Bildung aktuell 6/2022

Leitartikel

von SabineMistler >> Landesvorsitzende

E-Mail: info@phv-nrw.de

Klagen wir tatsächlich auf hohemNiveau?

Die Belange der von uns vertretenen Schulformen dürfen nicht zu kurz kommen. Nur weil es anderen noch schlechter geht, geht es uns nicht gut. Das sollte auch die Politik beherzigen.

Es ist unstrittig, dass die Stellenbesetzungssituation an ei nigen Schulen(-formen) schlecht ist. Sicherlich stimmen wir auch darin überein, dass die Lern- und Arbeitsbedin gungen an einigen Schul(-formen), vornehmlich erwähnt werden die Grund- und Förderschulen, herausfordernd und belastend sind. Verständlich ist auch, dass in Zeiten der großen Krisen Solidarität, Rücksichtnahme, zusätzli ches Engagement und Verständnis gezeigt werden soll ten. Wir als PhVNRWkönnen jedoch nicht mit immer wiederkehrenden Andeutungen aus demSchulministeri umübereinstimmen, dass die speziellen Belastungen und Herausforderungen an den Gymnasien, Weiterbildungs kollegs undGesamtschulen in diesen Zeiten keine oder nur eine weitaus geringere Rolle spielen sollen. Nur weil es anderen noch schlechter geht, geht es uns nicht gut. ImGegensatz zu anderen Schulformen vergeben wir das Abitur und haben somit Verantwortung für neun Jahrgän ge. Unser Unterricht bedarf vor allem imHinblick auf die wissensorientierte Ausrichtung intensiver Vor- und Nach bereitungen. Die Korrekturzeiten, besonders in der Ober stufe, sind nicht vergleichbar mit beispielsweise denen an Grundschulen. Angesichts der hohen zeitlichen Bean spruchung fliehen viele Kolleginnen und Kollegen in die

Teilzeit. Doch die bringt an unseren Schulformen kaum die ersehnte Entlastung, denn durch das Fachlehrerprin zip können zumBeispiel Stundenpläne durch die Blo ckungen oftmals stark auseinandergerissen werden, und freie Tage können sehr häufig nicht realisiert werden. Was ist mit unseremMehraufwand, vor allem in den Klassen 5 und 6, durch das Aufholen von Defiziten beimLesen, Schreiben und Rechnen, die der jüngste IQB-Bildungs trend eindeutig belegt hat?Was ist mit der Sicherung der Schülerlaufbahnen, auch und ganz besonders unter dem Einfluss von Corona? Viele Schülerinnen und Schüler, auch an den Gymnasien und anderen Schulenmit gym nasialer Oberstufe, weisen psychosoziale Probleme auf und bedürfen unserer besonderen Aufmerksamkeit. Da her sehen wir mit Sorge auf das geplanteMaßnahmenpa ket des MSB zur Unterrichtsversorgung. Es wird auf allen Ebenen bereits über schulformübergreifende Abordnun gen gesprochen, die aufgrund der vermeintlich ‘guten’ Versorgung der Gymnasien, vor allemverstärkt durch die zeitlich begrenzten Überhänge durch den Ausbau von G9, an einigen Standorten zu einer nicht unerheblichen Zahl von ‘Zwangsabordnungen’ führen soll. Das darf nicht sein. Es muss absolut vorrangig das Prinzip der Freiwillig keit gelten.

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