Bildung aktuell 6/2022

Leserforum

UK) und der ethnischen Identität (beispielsweise anhand von ethni schenMinderheiten in der US-ame rikanischen Gesellschaft). Nun also auch Fragen der sexuellen Identität? ImGegensatz zu ersteren Fragestel lungen haben die questions of iden tity and gender allerdings keinerlei ausdrücklichen Bezug zu einer eng lischsprachigen Kultur, der sich aus der besonderen, historisch entstan denen, komplexen sozialen Situation ergäbe. Mit einer gewissen Beliebig keit wird hier also demEnglischun terricht ein Thema vorgegeben, das aktuell imTrend liegt. Zudemwird auch das literarisch ausgerichtete Shakespeare-Thema durch eines ersetzt, das man in erster Linie an hand von Sachtexten erarbeiten wird – auch dies bedeutet more of the same. Auf der anderen Seite ist die Be schäftigung mit Shakespeare in mancher Hinsicht die Krönung des sen, was amGymnasium imEng lischunterricht möglich ist. Dabei ist unumstritten, dass Shakespeares Sonette und Dramen von vielen Schülerinnen und Schülern mit (Ehr-)Furcht betrachtet werden. Weiterhin steht die Sorge imRaum, diese Texte könnten unsere Schüle rinnen und Schüler überfordern. Brandon Robshaw hat dies in der prägnanten Formel »It's like handing pupils a treasure in a locked chest.« in einem zumAusdruck gebracht, Die Schatztruhe bleibt künftig geschlossen

To be or

not to be – Shakespeare oder identity and gender

terricht der Oberstufe wird nur noch theoretischmöglich sein, denn in der Praxis werden viele Schulen davon absehen, weil eine umfangreiche Obligatorik für das Abitur abzuhan deln ist. Wie ist diese Entwicklung einzuordnen?Was bedeutet sie für unsere Vorstellungen undMaßstäbe von gymnasialer Bildung? More of the same Für Shakespeare rücken ‘Questions of identity and gender’ ab 2025 in die Abiturvorgaben. Ohne Zweifel hat dieses Thema gesellschaftliche Relevanz; seine Berechtigung als Bestandteil des Englischunterrichts der Oberstufemuss aber infrage gestellt werden. Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern wird die ses Thema zwangsläufig als more of the same erscheinen: Schon jetzt behandeln wir imEnglischunterricht der Oberstufe Fragen der kulturel len Identität (zumBeispiel anhand der multikulturellen Gesellschaft im

von Claus-Dieter Schmidtke & Micha Frommeyer Konrad-Duden-GymnasiumWesel

Als imSommer 2022 bekannt wurde, dass Goethes ‘Faust’ seinen Status als Pflichtlektüre imbayerischen Abitur verlieren würde, sorgte dies für empörte Reaktionen von ver schiedenen Seiten. In Nordrhein Westfalen droht demFach Englisch nun ein noch entscheidenderer Ein schnitt: Ab demAbitur 2025 fällt das Thema ‘The impact of Shakespeare an drama on young audiences today’ aus den Vorgaben heraus. Es ist da mit zwar noch Bestandteil des Lehr plans der Sekundarstufe II, für die Abiturprüfung aber nicht länger rele vant. Während also in Bayern nur ein bestimmtes klassisches Drama Goe thes seinen bisherigen Stellenwert verliert, geht es in Nordrhein-West falen Shakespeare selbst an den Kragen: Die Auseinandersetzungmit seinen Dramen und Sonetten imUn

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