Blickpunkt Schule 4/2019

18 BLICKPUNKT Schule Veranstaltungen

» Der bildungspolitische Sprecher der SPD, Christoph Degen

» Der bildungspolitische Sprecher der FDP, Moritz Promny

» Die Sprecherin der Linken, Elisabeth Kula

» Jutta Müller und Lea-Sophie Fleck von der Technischen Hochschule Mittelhessen

tof Ganß. Als ein Beispiel führte er den Übergang von der Grundschule an das Gymnasium an. Durch den Elternwillen kämen Kinder an die Gymnasien, die von vorneherein zum Scheitern verurteilt sei- en. Das Gymnasium werde auf Dauer zur neuen Gesamtschule. So gebe es zum Beispiel in Darmstadt, wo er Schulleiter eines Gymnasiums sei, eine Übertritts- quote von sechzig bis siebzig Prozent. Verlässliche Übergangsprofile müssten hier dringend formuliert werden. Ein wei- teres Thema sei die Inklusion, die poli- tisch gewollt werde, aber in der Praxis unter den derzeitigen Rahmenbedingun- gen kaum umsetzbar sei. Es fehle an Manpower, Unterstützungssystemen wie Sozialpädagogen, Psychologen etc., um nur einige zu nennen. Nach der pointierten Replik von Chris- tof Ganß und einer sich anschließenden Aussprache stellten Jutta Müller und Lea- Sophie Fleck die Ergebnisse der ESUS vor, die in den Jahren 2013 bis 2017 an der Technischen Hochschule Mittelhessen durchführt wurde. Das Projektteam unter der Leitung der Diplom-Psychologin Jutta Müller ging in der Studie den Fragen nach, wie Schüle- rinnen und Schüler verschiedener Schul- formen mit den Anforderungen eines Studiums zurechtkommen, ob die Schule

die nötigen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Übergang mitgibt und wie die Hochschule die unterschiedlichen Bil- dungswege besser berücksichtigen kann. Diese Fragen wurden gezielt und syste- matisch in Zusammenarbeit mit sechs Kooperationsschulen untersucht. Die Studie war als Panel angelegt. Es wurden insgesamt 334 Studienverläufe von Studienanfängerinnen und -anfän- gern aus drei Kohorten untersucht. Durch die Studie haben die Hochschule und be- teiligte Schulen Erkenntnisse darüber er- worben, wie der Studieneinstieg in Ab- hängigkeit von der Schulform gelingt. Mit der Hochschulzugangsberechtigung wird Studierenden eine Studierfähigkeit bescheinigt, die das erfolgreiche Absol- vieren eines Studiums ermöglichen soll. In Hessen werden bei der Zulassung zum Bachelorstudium die heterogenen Bil- dungsverläufe, die zu einer Hochschulzu- gangsberechtigung führen, nicht weiter berücksichtigt. Auch wenn die zum Studi- um führenden Schulformen sich hinsicht- lich der Schuldauer, der Lehrinhalte oder des fachlichen Profils deutlich unterschei- den, wird davon ausgegangen, dass Stu- dierende mit unterschiedlichen schuli- Zum Hintergrund der Studie 1

schen Hintergründen und verschiedenen Ausgangsbedingungen in der gleichen Zeit zum gleichen Studienerfolg kommen können. Hochschulen stellen demzufolge alle Studienanfängerinnen und -anfänger vor die gleichen Bedingungen und das gleiche Studienprogramm. Ist dieses Vorgehen angesichts gleich- bleibend hoher Studienabbruchzahlen und der Diskussionen um Studienerfolgs- quoten zielführend und Erfolg verspre- chend? Haben die Schülerinnen und Schüler verschiedener Hochschulzugangs- wege trotz unterschiedlicher Vorausset- zungen die gleichen Chancen, ein Studi- um erfolgreich abzuschließen? Fazit Wie kommen Schülerinnen und Schüler verschiedener Schulformen mit einem Studium an der THM zurecht? Wie gut die Studierenden mit dem Studi- um an der THM zurechtkommen, hängt beträchtlich mit deren schulischer Her- kunft zusammen. Studierende mit Fach- hochschulreife (FHR) fühlen sich zu Studi- enbeginn von der Schule häufiger nicht ausreichend auf das Studium vorbereitet, was sich auch im Studieneinstieg be- merkbar macht: Sie berichteten bereits Mitte des ersten Semesters häufiger über fachliche Schwierigkeiten und fühlten sich hinsichtlich des Arbeitsaufwands und des Anspruchsniveaus für das Studium in stärkerem Maße überfordert als Studie- rende mit Allgemeiner Hochschulreife (AHR). Viele Studierende mit Fachhoch- schulreife stellten zu diesem Zeitpunkt fest, dass die eigenen Vorkenntnisse für die Bewältigung der Studienanforderun- gen nicht ausreichen würden; besonders

» Präsentation

der ESUS-Studie

1 ’Hintergrund der Studie’ und ’Fazit’: Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Autorinnen.

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