Gymnasium Baden-Württemberg 9-10/2024
Das Mitgliedermagazin des Philologenverband Baden-Württemberg
Nr. 9-10/2024
Das neue Führungstrio des Philologenverbandes Baden-Württemberg
Claudia Grimm
Martina Scherer
Karin Fetzner
Inhalt
Editorial
in diesem Heft möchte ich Sie als neue Landesvorsitzende des Philolo genverbandes Baden-Württemberg begrüßen. Wenn Sie diese Zeilen lesen, dann sind wir schon ins neue Schuljahr 2024/2025 gestartet, haben die ge wohnten Anfangsroutinen hinter uns und sind gespannt, was uns das Kul tusministerium in den nächsten Mona ten mit den anstehenden Umsetzungs planungen von G9 als frischen Wind bringen wird. Die Anhörungen der Schulgesetzänderungen sind im Gange, zu den genaueren Details der Pläne hält sich die KM-Spitze bisher weiter hin bedeckt (Stand 7. September) und wir versuchen, unsere Expertise an den richtigen Stellen einzubringen. Wir »scharren alle mit den Hufen«, möchten mit Motivation und neuer Energie starten – es ist spannend. Liebe Leserinnen und Leser, So lautet eine Überschrift aus unserer Pressemitteilung zur Landespresse konferenz zum Schuljahresbeginn 2024/2025. Unsere Kernforderungen: Im G9 an den Schulen klare Strukturen vorge ben, wie beispielsweise einheitlich festgelegte Stundentafeln, um endlose Konferenzen und Debatten über die Zuordnung von Fächern zu dieser oder jener Klassenstufe zu vermeiden. Wir wünschen uns einen Zwei-Jahres Rhythmus bei der Einführung von neuen Herausforderungen, d.h. die zweite Fremdsprache mit vier Stun den in Klasse 7 und die Profile ab Klasse 9. Der Philologenverband Ba den-Württemberg begrüßt mit Freude die Stärkung der Demokratieerzie hung. Wir sehen darin eine für uns sehr wichtige, aber auch eine gesamt gesellschaftliche Aufgabe, mit der wir neben dem Elternhaus tagtäglich Be rührungspunkte haben. Unser Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler zur Mündigkeit zu erziehen und zu be- fähigen, um damit auch dauerhaft unsere Demokratie zu sichern, denn G9 – ja bitte, wir sind dabei!
Editorial [Martina Scherer]
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Bestärkt in die neue Legislaturperiode [Brigitte Beyrich]
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von Martina Scherer Landesvorsitzende des Philologenverbandes Baden-Württemberg
Interview mit der neuen Landesvorsitzenden des PhV Baden-Württemberg [Enver Groß] 4
Kursstufe auf KURS? [Claudia Grimm]
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das ist in diesen Zeiten dringend nötig. Respekt, Toleranz, Friede und Nächstenliebe müssen täglich prak- tiziert werden. Zum digitalen Arbeitsplatz (DAP) der Lehrkräfte fordern wir unter an derem einen größeren Speicherplatz und das Angebot der Offline-Nut zung. Auch haben wir erneut ange mahnt, dass ohne angemessene Res sourcen für die Netzwerkbetreuer vor Ort der Support an den Schulen nicht mehr zu leisten ist. Diese Arbeitsleis tung muss endlich angemessen vergü tet werden! In die Zukunft unserer Schülerin nen und Schüler lohnt es sich genau jetzt besonders zu investieren. ‘Mit LehrKRAFT in die Zukunft’ war unser Motto in der Pressemitteilung. Denn wenn im Schuljahr 2032/2033 der erste G9-Zug beim Abitur ange kommen ist, wird es deutlich mehr Stellen am Gymnasium geben müs sen, und wir werden dann mehr Lehr kräfte brauchen. Das muss jetzt schon gut geplant und in den Fokus genom men werden. Folgende Punkte könnten die Nachwuchsgewinnung verbessern: Kleinere Klassen und Verringe rung des Deputats für mehr Zeit und Qualität. Alle Aufgaben als Lehrkraft müs sen als Arbeit anerkannt, Mehr arbeit muss vergütet oder ausgegli chen werden. → → Laufbahnperspektiven wiederher stellen: Der Beförderungsstau muss beseitigt, Aufstiegsmöglichkeiten müssen verbessert werden. Die Kultusverwaltung muss jetzt han deln und für das Lehramtsstudium werben, um künftig nicht in große Probleme zu stürzen. Als abschre ckendes Beispiel können wir auf Bay ern schauen. Dort gelang dies leider →
Die Kraft der Vernetzung für Lehrkräfte [Stefanie Schrutz] Die JuPhi und der Raum der Weisheit [Miriam Plachta]
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Aktuelles aus dem HPR [Jörg Sobora]
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Aktuelles aus dem HPR asB [Michael Belz]
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Gymnsaien für G9 gut aufstellen! [PhV BW] 10
Thema aktuell: SPD
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Bildungsplattform und Digitaler Arbeitsplatz für Lehrkräfte [Cord Santelmann] 13
BPR-Wahl Südwürttemberg [Yvonne Keppler]
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Datenübertragung mit Licht – eine innovative Technik mit Zukunft [Dr. Klaus Scheler] Der Philologenverband BW trifft … … Kultusministerin Theresa Schopper [Karin Fetzner] … das Seminar für Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte an Gymnasien Stuttgart [Karin Fetzner] … Mitglieder der Landespressekonferenz und viele Landespolitiker [Karin Fetzner] 18 14 17 17
Der Philologenverband BW zu Gast bei … … der Rooftop-Party der SPD
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Reisen, Rabatte, Versicherungen
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Titelbild: Philologenverband Baden-Württemberg Karikatur U4: Eddy
Redaktionsschluss: Nov.-Dez.-Ausgabe: 7. November 2024, Jan.-Feb.-Ausgabe: 27. Dezember 2024. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Druckschriften wird keine Gewähr übernommen (ohne Rückporto keine Rücksendung). Alle Manuskripte sind an die Redaktion zu senden!
Enver Groß | enver.gross@phv-bw.de Pfannenstiel 34 | 88214 Ravensburg
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Editorial
Arbeitnehmer
nicht rechtzeitig, und jetzt fehlen allerorts die Absolventen. Eine Idee: Wenn man in naher Zukunft, also in den kommenden Jahren, mehr Lehrkräfte einstellt als den unbedingt nö tigen Bedarf, die Klassen zum Beispiel nur mit 26 Schülerinnen und Schülern füllen würde, könnte man zwei oder gar drei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Erstens eine Lehrkräfte-Reserve aufbauen, die uns dann perspektivisch zur Verfügung stünde, zweitens Möglichkeiten schaffen, für die »Corona-Jahrgänge«, die nicht von G9 profitieren können, eventuell nötige Auf holkurse in kleinen Gruppen anzubieten, und drittens in allen Fächern, auch in de nen, die jetzt angeblich »nicht gebraucht« werden, zumindest den leistungsstärksten Referendaren ein Einstellungsangebot machen zu können und sie so im Land zu halten. Wir werden sie noch dringend brauchen! Wenn man Personen, die mit Schule nicht näher zu tun haben, davon berichtet, dass bei den gymnasialen Refe rendaren im Sommer nur etwa die Hälfte der Bewerber eingestellt wurde, erntet man nur ungläubiges Kopfschütteln, weil in den Medien immer undifferenziert über Lehrermangel geklagt wird … Wie Sie sehen können, bleiben uns die Aufgaben nicht aus. Wir werden auch im mer wieder auf Sie an der Basis mit der Bitte um Mitarbeit zukommen. Wir wer den Sie nach Ihrer Meinung fragen, damit die Forderungen des Philologenverbandes Baden-Württemberg aktuell sind und frisch aus den Schulen ans Kultusministe rium weitergetragen werden. Wenn Ihnen etwas auf den Nägeln brennt, dann kom men Sie auf uns zu! Ich möchte mich an dieser Stelle noch mals für das große Vertrauen bedanken, das mir von den Delegierten auf der Ver treterversammlung im Juli mit meiner Wahl zur Landesvorsitzenden des Philolo genverbandes Baden-Württemberg entge gen gebracht wurde. Vielen Dank! Ich wünsche Ihnen allen ein gutes, fruchtbares und erfüllendes Schuljahr 2024/2025!
Bestärkt in die neue Legislaturperiode Der Arbeitnehmerbereich hat sich neu aufgestellt
D ie Arbeitnehmervertreterinnen und -vertreter des Philologen verbandes traten auch bei den diesjährigen Personalratswahlen in allen vier Bezirken an und konn ten sehr erfolgreiche Resultate erzielen. In Nordbaden konnte Brigitte Beyrich die Mehrheit der Arbeit nehmerstimmen auf sich vereinen und wird im Bezirkspersonalrat Karlsruhe die Interessen der an gestellten Lehrkräfte vertreten. Für Jürgen Harich aus Südbaden waren die Personalratsergebnisse eine doppelte Freude. Er konnte seinen Sitz im Bezirkspersonalrat Freiburg verteidigen und schaffte es auch in den Hauptpersonalrat. Dort tritt er die Nachfolge für Ursula Kampf an, die sich dort lange Jahre sehr erfolgreich für die Belange der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einsetzte. »Altbewährtes beibehalten, Veränderungen vorantreiben und unsere angestellten Lehrkräfte unterstützen, wo immer es mög lich ist«, mit diesem Motto blickt Harich optimistisch und voller Tatendrang in die Zukunft der neuen Legislaturperiode. Er sei davon überzeugt, die anstehen den Herausforderungen mit großem Engagement zu meistern. Der Bezirk Südwürttemberg stand bei der diesjährigen Wahl zum Bezirkspersonalrat vor meh reren Herausforderungen. Zum ei
nen spiegelte sich die gesunkene Zahl der aktiven Lehrkräfte in der Anzahl der zu wählenden Vertreter im Bezirk Südwürttemberg wider. Von bisher elf Vertretern im Be zirkspersonalrat blieben nur noch neun übrig, darunter auch nur noch eine Arbeitnehmervertre tung. Eine zweite Herausforderung für Südwürttemberg brachte diese eine Stelle mit sich. Die erfahrene langjährige Arbeitnehmervertrete rin Ursula Dingler stand nicht mehr zur Wahl und es musste ein neues Gesicht gefunden werden. Dank der tollen Unterstützung des Verbandes im Bezirk Südwürttem berg, vor allem aber auch der scheidenden Bezirkspersonalrätin Ursula Dingler, konnte sich Yvonne Keppler als Vertreterin der Arbeitnehmer im Bezirkspersonal rat gegenüber der Konkurrenz durchsetzen. Sie wird nun die Interessen der Arbeitnehmer im Bezirkspersonalrat Tübingen vertreten. Beatrix Verse tritt im Bezirk Nordwürttemberg die Nachfolge für Ursula Kampf im Bezirks- personalrat Stuttgart an. Somit werden sich für die an- gestellten Lehrkräfte weiterhin in allen vier Bezirkspersonalräten und im Hauptpersonalrat die gewählten PhV-Vertreterinnen und -Verteter einsetzen und sie gehen bestärkt in die neue Legislatur- periode. Brigitte Beyrich
Herzliche Grüße Ihre
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Interview
Interview mit der neuen Landesvorsitzenden des Philologenverbandes Baden-Württemberg ? Liebe Frau Scherer, herzlichen Glückwunsch zum hervorragen den Wahlergebnis und zu Ihrer
Wahl zur Landesvorsitzenden. Möchten Sie uns ein paar Worte zu Ihrer Person erzählen? ! Vielen Dank für die Glückwünsche. Ich war wirklich gerührt im Juli bei der Vertreterversammlung und dankbar für das Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde. Wer meine Fächer noch nicht kennt: Es sind Musik und Mathema tik, und mein ganzes Herz gehört ne ben all meinen anderen Aufgaben dem Gesang. Ich unterrichte am Reuchlin-Gym nasium Pforzheim – aktuell nur einen Tag in der Woche – und versuche, meine Aufgaben als Landesvorsitzen de mit dem Schulalltag in Einklang zu bringen, was sich in manchen Wochen als große Herausforderung darstellt, denn es gibt ja neben den Aufgaben für den Philologenverband Baden Württemberg auch noch die Aufgaben im Bezirkspersonalrat Karlsruhe und im Hauptpersonalrat. Aber ich bin be reit für die Aufgabe, gehe diese mit Mut, Optimismus und einem Lächeln an und stelle mich den manchmal auch schwierigen Herausforderungen auf allen Ebenen. ? Als langjährige stellvertretende Vorsitzende haben Sie einen hervorragenden Einblick in die Strukturen und die Arbeit des Philo logenverbandes Baden-Württemberg. Wie sehen Sie unseren Verband heute aufgestellt? ! Der Philologenverband Baden-Würt temberg hat schon seit vielen Jah ren Arbeitskreise und Referate, die mit ihren unterschiedlichen Schwer punkten die Komplexität und Vielfäl tigkeit unserer Forderungen repräsen tieren, und bei Bedarf kamen auch im mer wieder neue dazu. Ich bin froh, dass wir uns als PhV BW inhaltlich so breit aufstellen können und so hof
fentlich die Vielfalt des Gymnasiums und unserer Lehrkräfte repräsentie ren können. Ich wünsche mir innerhalb unserer Strukturen eine rege Kommunikation. In der Verzahnung von all unserer Arbeit, die da geleistet wird, sehe ich aber auch eine große Herausforde rung. Es wird sehr viel erarbeitet, und wenn es uns nun noch mehr gelingt, alle unsere Inhalte auf all unseren Kanälen zu platzieren und bestmög lich auszuschöpfen, dann kann unse re Sichtbarkeit nur davon profitieren. Ansonsten finde ich, dass der Philo logenverband Baden-Württemberg schon lange Vieles für seine Mitglie der zu bieten hat und in den letzten Jahren der Dienstleistungsgedanke noch weiter vorangebracht wurde: Expertenvorträge zu ausgewählten Themen, Broschüren zu unterschied- lichen Themen, der Kommentarteil im Schul- und Beamtenrecht, der immer weiter ausgebaut wird, die verstärkte Rechtsberatung, preiswerte Angebote von Versicherungen bis hin zum sport lichen Angebot von hansefit. Mit unserem Team in der Landesge schäftsstelle stehen wir unseren Mit
gliedern immer zu Seite. Auch haben wir den Auftritt nach außen über un sere Homepage und das Printmedium ‘Gymnasium Baden-Württemberg’ hinaus erweitert und sind auf social media sichtbar, mit drei Profilen auf Instagram, einmal auf X und einmal auf Facebook. ? Der Philologenverband Baden Württemberg ist mit zahlreichen Institutionen und Parteien ver netzt und im Gespräch. Was sind hier Ihre Zielsetzungen für diese Legis- laturperiode? ! Aktuell bringen die Änderungen zu G9 viel Bewegung. Hier war es uns im ersten halben Jahr 2024 sehr wichtig, uns mit den Entscheidungs trägern zu treffen, die Positionen des PhV BW zu kommunizieren und uns mit Nachdruck dafür einzuset zen. Der Philologenverband Baden Württemberg hat eine von der Basis aus durchdachte Stundentafel als Beispiel in die Kultusverwaltung und an die politischen Entscheidungsträ ger gegeben, ebenso wie ein aus führliches Positionspapier, das Inhal te transportiert.
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Interview
2026 werden Landtagswahlen sein, deren Ergebnisse uns als Philologen verband Baden-Württemberg und als Lehrkräfte stark betreffen und be trächtliche Auswirkungen für uns ha ben können. In Vorbereitung dazu planen wir ei nen Bildungskongress im Herbst 2025, um uns als PhV BW offensiv in die Presse zu bringen und zu positio nieren. Wir erhoffen uns davon Sicht barkeit bei der Politik und bei der Kul tusverwaltung, dass unsere Forderun gen dadurch auf eine breite Basis ge stellt werden und wir als die Stimme der Experten für das Gymnasium wahrgenommen werden. Bereits jetzt ist der Kalender des Vorstands bis Weihnachten gut ge füllt, wir haben direkt an die beste henden Kontakte angeknüpft und sind dabei, uns noch mehr zu vernet zen, politisch im Land, innerhalb vom BBW, im DPhV und möglichst auch im dbb. ? Welche bildungspolitischen Ziele haben Sie sich für die nächsten Jahre in Ihrer Funktion als Lan desvorsitzende des Philologenverban des Baden-Württemberg gesetzt? ! Das ist ganz eindeutig: Die Qualität des Unterrichtes, die an unserer Schulart, dem Gymnasium, für ein Hochschulstudium vorbereiten soll, muss erhalten bleiben. Das Gymnasi um von heute stellt sich bereits als modern und innovativ dar. Wir stehen für das Gymnasium, für die echte Stu dierfähigkeit, für die hohe Wissen schaftlichkeit unserer Fächer, das Ganze wird gepaart mit modernen Un terrichtsmethoden, pädagogisch wert voller Arbeit, einem ganzheitlichen Lernansatz – auch wenn manch ein politischer Vertreter gern behauptet, wir könnten das nicht! In manchen Köpfen hält sich die Vorstellung vom Gymnasium mit Methoden wie in der ‘Feuerzangenbowle’ immer noch. So ein Unsinn, diese Politiker wissen gar nicht, wie gymnasialer Unterricht heu te aussieht – oder wollen es nicht wis sen, um ihr (Vor-)Urteil nicht ändern zu müssen. Ich wünsche mir für jedes Kind die passende Schulart /-form, damit jede lernende Person die best
möglichen Chancen für die eigene Zu kunft erhalten kann und wir somit ei ne starke Gesellschaft ausbilden und fördern, die uns die Zukunft in unse rem Land sichert. ? Und welche berufspolitischen Ziele verfolgen Sie? ! Da sind die Forderungen auch ganz klar: Kleinere Klassen, Verringerung des Deputates, ein attraktiver Arbeits platz an der Schule wie auch digital, flexible(re) Möglichkeiten der Umset zung der Teilzeit mit Blick auf jede fa miliäre Situation, wenn möglich auch mehr Flexibilität grundsätzlich, doch das System Schule bringt viele organi satorische Zwänge mit sich. Ich möch te noch die dringende Forderung nach mehr Beförderungsstellen nennen, um hier ein paar Punkte anzuführen. ? Die Arbeitsbelastung der Lehr kräfte ist in den letzten Jahren immer weiter gestiegen. Wie soll te Ihrer Meinung nach auf den Lehr kräftemangel und die immer größer werdenden Anforderungen reagiert werden? ! Kleinere Klassen würden uns sofort entlasten, würden direkt mehr Per sonen an unseren Beruf binden und könnten im System verortet werden. Der Lehrkräftemangel ist an den Gym nasien nicht so akut wie an anderen Schulformen und ist vor allem aktuell ein regionales und fächerspezifisches Thema, wird aber auf das Land Ba den-Württemberg perspektivisch zu kommen. Daher sollte jetzt für unse ren Beruf geworben werden. Wer könnte das besser als jeder von uns, direkt vor Ort? Doch das passiert auch nur, ist nur glaubwürdig und überzeu gend, wenn wir nicht mit ‘hängender Zunge’ von einem Zimmer ins andere hasten müssen und vor lauter Listen mit Verwaltungsaufgaben nicht mehr wissen, wo uns der Kopf steht, son dern wenn unsere Arbeitsbedingun gen stimmen und wir uns die Freude an unsere Tätigkeit bewahren können. Den Beruf der Lehrkraft hat man nicht gewählt wegen der Sommerferien, sondern weil man bei den Schülerin nen und Schülern etwas bewirken darf und kann und gerne mit Kindern
und Jugendlichen arbeitet. Das muss spürbar und sichtbar sein! ? Und wie könnte die Arbeits- belastung insgesamt reduziert werden? ! Erst mal müsste anerkannt und er fasst werden, dass unsere gesamte Arbeit auch Arbeitszeit ist und dass unsere ganzen vielfältigen Aufgaben, die wir zusätzlich zum reinen Unter richten erledigen, zu unserer Arbeits zeit gehören. Erst dann ist es möglich, sich zu überlegen, wo kann reduziert werden. Der Philologenverband Ba den-Württemberg hat schon eine (un vollständige) Liste mit Aufgaben unse res Berufes auf den Klausurtagungen erarbeitet, die uns in unseren Argu mentationen immer wieder dient. Um unseren Forderungen Nach druck zu verleihen, sind wir aktuell auch im rechtlichen Rahmen aktiv und verfolgen die Klage zur Arbeits zeiterfassung. Der aktuelle Stand ist, dass wir uns in einem Vorverfahren befinden und danach die Klage ange gangen werden kann. ? Mit Ihrer Person, Claudia Grimm und Karin Fetzner ist der Landes vorstand in weiblicher Hand. Welche Auswirkungen hat dies auf den Führungsstil im Verband? ! Bei dieser Frage muss ich nun doch ein bisschen lachen. Ich hätte nicht gedacht, dass das 2024 überhaupt noch eine Rolle spielt. Gerade beim Blick in unsere Kollegien wird deutlich sichtbar, dass viel mehr Frauen als Männer unseren Beruf ausüben. Von daher ist die Zukunft weiblich. Und: Würden das drei Männer auch gefragt werden? Das muss ich dann doch mit einem Schmunzeln zurückfragen. Der Landesvorstand ist zudem ein demokratisches Gremium: Klar ist, ich habe mich für die Position als Vorsit zende zur Verfügung gestellt und wer de uns nach außen vertreten, doch ich habe auch bei meiner Antrittsrede gesagt, dass ich das mit und in einem Team machen möchte. Mein Verständnis, wie wir uns im Philologenverband Baden-Württem berg vertreten und dadurch auch wei terentwickeln können, ist folgendes:
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Interview
? Welche Chancen und Risiken sehen Sie bei der Wiederein- führung? ! Für mich persönlich ist die größte Chance die Zeit: Zeit zum Üben, Zeit zum Vertiefen, Zeit zum Rei fen, Zeit zum (Er)Leben, Zeit zum Mit einander, Zeit für das Ehrenamt, Zeit für Vereine, Zeit für die Gestaltung der Gesellschaft, Zeit für Musik, Sport und Kunst, Zeit für den Lebens raum von heranwachsenden Men schen. Wir helfen beim Befüllen des ‘persönlichen Rucksacks’ mit Fertig keiten und Fähigkeiten, bis der Weg in die Welt hinaus geht als mündige Person. Ich hoffe, dass die Gesellschaft diese Chance auch ergreifen kann und dass den Jugendlichen Angebote zur Gestaltung ihres Lebensraumes offeriert werden können. Das ist eine wichtige Investition in unsere Zu kunft. Die größte Gefahr ist meiner Mei nung nach, dass mit dem Gewinn an ‘mehr Zeit’ nun von manchen Seiten daran gedacht wird, dass man wieder eine Menge ‘Neues’ in G9 reinpacken kann oder muss. Jedoch wäre es mei ner Meinung nach wichtiger, diese Neuerung als Chance zu sehen, um nochmal einen genauen Blick auf die Inhalte der Bildungspläne zu werfen. Dafür gibt es in Baden-Württemberg Institute und Funktionsstellen. Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute und viel Erfolg als Landes vorsitzende des Philologenverbandes Baden-Württemberg. Ich bedanke mich auch für das Inter view und die damit verbundene Wert schätzung.
Ich wünsche mir, dass sich die Perso nen, die ein Amt bekleiden, mit ihrem Talent in die Arbeit des PhV BW ein bringen, jeder trägt zum Gelingen bei. Mit Karin Fetzner und Claudia Grimm im Vorstandsteam haben wir im Sommer schon intensiv an den Po sitionen des Philologenverbandes Ba den-Württemberg gearbeitet. Unsere Vorbereitungen zur Landespressekon ferenz zum Schuljahresbeginn und die Stellungnahme zum Schulgesetz ha ben uns gezeigt, wie unsere Unter schiedlichkeiten uns in der Summe stark gemacht haben. Ebenso haben Ralf Rohrschneider und Cord Santel mann diese Arbeit mit weiteren Inhal ten bereichert. Auf dem Podium wa ren neben mir dann Claudia Grimm und Cord Santelmann, weil dies durch die fachlichen Themen der Pressemit teilung zum Schuljahresbeginn die lo gische Konsequenz war – nächstes Jahr kann das eine andere Konstellati on sein. Ich denke, meine Arbeit zeichnet sich dadurch aus, dass ich, wenn ir gend möglich, mit Vorstandsmitglie dern des PhV BW als Team auftreten möchte. Wir werden uns zudem Termi ne und Inhalte aufteilen, um dadurch auch eine sehr große Abdeckung der vielfältigen Aufgaben erreichen zu können. Natürlich gibt es Termine, die der Position der Vorsitzenden kraft Amtes vorbehalten sind, aber bei al len anderen verfolge ich den Gedan ken, dass wir uns breit aufstellen – auch über die Positionen der Stellver tretungen hinaus. Alle Mitglieder des Landesvorstandes sollen die Expertise aus ihrem Bereich einbringen dürfen und so die Vielfalt des Philologen- verbandes Baden-Württemberg zum Ausdruck bringen. ? Wo sehen Sie noch Handlungs- bedarf innerhalb des Philologen verbandes Baden-Württemberg? ! Die Kommunikation auf und zwi schen allen Ebenen ist verbesse rungsfähig, denn nur durch Kommu nikation kommt man voran. Vor allem an den Schulen, an denen wir keine oder nur auf dem Papier die Position der Schulvertretung besetzt haben. Das ist seit Jahren eine Baustelle für
uns. Wir sind auf eine starke Basis an gewiesen, die Schulvertreterinnen und Schulvertreter sind unsere direkte Ver bindung in die Kollegien hinein. Alle Bezirke haben Jahr für Jahr attraktive Angebote für die Schulvertretungen, doch es ist immer eine sehr große He rausforderung, alle zu erreichen. Aber die rührigen und engagierten Schulver tretungen sind auch das große Plus des PhV! Es ist wichtig, dass wir an je der Schule mindestens eine Person als Ansprechpartner haben. ? Die Wiedereinführung von G9, welche der PhV BW stark forciert und unterstützt hat, ist eine große Herausforderung für alle Akteure. Wie gedenkt der Philologenverband Baden-Württemberg nach seinem beim Kultusministerium eingereich ten Konzept hier weiter Einfluss zu nehmen? ! Wir haben uns in der Planung im Sommer als engerer Vorstand über legt, dass es wichtig wäre, dass wir im Rahmen der DenkSCHULE die Posi tionen des Philologenverbandes Ba den-Württemberg zum Fächerkanon und dann ggf. zu den Bildungsplänen aufstellen wollen. Unsere zeitliche Vorgabe für uns selbst ist, bis zur HV im Dezember Forderungen, Positions papiere, Resolutionen oder Ähnliches vorzustellen, abzustimmen und damit gerüstet zu sein, wenn der PhV BW zu seiner Expertise vom KM gefragt wird. Unser Fächerkanon bekommt ‘Schirmherrschaften’, die wir innerhalb des Landesvorstands aufgeteilt haben, um dann mit den Anregungen des Ba sis, die wir anfragen werden und teil weise auch schon eingefordert haben, das Meinungsbild und die Positionie rung des Philologenverbandes Baden Württemberg vorstellen zu können.
Das Interview führte Enver Groß
Der Philologenverband Baden-Württemberg auf Social Media Folgt uns auf:
phv_bw
phv_bw | juphi_bw senioren_phv_bw
phv_bw juPhi_bw
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Kursstufe
Junge Philologen
Zusammen wachsen: Die Kraft der Vernetzung für Lehrkräfte W as für ein tolles Wochenende beim DPhV-’Nachwuchsse minar’, dem Vernetzungstreffen der Philologen, in Fulda! Junge Philologen aus ganz Deutschland kamen zusammen, um sich über die Verbandsarbeit zu informieren und in die vielfältige Welt unserer Aktivitäten hineinzuschnuppern. Bereits am Freitag ging es los – nach einer herzlichen Be grüßung tauchten wir direkt in die Strukturen und Entwick lungen des DPhV und unserer Partnerverbände ein. Es war beeindruckend zu sehen, wie abwechslungsreich die Mög lichkeiten der Lobbyarbeit sind und wie wir unsere Ver bandsinteressen effektiv und wirkungsvoll präsentieren kön nen. Besonders die praktischen Übungen zu Kommunikati ons- und Argumentationstechniken waren ein echtes High light! Aber das Seminar war nicht nur eine trockene Informati onsveranstaltung: Der freundschaftliche Kontakt und das Kennenlernen der JuPhi aus den anderen Bundesländern standen ebenfalls im Fokus. Es war spannend, die unter schiedlichen Arbeitsweisen, Positionen und aktuellen Tätig keitsfelder kennen zu lernen. Und das Beste? Es gab auch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit geselligen Mittags- und Abendveran staltungen – viele Gelegenheiten, neue Freundschaften zu schließen und alte Bekannte wieder zu treffen. Ein großes Dankeschön geht an das Team der dbb aka demie sowie an Georg Hoffmann, Vorsitzender der Jungen Philologen im Deutschen Philologenverband, und Dr. Marcus Hahn (SPhV Saarland) für die hervorragende Organisation des Wochenendes. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen bei der Herbsttagung der Bundes-JuPhi in Stuttgart! PS: An alle mitlesenden JuPhi – Hast du auch Lust, dich für die Belange der Lehrkräfte einzusetzen, dich zu vernet zen und aktiv zu werden? Dann schreib eine Nachricht an stefanie.schrutz@phv-bw.de und komm zu einer unserer nächsten Veranstaltungen! Wir freuen uns auf dich! Stefanie Schrutz
E s ist gut, immer mindestens einen Schritt vorauszuden ken. Das ist uns als Verband einmal mehr deutlich ge worden, als wir im Zuge der G9-Debatte von politischen Entscheidungsträgern gefragt wurden und gefragt waren: Unter dem Motto ‘DenkSCHULE – Gemeinsam Gym nasium gestalten’ hatten wir seit Sommer 2023 Kollegin nen und Kollegen gebeten, ihre Gedanken zum Gymnasi Kursstufe auf KURS?
um zu formulieren. Überlegungen im Rah men des Formats ‘DenkSCHULE’ sind maßgeblich in das PhV-Konzept für ein
InNOVAtionsgym nasium G9 geflos sen. Viele Aspekte scheinen nun auch bei der tatsächlichen
von Claudia Grimm stellvertretende Landesvorsitzende des Philologenverbandes Baden-Württemberg
Umsetzung von G9 berücksichtigt zu werden. Wir waren der einzige Verband, der für das Gymnasium konkrete Vorschläge präsentieren konnte und zuvor die Lehrkräf te vor Ort intensiv einbezogen hatte. Im Rahmen der geplanten Schulgesetzänderungen und der Reformen am Gymnasium, aber auch bei anderen Schularten, bleibt es wichtig, auf die sich nun stellenden Fragen Antworten zu haben. Dazu gehört aus unserer Sicht, das Gymnasium auch vom Abitur aus zu denken: Was läuft gut? Was ärgert Sie? Wo sehen Sie Gestal tungsmöglichkeiten? Entspricht die Jahrgangsstufe Ihrer Vorstellung von gymnasialer Bildung? Oder mit anderen Worten: DenkSCHULE: Kursstufe auf KURS? Mit dem Fokus auf Lehrkräfte blicken wir zum Beispiel auf: K orrektur(zeiträume)? U ngerechtigkeit bei der Fächerwahl? R eformwünsche? S tofffülle? &Mit dem Fokus auf Schülerinnen und Schüler blicken wir zum Beispiel auf: K ompetenzen?
>> Fulda im Fokus: JuPhi
aus der halben Republik vor historischer Kulisse
U ebergang Studium? R ichtige Prioritäten? S olide Allgemeinbildung?
In verschiedenen Formaten werden wir Sie einladen, uns Ihre Sicht der Dinge zu schildern. Achten Sie auf die E-Mails mit dem Betreff DenkSCHULE.
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Junge Philologen
Die JuPhi und der Raum der Weisheit Die Frühjahrsklausur der JuPhi
D ie JuPhi trafen sich vom 19. bis zum 20. April 2024 im Rahmen der Klausurtagung des Landesvor stands im Parkhotel in Pforzheim zu ei nem intensiven Austausch. Der Einla dung der JuPhi-Landesvorsitzenden Stefanie Schrutz waren neun JuPhi aus allen vier Bezirken gefolgt und hatten teilweise nicht nur sehr lange Anfahr ten in Kauf genommen, sondern bis zur Ankunft auch den ein oder anderen Stau überstanden. Nach dem üblichen »Hallo!« und »Wie geht’s?«, begleitet von einer klei nen Stärkung, ging es, parallel zu den anderen Arbeitskreisen, gleich mit viel Elan im zugewiesenen Seminarraum ‘Weisheit’ an ein ambitioniertes Ta gungsprogramm. Als einen großer Punkt auf der Agenda galt es, die Jahresplanung mit den verschiedenen Veranstaltungen und Terminen der JuPhi zu füllen und so zu gestalten, dass sie auch realistisch von den aktiven JuPhi gestemmt wer den kann. Hierbei wurden auch kritisch die verschiedenen Angebote der JuPhi ins Auge gefasst und teilweise neu überdacht. Konkret stellte sich die Fra ge, welche Angebote werden wie ange nommen und wie können wir attraktive Angebote für unsere Zielgruppe inner halb des Verbands gestalten. Wie kön nen uns digitale Treffen entlasten, um Aktionen, wie zum Beispiel ‘Lach & Wein’ oder ähnliche gesellige Online Aktionen oder auch Pflichttermine wie die Seminarvorstellung zu planen? In der gemeinsamen Diskussion stellte sich einmal mehr heraus, dass ‘Zeit’ der entscheidende Faktor ist – und zwar für die aktiven JuPhi wie auch für diejeni gen, die wir mit unseren Angeboten an sprechen wollen. Der kritische Blick auf bisherige Versuche, Nachwuchs für die Arbeit im Arbeitskreis zu gewin nen, zeigte, dass Online-Formate einer seits zwar den Vorteil bieten, dass eine Teilnahme eher in den hektischen Schulalltag passt als ein Treffen, zu dem mehr oder weniger lange Strecken zurückgelegt werden müssen, anderer
Die Gespräche gingen natürlich weit über die Arbeitsphase und im Aus tausch mit den anderen Arbeitskreisen hinaus – so vermischten sich bereits beim und auch nach dem gemeinsamen Abendessen und bei einem Gläschen Wein immer wieder bildungspolitische Themen mit privaten Erzählungen – was eben diesen besonderen Touch bestens beschreibt, der den Präsenz klausuren immer wieder auch einen ganz persönlichen und dadurch auch produktiven Charakter verleiht. Der Samstag stand für die JuPhi dann ganz im Zeichen der Sichtbarkeit nach außen – so zum Beispiel unsere Forderungen, aber auch unsere Sicht barkeit an den Ausbildungsseminaren und vor allem in den Ausbildungsper sonalräten. Für uns steht fest, wir müs sen so früh wie möglich Präsenz zeigen und auch präsent bleiben – Ideen hier zu gibt es einige, die im Nachklang an die Klausur angegangen werden müs sen. Für die Sichtbarkeit nach außen wur de darüber hinaus ein Konzept zur Überarbeitung des Homepage-Auf tritts der JuPhi erstellt und dem Ple num in der Abschlussrunde mit den an deren Arbeitsergebnissen präsentiert. Und der Weisheit letzter Schluss? Nach zwei produktiven, aber auch an strengenden Klausurtagen freuen sich die JuPhi nun bereits auf das nächste Präsenztreffen, wenn im September die Herbsttagung der Jungen Philologen im Deutschen Philologenverband in Stuttgart stattfindet. Auch hier werden wir wieder mit bekannten und neuen Gesichtern aus dem gesamten Bundes gebiet verschiedene bildungspolitische Themen angehen. Miriam Plachta
>> Den Moment eingefangen: Die JuPhi bringen sich in Pose
seits aber die Komponente des persön lichen Austauschs und Miteinanders fehlt. Die konsequente Schlussfolge rung der teilweise auch kontroversen Diskussion musste daher lauten, wir benötigen beides: Treffen, bei denen wir uns persönlich sehen und austau schen können und aber auch Online Treffen, die eindeutig zeitsparender sind. Ebenso sieht es bei den verschie denen Aktionen und Angeboten aus, die wir beibehalten oder neu angehen wollen. So stehen auf der Planungs agenda der JuPhi verschiedene Online Vorträge für JuPhi-Lehrkräfte, die Pro bleme aus deren Schulwirklichkeit auf greifen, Aktionen, die ein Wir-Gefühl schaffen – #wirfüreuch – und so im bes ten Fall auch neue Mitglieder für den JuPhi-Arbeitskreis oder besser, die Ju Phi-Familie gewinnen können. Am En de des ersten Tags standen neben einer konkreten Terminplanung viele Ideen, die es am nächsten Tag zu überdenken und auszuarbeiten galt.
>> Gemeinsam kreativ: Bei der Klausurtagung sprießen die Ideen
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Aktuelles aus dem Hauptpersonalrat Gymnasien und dem Hauptpersonalrat asB
Für Sie im HPR Gymnasien beim KM | Für Sie im HPR Gymnasien beim KM | Für Sie im HPR
Für Sie im HPR außerschulischer Bereich
Jörg Sobora Vorsitzender
Andrea Pilz Vorstandsmitglied
Claudia Grimm
Martina Scherer
Jürgen Harich
Enver Groß
Michael Belz
Der PhV im HPR und HPR asB
Anne Käßbohrer
Cord Santelmann Anne-Elise Kiehn
Björn Sieper
Stefanie Wölz
Konrad Oberdörfer
Personelle Veränderungen im HPR Gymnasien XIV. Amtsperiode (2024 bis 2029)
Hauptpersonalrat Gymnasien Hauptpersonalrat asB
B ei den letzten Personalratswahlen vom Frühjahr dieses Jahres haben die Kandidatinnen und Kandidaten des PhV BW wieder, wie bei den Wahlen vor fünf Jahren, hervorragend abgeschnitten. Die große Mehrheit der Kolleginnen und Kollegen an den Gymna sien haben sich für den PhV als ihre Interessenvertretung ent schieden. So hat der PhV BW wieder 12 der 19 Sitze gewonnen. Aus dem Gremium verabschiedet haben sich Martin Brenner, Christian Unger, Ursula Kampf und Ralf Scholl . Wir danken die sen langjährigen Mitgliedern und der ehemaligen stellvertreten den Vorsitzenden bzw. dem ehemaligen Vorsitzenden für ihre ge leistete Arbeit und das überragende Engagement für die Interes
sen der Kolleginnen und Kollegen an den Gymnasien. Wir wün schen für die weitere berufliche und private Entwicklung bzw. für den Ruhestand alles Gute und viel Erfolg. Neu ins Gremium gewählt wurden Claudia Grimm, Enver Groß und Jürgen Harich . Martina Scherer ist nun ebenfalls ständiges Mitglied im Gremium. Als erste Nachrücker bzw. Ersatzmitglieder wurden Stefanie Schrutz und Martin Stroh gewählt. Herzlich will kommen im Gremium! Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und die Verstärkung. Wir wissen genau, dass die Lehrkräfte mit viel Energie und Schaffenskraft an diese wichtige und verantwor tungsvolle Aufgabe gehen werden. Jörg Sobora
Effizienzgewinn durch klare Strukturen
schaffen würden. Bislang sind alle Fachlei ter- und Lehrbeauftragtenstellen im Staatshaushaltsplan nach wie vor als schulische Stellen ausgewiesen – obwohl es sich bei der Ausbildung von Lehramts anwärtern und Referendaren klar um au ßerschulische Aufgaben handelt. In der Praxis führt das dann bei der Personalfüh rung zu Doppelbefassungen zweier Lan desoberbehörden. Personalrechtlich ge führt werden die Stellen an den vier Regie rungspräsidien, die Aufgaben und damit auch die Höhe der Freistellungen für die beiden Personengruppen werden aber vom ZSL verantwortet. In der Folge müs sen für knapp 2000 Beschäftigte an den Seminaren die Personalakten zweimal be arbeitet und demzufolge auch zwei Perso nalvertretungen vorgelegt werden. Hier wäre ein Bürokratieabbau dringend ange raten. Michael Belz
D as große Aufregerthema in den Som merferien war der Vorstoß des Frakti onsvorsitzenden der CDU im Baden-Würt tembergischen Landtag, Manuel Hagel, die Freistellungen der Personalräte zu kürzen. Sein Argument, »die Freistellun gen für Personalräte im Ressortbereich des Kultusministeriums umfassen hun derte Deputate, die dann in den Klassen zimmern fehlen«, scheint mir allerdings etwas übertrieben. Erfahrungsgemäß wür de nur ein kleiner Teil der eingesparten Deputate tatsächlich wieder für die Unter richtsversorgung zur Verfügung stehen. Auf der anderen Seite dürfte ein Abbau der Personalvertretung gravierende Fol gen für das Arbeitsklima an den Dienst stellen haben. Ich bin davon überzeugt, dass eine gute Personalratsarbeit zu zu friedeneren Mitarbeitenden führt, deren Produktivität signifikant höher ist als bei unzufriedenen.
Für den außerschulischen Bereich gibt es aus meiner Sicht sogar tatsächlich ein gewisses Einsparpotential. Man müsste al lerdings das LPVG so abändern, dass für alle Personalratsgremien nur diejenigen wählbar und wahlberechtigt sind, deren Belange der jeweilige Personalrat auch tatsächlich vertritt. Den BPR am ZSL dür fen beispielsweise knapp 5000 Personen mitwählen, deren Belange vom BPR ZSL gar nicht vertreten werden. Dieser ist näm lich ausschließlich als Stufenvertretung der örtlichen Personalvertretungen an den Seminaren für Aus- und Fortbildung zu ständig. Statt aktuell elf wären dann nur noch sieben Mitglieder zu wählen. Ent sprechend würden die Freistellungen re duziert werden. Das wäre zumindest ein Anfang. Ein weiterer Spareffekt würde sich da durch ergeben, dass für den außerschuli schen Bereich endlich klare Strukturen ge
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Pressemitteilung
Bild: K.C./AdobeStock
Gymnasien für G9 gut aufstellen!
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Gymnasien brauchen klare Vorgaben und Strukturen bei der Umsetzung von G9, vor allem zentral festgelegte Stundentafeln! Differenziertes Schulsystem und Durchlässig keit zwischen den Schularten stärken! Berufliche Orientierung am Gymnasium bedeutet vorrangig Studienorientierung! IT-Betreuung zukunftssicher aufstellen und endlich adäquate Ressourcen bereitstellen! Mit LehrKRAFT in die Zukunft der Schülerinnen und Schüler investieren: Mehr Zeit für das Kerngeschäft Unterricht! G9 – ja bitte, wir sind dabei! Der Verband für gymnasiale Lehrkräfte, PhV Baden Württemberg, begrüßt die Wiedereinführung von G9, for dert jedoch klare Vorgaben, vor allem bei den Stundenta feln und den Inhalten. »Bildungspolitische Entscheidungen nach unten weiterzureichen schafft nicht mehr Gestal tungsspielraum für Schulen, sondern tausende Stunden Lehrerarbeitszeit ohne Mehrwert!«, macht Martina Sche rer, Landesvorsitzende des Philologenverbands Baden Württemberg (PhV BW), deutlich. Zudem erfordert die Durchlässigkeit zwischen den Schularten einen einheitli chen Rhythmus der Fremdsprachenfolge und Profilfächer: »Die Schülerinnen und Schüler müssen ab Klasse 5 den Übergang an die weiterführende Schule bewältigen. In Klasse 7, zwei Jahre später, sollte mit der 2. Fremdsprache gestartet werden und ab Klasse 9 beginnt dann die Vertie fung in den Profilfächern«, so Martina Scherer. »Diese Struktur würde wieder einen Wechsel zum Beispiel von der Realschule auf das Gymnasium ermöglichen.« Schulreformen Der PhV begrüßt, dass alle weiterführenden Schularten durch die geplante Schulreform eine Stärkung der Basis kompetenzen und der Informatik erfahren. »Die Landes regierung hat nun die Chance, in unsere Zukunft zu inves- → → → → → Digitaler Arbeitsplatz für Lehrkräfte: Hier muss nachgebessert werden!
tieren, denn Bildung ist die zentrale Ressource im Ländle. Die Kinder und Jugendlichen müssen bei der Umsetzung im Fokus stehen, denn sie sind es, um die es uns allen ge hen muss und geht!«, betont Claudia Grimm, stellvertre tende Landesvorsitzende des PhV BW. Berufliche Orientierung und Demokratieerziehung Das allgemeinbildende Gymnasium qualifiziert mit der all gemeinen Hochschulreife für ein Studium, daher sollte die berufliche Orientierung hier vor allem der Studienorientie rung dienen. Die Stärkung der Demokratieerziehung ist sehr zu be grüßen. Ein wichtiger Baustein sind die geplanten Klassen lehrerstunden in der Unterstufe, in denen Dialogkultur und soziales Lernen gefördert werden können. Die Stärkung der Gesellschaftswissenschaften hilft, bei den vielschichtigen Herausforderungen unserer Zeit, Resi lienz und Problemlösekompetenzen zu schaffen. »Jeden Tag haben wir in der Schule – neben dem Eltern haus und der gesamten Gesellschaft – den Auftrag, Schüle rinnen und Schüler zur Mündigkeit zu befähigen, um damit auch dauerhaft unsere Demokratie zu sichern. Respekt, Toleranz, Gewaltfreiheit und Nächstenliebe müssen täglich »Mehr als vierzig Jahre nach dem ersten Empfang einer E Mail in Deutschland (3. August 1984) wird es nun auch an den Schulen wahr«, so Martina Scherer, »es soll landesweit einheitliche Dienstmailkonten für Lehrkräfte geben.« Der ebenfalls für September angekündigte Online-Büro arbeitsplatz beinhaltet Büroanwendungen, Online-Spei cher, Kalender- und Adressbuchfunktionen. Es wurde er freulicherweise hierfür freie Software gewählt. Der Betrei ber Dataport ist außerdem Anstalt des öffentlichen Rechts und betreut auch nördliche Bundesländer. All dies begrüßt der PhV im Sinne der digitalen Souveränität. Leider gibt es neben diesen Lichtblicken auch Schatten seiten: Die Mailkonten sind nur für Lehrkräfte vorgese hen, nicht für die Schüler- und Elternschaft, nicht für Schulsozialarbeiter oder Praktikantinnen, die auch alle zu den Schulen gehören. Es sind auch keine Funktionsmailpostfächer zum Bei spiel für Fachschaften, Oberstufenberatung oder die Per- praktiziert werden«, so Martina Scherer. Digitalisierung im Bildungsbereich – wenig Licht und viel Schatten
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sonalvertretung vorgesehen. Der Mailspeicher ist mit nur ein GB eindeutig zu knapp bemessen. Der PhV fordert hier mindestens das Doppelte. Auch der Datenspeicher ist mit zehn GB nicht ausreichend. Außerdem müssen die Offline-Nutzung von Mail, Adressbuch und Kalender sowie Backups bzw. die Syn chronisierungen des Datenbestands ermöglicht werden. Ein weiterer Mangel: Der Messenger ‘Threema’ wird zwar schon seit geraumer Zeit den Lehrkräften zur Verfü gung gestellt, Eltern und Schüler müssten die Lizenzkosten aber selbst tragen – ein Unding! Alternativ könnte das Kultusministerium (KM) allen am Schulleben Beteiligten einen selbst betriebenen Messenger auf Matrix-Basis zur Verfügung stellen, wie das in anderen Bundesländern be reits geschieht. Besonders schwierig empfindet der PhV auch den Um gang mit der Zwei-Faktor-Authentifizierung, denn dabei sind Lehrkräfte meist auf ihr privates Smartphone ange wiesen. Lehrkräfte sollten hierfür vom Land zum Beispiel einen Einmalpasswort-Generator zur Verfügung gestellt bekommen. »Es kann nicht sein, dass die Nutzung privater Endgeräte vom KM vorausgesetzt wird«, so Cord Santel mann, der Referent des PhV für IT/Medien. Netzwerkstunden In den letzten Jahren, insbesondere seit der Pandemie, sind die Netzwerkstrukturen, digitalen Dienste und Gerä teparks (elektronische Tafeln, Dokumentenkameras, digi tale Endgeräte für Lehrkräfte und Schüler) an den Schulen enorm angewachsen. Eigentlich sind die Schulträger (also bei den Gymnasien in der Regel die Kommunen) für Aufbau und Administra tion der schulischen IT zuständig. Die Hauptlast der IT Betreuung an den Schulen wird aber laut einer Umfrage des Landesrechnungshofs von den Lehrkräften allein oder in Zusammenarbeit mit dem Schulträger geleistet. Diese mit der IT-Betreuung befassten Lehrkräfte bekommen laut einer Vorschrift von 1998 (!) für die Betreuung der
die Kommunen für zeitnahen professionellen Support sor gen oder das KM muss die Anrechnungsstunden für die Netzwerkberater, Moodle-Admins, Tablet-Betreuer usw. bedarfsgerecht aufstocken. Attraktivität des Lehrberufes steigern: »Wenn nicht jetzt, wann dann?« Ab dem Schuljahr 2032/2033 dürfen wir mit einem Mehr bedarf von 2000 Deputaten rechnen: »Wer, wenn nicht die Lehrkräfte vor Ort, könnten besser für den Beruf wer ben?« fragt Martina Scherer. »Doch nur wenn ich als Lehr person mit guten Arbeitsbedingungen, in einem angeneh men und wertschätzenden Klima arbeiten darf, kann ich Schülerinnen und Schüler für den Lehrberuf begeistern.« Folgende Punkte könnten die Nachwuchsgewinnung ver bessern: Kleinere Klassen und Verringerung des Deputats für mehr Zeit und Qualität. Alle Aufgaben als Lehrkraft müssen als Arbeit aner kannt, Mehrarbeit muss vergütet oder ausgeglichen wer den. Laufbahnperspektiven wiederherstellen: Der Beför derungsstau muss beseitigt, Aufstiegsmöglichkeiten müssen verbessert werden. »Wir bieten den politischen Entscheidungsträgern, der Re gierung und Verwaltung weiter unsere Expertise an!«, so schließt Martina Scherer. »Erfahrungen in und aus der Praxis müssen wertgeschätzt und genutzt werden. Davon profitieren alle Beteiligten!« → → →
Anhang
riesigen Schul-IT offiziell maximal zwei Anrechnungs stunden Unterrichtsermäßi gung, das entspricht etwa 142 Zeitstunden oder rund 3,5 Arbeitswochen Arbeitsleis tung einer Lehrkraft (vgl. PM des PhV vom 19. August 2024 ‘PhV BW zu prekärer IT-Be treuung an allgemeinbilden den Gymnasien’ QR-Code links ) .
PhV BW zu prekärer IT-Betreuung an allgemeinbildenden Gymnasien
https://www.phv-bw.de/phv-bw-zu- prekaerer-it-betreuung-an-allgemein bildenden-gymnasien/ (PM des PhV vom 19. August 2024)
De facto wird sehr viel mehr Arbeitszeit benötigt, sodass die Lehrkräfte die IT-Betreuung zum großen Teil sozusa gen ehrenamtlich leisten. Cord Santelmann verdeutlicht: »Viele Gymnasien haben eine IT wie mittelgroße Unter nehmen, die festangestellte IT-Betreuer in Vollzeit be schäftigen!« Der PhV BW fordert daher: Die IT-Betreuung der Schulen muss dringend gestärkt werden. Entweder müssen
Quelle: Landesrechnungshof BW, Denkschrift 2024, S. 80, https://rechnungshof.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/ Denkschriften/Denkschrift_2024/Denkschrift 2024.pdf
Az. 1811/2024-22 vom 5. September | Pressemitteilung des Philologen- verbandes Baden-Württemberg (PhV BW) zum Schuljahresbeginn 2024/2025
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Thema aktuell heute: SPD
Endlich kommt G9! Aber was ist mit den oberen Jahrgängen?
E s war ein jahrelanger politischer Kampf: Doch endlich wird G9 zum Schuljahr 2025/2026 einge führt. Die in anderen Flächenländern längst vollzogene Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium war lange überfällig. Vor allem der Druck der G9-Initiative und des Bürgerforums hat nun dazu geführt, dass die grün schwarze Blockadehaltung gegenüber schulstrukturellen Veränderungen aufgebrochen wurde. Bereits vor 2020 war der Handlungsdruck groß. Die Defizite von G8 und der übermäßige Druck sind aber vor allem in der Zeit während und nach der Corona-Pande mie deutlich hervorgetreten. Der Lei densdruck vieler Schülerinnen und Schüler war die Grundlage des großen Zuspruchs der Elterninitiative zum Volksantrag »G9 jetzt! BW« mit über 100000 Unterschriften für ein neun jähriges Gymnasium. Es hat sich ein mal mehr gezeigt: Grüne und CDU haben weniger aus inhaltlicher Über zeugung als aufgrund öffentlichen Drucks reagiert. Doch auch wenn G9 endlich einge führt wird, ist die Koalition zu kurz ge sprungen. Ja, G9 wird ab dem Schul jahr 2025/2026 mit den Klassenstufen 5 und 6 beginnen (faktisch also mit den diesjährigen Fünftklässlern). Aber nein, es gibt keine Entlastungsper spektive für alle höheren Jahrgänge. Während das SPD-geführte Nieder sachsen bei der Rückkehr zu G9 den Klassenstufen 5 bis 8 (!) den Wechsel vom acht- zum neunjährigen Bildungs gang ermöglicht hat, bleibt Baden Württemberg bei der kostengünstige ren Aufwuchsoption ab Klasse 5. Ein Fehler, denn der unproduktive Druck
es nicht sinnvoller, die zweite Fremd sprache statt wie geplant in Klasse 6 erst in Klasse 7 zu beginnen? Bleibt am Ende ausreichend Zeit zum »Üben – Üben – Üben«? Positiv hervorzuheben ist, dass die überfällige Stärkung von IT und De mokratiebildung endlich berücksich tigt wird. Gut ist auch, dass die Befähi gung zur Aufnahme einer beruflichen Ausbildung als Bildungsauftrag des Gymnasiums ins Schulgesetz aufge nommen wird – eine langjährige SPD Forderung (knapp dreißig Prozent al ler Azubis verfügen über eine Hoch schulreife). Auch die Stärkung der Grundlagenfächer ist sinnvoll. Aber um einen Gymnasialdirektor zu zitie ren: »Es klingt alles sehr vielverspre chend und viel versprechend!« Insbe sondere im Bereich Informatik und Naturwissenschaften fehlen jetzt schon zahlreiche Lehrkräfte. Auch eine Konsequenz fehlgeleiteter Kapazitäts planung – noch 2017 wurden über 1000 Lehrkräftestellen gestrichen! Auch hat der PhV im Juli ausdrück lich gefordert, die Klassenstunden ver bindlich pro Stufe festzuschreiben, um den Wechsel durch Zuzug zu erleich tern. Eine nachvollziehbare Forde rung. Überhaupt mehren sich jetzt be reits wieder Stimmen, die eine deutli che Aufstockung ‘ihres’ Faches for dern. Dies ist im Einzelnen oft nach vollziehbar, darf aber nicht dazu führen, den G8-Druck Richtung neues G9 zu perpetuieren. Nochmals: Kinder und Jugendliche brauchen Zeit zum Lernen! Zeit zum Einüben, zum ‘Set zenlassen’, zum Analysieren und zum Reflektieren. Und ja, Schule darf auch Spaß machen!
von Dr. Stefan Fulst-Blei, bildungspolitischer Sprecher
in den höheren Jahrgängen bleibt da mit erhalten. Und: Es werden keiner lei Konsequenzen daraus gezogen, dass aktuell ‘Lernstand 5’ für die Klas se 5 des Schuljahres 2023/2024 aufge zeigt hat, dass etwa vierzig Prozent der Schülerinnen und Schüler Probleme beim Dividieren haben. Auch hier könnte eine G9-Option massiv helfen. Aber Grüne und CDU wollen das Geld für ein umfangreicheres G9 nicht in die Hand nehmen. Notwendig wäre es dann aber wenigstens, den älteren Schülerinnen und Schülern andere Optionen anzubieten. Beispielsweise die Möglichkeit für ein einmaliges frei williges Wiederholungsjahr oder eine unterrichtsintegrierte Form von zu sätzlicher Unterstützung (zum Beispiel eine Art ‘in-class’-Rückenwind). För derstunden on top sind bei dem vollen Stundenplan nicht sinnvoll realisier bar. Auch sollten bereits 2025 (nicht wie geplant frühestens 2027) multipro fessionelle Teams (Schulsozialarbeit u.a.) an allen Schulen eingerichtet werden. Die Gelder hierfür müssen bereits zum nächsten Doppelhaushalt 2025/2026 bereitgestellt werden. Aber auch mit Blick auf das neue G9 gibt es zahlreiche Fragen: Wie sieht die neue Stundentafel konkret aus und wann wird sie kommen? Was passiert mit den Poolstunden? Wäre
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