Bildung aktuell 5/2024
Thema
Lüftungssituation und Raumluftqualität in deutschen Schulen
werden, dass die strikte Umsetzung der UBA-Lüftungsempfehlungen im Schulalltag aufgrund der damit ver bundenen Störung des Unterrichts eher die Ausnahme als die Regel ist. CO 2 selbst ist unterhalb von 2000 ppm nur wenig schädlich für den Menschen. Allerdings bedeutet ein erhöhter CO 2 -Gehalt, dass die Luft im Raum länger nicht ausgetauscht wur de und folglich auch andere Substan zen in der Luft angereichert wurden. Hierzu gehören zum Beispiel infektiö se Partikel, Stäube, (häufig PM von engl. ‘particulate matter’ genannt) sowie die sogenannten VOCs (von engl. ‘ volatile organic compounds’). VOCs sind gasförmige organische – oftmals geruchsintensive – Verbin
dungen, die beispielsweise aus der menschlichen Atmung, aus Material emissionen oder aus der Nutzung von Reinigungsmitteln stammen. Warum wird nun aber explizit der CO 2 -Gehalt der Luft gemessen? Der Grund ist einfach: Die Messung von CO 2 ist simpel, billig und lange be kannt. PM und VOCs sind deutlich schwerer zu messen, besonders wenn eine gewisse Genauigkeit gefragt ist. Deshalb ist CO 2 der Standardleitpara meter für die Beurteilung von Raum luftqualität. Wenn hohe CO 2 -Werte angeprangert werden, geht es dabei also oft nicht ausschließlich um CO 2 selbst, sondern auch um die dadurch unweigerlich erhöhten Spurenstoff konzentrationen von PM und VOCs.
Etwa neunzig Prozent der deutschen Schulen verfügen über Klassenzim mer, die passiv (d.h. ausschließlich über Fenster) gelüftet werden. Die Erfahrungen – besonders während der Corona-Pandemie – zeigen, dass kleine und stark belegte Räume wie Schulklassen sehr strikt gelüftet wer den müssen, um akzeptable Raum luftqualität und Infektionsschutz zu gewährleisten. Dieses manuelle Lüf ten während des Unterrichts ist ein störender Eingriff in die Lehrveran staltung. Hinzu kommt, dass die tat sächliche Luftwechselrate bei Fens terlüftung vor allem von Winden und dem Temperaturunterschied zwi schen Innen- und Außenluft abhängt – zwei Parameter, die nicht beeinflusst werden können. Luftwechselraten bei Außentempera turen um zwanzig Grad Celsius kön nen so gering sein, dass auch perma nent geöffnete Fenster keinen hygie nisch erforderlichen Luftwechsel bie ten. Spätestens hier ist die Fensterlüf tung kein geeignetes Mittel mehr, um eine hygienisch unbedenkliche und positiv zum Lerngeschehen beitragen de Atmosphäre zu gewährleisten. Bei größeren Temperaturunterschieden zwischen innen und außen werden zwar signifikante Lüftungsraten er reicht, allerdings passt sich die Innen temperatur der Außentemperatur an, weshalb es zu unterkühlten Räumen
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