Bildung aktuell 5/2023
Schule & Beruf
Fotos (3x): AdobeStock
Soweit die Theorie. In der Praxis sieht es leider anders aus. An einer Gesamtschule im Westen unseres Landes startete 2018 eine Lehrkraft in Klasse 5 mit 25 Schüle rinnen und Schülern. Drei Kinder hatten einen sonderpädagogischen Förderbedarf (LE, SE, ESE). Drei Integrationshelfer waren immer, eine Sonderpädagogin mit fünfzehn Stunden pro Woche un
Ministerielle Ziele versus schulischer Alltag
gleichermaßen auf der Strecke. Das alles trägt nicht zum Wohle der Kinder bei. Vor- und nachbereitende Aufgaben, die in Klassen mit Integration und Inklusion zusätzlich anfallen (Ab sprachen mit schulinternen und schulexternen Personengruppen, Testungen aller Art, Förderplange spräche, Förderpläne, Überprüfung der erreichten Ziele, Be richtszeugnisse, AO-SF Verfahren, Organisie ren von Dolmet schern etc.), müssen
Viele Klassen im gemeinsamen Un terricht sind deutlich größer als es der Klassenfrequenzrichtwert vor sieht, das Personal wurde nicht auf gestockt, die Doppelbesetzung wur de zur Versorgung und Aufrechter haltung des Unterrichts drastisch
terstützend im Unter richt. Es konnte bin nendifferenzie rend und den Be dürfnissen aller Lernenden ange messen unter richtet, projekt- und gruppenorien tiert gearbeitet wer den.
wenige Lehrkräfte mit zum Teil fehlen der spezifischer Ex pertise bewältigen.
Der Lehrkraft bleibt in einer Unterrichtsstunde bei nunmehr dreißig Schüle
rinnen und Schülern viel zu wenig Zeit für eine bedarfsge rechte, individuelle Betreuung. In klusion und Integration sind unter diesen Bedingungen nicht mehr zu leisten! Wenn die Qualität der individuellen Förderung im Zentrum der Anstren- gungen stehen soll, dann müssen dafür auch die quantitativen Rahmenbedingungen vorhanden sein. So aber ist die Schule des länge ren gemeinsamen Lernens weder für Kinder ohne noch mit sonderpädago gischem Förderbedarf ein Erfolgs konzept.
Ja, in dem Schuljahr konn ten die Kinder bestmöglich ge fördert und gefordert werden. Aller dings verschlechterten sich die Be dingungen in den darauffolgenden Jahren gravierend. Der traurige Höhepunkt wurde im 9. Schuljahr erreicht, in dem insgesamt 31 Schü lerinnen und Schüler, davon immer noch drei mit sonderpädagogi schem Förderbedarf, die Klasse besuchten. Sechs sind noch hinzu gekommen, drei Wiederholer der Klasse 9 sowie drei Schüler aus der Ukraine. Heute besuchen dreißig diese 10. Klasse. Eine Integrations helferin betreut einen Schüler (ESE) im Unterricht.
zurückgefahren, Sonderpädagogin nen und -pädagogen können kaum eingestellt werden, da sie flächen- deckend fehlen. Kolleginnen und Kollegen, die eine entsprechende Expertise in DAZ/ DAF besitzen, stehen ebenfalls nicht in ausreichen dem Maße zur Verfügung. Größere Klassen bedeuten gleich zeitig weniger Zeit für jeden Einzel nen. Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf, jene mit teilweise traumatisierenden Fluchterlebnis sen und potenzielle Oberstufen schülerinnen und -schüler bleiben
FAZIT
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