Profil 1-2/2025
Die Profil Ausgabe 1-2/2025 mit dem Leitthema "Lehrkräftebildung: Die Perspektive einer Lehramtsstudentin" ist veröffentlicht. Jetzt lesen!
1-2 2025
DEUTSCHER PHILOLOGENVERBAND
DAS MAGAZIN FÜR GYMNASIUM UND GESELLSCHAFT
Foto: Gawrisch
Lehrkräftebildung: Die Perspektive einer Lehramtsstudentin
Demokratie- und Wertebildung in der Schule – Große Tagung in Lutherstadt Wittenberg
Die Philologen in “News 4 Teachers”
Buchrezension: Die Entstehung der Bundesrepublik
PROFIL // Auf ein Wort
Darüber hinaus können wir auch ausgewählte Nicht- Ereignisse mindestens als mittelfristigen Erfolg sehen: Die Kultusminister und -ministerinnen der Länder ha ben sich (bisher! Möge es so bleiben!) dafür entschie den, kein duales Lehramtsstudium für das gymnasiale Lehramt einzuführen. Und in aller Bescheidenheit freuen wir uns für das Jahr 2024 über die positive Resonanz auf die Angebote des Deutschen Philologenverbandes zu freiwilligen Online Fortbildungen zu Künstlicher Intelligenz (mit Thomas Fritzsche), zum Grundgesetz (mit dem ARD-Rechts experten Dr. Frank Bräutigam), zur beru fl ichen Orientie rung mit den Preisträgern des Deutschen Lehrkräfte preises Anne-Christin Zeng und Konrad Schaller sowie mit der ARD zu Jüdischem Leben, Nahostkon fl ikt, Anti semitismus und zum Thema Medienkompetenz. Was steht u.a. für das Jahr 2025 an? Auf der Ebene der KMK werden wir weiter gegen ein sog. „Abitur im eigenen Takt“ eintreten, das wir bisher erfolgreich verhindern konnten. Eines der Dauerthemen in allen Ländern bleibt die Entlastung von unterrichtfer nen Tätigkeiten und die Senkung des Unterrichtsdepu tats. Wir brauchen Entlastung – und mehr Wertschät zung! Mehr Wertschätzung für Lehrkräfte werden wir gemeinsam mit der Heraeus-Bildungsstiftung mit unse rem Deutschen Lehrkräftepreis Ende März 2025 ver suchen vorzuleben. Die Vorbereitungen dazu laufen auf Hochtouren. Vorher noch sind Sie alle eingeladen zu unserer Tagung: „Demokratie- und Wertebildung in der Schule“. Diese führen wir als Lehrkräftefortbildung am 14. März in der Lutherstadt Wittenberg durch. Der Deutsche Lehrerver band (DL), der DPhV und die Landeszentrale für politi sche Bildung Sachsen-Anhalt laden Sie dazu herzlich ein, kommen Sie! Die geschichtsträchtige Stadt Witten berg, der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Rainer Haselo ff , Bildungs-Staatssekretär Jürgen Böhm und viele gute Vortragende und Workshopleiterinnen und -leiter werden für Sie dort sein. Das Programm und die Anmel demodalitäten fi nden Sie in der Mitte dieses Heftes. Ich freue mich, wenn viele von Ihnen kommen! Seien Sie bis dahin herzlich gegrüßt!
Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes
Keine verp fl ichtende Lehrkräftefort bildung oben drauf auf´s Deputat! Liebe Kollegen und Kolleginnen, das neue Jahr ist angebrochen, das zweite Schulhalbjahr beginnt, ein guter Anlass, noch einmal zurück ins ver gangene Jahr und zugleich nach vorne zu schauen! Ende des Jahres 2024 haben wir erreicht, dass eine ver p fl ichtende quantitative Fortbildungsverp fl ichtung oben drauf auf das Unterrichtsdeputat der Lehrkräfte bei der KMK nun vom Tisch ist! Der Philologenverband ist argu mentativ kontinuierlich dagegen eingetreten, auch ge meinsam mit vielen Fachverbänden, die wir regelmäßig an einem Runden Tisch zusammenbringen. Leider hatte die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultus ministerkonferenz (SWK) der KMK Gegenteiliges emp fohlen. Wir können nun als klaren Erfolg zum Ende des Jahres 2024 verbuchen, dass die KMK eine quantitativ verp fl ichtende Lehrkräftefortbildung ablehnt! Das hat sie dem Deutschen Philologenverband schriftlich mit geteilt, wir drucken dies im nächsten PROFIL ab – und darauf können wir uns nun in den Ländern beziehen! Eines unserer verbandspolitischen Daueranliegen ist die verbindliche Grundschulempfehlung, wie es sie bei spielsweise in Bayern und Sachsen gab und gibt, wie sie aber leider in vielen anderen Bundesländern abge scha ff t wurde. Wir konnten in unseren Gesprächen mit den Kultusministern und -ministerinnen für die verbind lichere Grundschulempfehlung weiterhin auch mit neu en Argumenten aus Studien, u.a. aus „Bildung in Deutschland“ und „TIMSS“, eintreten. Erfreulicherweise nahm und nimmt diese Diskussion nun in verschiede nen Bundesländern wieder Fahrt auf. Seit dem Jahre 2024 ist die verbindliche Schulartempfehlung wieder in deutlich mehr Bundesländern eingeführt worden, so beispielsweise in Berlin, in Baden-Württemberg und in Sachsen-Anhalt, in jeweils länderspezi fi schen Formen. Auch in Schleswig-Holstein nehmen wir positive Anzei chen dafür wahr. Das hätte noch vor wenigen Jahren kaum jemand für möglich gehalten! Wir sind froh über das Erreichte und lassen im Eintreten für dieses Anlie gen in den anderen Bundesländern nicht nach!
Ihre
Susanne Lin-Klitzing
3 PROFIL // 1-2/2025
DPhV-Standpunkte „Kretschmann betreibt Tech-Populismus“: DPhV kritisiert Baden-Württembergs Minister- präsidenten wegen möglicher Abscha ff ung von verp fl ichtender zweiter Fremdsprache DPhV zu TIMSS: Lehrkräfte sind bei der Übergangsempfehlung auf das Gymnasium weniger von sozioökonomischen Faktoren beein fl usst als Eltern Titel Fragen der Lehrerbildung – diesmal aus der Perspektive einer Betro ff enen Interview mit Laura Mistler, Lehramtsstudentin in Nordrhein-Westfalen Deutschland, Deine Gymnasien Besuch am Geschwister-Scholl-Gymnasium Nossen: „Auf dem Land ist die Stimmung gelassener als in der Stadt“ Bildungspolitische Bilanz der Ampel-Koalition ist mager Begegnungen Herbsttagung der AG Frauen im DPhV Termine “Die Rolle der Lehrkraft als Erklärer wird eine Renaissance erfahren” News4Teachers spricht mit Philologen-Che fi n Lin-Klitzing über KI in der Schule Unser Beitrag zur politischen Bildung Der DPhV im Dialog mit dem Bremer Senat PROFIL-Interview mit Bremens Bildungs- senatorin Sascha Aulepp: „Eine Deputats- erhöhung ist mit mir nicht zu machen“ Aus den Ländern PhV Nordrhein-Westfalen: „Scheitern ist durchaus ein wichtiger Aspekt”: Was macht Leistung in der Schule aus? News4Teachers spricht mit Philologen-Che fi n Sabine Mistler PhV Hessen: Alarmierende Lage bei der Gesundheit von Lehrkräften Der Hessische Philologenverband fordert konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen an Schulen Tarifseminar des Deutschen Philologen- verbands: Orientierung in einer komplexen Arbeitswelt Buchtipp & Verlosung Zauber des Neuanfangs und große Herausforderung Sabine Böhne-Di Leo schildert „Die Er fi ndung der Bundesrepublik“ 40 Impressum 38 Jahrestagung dbb magazin 66. dbb Jahrestagung: Deutschland im Wahljahr – Fragen und Erwartungen 41 Vortrag und Diskussion über die Stabilität der Demokratie: Sanierungsplan für die Schlechtwetterphase 44 NRW-Ministerpräsident Wüst: „Müssen unsere Freiheit verteidigen“ 47 35 38 34 27 30 30 31 Ein starkes Team 32 5 6 8 10 16 22
PROFIL // Inhalt
Fragen der Lehrkräftebildung – diesmal aus der Perspektive einer Betro ff enen 10
Besuch am Geschwister Scholl-Gym- nasium Nossen 16
DPhV-Che fi n Lin-Klitzing: “Die Rolle der Lehr kraft als Erklärer wird eine Renais sance erfahren“ 27
Buchtipp: Die Er fi ndung der Bundesrepublik 40
Zukunftsforschung: Von der Wissens- zur Datengesellschaft
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4 PROFIL // 1-2/2025
PROFIL // DPhV-Standpunkte
DPhV-Bundesvorsit zende Prof. Dr. Susan ne Lin-Klitzing sagt:
„Wer die Grundlagen ei ner anderen Sprache, ei ner anderen Kultur nicht kennt, den führt das rei ne Verwenden von digita len Medien letztlich dazu, dass er von diesen abhängig ist. “
Foto: AdobeStock
„Kretschmann betreibt Tech-Populismus“: DPhV kritisiert Baden-Württembergs Ministerpräsidenten wegen möglicher Abscha ff ung von verp fl ichtender zweiter Fremdsprache D ie von Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann ins Spiel ge Kongresses „Source“ in Stuttgart das Streichen der verp fl ichtenden zwei ten Fremdsprache angedacht, um dafür ein Schulfach „Digitale Medi enkompetenz“ einzuführen. Der Deutsche Philologenverband setzt sich mit Vehemenz für den Erwerb der zweiten Fremdsprache bzw. mehrerer Fremdsprachen am Gymnasium ein. Dass ausgerech net in Zeiten internationaler Span nungen dieses völkerverständi
brachte mögliche Abscha ff ung der zweiten verp fl ichtenden Fremdspra che stößt beim Deutschen Philolo genverband (DPhV) auf fundamen tale Ablehnung. Zum wiederholten Male erliegt der Ministerpräsident aus Sicht des DPhV dem Irrglauben, dass KI wesentliche Kulturtechniken ersetzen könne. Vor nicht allzu lan ger Zeit wollte Kretschmann die Be herrschung der Rechtschreibung opfern, nun die Beherrschung von mehreren Fremdsprachen. DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sagt: „Wer die Grundlagen einer anderen Sprache, einer anderen Kultur nicht kennt, den führt das reine Verwenden von digitalen Medien letztlich dazu, dass er von diesen abhängig ist – das hat mit Medienkompetenz rein gar nichts zu tun.“ Kretschmann hatte im Rahmen des Medienpolitischen
„Winfried Kretschmann opfert ele mentare kulturelle Errungenschaf ten auf dem Altar des Tech-Populis mus! Wer das Verständnis einer Fremdsprache, einer anderen Kul tur, eines anderen Menschen auf ei nen ‚Knopf im Ohr‘ reduziert, hat das Konzept der Verständigung nicht begri ff en. Eine gelungene Kommunikation mit anderssprachi gen Menschen zeichnet sich doch durch so viel mehr aus als durch das bloße Übersetzen einfacher Sätze. Hier wird ‚Verständigung‘ zum stumpfen ‚Verständlich-Machen‘ degradiert. Natürlich sind die Mög lichkeiten der KI erstaunlich und auch hilfreich, aber sie ersetzen nicht die eigene Lernleistung, und schon gar nicht die Freude am per sönlichen Fortschritt“, so Lin-Klitzing.
5 PROFIL // 1-2/2025 enorme Möglichkeiten. Dieses Potenzial aus der Schule zu ver bannen, auch aus dem profanen Grund, um Stunden für ein neu geschaffenes Verbundfach zu ge winnen, zeugt von erschreckender Kurzsichtigkeit.“ Pressemitteilung vom 29. November 2024 gende Element gestrichen werden soll, erfüllt den Verband mit Sorge. Lin-Klitzing: „Deutschlands Ge schichte verpflichtet uns zum res pektvollen Umgang mit anderen Kulturen. Wenn Europa, wenn Völ kerverständigung gelingen soll, braucht es bei jedem Einzelnen den Blick über den eigenen Hori zont hinaus. Gerade dafür bietet das Erlernen von Fremdsprachen
PROFIL // DPhV-Standpunkte
DPhV zu TIMSS:
Die Ergebnisse zu TIMSS 2023 wurden am 4. Dezember 2024 vorgestellt
Lehrkräfte sind bei der Übergangsempfehlung auf das Gymnasium weniger von sozioökonomischen Faktoren beein fl usst als Eltern
Auch leistungsstarke Schüler brauchen bessere Förderung Lehrkräftemangel verhindert erfolgreiche Fortbildungen Niedriges Leistungsniveau in Naturwissenschaften ist besorgniserregend D ie vorgestellten TIMSS-Ergeb nisse bestätigen den Deut schen Philologenverband dazu im zurückliegenden Jahr ent schieden. Wir empfehlen die Einfüh rung einer verbindlichen Übergangs empfehlung nach der 4. Klasse allen Kultusministern und -ministerinnen in den 16 Bundesländern.“
Im Bereich der Naturwissenschaften ist die Leistungsentwicklung rückläu fi g. Lin-Klitzing sagt: „Die ersten Schul jahre haben zentrale Bedeutung für die weitere Entwicklung der Kinder. Insofern muss es uns sehr nach denklich stimmen, wenn durch den stetigen Lehrkräftemangel die Zeit Ressourcen für notwendige Lehrkräf tefortbildungen zunehmend weniger werden. Die Wahrnehmung von Fort bildungen durch Grundschullehrkräf te in Deutschland sind laut TIMSS im internationalen Vergleich eher unter durchschnittlich. Kognitiv aktivieren der Unterricht für die Schülerinnen und Schüler, sowohl für die leis tungsstärkeren wie für die leistungs schwächeren Schülerinnen und Schüler und nicht nur in Mathematik und den Naturwissenschaften, muss es uns aber wert sein: Lehrkräfte brauchen konsequente Freistellun gen für Lehrkräftefortbildungen von ihren Schulleitungen, die darin von der Schulaufsicht und den Kultus ministerien unterstützt werden müs sen.“
6 PROFIL // 1-2/2025 empfehlung festgehalten haben, haben sich wieder neu Baden-Würt temberg, Berlin und Sachsen-Anhalt (DPhV) hinsichtlich seiner Empfeh lung für eine verbindliche Über gangsempfehlung auf die weiterfüh renden Schularten. DPhV-Bundes vorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin Klitzing sagt: „TIMSS (Trends in Inter national Mathematics and Science Study) zeigt, dass sich Lehrkräfte bei ihren Leistungsbeurteilungen für die Grundschulempfehlung weit weni ger von sozioökonomischen Fak toren beein fl ussen lassen als Eltern. Angesichts der in den meisten Bun desländern noch unverbindlichen Übergangsempfehlung auf die wei terführenden Schularten ist dies aus Sicht des DPhV ein klares Signal für eine verbindliche Übergangsemp fehlung, damit begabte Kinder auch aus Elternhäusern mit niedrigem sozioökonomischem Status bessere Übergangschancen erhalten. Neben Ländern wie Bayern und Sachsen, die an der verbindlichen Übergangs
Leistungsstarke Schülerinnen und Schüler fühlen sich laut TIMSS weni ger kognitiv aktiviert als leistungs schwächere. Die von den Autoren der TIMSS-Studie aufgestellte Forde rung nach der Verstärkung des kognitiven Aktivierungspotenzials begrüßt der DPhV ausdrücklich. Der DPhV kritisiert zudem die man gelnde Fürsorge der Kultusministe rien für Lehrkräfte. Diese haben ei nen größeren Fortbildungsbedarf und wollen auf Fortbildungen gehen, können es aber aufgrund des Lehr kräftemangels nicht. Laut TIMSS hat sich das Leistungsniveau der Schüle rinnen und Schüler am Ende der 4. Jahrgangsstufe in Mathematik im Vergleich zu den Erhebungen der ver gangenen Jahre nicht signi fi kant ver bessert, aber auch nicht verschlech tert. Hier bleibt der befürchtete Corona-Leistungsrückgang aus.
Pressemitteilung vom 4. Dezember
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PROFIL // DPhV-Standpunkte
Bildungspolitische Bilanz der Ampel- Koalition ist mager Ampel verantwortlich für Verzögerung und Versäumnisse bei Digitalpakt, frühkindlicher Sprachförderung und leistungs orientierter Förderung begabter Kinder Fortsetzung der wichtigen Initiativen BiSS und LemaS ist sicherzustellen Geschützte Bildungs-KI noch in weiter Ferne
Berlin – Im Zuge einer bildungspoli tischen Jahresbilanz attestiert der Deutsche Philologenverband (DPhV) der inzwischen beendeten Ampel Regierung zu wenig Engagement für Bildung und re fl ektierten Fortschritt und verbindet damit wichtige Forde rungen an die künftige Bundesregie rung. So stelle die noch nicht umge setzte Fortsetzung des Digitalpakts viele Schulen vor große Herausfor derungen. Wobei ein Digitalpakt 2.0, der von der neuen Regierung im Haushalt erst beschlossen werden muss, aus Sicht des DPhV zwar grundsätzlich sinnvoll, aber nicht der eigentliche Kern der Lösung ist. DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sagt: „Wir brau chen endlich eine Verstetigung der Mittel fl üsse bei der Digitalisierung der Infrastruktur der Schulen. Sonst droht in ein paar Jahren wieder eine Situation, wie wir sie jetzt erleben müssen – mit fatalen Konsequenzen für die Schulen.“ 8 PROFIL // 1-2/2025
Darüber hinaus müsse die Leitung des künftigen Bundesbildungsminis teriums weitere wichtige Themen angehen, die noch nicht genügend im Fokus der Ö ff entlichkeit stehen. Lin-Klitzing sagt: „Das jetzige Start chancenprogramm des Bundesbil dungsministeriums setzt zu spät an. Wir brauchen die Förderung sprach lich benachteiligter Kinder früher, nämlich bereits vor dem Schul beginn.“ In diesem Zusammenhang setzt sich der DPhV zum einen für die kon sequente Weiterführung der Bund Länder-Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS) bzw. des sen Folgeprogramm „BiSS-Transfer“ ein. Das läuft allerdings Ende 2025 aus. „Hier kann und muss nun die neue Regierung und ein neu zu be setzendes Bundesbildungsministeri um erste richtige Akzente setzen und die nötigen Entscheidungen rechtzeitig tre ff en, damit an BISS
Transfer beteiligte Schulen und Ki tas das Aufgebaute weiterführen können. Es darf im gesamtgesell schaftlichen Interesse für BISS Transfer gar kein Ende und nicht einmal eine verzögerte Anschluss förderung geben“, mahnt Lin-Klit zing. „Genau deshalb brauchen wir nach den Schuleingangsuntersuchungen der Kinder im Alter von 4 ½ Jahren in jedem Bundesland auch eine di agnoseindizierte, vorschulische und verbindliche Sprachförderung. Eine Vernachlässigung habe fundamen tale Auswirkungen auf die weitere Bildungskarriere der angehenden Schüler und Schülerinnen.“ Dies sei allerdings Sache der Länder, und hier gelte: „Die diagnoseindizierte, verbindliche vorschulische Sprach förderung muss unter der Aufsicht der Bildungsministerien der Länder und nicht des Familienministeriums stehen, eben weil es um den Über
PROFIL // DPhV-Standpunkte
gang auf die Schule geht!“ Dazu for dert die Bundesvorsitzende des DPhV die Landesregierungen auf. Lin-Klitzing weiter: „In der richtigen und wichtigen Debatte um all gemein nachlassende Schulleistun gen werden besonders leistungs fähige und begabte Schülerinnen und Schüler leider oft übersehen. Dies ist in mehrfacher Hinsicht be dauerlich. Zum einen haben sie ge nauso wie alle anderen einen An spruch darauf, gemäß ihren Fähig keiten optimal gefordert und best möglich gefördert zu werden. Zum anderen lässt sich auch die Gesell schaft dadurch enormes Potential entgehen. In Wirtschaft und Wissen schaft tragen außerordentliche Ta lente zu großen Innovationen bei.“ Hier brauchen – aus Sicht des Deut schen Philologenverbandes – Lehr kräfte und ihre Schülerinnen und Schüler mehr Unterstützung und mehr umgesetzte „Drehtür“-Model le, damit besonders leistungsfähige Schülerinnen und Schüler mehr und anderes lernen können. Dies könne beispielsweise in Angeboten für das Erlernen weiterer Fremdsprachen
ab der fünften oder sechsten Klasse bestehen, durch vertiefende Auf gaben und die vorbereitende Beglei tung für Wettbewerbe in Mathe matik und den Naturwissenschaften in zusätzlichen Lerngruppen gesche hen sowie durch Teilnahmeange bote für „Junior-Universitäten“. „Verlieren Sie die leistungsfähigen und begabten Schülerinnen und Schüler an unseren Schulen nicht aus dem Blick“, appelliert Lin-Klitzing und wirbt für mehr Angebote zur Begabtenförderung, die von Bund und Ländern gemeinschaftlich un terstützt werden sollten. Hier lobt sie das bestehende Programm „Leis tung macht Schule“ (LemaS), bei dem es aber nicht allein belassen werden dürfe. LemaS ist eine Initia tive der Kultusministerkonferenz (KMK) und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), die darauf abzielt, leistungsstarke und potenziell besonders leistungs fähige Schülerinnen und Schüler zu fördern. Das bundesweite Projekt wurde 2018 gestartet und läuft über zehn Jahre. Auch im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) gebe es
noch viel zu tun. Lin-Klitzing: „Län der und Bund müssen mit bereichs spezi fi scher Bildungs-KI die sinnvol le Rolle in der schulischen Bildung selbst gestalten und sich nicht be stehenden KI-Modellen ausliefern.“ Die Kultusministerkonferenz hatte dazu im Oktober Handlungsempfeh lungen beschlossen. [1] Diese sind aus Sicht des DPhV nicht ausrei chend. Die Bemühungen zwischen den Ländern und dem Bund, ein ho heitlich betriebenes, datenschutz konformes, für pädagogische Zwe cke trainiertes und damit didaktisch besonders zielführendes Large Language Model für den schu lischen Bildungsbereich bereit zustellen, sollten konzeptionell nicht am Ende, sondern am Anfang des jetzigen Prozesses stehen, damit Lehrkräfte und ihre Schülerinnen und Schüler geschützt ihre „critical computational literacy“ erwerben können. [1] KMK Website, letzter Aufruf 23.12.24 Pressemit teilung vom 10.10.2024: Bildungsministerkonferenz verabschiedet Handlungsempfehlung zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz
Pressemitteilung vom 23. Dezember 2024
PROFIL // Titel
Foto: Mistler
Fragen der Lehrkräftebildung – diesmal aus der Perspektive einer Betro ff enen
Interview mit Laura Mistler, Lehramtsstudentin in Nordrhein-Westfalen
vertiefte Allgemeinbildung zu ver mitteln und zu wissen, dass den jungen Menschen im Anschluss eine fundierte schulische Bildung die Welt o ff en steht, sodass sie beru fl ich das tun können, was sie glücklich und zufrieden machen kann. Studienfächer? Meine Studienfächer sind Geschich te und Sport, und die jeweiligen Motivationen dafür sind so unter schiedlich wie die Fächer selbst. Sport habe ich gewählt, weil ich es liebe, mich zu bewegen, und es be kanntlich sinnvoll ist, etwas zu stu dieren, das einem Spaß macht. Das Sportstudium macht mir besonders viel Freude, vor allem wegen des hohen Praxisanteils und der tollen Kommilitonen. Für mein späteres Berufsleben freue ich mich darauf, Kinder zu fördern und zu fordern, sie an ihre Grenzen zu bringen und möglichst vielen den Spaß am Sport zu vermitteln. Ich wünsche mir, 3 Was war Ihre Motivation für die Wahl Ihrer beiden
10 PROFIL // 1-2/2025 Höheren Lehramtes? Grundsätzlich darf ich anmerken, dass ich schon seit meiner Kindheit unbedingt Lehrerin werden möch te. Der Hauptgrund dafür ist, dass ich gern Kindern und Jugendlichen helfe und sie unterstütze, sie zum Lernen motiviere und fundiertes Wissen vermitteln möchte. Es wür de mich tatsächlich sogar „ehren“, ein Teil der Entwicklung, im fachli chen wie pädagogischen Sinne, vie ler junger Menschen sein zu dürfen. Es ist ein großartiges Gefühl, eine Liebe Laura Mistler, zu nächst bitte ein paar Worte zu Ihrer Biographie (Geburtsort, Wohnort, schulische Laufbahn, Studienbeginn): Ich bin in Bergisch Gladbach gebo ren und wohne derzeit in Wupper tal. 2022 habe ich mein Abitur am Dietrich-Bonhoe ff er-Gymnasium in Wiehl gemacht. Im selben Jahr, zum Wintersemester 2022/2023, habe ich mein Studium begonnen. 1 Was war Ihre Motivation für ein Studium des 2
Laura Mistler
dass sich die Kinder im Sportunter richt wohlfühlen und sich mehr zu trauen. Sport kann über den Unter richt hinaus Selbstbewusstsein ver mitteln, das soziale Verhalten stär ken und einen Ausgleich zum lan gen Sitzen in der Schule bieten. Die ser letzte Aspekt hat mich auch per sönlich motiviert, denn ich selbst bin eben ein Bewegungsmensch, kann auch schlecht den ganzen Tag ruhig sitzen. Geschichte hingegen ist ein ganz anderes Fach. Als bewegungsfreu diger Mensch fällt mir das Studium manchmal schwerer, da es teilwei se „trocken“ sein kann. Dennoch halte ich Geschichte für unglaub lich wichtig und spannend für un sere Gesellschaft. Das Fach leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur Bildung, dadurch dass neben Wis sen auch wichtige Werte und Kom petenzen vermittelt werden, die
PROFIL // Titel
12 PROFIL // 1-2/2025 nen ähnlichen Praxisbezug wün schen. Das Problem ist jedoch, dass viele meiner Kommilitonen nicht an Schulen arbeiten möchten und wir daher unterschiedliche In für das Leben in einer globalisier ten und demokratischen Gesell schaft notwendig sind. Wenn Schü lerinnen und Schüler in der Schule nicht lernen, wie bedeutsam dieses Fach für unsere Gesellschaft und unser Leben ist, wird es für sie spä ter schwieriger, mündige und re flektierte Bürger zu sein. Geschich te stärkt das Bewusstsein für Zu sammenhänge und Verantwor tung. Oft höre ich, dass Geschichte in der Schule langweilig sei. Natür lich gehe ich mit der Motivation an das Fach heran, dies spannender zu gestalten, um den Zugang für die Schülerinnen und Schüler zu erleichtern. Letztendlich freue ich mich auf die Abwechslung, die sich durch die Unterschiedlichkeit mei ner beiden Fächer ergibt. Wie beurteilen Sie das Hochschulangebot in Bezug auf wissenschaftliche Qualität und Berufsvorbereitung? Die wissenschaftliche Qualität wird in meinen beiden Fächern hoch gehalten. In Geschichte setzen wir uns intensiv mit Quellen auseinan der und lernen, Themen wissen schaftlich aufzuarbeiten. Dieses Können müssen wir in zahlreichen Hausarbeiten unter Beweis stellen. In Sport lernen wir unterschiedli che Arbeitsweisen kennen, zum Beispiel wie die Wissenschaften in den Bereichen Sozialwissenschaf ten und Pädagogik anders arbeiten als in Medizin, Bewegungs- und Trainingswissenschaften. Die Be rufsvorbereitung im Fach Sport fi n de ich sehr zielgerichtet. Besonders die Praxisveranstaltungen haben oft einen direkten Bezug zur Schu le. In Geschichte würde ich mir ei 4
teressen in den Vorlesungen ha ben. Dadurch fehlt mir der Praxis bezug im Fach Geschichte leider ziemlich stark. Welche Praktika sind Be standteile Ihres Studiums, und welches konkrete Ziel haben diese? In der Bachelor-Phase absolviert man ein Eignungs- und Orientie rungspraktikum (EOP), das an mei ner Universität 5 Wochen dauert und dazu dient, einen Einblick in den Schulalltag zu gewinnen. Ziel ist es, herauszu fi nden, ob man sich den Lehrberuf für das eigene Be rufsleben wirklich vorstellen kann und ob man geeignet ist für den Lehrerberuf. Dabei hat man mögli cherweise auch die Gelegenheit, eine Unterrichtsstunde mitzugestal ten. Zusätzlich ist ein Berufsfeld praktikum in einer anderen Bran che vorgesehen, sofern keine An rechnung, beispielsweise durch eine vorherige Ausbildung, möglich ist. In der Master-Phase folgt dann ein Praxissemester. Dabei verbringt man einen Monat an einer Schule und setzt sich vertieft mit der prak tischen Arbeit auseinander. Hier wird es de fi nitiv zu eigenen Unter richtsversuchen kommen. Am Ende des Studiums steht schließlich das Referendariat… der „Verschulung“ Hier muss ich zwischen meinen bei den Fächern unterscheiden: In Ge schichte habe ich zwar einen Plan, welche Inhalte ich abdecken muss, aber die Seminare und Übungen in den einzelnen Modulen kann ich oft relativ frei wählen – sowohl nach meinen Interessen am jeweiligen Thema als auch nach der „Sym pathie“ für den Dozenten. In Sport hingegen ist vieles stärker vorgege 6 5 Stichwort: Freiheit im Studium contra Grad
ben, was ich persönlich aufgrund der klaren Zielorientierung teilweise sogar schätze. Es gibt zwar auch ei nige Wahlmöglichkeiten, aber letzt endlich hängt es oft vom Glück ab, ob man in die gewünschten Kurse kommt. Außerdem möchte ich an merken, dass man für das Bache lor-Master-System gefühlt ein eige nes Studium benötigt, allein um den Überblick zu behalten. Beson ders der Optionalbereich kann he rausfordernd sein, da man zusätz lich auch digitale Kompetenzen ab decken muss. Viele Studierende fühlen sich überfordert, vor allem was die Organisation ihres Studi ums angeht. zugenommene) Digitalisierung für Sie als Studentin (in Bezug auf Wissenserwerb und Leistungs nachweise)? Leistungsnachweise werden immer anspruchsvoller. Spicker gehören der Vergangenheit an! Es wird je doch auch zunehmend schwieriger, den Studierenden die Motivation zum Lernen zu vermitteln, – ins besondere auch dann, wenn es da rum geht, Fakten einfach nur zu ler nen –, wenn sie einfach eine Frage in eine KI eingeben können und di rekt eine Antwort erhalten. Wir müssen deutlich machen, dass KI nicht immer alles richtig macht und wie wichtig es ist, selbstständig zu denken. Die Digitalisierung ist dabei Fluch und Segen zugleich: Sie erö ff net viele Möglichkeiten, bringt aber auch neue Herausforderungen mit sich. ligenz für Sie oder Ihre Kommili toninnen und Kommilitonen dar? Viele Studierende nutzen KI, um ihren Unialltag zu erleichtern. Sie 8 Welche Herausforderung stellt die Künstliche Intel- 7 Welche Bedeutung hat die zunehmende (und
PROFIL // Titel
zung für die in Deutschland recht hohen Studienabbrecherquoten verantwortlich? Es gibt viele Gründe für die hohe Abbruchquote im Lehramtsstudi um. Einerseits habe ich den Ein druck, dass viele junge Abiturien ten nach dem Schulabschluss von den zahlreichen Studienmöglichkei ten überfordert sind und oft nicht genau wissen, was sie können und wollen. Der Beruf der Lehrkraft ist ihnen hingegen vermeintlich be kannt und präsent. Ich habe oft ge hört, dass einige zunächst Lehramt studieren, um nicht untätig zu sein, und es als Übergangslösung be trachten, bis sie etwas „Besseres“ fi nden. Hinzu kommt, dass die Er wartungen an das Studium häu fi g nicht mit der Realität übereinstim men. In vielen Fächern fehlt es an Praxisbezug, und nicht alles macht
kann verschiedene Aufgaben ver einfachen, wie beispielsweise das Zusammenfassen von Texten. Die größte Herausforderung besteht jedoch vermutlich darin, der Ver suchung zu widerstehen, die KI zu viel für uns erledigen zu lassen. Eine weitere Herausforderung wird darin liegen, den Unterricht zeitgemäß zu gestalten, dabei je doch sicherzustellen, dass er wei terhin effektiv bleibt und die Schü lerinnen und Schüler zum eigen ständigen Denken angeregt wer den. Schließlich wachsen die kom menden Generationen mit der Technologie auf und haben da durch möglicherweise mehr Erfah rung und Bezugspunkte als ältere Generationen.
durchgehend Spaß. Außerdem dauert das Studium mindestens fünf Jahre, und man kann es nicht einfach ,aussitzen’. Die Anforderun gen in manchen Fächern oder Se minaren sind anspruchsvoll und können abschreckend wirken. Ein weiterer Faktor ist die hohe Eigen verantwortung, die das Studium verlangt. Diese kann für viele Stu dierende schnell überfordernd sein. Andererseits werden duale Studiengänge in anderen Berufsfel dern immer beliebter. Die Kom bination aus Abwechslung und Ver gütung spricht viele an. Studieren an sich ist teuer, und je nach Fach ist es kaum möglich, neben dem Studium Geld zu verdienen, ohne die Regelstudienzeit zu überschrei ten.
Welche Gründe und Motive sind nach Ihrer Einschät-
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Die Fragen stellte Walter Tetzlo ff .
PROFIL // Anzeige
Schülerinnen und Schüler des LEBKs haben Spaß beim Erasmus+ Austausch an der französischen Atlantikküste (Dune du Pilat, 2021).
Nicole Broer bei einem Tages aus fl ug nach Trondheim als Begleiterin eines Schüleraus tauschs des Ludwig-Erhard- Berufskollegs (LEBK) mit der Videregående skole in
Kyrksæterøra, Norwegen (2018).
Ohne eine klare Vorstellung über meinen zukünftigen Beruf zu haben, studierte ich zunächst »European Business« in Paderborn und absol vierte ein Erasmus-Semester an der Nottingham Trent University sowie ein Praxissemester in Paris bei ei nem italienischen Konzern – beides war unheimlich spannend. Meine Auslandsaufenthalte haben mich selbstständiger gemacht und ich bin fl exibler im Umgang mit schwierigen Situationen. Dank Eras mus+ konnte ich mich nicht nur per sönlich weiterentwickeln, sondern bis heute beru fl ich einiges bewegen, wofür ich sehr dankbar bin.
An vielen Tischen Europas zu Abend essen Eine Lehrerin und Erasmus-Alumna ist heute Europa- koordinatorin. Sie entdeckt Europa immer wieder neu – zusammen mit ihren Schülerinnen und Schülern und für diese.
„Je suis Nicole Broer, professeur dans un lycée professionnel à Pader born, Allemagne … My name is Nicole Broer and I am in charge of Erasmus+ projects at my school…”, oder soll ich lieber sagen: „Ich heiße Nicole Broer, bin überzeugte Euro päerin und liebe Erasmus?“ Welche Sprache auch immer ich spreche, wo immer ich gerade bin, ich fühle mich als Europäerin.
schlagen wollte. Das fi el mir sehr schwer, aber ich war mir ganz sicher: Ich wollte andere Sprachen spre chen, mich mit Jugendlichen in ganz Europa austauschen, wollte neue Länder und Kulturen kennenlernen. Nicole Broer bei einem Aus fl ug in die North York Moors während ihres Erasmus+ Semesters 1993 in Nottingham.
Lehrerin als Beruf und Berufung
Nach meinem Diplom arbeitete ich in der Presse- und Ö ff entlichkeits arbeit. Das war interessant, erfüllte mich aber nicht wirklich. Einige Jahre später entschied ich mich daher, Anglistik zu studieren und Lehrerin zu werden.
Wie alles begann
Nach meiner Zeit als Au-Pair in Mo naco musste ich mich entscheiden, welche beru fl iche Richtung ich ein
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PROFIL // Anzeige
Heute unterrichte ich mit Leib und Seele an einem kaufmännischen Berufskolleg und koordiniere und organisiere dort Erasmus-Projekte. Ich spreche andere Sprachen, tau sche mich mit jungen Menschen aus ganz Europa aus und lerne verschie denartige Kulturen und Länder ken nen. Mittlerweile bin ich außerdem als Erasmus- und eTwinning-Modera torin für die Landesregierung NRW beziehungsweise den Pädagogischen Austauschdienst tätig, bilde Lehre rinnen und Lehrer in Sachen Europa fort und bin Mitarbeiterin der EU- Geschäftsstelle bei der Bezirksregie rung Detmold. Erasmus spannt sich wie ein roter Faden durch mein beru fl iches, aber auch privates Leben. Durch meine zahlreichen Erasmus-Aktivitäten habe ich viele Freundschaften in ganz Europa geschlossen, unzählige Schülerinnen und Schüler ins Aus land begleitet und erlebt, wie sie ihre Scheu abgelegt haben, in der Fremd sprache zu kommunizieren. Einmal sagte ein Schüler, während einer sol chen Reise, zu mir: „Frau Broer, ich war noch nie so glücklich wie heute“, was mich tatsächlich ein bisschen stolz macht.
Prozentualer Anteil der Gastländer für Auslandspraktika (SMT)
Angaben in Prozent, N = 3.245 Nur Teilneh mende, die ein Auslands praktikum als ihre Auf enthaltsart angegeben haben. Nur Länder mit > 10 Teil nehmenden.
Quelle: Vorabpräsentation Erasmus+ Nachbefragung […], NA DAAD 2024 (vorläu fi ge Ergebnisse), Folie 6
Einbindung in Erasmus-Aktivitäten und tragen diese Begeisterung für Europa in ihre Klassen. Wir konnten durch die zahlreichen von der EU fi nanzierten Austausche erreichen, dass vor allem Schülerinnen und Schüler aus fi nanziell benachteiligten Familien die Chance haben, ins euro päische Ausland zu reisen, die teil weise noch nie im Ausland waren. Aber auch für das Lehrpersonal ergeben sich unglaublich positive Synergiee ff ekte. Man tauscht sich bei Fortbildungen oder im Rahmen von Job-Shadowings im Ausland mit Kolleginnen und Kollegen aus. Lehrkräfte, die selbst einmal im eu ropäischen Ausland an einem Aus tausch teilgenommen und in einer Gastfamilie gelebt haben, bringen eine ganz andersartige Motivation mit in den Schulalltag, und sie kön
nen diese Begeisterung für diese in terkulturellen Begegnungen ebenso an ihre Schülerinnen und Schüler weitergeben.
Eine kurze Bilanz
15 PROFIL // 1-2/2025 Kontakt Susanne Reich Nationale Agentur für Erasmus+ Hochschulzusammenarbeit im DAAD Kennedyallee 50, 53175 Bonn Web: daadeuroletter.de E-Mail: erasmus+news@daad.de Wenn ich zurückblicke, haben wir sehr vieles bewegt: Wir haben un zählige Europa-Projekte an unserem Berufskolleg durchgeführt, wie On lineprojekte im Rahmen von eTwin ning und Erasmus-Austauschprojek te mit Partnerschulen in ganz Euro pa. Besonders freut es mich, dass zunehmend auch die Berufsschul klassen daran teilhaben, weil immer mehr Arbeitgeber diese Aktivitäten unterstützen, um quali fi zierte Aus zubildende anzulocken. In Zukunft sehe ich mich mit noch vielen Schülerinnen und Schülern ins europäische Ausland fahren, neue Länder und Sprachen kennenlernen und an vielen Tischen Europas zu Abend essen – und dann werde ich erneut feststellen, wie viel uns doch verbindet.
Erasmus+ erö ff net Möglichkeiten
Immer mehr Kolleginnen und Kolle gen bekunden ihr Interesse an einer
Anzahl der Studierenden nach Gastländern
Angaben in Teilneh- menden, N = 18.999 Nur Teilneh- mende in Programm- ländern mit > 10 Teilneh- menden
Quelle: Vorabpräsentation Erasmus+ Nachbefragung […], NA DAAD 2024 (vorläu fi ge Ergebnisse), Folie 4
PROFIL // Deutschland, Deine Gymnasien
Das Geschwister-Scholl-Gymnasium ist eine ö ff entliche Schule, getragen vom Landkreis Meißen
Foto: René Rygol/GSG Nossen 2021
Besuch am Geschwister-Scholl-Gymnasium Nossen
„Auf dem Land ist die Stimmung gelassener als in der Stadt“
von Karolina Pajdak
16 PROFIL // 1-2/2025 Nossen – Dieses Gymnasium ist mehr als Schule. Es ist ein Ort für Bildung, für Weiterentwicklung, für das Entdecken der eigenen Talente.
Aber auch DER Ort für Freunde, Hobbys, soziales Leben. Wer am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Nossen (Sachsen) Abitur macht, be
kommt mehr als nur einen Zugang zum Hochschulstudium. Er be kommt damit auch mehr als nur ein Ticket vom Land in die Stadt – das
PROFIL // Deutschland, Deine Gymnasien
„Bildung ist toll!“
ihn vielleicht an die TU Dresden, an die Hochschule Mittweida oder an die Universität Leipzig führt. Viel mehr bekommt man ein Ticket ins Leben. Die Schülerinnen und Schü ler, die das Geschwister-Scholl Gymnasium besuchen, kommen teils von weit her – im Umkreis von 20 Kilometern ist es das einzige Gymnasium. Ein Drittel der Lehr kräfte pendelt aus Dresden (40 km), der Schulleiter, Dr. Bert Xylander (55), aus Meißen (20 km). „Tradition und Moderne“ „In dieser Schule zeigen sich Traditi on und Moderne gleichermaßen“, sagt Bert Xylander. Eine liebevoll restaurierte Aula mit Orgel und eine Bibliothek, die in ihrer bauli chen Bescha ff enheit und Ausstrah lung eher an Hogwarts erinnert und die mit ihrem Literaturbestand von mehreren tausend Werken (die Schulbücher lagern in einem ande ren Raum, das älteste Buch ist aus dem Jahr 1876 und ausgeliehen wird sehr viel Manga) so gar nicht in
den Rahmen einer Schulbibliothek passt, künden von der wechselvol len Geschichte als königlich-sächsi sches Lehrerseminar und nachfol gend als Institut für Lehrerbildung zu DDR-Zeiten. Zugleich spiegelt die moderne Ausstattung der Unter richtsräume und der naturwissen schaftlichen Kabinette (das Chemie labor ist vielmehr ein Forschungs labor, das man an einer Universität verorten würde) die Bedeutung, die der Landkreis Meißen als Schulträ ger dieser Bildungsstätte zumisst. 740 Schülerinnen und Schüler be suchen derzeit das klassische hu manistische Gymnasium, 55 Lehr kräfte unterrichten hier. Ab Klasse 8 können die Schülerinnen und Schü ler zwischen einem künstlerisch musischen Pro fi l, einem naturwis senschaftlichen Pro fi l und Latein als dritter Fremdsprache wählen. Im regulären Sprachenangebot: Eng lisch, Französisch, Spanisch. Unter richtszeit ist von 7.45 Uhr bis 14.20 Uhr, eine Ganztagsbetreuung ist bis 16 Uhr möglich.
18 PROFIL // 1-2/2025 Wichtig ist Bert Xylander das selbst entwickelte schulische Präventions konzept mit seinen jahrgangsspe zi fi schen Schwerpunkten und einer systemischen Herangehensweise. „Natürlich haben auch wir Proble me mit Drogen, Ernährungsstö Dass er das Land-Gymnasium ent spannter fi ndet als ein Gymnasium in der Stadt, macht Bert Xylander (Unterrichtsfächer Mathematik und Physik) deutlich, aber auch, dass es deswegen keine „Insel der Glück seligkeit“ sei. Über allem steht für den promo vierten Mathematikdidaktiker, der seit 2018 als Schulleiter im Amt ist, eines: die Bildung. „Bei uns geht’s um Goethe und um Mathematik – und warum? Einfach, weil es toll ist. Bildung ist toll! Bildung ist wichtig, viel wichtiger als bloße Kompetenz orientierung“, stellt Xylander klar und verweist auf seine engagierten Kolleginnen und Kollegen, die ge meinsam mit ihm jeden Tag vor der Herausforderung stehen, den An spruch der gymnasialen Bildung un ter den alltäglichen Gegebenheiten („Stichwort Heterogenität“) und ge sellschaftlichen Entwicklungen auf recht zu erhalten und umzusetzen. Bildung beinhaltet für Bert Xylander aber auch die Förderung und Be gleitung der Persönlichkeitsentwick lung und der pädagogische Um gang mit allem, was dazu gehört. „Auf dem Land hat Gymnasium eine ganz andere Funktion als in der Stadt“, sagt Bert Xylander. „Es ist DER soziale Ort, der Ort, an dem man sich mit seiner Peergroup tri ff t und lebt. Wenn der letzte Schulbus 14.30 Uhr fährt, tri ff t sich 15 Uhr keiner mehr zum gemeinsamen Ab hängen im Park außerhalb der Schule.“
Foto: GSG Nossen
Jordan Post (16) und Nick Schindler (16) fühlen sich am Ge schwister Scholl-Gym nasium in Nossen sehr wohl
PROFIL
rungen, Mediennutzung oder Fra gen zur Sexualität, die beantwortet werden müssen“, hält er fest. „Wichtig ist es daher, die Kinder und Jugendlichen und auch ihre El tern zu sensibilisieren, Wege und Ansprechpersonen aufzuzeigen – und Probleme nicht zu ignorieren.“ „Wir sind hier wie eine Familie“, er klärt Schulsprecher Nick Schindler (16), der die 11. Klasse am Ge schwister-Scholl-Gymnasium be sucht. Schulsprecherin Jordan Post (16, 10. Klasse) p fl ichtet ihm bei: „Wir haben ein richtig gutes Verhältnis zu den
Foto: Claudia Hübschmann, Meißen
Lehrerinnen und Leh rern hier.“ Beide erin nern sich noch mit Schrecken an die Zeit der Corona-Pandemie. „Ich habe meine Freun de zwei Jahre nicht ge sehen“, sagt Jordan. „Die Schule ist unser wichtigster und einziger Tre ff punkt.“
„Wir können doch pendeln“
Dr. Bert Xylander leitet das Gymnasium seit 2018
Ob sie denken, dass sie auf dem Land weniger
Chancen haben als auf einem Gym nasium in der Stadt? „Auf keinen Fall“, antworten beide resolut. Nick: „Wir haben hier vielleicht weniger Möglichkeiten, aber wir fi nden das, was wir vor der Tür haben, richtig gut.“ Für die Zukunft haben die bei den Schulsprecher aus Nossen auch schon Pläne gemacht: Nick kann sich vorstellen, Wirtschafts informatik in Dresden zu studieren, Jordan fände ein Medizinstudium in der sächsischen Landeshauptstadt toll. Aber deswegen Nossen verlas sen? „Nein“, sagen beide. „Wir kön nen doch pendeln. Auf dem Land lebt es sich einfach entspannter.“
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PROFIL // Anzeige
Atrium des HGÖ
So macht Lernen Spaß Das Hohenlohe-Gymnasium Öhringen ist ein Vorzeigeprojekt
Touchdisplay mit Flügeltafeln
I m April 2024 ö ff neten sich die Türen des Neubaus. Schon das helle Foyer mit der großzügigen Aula lädt zum Verweilen ein. Klassenzimmer und Teamräume sind auf vier Etagen um ein Atrium bzw. eine Dachterrasse angeord net. Glaswände sorgen für eine o ff ene Atmosphäre. „Von Anfang an war es mir wichtig, dass wir mit dem Neubau aus einer Flurschu und die Lernmethodik so wie Teamarbeit aus. Ich bin sehr stolz, dass das neue Konzept bereits jetzt Erfolge zeigt“, sagt Frank Schuhmacher (Bild), Schul leiter des Hohenlohe-Gymnasium Öhrin gen (HGÖ). Zu einer modernen Pädagogik gehört auch die medientechnische Ausstattung. Hier arbeitete die Stadt Öhringen, die für die Ausschreibung und Auftragsvergabe zuständig war, eng mit dem HGÖ zusam le ein Lernhaus erscha ff en wollen. Die innovative Ar chitektur wirkt sich positiv auf Schüler, Lehrkräfte
Jeder Klassenraum ist mit einem 86“ gro ßen 4K-Touchdisplay mit Zero Gap-Tech nologie ausgestattet, die die Lesbarkeit, den Kontrast und die Genauigkeit der
Toucheingabe optimiert und ein natürliches Schreibgefühl vermittelt. Die Benutzerober fl äche ist intuitiv bedienbar, je
men. Ein Gremium aus Lehr kräften testete im Vorfeld eine Reihe von Touchdisplays. Den Zuschlag erhielt die Lambert Ilsfeld GmbH, Spezialist für Prä sentations- und Medientechnik,
des Display ist mit einem OPC-PC und der Schulplattform IServ ausgestattet. Bemer kenswert ist die unsichtbare Wandhalte rung DisplayShift2 Wings von Kinder mann . Bei der stufenlosen Höhenverstel lung sind weder Kabel noch eine Wand führung sichtbar. Der einzigartige Feder zugmechanismus verhindert ein Ausdeh nen der Feder, so ist jahrelang kein „Nach justieren“ erforderlich. Für den interakti ven Unterricht stellt das HGÖ den Schü lern 60 Notebooks und 60 Tablets zur Ver fügung. Alle Geräte sind im Netzwerk ein gebunden und Inhalte können drahtlos auf die große Anzeige gespiegelt werden. „Wir haben uns gut vorbereitet und die Kolleg:innen von Anfang an auf die Reise zum digitalen Unterricht mitgenommen. Das System passt sich den Lehrer:innen und dem Unterricht an und nicht umge kehrt“, so Rainer Dör fl er, Lehrer und IT-Verantwortlicher am HGÖ. Unternehmenskontakt Kindermann GmbH, Mainparkring 3 97246 Eibelstadt, Tel.: 09303 98 40-217 E-Mail: info@kindermann.de www.kindermann.de
die sich mit Kindermann Touchdisplays bewarb. Die Kindermann GmbH hat eine lange Historie im Bildungsbereich, einige erinnern sich sicher noch an die Over headprojektoren.
Individuelle Nutzung im Fokus
Jede Lehrkraft hat ihre eigenen Unter richtsmethoden, die auch bei der Aus stattung berücksichtigt wurden. Ob sie direkt auf dem Display arbeitet, auf dem Tablet, das gespiegelt wird, oder Notizen auf der Tafel bevorzugt – alle Optionen wurden bedacht.
Über Kindermann
Kindermann, gegründet 1861, ist das älteste Unternehmen in der Pro AV-Branche und zählt heute zu den führenden Anbietern, die als Hersteller und Distributor agieren. Kindermann hat es auf intelligen te Weise immer wieder gescha ff t, sich neuen Marktgegebenheiten nicht nur anzupassen, sondern Technologien auch voranzutreiben. Kindermann steht für Conferencing, Collaboration und Connectivity. Die Arbeitswelt und das Bildungs wesen haben sich massiv ver ändert. Die Zusammenarbeit in hy
briden Teams und digitaler Unter richt stellen neue Anforderungen an das technische Equipment. Ge nau hier kommt Kindermann mit seinen smarten Lösungen ins Spiel. Smart steht für intelligent, ver netzt, intuitiv bedienbar, aber auch für ausgefeiltes Design. Das Unternehmen hat das eigene Portfolio ausgebaut und ist damit international vertreten. So erfreut sich beispielsweise die Produktfa milie Klick&Show auch im europäi schen Ausland großer Beliebtheit. Sie zeigt, wie einfach drahtlose Zu sammenarbeit und Conferencing
funktionieren kann. Der Siegeszug der Kindermann Touchdisplays basiert nicht nur auf der zukunfts weisenden Technologie, sondern ist vor allem auf die eigenentwickel te intuitive Bedienober fl äche zu rückzuführen. Am Standort Eibel stadt bei Würzburg werden Serien produkte wie Tischanschlussfelder, Halterungen, Deckenlifte und Medi enmöbel entwickelt und gefertigt. Darüber hinaus können hier exklu sive Kundenwünsche schnell umge setzt werden.
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Weitere Informationen unter: www.kindermann.de
PROFIL // 1-2/2025
PROFIL // Begegnungen
Herbsttagung der AG Frauen im DPhV
Unter der Leitung von Gabriela Kasigkeit traf sich die Arbeitsgemeinschaft der Frauen im Deutschen Philologenverband vom 29. bis 30.11.24 in Fulda.
von Teresa Eichelmann
eigene Werte und Visionen zu de fi nieren, Authentizität und Perfektio nismus gegeneinander abzuwägen sowie eine Strategie im Umgang mit Kritik zu fi nden. Ebenso sind das Fin den einer Content Strategie, d. h. die Auswahl geeigneter Themen, das regel mäßige Pos ten von In halten in ge eigneten Formaten Foto: Gawrisch
Kommunikation und Sichtbarkeit für Frauen
22 PROFIL // 1-2/2025 zuwählen, wurden danach ein fl uss reiche Social Media Kanäle, ihre Funktionen und Nutzer benannt. Auch wurden in einem angeregten Austausch Überlegungen angestellt, was und welche Zielgruppe man er reichen möchte. Victoria Hildebrand betonte außerdem die Wichtigkeit, in Führungspositionen Die Herbsttagung fi rmierte unter dem Titel Kommunikation und Sicht barkeit für Frauen in Führungsposi tionen und nahm das Thema Social Media in den Blick. In ihrem Impuls vortrag „Starke Stimme, klare Bot schaft – Kommunikation und Sicht barkeit für Frauen in Führungsposi tionen" skizzierte die eingeladene Referentin Victoria Hildebrand, Refe rentin für Kommunikation im DPhV, zunächst grundlegende Aspekte ei ner Social Media-Präsenz. Ausgangs punkt ihrer Ausführungen war die Klärung der Frage, welchen Nutzen ein solcher Auftritt überhaupt hat: Für die Vertreterinnen der Landes verbände ergibt sich die Möglichkeit, ein breites Publikum mit ihren The men anzusprechen und darüber hi naus als Expertinnen im Bereich der gymnasialen Bildung Schüler und El tern, (zukünftige) Kolleginnen und Kollegen sowie politische Entschei dungsträger und Wirtschaftsvertre ter zu überzeugen. Mit dem Ziel, eine geeignete Präsentationsplatt form für die DPhV-Frauen aus
und die richtige
Sprache für das Formu lieren klarer Botschaften von Bedeu tung. Nicht nur auf So cial Media müssen sich
Gabriela Kasigkeit leitet die Frauen AG im DPhV.
Frauen dabei Herausforderungen wie dem Gender Bias und Stereo typen stellen. In den darauf folgenden Workshops diskutierten die Kolleginnen intensiv alle zuvor theoretisch besprochenen Aspekte, entschieden sich für die Plattform Instagram und formulier ten schließlich Kriterien für ihr Social Media Pro fi l. Überdies nutzten sie verschiedene Formate, z.B. Bilder und Musik, und erstellten gemein sam erste Posts für ihren Kanal dphv frauen sowie einen Zeitrah men für weitere Posts.
Doppelseite zum Herausnehmen und Aufhängen
PROFIL // Termine
Foto: Gawrisch
“Die Rolle der Lehrkraft als Erklärer wird eine Renaissance erfahren”
News4Teachers spricht mit Philologen- Chefin Lin-Klitzing über KI in der Schule
BERLIN. Die Kultusministerinnen und Kultusminister der Länder tra fen sich zur „Bildungsministerkon ferenz“ (so der neue Titel der bislang als KMK bekannten Veranstaltung) – um auch über das Thema Künstliche Intelligenz (KI) zu sprechen. Dazu hatte die KMK unlängst Handlungs empfehlungen für Schulen heraus gegeben (News4teachers berichtete). Prof. Susanne Lin-Klitzing, Bundes vorsitzende des Deutschen Philolo genverbands, ist mit dem vermeint- lich zukunftsweisenden Papier wenig zufrieden. Warum, darüber sprachen wir mit ihr. nellen Kontext? Susanne Lin-Klitzing: Ich nutze die KI vor allem als Inspiration für Vor träge oder Grußworte, aber im Er gebnis bleiben davon vielleicht drei wohlformulierte Sätze übrig. Der Rest stammt original von mir. Für andere „reproduktive“ Tätigkeiten nutze ich sie e ffi zienter: So habe ich mithilfe einer KI den Vorentwurf der KMK-KI-Handlungsempfehlung mit dem Endentwurf verglichen. Das war ? News4teachers: Nutzen Sie persönlich KI im professio-
zustellen.“ (LLM steht für Large Language Model, ein KI-Programm, das neben anderen Aufgaben auch Text er kennen und generieren kann, d. Red.) Eben darum müsste es konzeptionell von Anfang an gehen: Wir sollten uns bestehender KI nicht „ausliefern“. Vielmehr sollte es darum gehen, dass Länder und Bund mit bereichsspezi fi scher Bildungs-KI eine sinnvolle Rolle in der schulischen Bildung gestalten. Davon fi ndet sich im Papier der KMK jedoch wenig. Diese Unverbindlich keit nährt meine Enttäuschung über dieses Papier. “Ich würde mir wün- schen, dass man sich auf den Gedanken konzentriert, Schülerinnen und Schüler bei Verste hensprozessen zu unter stützen – das ist doch eigentlich unser Bildungs auftrag in der Schule”
zeitsparend – das inhaltliche Ergeb nis allerdings enttäuschend: Es be stätigt, was wir ohnehin vermutet haben. Die Unterschiede zwischen dem Vorentwurf, den dann ja viele Menschen mühevoll mit ihren Erfah rungen und Perspektiven anreichern und der KMK zur Überarbeitung schi cken, und der Endfassung sind mar ginal. Es hat sich vielleicht einiges an den Überschriften verändert, aber das war’s dann auch schon. Susanne Lin-Klitzing: Eigentlich sind die KI-Handlungsempfehlungen eher als Au ff orderung der Länder an sich selbst zu verstehen. Und ich muss sa gen, das Ergebnis ist recht mager ausgefallen, denn die Voraussetzung für all die Maßnahmen, die darin be schrieben werden, steht als allerletz ter Punkt auf der allerletzten Seite: „Darüber hinaus zielen die Bemü hungen der Länder darauf ab, ein hoheitlich betriebenes, datenschutz konformes, für pädagogische Zwecke trainiertes und damit didaktisch be sonders zielführendes LLM für den schulischen Bildungsbereich bereit- ? Ihre Einschätzung zum Ergebnis?
Denn der eigentliche Sinn, warum wir uns überhaupt Gedanken
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PROFIL // 1-2/2025
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