in den Ruhe stand. Zurückblicken kann sie auf die Arbeit mit vier (!) – bei all ihren Ver diensten – doch sehr unterschiedli chen Führungspersönlichkeiten, die
PROFIL // In eigener Sache
Ihr wünschen wir eine neue Lebens phase, in der sie Zeit hat für ihre Hobbys, die Kultur und Natur glei chermaßen umfassen, aber auch für die ehrenamtliche Arbeit, die Gabi Lipp in Berlin im Visier hat. Auch die diesjährige Vertreterver sammlung soll aber nicht ohne Gabi Lipp erfolgen. Sie wird dort noch einmal im ihr würdigen Vertreter versammlungsrahmen o ffi ziell durch die Bundesvorsitzende ver abschiedet. Wer folgt ihr in dem wichtigen und zuweilen anstrengenden Amt der Geschäftsführung? Es ist Friedrich Pohl, der den Landesverbänden und vielen Mitgliedern als Pressespre cher bekannt ist. Friedrich ist gebür tiger Leipziger. In dieser größten Stadt Sachsens wuchs er auf, legte
kam das leider nicht vor) Zeit zum privaten Austausch hatten, dann war es ein Genuss zuzuhören und sich von dem musikalischen Sachver stand Friedrichs begeistern zu lassen. Erwähnt werden müssen natürlich die Jahre im Axel-Springer-Verlag, bei der Leipziger Volkszeitung oder als freier Autor, allesamt gute und bereichernde Voraussetzungen für die DPhV-Pressearbeit, die nunmehr aber seine Nachfolgerin Caroline Franke übernommen hat. Dem sympathischen neuen Ge schäftsführer, der mit seiner Ehe frau mit zwei Kindern in Potsdam lebt, wünschen wir Erfolg und wei terhin gute Zusammenarbeit in dem Teamgeist, der Friedrich Pohl kenn zeichnet.
er sein Abitur ab und leistete auch seinen Zivildienst. Sein Studium – noch immer in der Heimatstadt – war, wenn dies nicht zu pathetisch klingt, die Synthese von gleich zwei Leidenschaften: der Musik und dem Schreiben! Historische Musikwissen schaft und Radiojournalismus waren dann auch die Schwerpunkte, mit denen er sich an der Universität Leipzig befasste. Und während sich die erworbenen journalistischen Fä higkeiten für unseren Verband be kanntlich unmittelbar auswirkten, geschah dies durch seine Liebe zur klassischen Musik mittelbar auch! Man erinnere sich an seinen fulmi nanten PROFIL-Leitartikel über Jo hann Sebastian Bach, und wenn der Pressesprecher und der neue PROFIL-Redaktionsleiter einmal (oft
13 PROFIL // 5/2025
Foto: Landesregierung MVP
PROFIL // Begegnungen
“Die Entwicklungen in den USA sind für die Wissenschaft eine absolute Katastrophe” Interview mit der Wissenschaftsministerin von Mecklenburg-Vorpommern, Bettina Martin (SPD)
Mecklenburg-Vorpommerns Wissenschaftsministerin Bettina Martin
14 PROFIL // 5/2025 PROFIL: Frau Ministerin Martin, seit Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump ? von Karolina Pajdak I n Mecklenburg-Vorpommern strebt sie als Ministerin für Wissen schaft, Kultur, Bundes- und Euro paangelegenheiten derzeit eine Ein führung des Stufenlehramtes an, die nicht überall auf Gefallen stößt. Als Präsidentin der Wissenschaftsminis terkonferenz muss sich Bettina Mar tin (59, SPD) mit den schwierigen Be dingungen unter der Trump-Regie rung in den USA auseinandersetzen. Im Interview mit PROFIL spricht die SPD-Politikerin, die zwischen 2019 und 2021 selbst Kultusministerin in Mecklenburg-Vorpommern war, über das geplante neue Wissenschafts ministerium in Berlin, die Neustruktu rierung der Lehrkräfteausbildung im Norden und die Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz.
erreichen uns fast täglich neue Schock-Meldungen aus dem Wei ßen Haus. Was bedeutet diese Präsidentschaft für die Wissen schaft? BETTINA MARTIN: Die Entwicklun gen in den USA sind für die Wissen schaft eine absolute Katastrophe – und das nicht nur in den USA, son dern weltweit. Denn Wissenschaft ist international ausgerichtet, und die USA sind mit ihrer Vielzahl an hochkarätigen Wissenschaftseinrich tungen in vielen Wissenschaftsfel dern wichtige Kooperationspartner. Die Trump-Administration streicht nun Forschungsförderungen in Milli ardenhöhe, vor allem in so wichti gen Bereichen wie der Klima- oder Gesundheitsforschung. Sie schüch tert Wissenschaftlerinnen und Wis senschaftler ein und behindert sie in ihrer Arbeit. Viele werden entlassen. Die Wissenschaftsfreiheit wird mas
siv eingeschränkt. Das hat erhebliche Konsequenzen auch in Europa.
PROFIL: Können wir in Deutschland schon
?
Auswirkungen spüren? MARTIN: Sogar in Mecklenburg-Vor pommern sind sie bereits spürbar! So wurde quasi über Nacht die US-För derung für das neue Deutsch-Ameri kanische-Institut an der Universität Rostock beendet. Sorgen bereitet mir auch, dass der für die Forschung so wichtige Zugang zu US-Publikationen und -Datenbanken erschwert wird. Umso wichtiger ist es, dass die Wis senschaft in Europa die Netzwerke mit der US-Forschung weiter p fl egt und die Brücken nicht abreißen lässt. Gleichzeitig begrüße ich das Vor haben der neuen Bundesregierung, mit einem 1000-Köpfe-Programm die Tür für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu ö ff nen. Die Wis-
PROFIL // Begegnungen
senschaftsfreiheit in Deutschland ist ein wichtiger Standortvorteil. Sie gilt es auch in Deutschland gegen Angrif fe jeglicher Art zu verteidigen. PROFIL: Wie wichtig ist das neue Wissenschaftsminis- terium, das die Bundesregierung an den Start bringt? MARTIN: Absolut wichtig – ein Schlüsselressort, wenn es um die Zukunftsfähigkeit Deutschlands geht. Im Koalitionsvertrag, für den ich in diesem Bereich mitverhandeln durf te, sind viele zentrale Weichenstel lungen angelegt – übrigens u.a. mit einer sehr weitreichenden BAföG- Reform auch für die Studierenden. Dass der Bund aus dem Sonderver mögen auch Investitionen im Be- reich Wissenschaft und Forschung plant, ist ein deutliches Signal für die hohe Bedeutung dieses Ressorts. PROFIL: Der Philologenver band tritt für ein grundstän- diges Gymnasium ab Klasse 5 bis zum Abitur ein. Dafür braucht es entsprechend ausgebildete Gym nasiallehrkräfte. Sie wollen das zusammenhängende Gymnasial lehramtsstudium nun zerteilen und Stufenlehramtsstudiengänge daraus machen. Welche Vorteile versprechen Sie sich davon für das gymnasiale Lehramt? MARTIN: Die Abbruch- und Schwund quoten im Lehramt in MV sind er schreckend hoch. Wir beobachten sinkende Studienanfängerzahlen ge rade auch im Gymnasiallehramt. Die se Entwicklung können wir uns ange sichts des weiter anhaltenden Lehr kräftemangels schlicht nicht weiter leisten. Es gilt jetzt mit einem zeitge mäßen und attraktiven Lehramtsstu dium gegenzusteuern. Dafür werden wir keineswegs das Stu dium für das Lehramt an Gymnasien „zerteilen“, sondern mit dem Lehramt an Regionalen Schulen zusammen- ? ?
führen. Bereits heute fi ndet ein sehr großer Teil der Lehrveranstaltungen für angehende Gymnasial- und Regio nalschullehrkräfte gemeinsam statt. Hinzu kommt, dass der Anteil der Fachwissenschaften in keinem ande ren Lehramtsstudium in Deutschland so hoch ist wie in MV. Wir hören im mer wieder, dass junge Leute frus triert ihr Studium abbrechen, weil sie das Studium nicht ausreichend auf den Lehrerberuf vorbereitet. Das wollen und müssen wir ändern. MARTIN: Mit dem neuen Lehramt für Gymnasium, Regionale und Gesamt schule erreichen wir eine breiter ge- fächerte Ausbildung für angehende Lehrerinnen und Lehrer mit einem ausgewogenen Anteil an Fachwissen schaften, Fachdidaktiken, Bildungs wissenschaften und Praxisanteilen und reagieren auf die Herausforde rungen der heutigen Gesellschaft. Der neue Studiengang bereitet Stu dierende auf einen Arbeitsalltag vor, in dem immer heterogenere Lern gruppen der Normalfall sind, auch an Gymnasien: Lernschwächen, Be gabungen und verschiedenste Bio graphien tre ff en heute in jeder Klas se aufeinander. Eine zeitgemäß ausgebildete Lehr kraft muss all das au ff angen und in ihrem Unterricht aufnehmen kön nen. Wir brauchen also mehr Fachdi daktik, mehr Bildungswissenschaften und mehr Sonder- und Inklusions pädagogik am Gymnasium. Und wir wollen einen stärkeren Schwerpunkt auf frühe Praxiserfahrung legen. Die Einführung eines gemeinsamen Lehramtes für die Sekundarstufen I und II erhöht zudem die Flexibilität für Studienanfängerinnen und Studi enanfänger. Dies wird helfen, die vorhandenen Kapazitäten besser auszulasten. Abiturientinnen und ? PROFIL: Wie soll das konkret aussehen?
15 PROFIL // 5/2025 Insgesamt haben wir eine sehr trag fähige Lösung mit ausgewogenen An teilen an Fachwissenschaften, Fachdi daktiken, Bildungswissenschaften und Praxisanteilen gefunden, die den Bedarfen beider Schularten gerecht wird. Abiturienten müssen nicht bereits am Anfang des Studiums eine Entschei dung tre ff en, in welcher Schulart sie später unterrichten werden, und kön nen so diese Entscheidung später und damit bewusster tre ff en. Viele Studierende kennen aus ihren eigenen Schulerfahrungen nur das Gymnasium und lernen im gemein samen Lehramt auch die Regionale Schule kennen. in einem Stufenlehramt ziemlich kurz: Für die einen führt es zu Kür zungen in der Fachlichkeit, für die anderen zu Kürzungen in der Son derpädagogik, allgemeinpädagogi sche Lehrveranstaltungen sollen es richten. Aus DPhV-Sicht ergibt ein Einheitslehrerstudium im Sekun darstufenlehramt für die speziellen Schulbedarfe wenig Sinn. Warum wollen Sie es einführen? MARTIN: Zunächst: Ich lehne den Be gri ff „Einheitslehrer“ ab, weil er die komplex angelegte Reform negativ ver kürzt und vor allem, weil er die vielen hervorragenden Lehrkräfte diskredi tiert, die in der ehemaligen DDR ihren Beruf gelernt haben. Selbstverständlich erfahren die Studierenden in ihrem Studium weiterhin eine ausreichende und angemessene fachwissenschaftli che Ausbildung. Der Anteil der Fachwis senschaften wird auch nach der Re form über dem von der Kultusminister konferenz (KMK) für das Lehramt an Gymnasien gesetzten Mindestmaß lie gen. Außerdem wird es pro fi lbildende Module im Studium geben, die Schwer punktsetzungen ermöglichen. ? PROFIL: Das Spezi fi sche der einzelnen Lehrämter käme
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PROFIL: Sind Sie damit zufrieden? MARTIN: Mecklenburg-Vorpom mern bewegt sich damit im Rahmen der relevanten Vorgaben der KMK. PROFIL: Könnten Sie sich vorstellen, die Studienzeiten angemessen zu verkürzen, um ein 18- bzw. 24-monatiges Referenda riat zu unterstützen? MARTIN: Das Referendariat beträgt wie gesagt in Mecklenburg-Vorpom mern 18 Monate – das halte ich für ausreichend. Wichtig ist mir aber, dass auch die erste Phase des Studi ums praxisnäher wird. ? ? schaftliche und fachdidaktische universitäre Lehramtsbildung auf die neuen Herausforderungen durch KI? Sehen Sie eine Notwen digkeit, die Lehramtsstudieren den darauf bereits im Lehramts studium vorzubereiten? MARTIN: Ja. Künstliche Intelligenz ist als Querschnittsthema für nahe zu alle Disziplinen und Studiengänge relevant. Also auch für das Lehramt studium. KI spielt gerade auch in der Lehre schon heute eine wichtige Rolle – sie birgt Chancen, aber auch Risiken in sich – sowohl im Hörsaal als auch um Klassenzimmer. Darauf müssen angehende Lehrkräfte vor bereitet werden. Die vielfältigen Ein satzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz werden an den Hoch schulen des Landes sorgsam und ? PROFIL: Stichwort KI. Wie reagiert die fachwissen-
16 PROFIL // 5/2025 form beibehalten. Eine Verlänge rung ist also weder geplant noch erwünscht. Auch der Vorbereitungs dienst bleibt wie bisher bei einer Länge von in der Regel 18 Monaten. Wir rechnen mit einer besseren Aus lastung der Kapazitäten, also einer Erhöhung der Studierendenzahlen, und damit auch mit einer steigen den Zahl an Absolventinnen und Absolventen. Wir erho ff en uns eine geringere Schwundquote im Studi um, also weniger Studierende, die ihr Studium abbrechen, in andere Studiengänge oder in andere Studi enorte wechseln. Außerdem wird die breiter gefächerte Ausbildung der Studierenden für die besagten Schularten den heutigen Ansprü chen an Lehrkräfte besser gerecht. MARTIN: Keine – ganz im Gegenteil: Das Land investiert bis 2030 zusätz lich rund 25 Millionen Euro in die Lehramtsausbildung. Wir setzen als Landesregierung auf die Lehrkräfte bildung eine klare Priorität. zusehends verkürzten Referenda riat Nachteile für die praktische, schulartspezi fi sche Ausbildung. Der Vorbereitungsdienst fällt zwar nicht in den Bereich des Wissen schaftsministeriums, je länger je doch die Regelstudienzeiten, desto kürzer wird i.d.R. der Vorberei tungsdienst. Wie lange studieren die Lehramtsstudierenden an den lehramtsbildenden Universitäten in Mecklenburg-Vorpommern? MARTIN: Die Regelstudienzeit aller grundständigen Lehramtsstudien gänge mit dem Abschluss Staatsexa men beträgt derzeit zehn Semester, in den Lehrämtern für Sonderpäda gogik neun. Diese Dauer wird auch in den Studiengängen nach der Re ? ? PROFIL: Welche Einsparun gen erho ff en Sie sich davon? PROFIL: Der Philologen- verband sieht in einem
der Lehrkräftebildung wird Künst liche Intelligenz deshalb als Quer schnittsthema für alle drei Phasen der Lehrkräftebildung gesetzlich verankert. PROFIL: Wenn ja, wie unterstützen Sie dies an den Universitäten? MARTIN: Das Land hat 2021 bis 2023 übergreifend die Digitalisie rung in der Lehrkräftebildung mit ei nem 5 Millionen Euro umfassenden Sonderprogramm gefördert. Außer dem haben wir für die Hochschulen ein Digitalisierungsprogramm in Höhe von 40 Millionen Euro auf gelegt. Selbstverständlich wird es auch weiterhin notwendig sein, deutschlandweit in KI in Forschung und Lehre zu investieren. Ich bin deshalb sehr froh, dass es gelungen ist, in den Koalitionsvertrag des Bundes eine große KI- und Investiti onso ff ensive für die Hochschulen hineinzuverhandeln. Eine Forderung, die die Länder bereits im Januar im Rahmen der Wissenschaftsminister konferenz an eine zukünftige Bundes- regierung gestellt hat- ten. ?
unter Berücksichtigung der da mit verbundenen Regularien abgewogen. Dies schließt auch die Anpassung von Prüfungsformaten und
eine kontinuierliche Weiterbildung der Lehrenden ein.
Im Rahmen der Reform
Foto: KMK
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Die Einheitlichen Prüfungs anforderungen (EPA) sind in die Jahre gekommen
gaben der Länder in die sen Fächern und eine Ent nahmeverp fl ichtung von fünf zig Prozent. Das heißt, jedes Land muss mindestens fünfzig Prozent seiner Prüfungsaufgaben aus eben diesem Pool entnehmen. Was einfach klingt, musste in der Praxis aufgrund der bestehenden – und von manchem Land hartnäckig verteidigten – Traditionen in schwie rigen Diskussionen hart erkämpft werden. Da ging es um Inhalte, Welche literarischen Werke müssen in allen Ländern behandelt worden sein? Gibt es Themenfelder für die Schreibaufgaben in Fremdsprachen? Muss Stochastik verp fl ichtend gelehrt werden? aber auch um Rahmenbedingungen Wie viel Arbeitszeit hat ein Prüf ling im Deutschabitur? Können Schülerinnen und Schüler Aufgaben auswählen? Muss es ein einheitliches Formel dokument in Mathematik geben? Muss eine Chemieprüfung Experimente beinhalten? … Es war schon spannend, die Diskus sionen in der KMK-AG Abiturkom mission, in der alle Entscheidungen
17 PROFIL // 5/2025 also vor 21 Jahren. Chinesisch – auch wenn es in dem Fach ver gleichsweise wenige Prü fl inge gibt – gilt sogar seit April 1998. Spannend ist aber auch die Frage, wie es in den vielen Fächern weiter geht, in denen wir keine Bildungs standards haben. Gut, hier gibt es die EPA, kurz: Einheitliche Prüfungs anforderungen für die Abiturprü fung im Fach XXX (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom YYY). Diese sind ja grundsätzlich auch nicht schlecht, aber eben nicht mehr ganz aktuell. Die EPA Informatik wurde im März 2004 verabschiedet, zum Aufgabenpool getro ff en wer den, zu verfolgen. Im Nachhinein ist es sogar etwas zum Schmunzeln, wie mitunter um zehn oder fünf zehn Minuten Arbeitszeit gekämpft wurde. Trotzdem haben wir nun die Pools für sieben Abiturprüfungs fächer, und es wurden Kompromis se gefunden, mit denen letztlich je des Land etwas anfangen kann. Ge rade sind die Prüfungen in den Na turwissenschaften erstmalig mit Poolaufgaben gelaufen, und es gilt nun zu korrigieren und Ergebnisse abzuwarten. Wurden die „übrigen Fächer“ vergessen?
von Rainer Heinrich
Bildungsstandards und Auf gabenpool – Auf dem Weg nach mehr Vergleichbarkeit
Die Kultusministerkonferenz ist seit Jahren bestrebt, die Vergleichbarkeit der Abiture der Länder weiter zu er höhen. Letztlich ergibt sich dies aus den politischen Vorhaben der Län dervereinbarung über die gemein same Grundstruktur des Schulwe sens und die gesamtstaatliche Ver antwortung der Länder in zentralen bildungspolitischen Fragen (Be schluss der Kultusministerkonferenz vom 15. Oktober 2020). Dabei wurde durchaus einiges erreicht: Es gibt bundesweit geltende Bil dungsstandards für die Allgemeine Hochschulreife in Deutsch, Mathe matik und fortgeführter Fremdspra che (Englisch/Französisch) seit 2012. 2020 folgten dann Standards für Biologie, Chemie und Physik. Gleich wohl wurde beschlossen, diese Standards auch zu überprüfen. Deshalb gibt es inzwischen einen gemeinsamen Pool von Abiturauf
PROFIL // Begegnungen
Abgesehen davon, dass man über aktuellere Themen und Inhalte in den Fächern diskutieren muss, ha ben sich gesellschaftliche Anfor derungen und Erwartungen, Vorstel lungen von Unterricht und von der Bewertung von Schülerleistungen ge ändert. Das äußere Umfeld (Digitali sierung, Bildung für nachhaltige Ent wicklung, Migration, Heterogenität der Schülerschaft) ist naturgemäß nicht mehr das wie vor 20 Jahren. Die Kultusministerkonferenz hat nun reagiert und 2023 eine grund legende Überarbeitung der EPA beschlossen. Dabei sollen die EPA nicht durch Bildungsstandards er setzt werden und es soll keinen ge meinsamen Aufgabenpool in diesen Fächern geben. Das mag man scha de fi nden, aber in vielen EPA-Fä chern sind die Populationen von Prü fl ingen so gering, dass ein bun desweiter Vergleich ohnehin nicht sehr aussagekräftig wäre, etwa in Dänisch, Japanisch oder auch in Philosophie oder Soziologie. Der organisatorische und logistische Aufwand für ein solches Projekt ist gigantisch. Hier leistet das Sekreta riat der KMK sehr viel. Um die Über arbeitung für die Länder und die KMK überhaupt umsetzbar zu ma chen, wird die Überarbeitung in drei sogenannten Kohorten erfolgen. In der ersten Kohorte werden die EPA in Latein, Alt-Griechisch, Infor matik, Geographie, Geschichte, Recht, Sozialkunde/Politik, Wirt schaft, Sport überarbeitet. Hinzu kommen Fächer, die nur an Beru fl i chen Gymnasien geprüft werden: Wirtschaft, Beru fl iche Informatik und Technik. Bei der Fächerauswahl wur de u. a. berücksichtigt, dass der ge 18 PROFIL // 5/2025 Bis wann und in welchen Fächern soll es neue EPA geben?
nungsstände sind und sich durch aus im Erarbeitungsprozess noch Verschiebungen ergeben können. Da es sich aber um ein Projekt der KMK handelt und nicht des Pla nungsbüros des Berliner Flughafens, dürften sich eventuelle Verzögerun gen im Rahmen halten. Wie entstehen neue EPA? Inhaltlich zuständig ist der KMK-Aus schuss Gymnasiale Oberstufe. Für die EPA-Überarbeitung wurde eine Steuerungsgruppe aus Mitgliedern des Ausschusses gebildet, in der Vertreter aus 6 Ländern und dem Sekretariat der KMK mitarbeiten. Die Überarbeitung soll in einem schlanken Verfahren erfolgen, zum einen um e ffi zient zu Ergebnissen zu kommen, zum anderen auch wegen der nur begrenzt zur Verfügung ste henden Expertinnen und Experten in den Ländern. Denn klar ist, dass vor allem Lehrkräfte, die ihr Fach und die Abiturprüfungen kennen, die neuen EPAs schreiben sollen. Und diese sind andererseits inzwi schen in allen Ländern knapp. In der Regel haben zwei bis drei Bundesländer die Federführung für ein Fach übernommen.
sellschaftswissenschaftliche Bereich bei den Bildungsstandards nicht be arbeitet wurde und dass inhaltlich etwa in Informatik die Überarbeitung zwingend notwendig ist. Der Zeit raum für die erste Kohorte hat am 6. März 2025 im Rahmen einer Auf taktveranstaltung in Berlin begonnen. Vorgesehen ist eine Verabschiedung der EPAs zu Beginn des Jahres 2027. In der zweiten Kohorte folgen dann nach jetzigem Stand: Kunst, Musik, Darstellendes Spiel, Philosophie, Psychologie, Evangelische Religion, Katholische Religion, Ethik, Erzie hungswissenschaft und Ernährung in den Jahren 2026 und 2027. Schließlich bilden die neuen Fremd sprachen, für die es keine Bildungs standards gibt, die 3. Kohorte in 2028 und 2029: Chinesisch, Dänisch, Italienisch, Japanisch, Niederlän disch, Polnisch, Russisch, Spanisch, Tschechisch und Türkisch. Damit werden insgesamt nach jetzi gem Stand 31 EPA neu gefasst. Ob diese Zahl noch wachsen wird, weil es inzwischen in einigen Ländern auch noch weitere Prüfungsfächer gibt, kann heute noch nicht gesagt werden. Ich bitte um Verständnis, dass die Zeitangaben aktuelle Pla
Federführende Länder Bayern, Sachsen, Thüringen Bayern, Rheinland-Pfalz
Fach
Latein
Alt-Griechisch
Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen
Informatik
Geographie
Berlin, Brandenburg
Geschichte
Brandenburg, Hessen, Schleswig-Holstein
Recht
Bayern, Thüringen
Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Saarland
Sozialkunde/Politik
Wirtschaft
Bayern, Thüringen
Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen
Sport
Wirtschaft am beru fl ichen Gymnasium Beru fl iche Informatik
Baden-Württemberg, Berlin
Sachsen, Saarland
Technik
Baden-Württemberg, Brandenburg, Sachsen
PROFIL
Weitere Länder arbeiten in den Autorengruppen mit. Natürlich werden die Entwürfe ei ner Fachanhörung (alle Länder, Fachdidaktik, Fachverbände) unter zogen. Zu Beginn des Jahres 2027 könnte dann die Verabschiedung durch die KMK erfolgen. Parallel wird dann schon die Arbeit in der zweiten Kohorte laufen.
gen“ (SPA) gegeben. Ob der Titel dann so beschlossen wird, müssen die KMK-Gremien entscheiden. Es sollen wie bei Standards Kom petenzbereiche und Inhaltsberei che des jeweiligen Fachs ausgewie sen werden und konkrete und vor allem praktikable Hinweise zur Gestaltung von Prüfungsauf gaben in Abiturprüfungen enthal ten sein. Detaillierter möchte und kann ich hier nicht eingehen, da der Entwick lungsprozess gerade erst begonnen hat. Schließlich ging es in diesem Artikel auch nur darum, die Mitglie der über aktuelle Entwicklungen zu informieren.
Dr. Rainer Heinrich ist Re feratsleiter im Sächsischen Staatsministerium für Kul tus. Außerdem engagiert er sich am Deutschen Zen trum für Lehrerbildung und Mathematik. Foto: pvs
Was ist eigentlich neu an den neuen EPA (SPA)?
Die zukünftigen SPA sollen gegen über den jetzigen EPA moderner sein und sich im Aufbau stärker an den Bildungsstandards für die All gemeine Hochschulreife orientie
ren. Deshalb haben wir ihnen zu nächst den Arbeitstitel „Standard orientierte Prüfungsanforderun
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Zeit, Neues zu probieren Mit Kindern spielen, Senioren aus der Zeitung vorlesen, Biotope pflegen oder Heran- wachsenden den Museumsbetrieb nahebringen
D er Bundesfreiwilligendienst bietet vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Die Freiwilligen werden in den unterschied lichsten Bereichen eingesetzt und un terstützen die hauptamtlichen Mitarbei terinnen und Mitarbeiter in Kranken häusern, Seniorenheimen oder Einrich tungen für Menschen mit einer Behin derung, aber auch im Umweltschutz, in der Flüchtlingshilfe, in Sportvereinen oder Kulturprojekten. Allen interessier ten Menschen steht der Bundesfreiwil ligendienst offen, lediglich die Vollzeit schulpflicht muss erfüllt sein. Alter, Ge schlecht, Nationalität und die Art des Schulabschlusses spielen keine Rolle! Freiwilliges Engagement lohnt sich für alle und ist gerade auch für die Enga gierten ein großer persönlicher Ge winn: Junge Menschen sammeln prakti
sche Erfahrungen und Kenntnisse und erhalten erste Einblicke in die Be rufswelt. Ältere Men
schen geben ihre reichhaltige Lebens erfahrung an andere weiter, können über ihr freiwilliges Engagement auch nach dem Berufsleben weiter mitten im Geschehen bleiben – auch in Teilzeit. Wer sich für den Bundesfreiwilligen dienst bewerben möchte, wendet sich an eine anerkannte Einsatzstelle oder einen Träger. Einen Überblick bietet die Einsatzstellensuche unter www.bundesfreiwilligendienst.de . Für alle weiteren Fragen stehen die regiona len Beraterinnen und Berater des Bun desamtes sowie die Zentralstellen zur Verfügung, deren Kontaktdaten ebenfalls auf der Internetseite zu finden sind.
Kontakt Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben
50964 Köln · Servicetelefon: 02 21 / 36 73-0 E-Mail: info@bundesfreiwilligendienst.de Web: www.bundesfreiwilligendienst.de
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