Blickpunkt Schule 1/2020

Gymnasium

Aus den Ausschüssen

»Wir sind eigentlich in Wahrheit längst eine Gesamtschule, aber behalten Sie das bitte für sich.«

Bild: McCarony/AdobeStock

Jedem Schüler seine Schule!

Unter diesem Motto konstituierte sich am 26. November des vergan- genen Jahres der Ausschuss für Gesamtschulfragen im Sporthotel Grünberg. Mein erster Dank galt Markus Stellfeldt, der mich in einer Zeit des Übergangs hervorragend beraten hat, und ich hoffe auch für die Zukunft auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit als mein Stell- vertreter zumWohle aller Gymnasiallehrerinnen und Gymnasiallehrer an Gesamtschulen. A mTage meiner Geburt begann dieTagesschau mit einem sechsminütigen Bericht zum von BORRIES A. THIELE Vorsitzender des Ausschusses für Gesamtschulfragen

Schulwesen Deutschlands fest etab- liert und leisten in ihrer Gesamtheit keine bessere oder schlechtere Arbeit als herkömmliche Gymnasien. Mehr noch: Gerade im ländlichen Raum sind sie häufig die einzige Möglichkeit, eine begabungsgerechte Ausbildung für Schülerinnen und Schülern in allen Schulzweigen zu ermöglichen. Sie bieten darüber hinaus den unschätz- baren pädagogischen Vorteil, dass ein Schulzweigwechsel von Schülerinnen und Schülern, die ansonsten eine Schule ganz verlassen müssten, weni- ger als gesamtschulisches Versagen empfunden wird. Der Hessische Philologenverband versteht sich bekanntlich als Interes- senvertretung von Lehrerinnen und Lehrern, die auf das Abitur vorberei- ten. Diese befinden sich aber nicht nur an herkömmlichen Gymnasien, son- dern eben auch an den zahlreichen, ebenso erfolgreich arbeitenden Ge- samtschulen im ganzen Land. Diesen Kolleginnen und Kollegen möchte ich in der Zukunft im Hessischen Philolo- genverband in angemessenem Um- fang Stimme und Gewicht verleihen. Vor uns steht die Personalratswahl, mit der wir uns auf unserer nächsten Sitzung am 12. Februar an bewährter Stätte beschäftigen werden.

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Thema ’Gesamtschule umstritten’ in- klusive abschließendemKommentar von Ernst-Dieter Lueg. Ein Omen? Sei- nerzeit traten SPD und FDP für die ’Ge- samtschule als Angebotsschule’ ein, die neben dem gegliederten Schulsys- tem eingerichtet werden sollte, sofern die Eltern dies wünschten. CDU und CSU hingegen beharrten auf einer ’Ge- samtschule als Versuchsschule’, da sie noch nicht genügend erprobt sei. In der Bundestagsdebatte zur Vergleichbar- keit der jeweiligen Abschlüsse warnte der Berliner Schulsenator Rasch (FDP) vor einer ’Gesamtschule als Dünn- brettschule’, während der bayerische Kultusminister Maier (CSU) deutlich machte, dass die unionsregierten Län- der die ’Gesamtschule als Regelschule’ nicht anerkennen würden, der Ham-

burger Schulsenator Grolle (SPD) aber sogar die ’Gesamtschule als bessere Schule’ bezeichnete. Vom heutigen Standpunkt aus be- trachtet erscheint diese Debatte in eindrucksvoller Weise als von der Ge- schichte eingeholt. Zwar mag hier und da immer noch das Vorurteil von einer ’Gesamtschule als Dünnbrettschule’ verbreitet sein, aber von einer ’Ge- samtschule als Versuchsschule’ kann definitiv keine Rede mehr sein. Die Gesamtschulen haben sich als eigen- ständiger Zweig im gegliederten

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