Blickpunkt Schule 1/2020
Umkehr und Aufbruch Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Jahr fängt doch prima an! Gut drei Prozent Gehaltserhöhung, ohne dass wir besondere Anstrengungen unternehmen müssten. Unsere Ar- beitsplätze sind gesichert, das Gym- nasium erfreut sich größter Beliebt- heit, die Schülerinnen und Schüler strömen in Scharen. Der Kultusminis- ter lobt das Gymnasium in den höchs- ten Tönen und der Hessische Philolo- genverband ist gern gesehener Ge- sprächspartner im Ministerium und bei den meisten Parteien. Für uns ist gesorgt. Also in aller Ruhe weiter in Richtung auf den Ruhestand, in Rich- tung Pension, denn die ist sicher, wie einst die Rente. geht es darum, die Belange der Be- diensteten in den Fokus zu stellen. Wichtig und konkret greifbar sind hier die gewählten Mitglieder der Personalräte auf allen Ebenen. Dabei ist es nicht gleichgültig, wer unsere Interessen als Gymnasiallehrkräfte vertritt. Nur wir selbst wissen um die Besonderheiten und die besonderen Anforderungen unseres Berufes. An- dere Gewerkschaften kümmern sich um ihre eigene Klientel. Wenn wir al- so wollen, dass unsere Belange ge- fest, dass die Veranstaltungen des hphv von immer weniger Mitgliedern besucht werden. Dies kann nicht an den Themen oder an den Referenten liegen, denn diese sind durchweg in- teressant. Alle Veranstaltungen bie- ten Gelegenheit zum Gedankenaus- tausch und häufig zum Gespräch mit Politikern, die man im Alltag selten trifft. Mag sein, dass die Arbeitsbelas- tung eine Rolle spielt, aber alle Veran- staltungen des Hessischen Philolo- genverbandes sind auch Fortbil- dungsveranstaltungen und damit dienstlich relevant. Das ist der Grund, dass Schulleiterinnen und Schulleiter die Teilnahme an gewerkschaftlichen Veranstaltungen genehmigen müs- von CHRISTOF GANSS Redakteur der Zeitschrift Blickpunkt Schule Wahlurne werden es an den Wahlta- gen nur wenige Schritte sein. Damit aber nicht genug. Wir stellen
Editorial 3
Warum also diese irritierende Über- schrift? Aufbruch könnte man ja noch verstehen, obwohl es doch gerade so gemütlich ist. Aber gleich Umkehr? Vielleicht auch noch Aufbruch in eine andere, gar die entgegengesetzte Richtung? Genau darum geht es! Wir haben uns gut eingerichtet, weil es uns zumindest materiell gut geht. Wir verlassen uns darauf, dass Lohnerhöhungen des Tarifbereiches auf den Beamtenbereich übertragen werden. Dabei übersehen wir zu ger- ne, dass dies weit schwieriger als ge- meinhin angenommen ist. Es bedarf zäher Verhandlungen, dieses Ziel zu erreichen. Diese Verhandlungen wer- den auf der Seite der Bediensteten von den Gewerkschaften geführt. Für uns als Mitglieder des hphv über- nimmt diese Aufgabe der Beamten- bund. Daneben gibt es viele Details zu verhandeln, für die die Gliedge- werkschaften zuständig sind, also auch der Hessische Philologenver- band. Gesetzesvorhaben, Verordnun- gen im Bildungsbereich müssen ge- lesen, bearbeitet und kommentiert werden. Gespräche mit Parteien und Ministerien sind zu führen. Ständig
sehen, gehört und berücksichtigt werden, müssen wir dafür sorgen, dass unsere Kandidatinnen und Kan- didaten auch gewählt werden. Der erste Schritt liegt daher darin, zur Wahl zu gehen, bei der Wahl gezielt die Personen bzw. die Listen zu wäh- len, die unsere Interessen anschlie- ßend vertreten. Verlassen Sie sich nicht auf nette Menschen, die mit ih- rer angeblichen Unabhängigkeit werben. Dies mag gut klingen, be- deutet aber in der Realität, dass die- se Menschen organisationslos arbei- ten und letztlich nur für ihre persön- liche Meinung stehen und keine ge- meinsame Idee verfolgen. Wir treten als Hessischer Philolo- genverband mit einer gemeinsamen Liste im Deutschen Lehrerverband Hessen (dlh) an. Wählen Sie diese Lis- te, damit die Positionen unseres Ver- bandes gestärkt werden. Es kann nicht sein, dass wir an manchen Schulen weniger Stimmen erhalten als wir Mitglieder haben. Geben Sie sich einen Ruck, bis zur nächsten
sen, wenn nicht schwerwiegende dienstliche Gründe dagegenstehen. Machen Sie von Ihrem Recht auf ge- werkschaftliches Engagement und von Ihrem Recht auf Fortbildung Gebrauch. Ihre Teilnahme an den Veranstal- tungen ist auch für die Außendarstel- lung des Verbandes wichtig. Nur wenn unsere Referenten vor vollbesetzten Reihen auftreten, nehmen sie uns auch als wichtige Gewerkschaft wahr. Nichts ist für die Außenwirkung schädlicher als halbleere Auditorien. Geben Sie sich auch hier einen Ruck: Kommen Sie auf jeden Fall zum Ge- werkschaftstag nach Frankfurt, zei- gen Sie die Stärke unserer Gewerk- schaft auch durch Ihr persönliches Erscheinen. Lassen Sie uns umkehren, die Be- quemlichkeit ablegen und dazu auf- brechen, unsere Ideen als Gymnasial- lehrkräfte auch in der Öffentlichkeit wieder sichtbar zu machen. Wir sehen uns: spätestens am Gewerkschaftstag!
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