Profil 1-2/2025
PROFIL // Termine
nicht ausgerüstet. Gilt hier noch Angela Merkels Satz „Wir schaf fen das!“ oder muss es eher hei ßen: „Wir scha ff en das nicht!“? Aulepp: Ja, die Herausforderungen für die Schülerinnen und Schüler sind in Bremen bundesweit am höchsten. Hier tragen mit Abstand die meisten Kinder mindestens eins der drei Bildungsrisiken Armut, Er werbslosigkeit der Eltern und bil dungsferne Herkunft, oft sogar alle drei. Darauf muss und kann Schule sich einstellen. Unsere Schulen in Bremen und Bremerhaven leisten da Großartiges: gerade die Kinder, die mit den größten Schwierigkeiten beginnen, pro fi tieren am meisten von der Arbeit der Kolleginnen und Kollegen, das zeigen die Lernstands entwicklungen bei LALE. Also: Wir scha ff en das. Richtig ist aber auch: die Schulen in Bremen und Bremer haven brauchen besondere Unter stützung, auch vom Bund. gramm ist ein guter Anfang. Es ist tatsächlich eine Riesenchance für die 43 Schulen in besonders schwie riger Lage in Bremen und Bremer haven, die bislang davon pro fi tieren. Angesichts der gegenüber allen an deren Bundesländern mit Abstand größten Belastung unserer Schüle rinnen und Schüler sind wir uns mit unserer Schwesterstadt Bremerha ven einig, dass eine neue Bundes regierung das Programm entspre chend der konkreten Situation an den einzelnen Schulen für noch mehr Schulen aufstocken muss. Bund in der P fl icht PROFIL: Der Philologenver band fordert, die Bildungs- ausgaben pro Schülerin und Schü- ? ? PROFIL: Konkret? Aulepp: Das Startchancenpro
33 PROFIL // 1-2/2025 le und Ansprechperson für die ganze Schulgemeinschaft. Aber des Guten Feind ist das Bessere: Ich bin immer offen für konstruk- tive Vorschläge. ler ab sofort zu erhöhen und sie schrittweise den Standards ande rer Stadtstaaten anzupassen. Wird das passieren? Aulepp: Als Landesvorsitzende der SPD habe ich dieses Ziel aus gutem Grund im Bremer Schulkonsens mit unterschrieben, gemeinsam mit fast allen damals in der Bürgerschaft vertretenen Parteien. Natürlich müssen wir das weiterverfolgen. Gute Bildung braucht Geld – da müssen wir uns nichts vormachen. Wir haben in Bremen im Haushalt erneut einen Schwerpunkt auf Bil dung gesetzt. Die notwendigen im mensen Investitionen im Bildungs bereich kann ein Bundesland allein aber nicht stemmen, gerade unter den Bedingungen der Schulden bremse. Da braucht es ein Bildungs investitionsprogramm des Bundes, da braucht es den Digitalpakt 2.0, und da braucht es die Ausweitung des StartChancenProgramms. Ins gesamt braucht es für Investitionen in die Zukunft – und das ist jeder Cent, der in gute Bildung investiert wird – ein stärkeres Engagement des Bundes. PROFIL: Die Forderung, Lehr kräfte von unterrichtsfernen Aufgaben zu entlasten und mehr Zeit für guten Unterricht ein zuräumen, ist nicht neu. Aber im mer noch nicht erfüllt. Wie sehen Sie das? Aulepp: Wir haben heute deutlich mehr Personal mit unterschiedli chen Qualifikationen an unseren Schulen, sei es als Klassenassistenz, als Ganztagskraft oder im IT-Be reich. Auch die Schulverwaltungs kräfte sind oft zentrale Anlaufstel- ?
PROFIL: Wie wollen Sie das scha ff en?
?
Aulepp: Wir brauchen mehr Men schen, die in unseren Schulen arbei ten, eine Deputatserhöhung ist mit mir nicht zu machen. Wir setzen un seren Fokus weiterhin auf Fachkräf tegewinnung. Wir haben 2024 so vie le Menschen wie nie zuvor in Schule gebracht. Zum Februar 2025 werden wir rund 165 weitere Lehrkräfte ein stellen. Das zeigt, dass Bremen als Lebens- und Arbeitsort weiterhin attraktiv ist. Das zeigt auch die Zahl der Bewerbungen fürs Referendariat an unserem Landesinstitut für Schu le. Es haben sich zum neuen Schul halbjahr wieder weit mehr als 200 Personen beworben. PROFIL: Unterrichtsausfall ist vor allem an Grundschulen an der Tagesordnung – wie soll das künftig kompensiert werden? Aulepp: Auch, wenn wir laufend neue Lehrkräfte einstellen – unser neues Karriereportal bietet viele spannende Jobs – müssen und wol len wir Schule auch für Menschen anderer Professionen ö ff nen. Und wir werden noch stärker auf die gute Vernetzung unserer Schulen in den Quartieren setzen, auf Zusammen arbeit mit Vereinen, mit Kulturschaf fenden und lokalen Akteuren. Auch mit Blick auf die Ganztagsbeschu lung. Hohe Bildungsrisiken ? PROFIL: Die Schulen in Bre men haben im Bundesländer- vergleich den höchsten Anteil von Schülerinnen und Schülern, die u.a. durch soziale Benachteiligung und Migration nicht die Voraus setzungen für barrierefreies Ler nen mitbringen. Dafür sind die Schulen und Lehrkräfte in sehr vielen verschiedenen Bereichen ?
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