Blickpunkt Schule 2/2021

Nerviges Schaukel- management ohne Ende?

Editorial

Bild: Geo Martinez/AdobeStock

D ie Infektionszahlen in ten Lockdowns wieder deutlich an. Das ist wenig überraschend, ent- spricht es doch den Prognosen von Vi- rologen und Epidemiologen. Neben der ’analogen’ Welt hat sich im Bil- dungsbereich eine digitale Lernwelt fest etabliert, die bei allen Vorteilen in der jetzigen Ausnahmesituation auch massive Belastungen mit sich bringt. In den Schulen müssen derzeit die Interessen von Eltern und Schülern sowie von Lehrkräften ausbalanciert werden, wobei es immer wieder spür- bar knirscht. Wenn es bei der digitalen Infrastruktur bzw. Ausstattung nicht klemmt, ist es das organisatorische Hin und Her, das zermürbend auf die Akteure in den Schulen wirkt. Ein Stu- fenplan soll, orientiert an den Inzi- denzwerten, die Lockerungen regeln. Dass die Schulöffnungen jedoch nicht mit einer vorgezogenen Impfung aller Lehrerkräfte, die das System Schule aufrechterhalten sollen, verbunden sind, um so die gesundheitlichen Risi- ken zu minimieren, ist nicht gerade ein Ruhmesblatt im staatlichen Krisen- management. Zwar haben imHinblick auf das häusliche Lernen der Schüler Wissen- schaftler des Leibniz-Instituts für Bil- dungsverläufe (LIfBi) in einer Corona- Zusatzbefragung (NEPS) herausge- funden, dass die Kinder mit hoher Deutschland steigen seit der leichten Lockerung des zwei-

ministerium und den Staatlichen Schulämtern. Über Bilanz und Ziel- setzungen informieren wir in dieser Ausgabe – ich hoffe auf Ihre Stimme für den hphv! Denn der hphv ist die Gewerkschaft mit Expertise und Pro- gramm für die gymnasiale Bildung; er lehnt eine Egalisierung im Bildungs- wesen entschieden ab und setzt sich ein für die Beibehaltung und Förde- rung des gegliederten Schulwesens, das sich an den unterschiedlichen Be- gabungen und Lernvoraussetzungen sowie an Leistungskriterien orientiert. Binnendifferenzierung kann die äuße- re Differenzierung, die das gegliederte Schulsystem bietet, nicht ersetzen. Eine stark ausgeprägte Heterogenität in einer Lerngruppe führt zwangsläu- fig zu nivellierten Leistungsansprü- chen, zu einer Unter- bzw. Überforde- rung von Schülern, zu einer Beein- trächtigung des Lernklimas. Unsere Haltung in der gymnasialen Bildung wird bestätigt durch die Quintessenz der Studie ’Kognitive Homogenisie- rung, schulische Leistungen und so- ziale Bildungsungleichheit’, hierzu habe ich einen gesonderten Beitrag verfasst. Die Protagonisten von Ein- heitsschulmodellen befinden sich auf einem ewigen Hoffnungslauf. Bleiben Sie gesund, zuversichtlich und uns gewogen!

von REINHARD SCHWAB Vorsitzender des Hessischen Philologenverbandes

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Lesekompetenz und hoher Anstren- gungsbereitschaft besser mit dem Ler- nen zu Hause zurechtkamen. Dennoch ergeben sich unstrittig aus Schul- schließungen bzw. Distanzunterricht klare Negativeffekte im Lernprozess, besonders bei jüngeren und sozial be- nachteiligten Schülern und Schülerin- nen, was die Problematik verstärkt. Wie wir mit denmisslichen Lernbe- dingungen und Lerneinbußen zukünftig umgehenmüssen, sollte uns möglichst rasch beschäftigen. Eine Analyse des Lernstandes und baldige systematische Unterstützungssysteme, Lernangebote parallel zumUnterricht sind hier not- wendig. Zusätzliches fachlich qualifi- ziertes Personal muss herangezogen, auch die Entwicklung digitaler Kompe- tenzen weiter ausgebaut werden. Bei den Personalratswahlen im Mai entscheiden Sie mit darüber, wie un- sere Vertretungen in den nächsten drei Jahren zusammengesetzt sind. Der hphv tritt im dlh-Bündnis an und nutzt damit die Kompetenzen dreier spezialisierter Verbände in der Perso- nalratsarbeit beim Hessischen Kultus-

SCHULE

Mit kollegialen Grüßen Ihr Reinhard Schwab

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