Blickpunkt Schule 4/2019

Trauerrede

In Gedenken an Dr. Helmut Jacobi

32 BLICKPUNKT Schule Personalien

Liebe Frau Jacobi, verehrte Angehörige des Verstorbenen, verehrte Trauergemeinde, der Hessische Philologenverband trauert um seinen langjährigen Vorsitzenden und Ehrenvorsitzenden Dr. Helmut Jacobi. Be- reits bald nach seinem Eintritt in den hessischen Schuldienst und der Aufnah- me seiner Unterrichtstätigkeit als Gymna- siallehrer an der Ricarda-Huch-Schule in Dreieich-Sprendlingen begann er, sich im und für den Hessischen Philologenver- band, den Interessenverband der hessi- schen Gymnasiallehrerinnen und Gymna- siallehrer, zu engagieren. Offenbar rasch wurde man im Verband auf ihn aufmerk- sam; so wurde er • 1964 Schulvertrauensmann der Schulgruppe der Ricarda-Huch-Schule, • 1969 Stellvertretender Vorsitzender des Verbandes • und von 1973 bis 1987, also vierzehn Jahre lang, war er dann Vorsitzender des Hessischen Philologenverbandes, damit auch Mitglied des Bundesvor- standes und des Bundesausschusses des Deutschen Philologenverbandes und in dieser Zeit auch Mitglied im Hauptpersonalrat der Lehrerinnen und Lehrer beim Hessischen Kultusminister. Es versteht sich, dass diese ehrenamtli- che Tätigkeit in herausgehobener Funkti- on – neben der weiterhin zu leistenden Unterrichtsarbeit an der Schule – eine enorme Arbeitsbelastung mit sich brach- te: Dutzende von Sitzungen des ge- schäftsführenden Vorstandes und des Landesvorstandes waren zu leiten, die jährlichen Vertreterversammlungen wa- ren vorzubereiten und zu bestreiten, in der Vertretung des Verbandes nach au- ßen waren ungezählte Gespräche zu füh- ren mit dem Kultusminister, mit Ministe- rialbeamten, mit Vertretern von Kirchen, • 1967 Vorsitzender des Schulpolitischen Ausschusses

Wirtschaftsverbänden, mit Eltern- und Schülervertretungen. Briefe waren zu schreiben, Stellungnahmen zu formulie- ren, regelmäßig Beiträge für die Ver- bandszeitschrift ’Blickpunkt Schule’ zu verfassen und Rechenschaftsberichte zu entwerfen, ungezählte Telefonate zu füh- ren und vieles andere mehr. All dies hat Dr. Jacobi vierzehn Jahre lang mit einem bewundernswerten Arbeitseinsatz und in unermüdlicher Pflichterfüllung erledigt. Auch nach seiner Zeit als Vorsitzender des Verbandes blieb er dem Verband – nunmehr als Ehrenvorsitzender – eng ver- bunden. Zu den Landesvorstandssitzun- gen kam er regelmäßig und erhob seine Stimme, wann immer es ihm geboten schien; er sprach immer druckreif, fokus- siert auf das, was ihm wichtig war, ohne jegliche Weitschweifigkeit. Dabei stand seine Loyalität stets außer Zweifel. Und auch auf unseren jährlichen Vertreterta- gen, wo auch immer in Hessen sie statt- fanden, war er immer präsent; und mit Bewunderung, Dankbarkeit und auch be- wegt – weil es auch um mich dabei ging – denke ich an seine große Rede vor knapp vier Jahren auf unserem Vertreter- tag in Niedernhausen anlässlich des Füh- rungswechsels im Verband zurück. Und noch in unserem letzten Telefonat im Mai dieses Jahres zeigte er reges Interesse an den Verbandsangelegenheiten. Er hat sich nie zurückgezogen – und insofern lebte er das Motto, mit dem er uns beim Empfang anlässlich seines achtzigsten Geburtstages in Wiesbaden vertraut machte: »Höre nie auf anzufangen – und fange nie an, aufzuhören.« Hinter seiner persönlichen Bescheiden- heit, die vorbildhaft war und die den per- sönlichen Umgang mit ihm so unkompli- ziert machte, verbargen sich beachtliche intellektuelle und politische Qualitäten. So war er im positiven Sinne streitbar; er war bereit zu kämpfen – immer korrekt und verbindlich im Ton, aber entschieden in der Sache. So sei gerade an diesem

Ort erinnert an die Auseinandersetzun- gen um die Schulstruktur in dieser Stadt zum Ende der siebzigerer Jahre des ver- gangenen Jahrhunderts, als eine dem Gymnasium nicht wohlgesonnene Mehr- heit im Kreistag wie im Landtag in Wies- baden das Gymnasium seiner Mittelstufe berauben und zu einem reinen Oberstu- fengymnasium umwandeln wollte mit der Folge, dass die Eltern nach der För- derstufe 5/6 für ihre Kinder keine Alter- native zu den damals drei existierenden Gesamtschulen gehabt hätten. In dieser Auseinandersetzung kämpfte Dr. Jacobi – gemeinsam mit Ihnen, liebe Frau Jacobi –, die Sie damals auch unmittelbar betroffe- ne Eltern einer in der Förderstufe befind- lichen Tochter waren, an vorderster Front, indem Sie sich auch als Kläger für etwai- ge Rechtsstreitigkeiten zu Verfügung stellten. Hier hat sich, wie wir wissen, der Kampfesmut gelohnt. Ein unübersehbares Charakteristikum Dr. Helmut Jacobis war sein Humor – ein lei- ser, trockener Humor, der oftmals beiläu- fig und schnoddrig daherkam, der auch spitz und ironisch sein konnte, aber nie- mals verletzend war. Humor und insbe- sondere Selbstironie, zu der er in hohem Maße fähig war, sind ja immer auch Aus- druck von Distanz zu dem, was man ist und tut, und deshalb auch Ausdruck innerer Souveränität. Auch hierfür ein Beispiel: Im Mai 1992 schenkte er mir ein Exemplar seiner Dissertation mit dem Hinweis, er räume gerade sein Büro auf,

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