Blickpunkt Schule 4/2019

Akademikeranteil von 25 Prozent, aber einen Schwerpunkt bei der Berufsausbil- dung verzeichnete. Der Referent kritisierte, dass Wissens- aneignung nicht mehr Hauptziel des Studiums sei. In Bezug auf die Lehrkräf- teausbildung für das Gymnasium sei das Fachstudium in den letzten 25 Jahren um 50 Prozent zurückgegangen, die neuen Fachdidaktiker kämen nicht mehr aus dem Fach, sondern aus der empiri- schen Bildungsforschung. Auch die poli- tische Führung bestünde nicht mehr aus Fachleuten und habe vor allem die Zu- friedenheit der Eltern im Blick, die für ihre Kinder hohe Abschlüsse wünschten. Generell sei eine Ghostwriting-Zunahme und eine »wundersame Vermehrung der Dissertationen und Bestnoten« festzu- stellen. Statt der bisherigen Wissensver- mittlung seien unter dem Stichwort Di- gitalisierung Selbstlernprozesse, die nicht zur Bildung führten und daten- schutzrechtlich bedenklich seien, ange- sagt. Das bringe nichts für das Mathe- matiklernen; auf der Strecke blieben das Durchdringen des Gelernten, das Verstehen und die Nachhaltigkeit. Gene- rell sei Personal wichtiger als Hardware, was beispielsweise in den USA verwirk- licht werde, allerdings verbunden mit hohen Studiengebühren. Viele Studien- gänge in Deutschland würden seiner Ansicht nach besser in das duale Berufs- ausbildungssystem zurückgeführt. Zum Thema Inklusion verwies Prof. Klein auf die USA, in denen alle Schüle- rinnen und Schüler eine Schule besuch- ten, allerdings ihren Fähigkeiten ent- sprechend in verschiedenen Klassen lernten. Auch sei an jeder Schule Unter- stützung der Lehrkräfte durch Sozialbe- treuer und Krankenschwestern gewähr- leistet. Dies seien auch für Deutschland wichtige Voraussetzungen. Als Fazit stellte Andreas Lotz in der abschließenden Runde fest, dass für die Schnittstelle Schule/Universität zwei Punkte besonders wichtig seien: Die Kontinuität des Gymnasiums zu gewähr- leisten, statt bei immer neuen Moden mitzumachen und die digitale Bildung zu begrenzen zugunsten der Bildung als Beziehungsarbeit. Dr. Iris Schröder-Maiwald und Angelika Kiene-Bock

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70. Jahrgang | ISSN 0723-6182 Verleger:

Hessischer Philologen- verband e.V. Die Zeitschrift »BLICKPUNKT

20 Veranstaltungen BLICKPUNKT Schule

SCHULE« des Hessischen Philologen- verbandes erscheint fünfmal im Jahr 2019. Der Hessische Philologenverband ist der Gesamtverband der Lehre- rinnen und Lehrer an den Gymna- sien in Hessen sowie der an ande- ren Schulformen tätigen Philolo- gen. Er ist der Fachverband im Deutschen Beamtenbund, Landes- bund Hessen (dbb), er ist dem Deutschen Lehrerverband Hessen (dlh) und durch den Deutschen Philologenverband (DPhV) dem Deutschen Lehrerverband (DL) angeschlossen. Für den Inhalt verantwortlich: Der Vorstand des Hessischen Philologenverbandes. Verantwortlicher Redakteur: Werner Meyer | Stiftstraße 29 65183 Wiesbaden Tel.: 06 11 / 59 95 54 eMail: weme.wi@t-online.de Mit dem Namen der Verfasser gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Hessischer Philologenverband e.V. Geschäftsstelle: Schlichterstraße 18 65185 Wiesbaden Tel.: 06 11 / 30 74 45 Fax: 06 11 / 37 69 05 eMail: hphv@hphv.de Web: www.hphv.de Bank: Volksbank Odenwaldkreis BIC: GENODE51 MIC IBAN: DE30 5086 3513 0004 3579 73 Der Verkaufspreis ist durch die Mitgliedsbeiträge abgegolten. Verlag und Anzeigenverwaltung: Pädagogik & Hochschulverlag Graf-Adolf-Straße 84 40210 Düsseldorf www.dphv-verlag.de Anzeigenverwaltung: Tel.: 02 11 / 3 55 81 04 Fax: 02 11 / 3 55 80 95 eMail: dassow@dphv-verlag.de Satz und Layout: Tel.: 02 11 / 1 79 59 65 Fax: 02 11 / 1 79 59 45 eMail: heinemann@dphv-verlag.de

» Prof. Dr. Hans Peter Klein von der Johann Wolfgang Goethe- Universität in Frankfurt

die Bearbeitung der Mathematikaufga- ben des Zentralabiturs und des Abiturs 1995 zu einem stark differierenden No- tenbild führte. Prof. Klein ging anschließend zur Be- trachtung der Situation an den Universi- täten über und stellte zunächst fest, dass im Fach Mathematik vor allem die Kenntnisse aus der Mittelstufe fehlten, und eine weitere Ursache für das Schei- tern viele Studierender sei, dass es dort keine materialgestützten Aufgaben ge- be. Er verwies zu dieser Thematik auf den Artikel ’Mathe-Abitur auf Irrwegen’ in der Zeitschrift ’Profil’ des Deutschen Philologenverbandes (Ausgabe 7- 8/2019, S. 18 ff). Er bedauerte, dass nicht alle Bundesländer bereit seien, Aufgaben aus dem IQB-Pool zu überneh- men und verglich die Abiturientenquote in Hamburg, Bremen und Berlin von 50 bis 60 Prozent mit der in Bayern von 37 Prozent. Die Politik, so Prof. Klein, wolle einen hohen Abiturientenoutput und ei- nen hohen Akademisierungsgrad der Bevölkerung. Dies werde durch Senkung der Abituranforderungen sowie durch Einführung von Studiengängen mit Ba- chelor-Abschluss ohne Berufsaussichten (’Mickey Mouse Studiengänge’, insge- samt über 19 000 Studiengänge) und Er- folgsboni (zum Beispiel 4000 Euro in Nordrhein-Westfalen) für jeden Studien- absolventen erreicht. Zum Vergleich zog er die Situation in der Schweiz heran, die in den Jahren 2007 bis 2017 eine gleichbleibende Abiturientenzahl, einen

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