Blickpunkt Schule 4/2019

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BLICKPUNKT Schule Rezensionen

Abitur und Bachelor für alle – wie ein Land seine Zukunft verspielt D er Autor Hans Peter Klein, Mitbe- gründer und Gesellschafter der Ge- sellschaft für Bildung und Wissen e.V.

Die unterschiedlichen Ansprüche in den einzelnen Bundesländern zeigen sich unter anderem darin, dass zum Beispiel die einen im Biologie-Abitur Vorschläge aus sechs Teil- gebieten, die anderen aus nur drei zu bear- beiten verlangen, und außerdem drei bzw. zwei Vorschläge. Interessant sind auch die Daten zum diesen Aufgaben jeweils beigege- benen (bzw. nicht beigegebenen) Text- und Graphikmaterial 2 . Der Autor vermerkt hierzu (so die offensichtliche Erkenntnis der Bay- ern), dass sich mit Lesekompetenzaufgaben die Abiturientenquote hochfahren lässt, und stellt schließlich fest, dass sich die Anforde- rungen zumindest in den Kernfächern im freien Fall befinden. Der von über 130 Ma- thematikern unterzeichnete ’Brandbrief’ ist ein deutliches Zeichen dafür. Die vermehrten Brückenkurse an den Universitäten sprechen da ebenfalls eine deutliche Sprache und be- legen die Entkernung des Mathematikunter- richts. Klein spricht auch von fortschreitender didaktischer Infantilisierung, zitiert ferner die neue PISA-Chefin Kristina Reiss mit einer sehr nachdenkenswerten Aussage 3 . Mit Blick auf das Lehramtsstudium befasst sich Klein mit den sinkenden (und oft ersatz- los gestrichenen) Fachstudienanteilen, ob- wohl (so die Bildungswissenschaftler) das Fachwissen eine wesentliche Bedingung für eine gute Didaktik ist 4 . Ein weiteres Problem (bzw. eine weitere Ursache) besteht darin, dass an den Hochschulen offensichtlich nicht mehr die Qualität des Engagements in For- schung und Lehre …, sondern der Erfolg beim Einwerben von Drittmitteln zählt und mit diesem Ziel Lehrerbildungszentren viel- fach auf das Modell einer ’School of Educa- tion’ umgestellt worden sind, sodass der

86 Jahre Harald Spalt, Seeheim-Jugenheim Günther Walter, Offenbach am Main Karlheinz Pfeiffer, Dreieich

(2010 in Köln gegründet) und Mitglied der Bildungskommission der Gesellschaft deut- scher Naurforscher, hat an der Frankfurter Goethe-Universität den Lehrstuhl für Didak- tik der Biowissenschaften inne. 2016 hatte bereits sein Buch ’Vom Streifenhörnchen zum Nadelstreifen. Das deutsche Bildungs- wesen im Kompetenztaumel’, zu Klampen, Springe 2016, für Aufsehen gesorgt, insbe- sondere mit der Schilderung, wie Neunt- klässler Abituraufgaben in Biologie mindes- tens ebenso gut lösen konnten wie die da- maligen Abiturienten – Grund: Man musste dabei lediglich die im beigefügten Text mit- gelieferten Informationen wiedergeben; es war also Kompetenz statt Wissen gefragt. In seinem nun erschienenen Buch ’Abitur und Bachelor für alle – wie ein Land seine Zukunft verspielt’ … nimmt er gewisserma- ßen die Nachfolgezeit unter die Lupe. Ne- ben Vorwort und Ausblick liefert er in zwölf Kapiteln auf gut zweihundert Seiten Zah- len 1 , Daten, Feststellungen und Thesen zu Abiturprüfungen, Studienzeit, Dissertatio- nen, Universitäten, ihrer jeweiligen perso- nellen Ausstattung und Finanzierung. Die Vergleiche beziehen sich auf konkrete Uni- versitäten, die einzelnen Bundesländer so- wie das Ausland, vor allem die USA. Dass die dabei festgestellte Nivellierung der An- sprüche zumindest faktisch weniger die Chancengleichheit als die Ergebnisgleichheit als Ziel anstrebt – und das bei ständig wach- sender Heterogenität! –, ist bei gesundem Nachdenken alles andere als wirklich ein Qualitätsmanagement.

87 Jahre Edelgard Orlopp, Kassel

35

Gottfried Zimmer, Bad Nauheim Dr. Sigrid Pfitzner-Seidel, Marburg Norbert Sommer, Heusenstamm

88 Jahre Walter Kastner, Gelnhausen Doris Bende, Frankfurt/M. Dr. Klaus Bottler, Darmstadt Georg Zentgraf, Kassel

89 Jahre Udo Fischer, Wetzlar

90 Jahre Fritz Geiß, Glashütten/Ts. Dr. Gerhard Müller, Friedrichsdorf

91 Jahre Gerhard Schmidt, Friedberg

92 Jahre Rudolf Strothjohann, Rüdesheim-Trift Karl-Heinz Hecker, Geisenheim

93 Jahre Dr. Fritz Tent, Marburg

Hans-Günter Marcieniec, Romrod Maria Barbara Schneiders, Bestwig

97 Jahre Maria Lampe, Frankfurt/M.

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