Blickpunkt Schule 2/2021
zen steckengeblieben sind bzw. verschleppt wurden. Zu lange wurden Zuständig- bzw. Verantwortlichkeiten mit Blick auf die Anschaffung von Luftfiltergeräten zwischen der Landespolitik und den Schulträgern hin- und herge- schoben. SCHMITT: Die Wertschätzung für die Tätigkeit der Lehr- kräfte ist schon immer ein schwieriges Thema gewesen. Ich habe das Gefühl, dass die Pandemiesituation uns alle dünnhäutiger macht: Die Kritik an den vermeintlich fau- len Lehrern mag nicht mehr geworden sein, aber auf je- den Fall ist sie lauter geworden. Als selbst gestresste Lehrkraft ist man für solche Ausbrüche der Kritik natür- lich umso anfälliger. Es gibt mir Kraft, wenn ich seitens der Kolleginnen und Kollegen oder der Schulleitung ein paar einfache, ehrliche und unmittelbare Worte der Wert- schätzung höre. Umso dankbarer bin ich dafür, dass ich Schulleiter habe, die dafür sensibel sind. Von Elternseite oder der Politik höre ich wenig außer den üblichen Flos- keln, die sich über die Jahre abgedroschen haben. Es fehlte noch, dass im Landtag in Wiesbaden für uns ap- plaudiert wird. Davon hätten wir genau so wenig wie die Pflegekräfte im vergangenen Jahr. BOCK: Von allen Seiten erhalte ich persönlich, aber auch alle Kolleginnen und Kollegen an Schule und im privaten Umfeld von ihren Schulleitungen Wertschätzung für ihr un- ermüdliches Tun und Handeln. Die Schülerinnen und Schü- ler erkennen schnell, welche Lehrkräfte sich für sie einset- zen, ihren Lernprozess im Blick behalten und nicht einfach nur Aufgaben einstellen. Sie schätzen ehrliches Feedback und versuchen genau wie im Präsenzunterricht, den Anfor- derungen gerecht zu werden. Auch die Elternschaft ist dankbar dafür, wenn Unterrichtsinhalte unter Anleitung und Augenmaß vermittelt bzw. aufgegeben werden. Auch Eltern haben während der Pandemie Außerordentliches leisten müssen. Seitens der Politik kann ich leider keine Wertschätzung feststellen – schon gar nicht für den Distanzunterricht, der in den Medien oftmals als Schulausfall dargestellt oder mit Schulschließung gleichgesetzt wird. GOTTA-LEGER: Unterricht sollte immer in einem wert- schätzenden Rahmen aller beteiligten Akteure erfolgen, damit Lehren und Lernen gelingen kann. Wertschätzung erhielt ich von Lernenden wie von Eltern. MEISS: Schulleitung, Eltern und Schülerschaft waren genauso überfahren von der Situation und man hat sich als Schulgemeinde zusammengerauft. Dort fühle ich mich wertgeschätzt, es gab konstruktive Kritik, mit der sich die Situation bessern ließ und inzwischen ist es ein- gespielt. Aus der Politik und der Presse gab es immer wieder posi- tive Signale, einige davon erwiesen sich als Lippenbe- kenntnisse. Welche Priorität hat Bildung wirklich? Ist man bereit, über den eigenen (politischen) Schatten zu sprin- gen, zu handeln und gegebenenfalls falschzuliegen mit
allen zugehörigen Konsequenzen oder wartet man ab, um ja nichts falsch zu machen. ?? Was müsste für Schulen bei dem Umgang mit der Pandemie grundsätzlich anders geregelt werden, wenn wir die Uhr nochmals auf Anfang zurückdrehen könnten? KIRCHEN: Frühere und verlässliche Information zu den Re- gelungen, auch zur Leistungserfassung und -überprüfung (Bewertung und Versetzung)/ggf. Aussetzung der Leis- tungsüberprüfungen und Vergleichsarbeiten etc. bis auf die Abschlussjahrgänge. Das Festhalten daran verursacht für alle zusätzlichen Stress, obwohl klar ist, dass die Schü- lerinnen und Schüler erst mal wieder in der Schule ’ankom- men’ müssen und einen geregelten Tagesablauf/Struktur ’erlernen’ müssen. • Ehrliche Auskünfte: nicht »Masken sind problematisch«, nur weil man nicht genügend zur Verfügung hat. Ehrliche Information aller Bürgerinnen und Bürger anstelle von: »Es gibt Digitalunterricht« (als wäre der Präsenzunter- richt 1:1 ersetzbar), die Ersatzvariante der Begleitung der Schülerinnen und Schüler im Lernprozess durch digitale Medien auch so benennen. • Ehrliche Begründung für die Notbetreuung: Wirtschaft am Laufen halten anstelle von »Kinder übertragen Coro- na nicht/sind nicht ansteckend«. • Schulen grundsätzlich besser ausstatten (personell und sächlich) – nicht nur die Lufthansa unterstützen … • Klare und einheitliche Regelungen treffen (am besten bundesweit) und mit Vorlauf ankündigen – Stichwort: gute Informationspolitik! • Nicht nur im Umgang mit der Pandemie gilt es, grund- sätzliche Regelungen zu treffen bzw. Verbesserungen anzubahnen und Veränderungen zuzulassen. • Bitte den – demnächst hoffentlich gut ausgestatteten – Schulen überlassen, was sie wie umsetzen wollen und können, zum Beispiel A- und B-Gruppen, Anschaffung von Luftfiltern oder anderen Hilfsmitteln oder bauliche Veränderungen etc. RAU: Es müsste erst die technische Ausstattung der Schu- len sowie die Anschaffung der digitalen dienstlichen End- geräte für Lehrkräfte erfolgen und nicht selbstverständlich vorausgesetzt werden, dass Lehrkräfte hierfür ihre eigenen Geräte einsetzen und sich teilweise auch noch eigenstän- dig selbst ’technisch aufrüsten’. Sodann müssten Fortbildungen im Bereich digitalen Un- terrichtens für alle Fächer angeboten werden. Parallel müssten datenschutzkonforme Videokonferenz- systeme zur Verfügung gestellt werden und nicht per Dul- dung datenschutzrechtlich zweifelhafter Videokonferenz- systeme Lehrkräfte letztlich in eine gewisse rechtliche Grauzone geschickt werden. Erst danach hätten Lehrkräfte die Erlaubnis, digital ge- stützten Unterricht erteilen zu dürfen bzw. könnten zu die- sem verpflichtet werden!
24 Klartext SCHULE
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