Bildung aktuell 6/2022
Thema
Die ‘DigitaleWelt’ imDiskurs Ein Interviewmit Prof. Dr. Karl-Heinz Dammer Prof. Dammer, Prorektor für Studiumund Lehre der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, hat in seinemGutachten imAuftrag des PhVNRW die Digitalstrategie der KMK und des Landes Nordrhein-Westfalen aus bildungspolitischer Sicht wissenschaftlich untersucht. Im Interview erklärt er nun, wo die Schwerpunkte seiner Kritik liegen und wie er sich die zukünftige Diskussion und Entwicklung umdie Digitalisierung vorstellt.
Prof. Dr. Karl-Heinz Dammer
vonMichael Horstmann >> Referent für Bildungsfragen E-Mail: horstmann-michael@t-online.de
In der Welt amSonntag stand am 16. Oktober 2022 ein Artikel, in demes heißt, dass Sie mit Ihrem Gutachten die Digitalstrategie des Landes Nordrhein-Westfalen ‘zerpflückten’: Würden Sie das auch so formulieren? Prof. Dr. Karl-Heinz Dammer: Ich habe gegen die Formulierung erst mal nichts einzuwenden. Man kann den Begriff ‘zerpflücken’ ja positiv oder negativ konnotieren, positiv in demSinne, dass da etwas gründlich, kritisch analysiert worden ist, oder negativ, dass jemand beckmesse risch-kleinkariert die schöne Blume zerstört hat. Meine Absicht war Ers teres. Ich wollte sozusagen eine kriti sche Gegenanalyse verfassen und
te. Es braucht eine Formvon Rah menvorgabe, die tatsächlich von oben gegeben werdenmuss. Was ich auch positiv finde, obwohl ich es in demGutachten eher andersherum dargestellt habe, ist, dass ein starker Akzent auf das Partizipative gelegt wird, also dass man in den Schulen einen Konsens finden soll. Die Frage ist dann nur, wie es in der Realität aussieht und ob das mehr ist, als nur eine Governance-Fassade, also sozu sagen die Suggestion, ‘von unten’ sei eine Beteiligung gewünscht, aber faktisch sind die Rahmenvorgaben schon so eng gestrickt, dass da gar nicht mehr viel Raum für Aushand lungsprozesse bleibt. Das ist eine Vermutung, die ich aus demDuktus des Impulspapiers herauslese.
vor allemdie technokratische Schlagseite der Digitalisierungsde batte aufzeigen, die sich im Impuls papier II des Landes NRWzeigt, aber eben auch in der gesamten Diskussi on sowie auf KMK-Ebene. Bevor wir zu den Kritikpunkten kommen: Welche positiven An- sätze haben Sie im sogenannten ‘Impulspapier II’ des Landes Nordrhein-Westfalen gefunden? Dammer: Grundsätzlich zeigt das Impulspapier, dass das Ministerium für Schule und Bildung die Verant wortung für dieOrientierung bei ei nemProblemübernimmt, das zu komplex und folgenreich ist, als dass es allein ‘Bottom-up’, also von den Schulen selbst, gelöst werden könn
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