Bildung aktuell 5/2023
Zeitschrift des Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen
4/2023 Ausgabe September · 74. Jahrgang · 7108
Bildung aktuell
Wir machen Schule www.phv-nrw.de
Pädagogik & Hochschul Verlag · Graf-Adolf-Straße 84 · 40210 Düsseldorf · Foto: AdobeStock
>> Neues Schuljahr – alte Probleme Leitartikel von Sabine Mistler >> Aktuelle Herausforderungen aus medienpädagogischer Sicht Interview mit Prof. Dr. Sven Kommer (RWTH Aachen) >> Die neue OVP – »praxisnäher und authentischer«? Eine Einordnung von Georg Hoffmann
Editorial
von Lars Strotmann >> Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Medien E-Mail: larsstrotmann@yahoo.de
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserinnen und Leser,
wie man junge Menschen für einen Beruf begeistern und dann gewinnen kann, des sen Tätigkeitsfeld sich direkt im Epizentrum gesellschaftlicher und sozialer Problemla gen und Versäumnisse befindet. Der Leitartikel unserer Landesvorsitzenden Sabine Mistler fokussiert vor dem Hinter grund der Schuljahresanfangskonferenz der Ministerin, der in den Schulen seit Jahren sehnsüchtig erwarteten spürbaren Entlas tung und den immer wieder zu hörenden Forderungen nach dem Einheitslehrer an der Einheitsschule die schlichte Tatsache, dass neben der Entlohnung vor allem die Arbeitsbedingungen in den Schulen eine nicht zu vernachlässigende Rolle bei der Berufswahl spielen. Wir heißen an dieser Stelle ausdrücklich alle neuen Mitglieder willkommen, die sich unserem Verband in jüngerer Zeit ange schlossen haben und wünschen allen weiterhin einen guten Start in dieses nicht mehr ganz neue Schuljahr sowie eine anre gende und abwechslungsreiche Lektüre! Ihr Lars Strotmann und die Redaktion (die Sie ab jetzt unter der Mailadresse redaktion@phv-nrw.de für Anregungen, Kritik und sonstige Anliegen erreichen können.)
die Vorgänge rund um die kommunikativ verunglückte und en passant einen ganzen Berufsstand verunglimpfende Werbekam pagne in Baden-Württemberg (»Keinen Bock auf Arbeit morgen?«) sind einmal mehr beredtes Zeugnis für eines der Funda mentalprobleme unserer Schul- und Bil dungspolitik. Es reden und entscheiden oft mals zu viele Menschen mit, die – mit Aus nahme der eigenen Schulzeit – noch nie oder nicht über einen hinreichend langen Zeitraum eine Schule von innen, geschwei ge denn eine Lerngruppe von vorn, gese hen haben. Ganz ähnlich verhält es sich üb rigens mit der medialen und publizistischen Rezeption von Schule und Unterricht. Im merhin hat das Stuttgarter Kultusministeri um nach deutlichem Protest der Lehrerver bände seinen Fehler eingesehen und ver sucht, diesen zu korrigieren – mehr kann man dieser Tage wohl kaum erwarten. Für die Gewinnung junger Lehrkräfte – dies sollte allen Verantwortlichen klar sein oder erst noch werden – ist es mit hippen Werbe kampagnen und Geld allein nicht getan. Vielmehr sollte man sich die Frage stellen,
INHALT
Editorial >> Editorial von Lars Strotmann >> 02 Aktuell >> Der schnelle Weg zur Wunschfortbildung >> 03 Leitartikel >> Neues Schuljahr – alte Probleme >> 04-06 Thema >> ChatGPT im System Schule Versuch einer strukturierten Annäherung >> 08-12 >> Den digitalen Wandel gestalten >> 13/14
Schule & Beruf >> Die neue OVP: »praxisnäher und authentischer«? Interna >> Unterrichten in schwierigen Zeiten
>> Frauenreferentinnentag 2023 in Dortmund: »Jetzt passiert’s mir schon wieder!« Über den Umgang mit Mustern >> 22 >> Selbstbewusster Umgang mit ChatGPT & Co. >> 23 >> Dem Stress in der Schule mit Humor und Entspannung begegnen >> 24 >> Nachruf: Ein wahrer Philologe & geschätzter Ratgeber >> 25 >> Volles Haus für Demokratie- und Wertebildung >> 26 Recht >> Papier ist nicht mehr nötig >> 27
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>> 16
>> Kontinuität und neue Impulse
>> 17
>> Streiter für die Vielgliedrigkeit >> 18 >> Neue Mailadresse? Schulwechsel? Neue Besoldungsstufe oder Entgeltgruppe? Neue Bankverbindung? >> 19 >> Studienreise Griechenland: Wo Faust die schöne Helena traf>> 20
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Aktuell
Die Website der PhV-Akadmie wurde professionell überarbeitet.
Der schnelle Weg zur Wunschfortbildung Transparent, nutzerfreundlich und dynamisch. Das sind die neuen Seiten der PhV-Akademie.
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INFO
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Leitartikel
von Sabine Mistler >> Landesvorsitzende
E-Mail: info@phv-nrw.de
Neues Schuljahr – alte Probleme Im Mittelpunkt der Pressekonferenz von Schulministerin Feller zum Schuljahresbeginn stand erwartungsgemäß der Lehrkräftemangel und der Kampf gegen den Unterrichtsausfall insbe sondere an den Grundschulen und in der Sekundarstufe I. Ziemlich überraschend verkündete sie auch Entlastungen für die Kolleginnen und Kollegen.
An den Grundschulen können die ersten vierhundert Stellen für Alltagshelferinnen und Alltagshelfer besetzt werden, an weiterführenden Schulen kann in den Klassen 7 und 8 zeitweilig auf je eine Klassenarbeit in Deutsch, Mathematik, Englisch sowie der zweiten Fremdsprache verzichtet werden. Viele korrigierende Lehrkräfte dürften sich darüber freuen. Ab 2024 kann im zweiten Halbjahr der 10. Klasse auch eine Klassenar beit wegfallen, da dann die verpflichtende Zentrale Prü fung (ZP10) von allen Schülerinnen und Schülern zu ab solvieren ist. Zugleich kündigte die Schulministerin die Einrichtung einer Arbeitsgruppe an, die über die Ent wicklung alternativer Prüfungsformate beraten soll. Reduzierung der Zahl von Klassenarbeiten als Königsweg? Der PhV NRW hat die angekündigte Entlastung in einer Pressemitteilung als ‘Schritt in die richtige Richtung’ begrüßt, denn damit wird einer langjährigen Forderung unseres Verbandes Rechnung getragen. Eine deutliche Reduzierung des Korrekturaufwands und das Erwägen zeitökonomischerer Verfahren der Leistungsmessung
hatte der PhV NRW zuletzt in einer Expertenanhörung im Schulausschuss des Landtags am 7. März 2023 gefordert. Eine andere Gewerkschaft legt hingegen noch einen obendrauf und will gleich die Reduzierung auf zwei Klas senarbeiten in allen Jahrgangsstufen. Die Forderung nach weniger Klassenarbeiten ist nicht neu, sie gab es be reits unter der grünen Schulministerin Sylvia Löhrmann – seinerzeit als ‘Aufgabenkritik’ bezeichnet. Damals war der Wegfall von Klassenarbeiten unter anderem wegen starker Bedenken der Landeselternschaft nicht durchzu setzen. Die Reduzierung der Anzahl der Klassenarbeiten ist aus unserer Sicht durchaus differenziert zu betrachten. Wir sehen solche Maßnahmen immer mit der berufs- und mit der bildungspolitischen Brille. Berufspolitisch betrachtet sind diese Entlastungsmaß nahmen zweifelsohne zu begrüßen. Die Situation an den Schulen hat sich so verändert, dass unsere Kolle ginnen und Kollegen einer enormen Arbeitsbelastung ausgesetzt sind. Immer noch etwas obendrauf –, und bisherige Entlastungen, wie der Wegfall des Verfassens der Förderpläne (was der PhV NRW erreicht hat), rei-
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Qualitätsstandards nicht aus dem Blick verlieren!
chen bei weitem nicht aus. In den Kollegien wird des halb der möglich gemachte Verzicht auf eine Klassen arbeit als tatsächliche Erleichterung wahrgenommen. Gleichwohl: Könnte die Reduzierung der Arbeiten nicht am Ende dazu führen, dass Lehrkräfte noch mehr unter Druck gesetzt werden? Immerhin müssen No tentransparenz und Progression bei weniger zu schrei benden Klassenarbeiten noch deutlicher gemacht werden als bislang. Wird durch die Reduzierung der Anspruch an jede einzelne Arbeit nicht zu groß? Nimmt der Druck auf alle Beteiligten, vor allem auch auf Schülerinnen und Schüler, nicht sogar zu, wenn we niger schriftliche Leistungen zu bewerten sind? Müss ten entlastende Maßnahmen nicht vor allem im Be reich der gymnasialen Oberstufe greifen, wo der Kor rekturaufwand in den letzten Jahren aufgrund erhöh ter Anforderungen an die Erstellung einer Klausur und aufgrund längerer Klausurdauer stetig zugenommen hat? Aus unserer Sicht müssen nicht nur die Anzahl der Arbeiten, sondern auch die inhaltlichen und zeitlichen Anforderungen an Klassenarbeiten und Klausuren in den Blick genommen werden.
Aus bildungspolitischer Sicht darf die Reduzierung der Zahl von Klassenarbeiten jedenfalls nicht dazu führen, dass die Beurteilungsmöglichkeiten und die gymnasia len Qualitätsstandards darunter leiden. In diesem Zu sammenhang sind auch die Überlegungen zur Erarbei tung neuer Prüfungsformate differenziert zu betrach ten. Einerseits haben wir durch die sonstige Mitarbeit immer schon alternative Formate der Leistungsüberprü fung einfließen lassen, die beispielsweise durch koope ratives Arbeiten entstanden sind. Andererseits stehen wir derzeit durch den Einsatz von KI-Systemen wie ChatGPT & Co. vor einem Umbruch und müssen uns fragen, wie wir künftig schriftliche Arbeiten als Nachweis einer Eigenleistung überhaupt noch verlässlich und ge recht bewerten können. Hier stellt sich auch die Frage, ob Facharbeiten in der gymnasialen Oberstufe in ihrer bisherigen Form noch zeitgemäß und sinnhaft sind. Wir begrüßen grundsätzlich zeitökonomische Verfahren zur Leistungsmessung und werden uns als Verband in diese Diskussion einbringen. Allerdings dürfen neue Prü- >
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fungsformate keinesfalls zum Absenken der Qualitäts standards führen. Die Ambivalenz der vom Schulministerium vorgeschla genen Entlastungsmaßnahmen zeigt sich auch an ande rer Stelle. Ab dem kommenden Jahr kann zwar nach dem Willen des MSB in der Jahrgangsstufe 10 eine Klassenar beit im zweiten Halbjahr entfallen, da die ZP10 für alle verpflichtend ist. Klar ist aber auch: Nach wie vor verlas sen nur wenige Schülerinnen und Schüler das Gymnasi um nach der 10. Klasse. Da stellt sich die Frage: Warum al so sollen wir die ZP 10 von allen Schülerinnen und Schü lern schreiben lassen? Das Format der ZP10 muss einge übt und vorbereitet werden, das ist das Gegenteil von Entlastung, dabei geht außerdem Unterrichtszeit für den regulären Unterrichtsstoff der 10. Klassen verloren. Es ist absehbar, dass die Kolleginnen und Kollegen mit den Fä chern Deutsch, Englisch und Mathematik im kommen den Frühjahr unter einen enormen Druck geraten wer den, wenn die ZP 10 und die Abiturprüfungen zeitlich zu sammenfallen. Wir appellieren daher erneut, das vorge sehene Format für die Schulform Gymnasium noch ein Ein Kernanliegen der Schulpolitik muss die Attraktivi tätssteigerung des Lehrerberufs sein. Hier setzt Schulmi nisterin Feller vor allem auf die Anhebung der Einstiegs besoldung auf A 13 an den Grundschulen und den Schul formen der Sekundarstufe I. Wir gönnen unseren Kolle ginnen und Kollegen aus den anderen Schulformen die Anpassung der Einstiegsbesoldung nach A 13. Wir haben deshalb bisher keine Forderungen nach mehr Sold und Gehalt für die Lehrkräfte an Schulen mit gymnasialer Oberstufe gestellt. Das aber ist die rein berufspolitische Betrachtungsseite. Aus bildungspolitischer Sicht sagen wir deutlich, dass es sehr wohl Unterschiede zwischen den Lehrämtern gibt –, die auch das Düsseldorfer Ver waltungsgericht in seinem Urteil aus dem Mai 2022 fest gestellt hat. Es ist der berufliche Arbeitsalltag, der den Unterschied ausmacht. mal grundsätzlich zu überdenken. Wir wollen keine Neiddebatte – aber auch keine Einheitslehrkraft
Der PhV NRW wehrt sich deshalb gegen Forderungen nach einem Einheitslehrer und grenzt sich damit deutlich von seinen gewerkschaftlichen Mitbewerbern ab. Wir halten es für angemessen und nachvollziehbar, dass auch nach der Einführung von A13 zwischen den unterschiedli chen Laufbahngruppen im Lehramt (2.1/2.2) festgehalten wird. Dafür haben wir uns stark gemacht und werden es auch weiterhin tun. Wir wollen keine Einheitslehrkraft von Klasse 1 bis 13, die je nach Bedarfslage beliebig zwischen den Schulformen hin- und hergeschoben werden kann. Wir wollen an einer differenzierten Lehrerausbildung festhalten, weil die verschiedenen Schulstufen und -formen unterschiedliche pädagogische und fachliche Herausforderungen haben. Wir brauchen auch zukünftig Gymnasien mit grundständig ausgebildeten, motivierten und angemessen bezahlten Lehrkräften. Um den Lehrerberuf nachhaltig attraktiver zu gestalten, bedarf es vor allem besserer Arbeitsbedingungen. Von diesen hängt auch primär die Berufswahlentscheidung junger Menschen ab. Hier ist noch viel Luft nach oben. Die gegenwärtigen Restriktionen bei der Gewährung von Teil zeit sind in diesem Kontext zweifelsohne kontraproduktiv. Wir brauchen kleinere Lerngruppen, eine zeitgemäße Ausstattung von Schulen, weniger Bürokratie und vor al lem eine geringere Unterrichtsverpflichtung. Dass Lehr kräfte an Gymnasien im Jahr 2023 die gleiche Pflichtstun denzahl haben wie im Jahr 1923, ist geradezu absurd. Der PhV NRW fordert deshalb: ■ eine Verringerung des Pflichtstunden- deputats von 25,5 auf 23 Wochenstunden, ■ eine spürbare Erhöhung der Anrechnungsstunden für Korrekturen, ■ mehr Beförderungsstellen an Gymnasien und Gesamtschulen, ■ eine deutliche Erhöhung der Stellenzulage (A 13Z) für Lehrkräfte an Schulformen mit gymnasialer Oberstufe.
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Thema
ChatGPT im System Schule Versuch einer strukturierten Annäherung
Wie sich der Umgang mit dem Chatbot ChatGPT für die unterrichtliche Tätigkeit an Gymnasien und Gesamtschulen einordnen lässt, ist nicht in Kürze zu klären. Die Beantwortung ausgewählter Fragen gibt einen Überblick über die Thematik.
von Yvonne Marie Lütten >> Fachdidaktikerin und systemischer Coach E-Mail: yvonne_luetten@yahoo.de
Die nachfolgend besonders in den Blick ge nommenen Aspekte im System Schule sind: ➊ gesetzlicher Rahmen ➋ Funktionsweise von ChatGPT ➌ Hinweise des MSB ➍ Datenschutzbestimmungen ➎ Prüfsoftware ➏ Erfahrungen von Kolleginnen und Kollegen ➐ Chancen und Einsatzmöglichkeiten von ChatGPT im System Schule ➑ Gefahren und Maßnahmen im Umgang mit ChatGPT im System Schule ➒ Mögliche Entwicklungen im Lehren und Lernen mit und durch Chatbots ➓ Visionen von Schule der Zukunft Zu den jeweiligen Antworten stehen Verlinkungen zur Verfügung, um eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der Thematik zu ermöglichen.
➊ Welche Rahmenvorgaben haben Lehrerinnen und Lehrer zu beachten? Für Lehrerinnen und Lehrer leitend in Bezug auf das benannte Thema sind: ■ der ‘Orientierungsrahmen – Lehrkräfte in der digitalisierten Welt’ ■ der ‘Medienkompetenzrahmen’ ■ das ‘Impulspapier 2’ ■ die Hinweise des MSB zu textgenerierender KI ■ im Vorbereitungsdienst das zugehörige Kerncurriculum ➋ Wie funktioniert der textgenerierende Chatbot ChatGPT? Die wesentlichen im System Schule relevanten Aspek te zu ‘Hintergründen, Entstehung und Funktionsweise’, sowie ‘aktuelle[n] Entwicklungen’ und ‘Implikationen für den Bildungsbereich’ liefert Prof. Dr. Doris Weßels in Ihrem Online-Vortrag für das MSB. Darüber hinaus finden sich im Netz neben dem Chat bot selbst Unmengen an Informationen zur Funktions weise von ChatGPT.
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➌ Welche weiteren Hinweise erhalten Lehrkräfte vom MSB zum Umgang mit KI? Speziell auf den Umgang mit KI hat das Ministerium einen ‘Handlungsleitfaden KI’ entwickelt und zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus sei auf den ‘Moodle-Kurs zu ChatGPT’ hinge wiesen. Dieser gibt erste Einblicke in unterrichtliche Möglich keiten, Chancen und Risiken. Der ‘Digitalcheck NRW’ bietet jeder Lehrkraft, die sich selbst in Bezug auf Digitalisierung tes ten möchte, eine hilfreiche Möglichkeit der Selbsteinschätzung. ➍ Welche Datenschutzbestimmungen sind wichtig im Umgang mit KI? Der oben erwähnte ‘Handlungsleitfaden KI’ defi niert Einschränkungen im unterrichtlichen Umgang mit ChatGPT. Auf Seite 6 wird deutlich, dass ChatGPT nicht ohne Hürden unterrichtlich einsetz bar ist, da »[die] Nutzung […] im Unterricht mit eige nen Geräten der Schülerinnen und Schüler bzw. über eigene Accounts / E-Mail-Adressen […] angesichts der aktuellen Sach- und Rechtslage (gerade mit Blick auf die datenschutzrechtlichen Vorgaben) nicht empfohlen werden [kann].« Lehrkräfte sind auch nicht verpflichtet, ChatGPT auf ihre Endgeräte zu la den. Sie können aber ihren Account »[…] nutzen, um mit der KI-Anwendung zu arbeiten.« ChatGPT ist aktuell nur Nutzern ab achtzehn Jahren beziehungsweise ab dreizehn Jahren mit der Einwilli gung der Erziehungsberechtigten gestattet. Da keine Alterskontrolle stattfindet, nutzen Schülerinnen und Schüler ChatGPT trotz Beschränkung. Die schulische Nutzung ist dadurch aber deutlich erschwert.
➏ Welche Erfahrungen haben Kolleginnen und Kollegen bislang gemacht? Eine Umfrage bei vierzig angehenden Lehre rinnen und Lehrern ergab, dass sie KI vorwie gend zur eigenen Entlastung nutzen, beispiels weise zur Generierung von Ideen zur Gliederung einer Unterrichtssequenz, zur Planung von Un terrichtsstunden, zum Erstellen von Unterrichts verlaufsplänen, zum Verfassen von Elternbriefen, zum Erstellen von Wortfeldern und Vokabellis ten sowie zur Antizipation von möglichen Schü lerergebnissen. Auch der Bereich der Aufgaben konzeption wird in Teilen durch ChatGPT unter stützt. Die Verwendung des Chatbots in Bezug auf Fak tenwissen stellt ein Risiko dar, da der Chatbot gerade hier keine gesicherten Ergebnisse liefert. Laut einer aktuellen Umfrage des PhV zu ChatGPT mit mehr als 750 Teilnehmenden ha ben 45 Prozent der Kolleginnen und Kollegen noch keine Erfahrungen mit ChatGPT gemacht und 33 Prozent lehnen diese sogar ab. Demnach nutzen elf Prozent der Lehrkräfte das Programm regelmäßig, 34 Prozent experimentieren mit den neuen Möglichkeiten. Bei allem Interesse über wiegen derzeit noch Skepsis und Unsicherheit. Die meisten Fragen haben Kolleginnen und Kol legen zum rechtskonformen Einsatz von KI im Unterricht. Wie nutzen Schülerinnen und Schüler KI-Systeme? Aus den Umfragen ergab sich, dass auch Schüle rinnen und Schüler mit ChatGPT vertraut sind und die Software nutzen, zum Beispiel ■ zum Anfertigen von Hausaufgaben, Referaten und Facharbeiten ■ zum Übersetzen oder zur vereinfachten Darstellung von Texten ■ … >
➎ Wie steht es um Prüfsoftware, um KI-generierte Texte zu erkennen? Eine frei zugängliche Prüfsoftware ist ZeroGPT. Diese ist noch nicht ausgereift und liefert derzeit keinen verlässlichen Hinweis auf KI-generierte Texte. Eine zügige Verbesserung ist zu erwarten.
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➑ Was sind Gefahren im Zusammen hang mit dem System Schule? Die Gefahren von KI in Bezug auf Gesellschaft und demokratische Grundwerte werden zurzeit sehr weitreichend diskutiert. Eine abschließende Beurtei lung kann demnach nicht erfolgen. Auch wenn die Liste der Gefahren in Bezug auf das System Schule vorliegend kürzer ausfällt, wiegt sie schwer und macht deutlich, weshalb ChatGPT und an dere textgenerierende KI auch oder vielleicht gerade im System Schule besonders reflektiert werden müssen: ■ Täuschungsversuche bei Einsatz von ChatGPT zur Abfassung von bewerteten Aufgaben ohne Aufsicht ■ Abhängig von der Weiterentwicklung der Funkti onsweise der KI, zum Beispiel mit Blick auf das Bedienen der emotionalen Ebene, der mündlichen Sprachproduktion, … ■ Beeinträchtigung der Chancengleichheit ■ … Wie kann man Gefahren im Zusammenhang mit KI vorbeugen? Der Vielfalt der Gefahren kann im schulischen Kontext nur begrenzt begegnet werden. Es bedarf der klaren Vorgaben durch das MSB und gezielter Absprachen in den Kollegien. ■ Unreflektierte Nutzung Gefahr des Austauschs von Kulturgütern und ideologischer Färbung Gefahr der Verbreitung von Unwahrheiten und vermeintlichem Faktenwissen
➐ Welche Chancen und
Möglichkeiten bietet KI mit Blick auf das System Schule? Die Liste der Möglichkeiten ist lang und keinesfalls vollständig, dient aber ggf. der Eröffnung von neuen unterrichtlichen Horizonten: ■ Informationsquelle ChatGPT generiert Faktenwissen (News und Fake News). ■ Lösen und Erklären von Aufgaben ChatGPT löst und erklärt Aufgaben aller Art (sprachlich, mathematisch, …). ■ Sprachliche Korrektur von selbst produzierten Texten und interaktiver Übersetzer (auch DeepL) ChatGPT korrigiert sprachliche Fehler in Ansätzen und übersetzt in andere Sprachen. ■ Konversation/Interaktion ChatGPT führt dialogische Konversation auch in der Fremdsprache. ■ Leseverstehen ChatGPT unterstützt das Leseverstehen, indem es Sach verhalte vereinfacht auf unterschiedlichen Altersstufen und in unterschiedlichen Registern darstellen kann. ■ Schreiben ChatGPT übernimmt Schreibaufgaben (Elternbrie fe/Unterrichtsplanungen/Referate/Facharbeiten/…). Die Anforderung an die Nutzer liegt dann in der passen den Anfrage an die KI sowie in der Verifikation bzw. Ana lyse des Wahrheitsgehaltes der Antworten/Passung der Antworten von ChatGPT auf die gestellte Aufga be. ■ Individualisierung ChatGPT erklärt Sachverhalte unermüdlich neu in an deren Formulierungen, Schwierigkeitsgraden und sprachlichen Registern. ■ Analyse der Vorgehensweise von ChatGPT selbst Schulung eines reflektierten und analytischen Umgangs mit ChatGPT ■ …
Wünschenswert wären dabei folgende Überlegungen:
■ unterrichtliche Schulung des kritischen Umgangs mit KI
Aufgabenkonzeptionen, die eine reflektierte Auseinan dersetzung mit KI ermöglichen, etwa durch das Erstellen von Textprodukten mit und ohne Chatbot sowie Vergleich und Reflexion von Gemeinsamkeiten und Unterschieden. ■ kritische Reflexion der Anlage der jeweiligen Leistungsmessung Sofern die Aufgabenstellung nicht auf die kritische Ver wendung von KI ausgerichtet ist, könnten dabei zukünftig
folgende Aspekte und die mit diesen verbundenen Herausforderungen eine größere Rolle spielen: • Anfertigung von bewerteten schriftlichen Produkten unter Aufsicht • Mündliche Präsentation von schriftlich angefertigten Leistungen • Einfordern von Quellenangaben • Darlegung von Reflexionsprozessen und individuellem Vorgehen • …
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➒ Was könnten mögliche
Linkliste ■ Orientierungsrahmen – Lehrkräfte in der digitalisierten Welt: https://www.medienberatung.schulministerium.nrw.de/ _Medienberatung-NRW/Publikationen/ Lehrkraefte_Digitalisierte_Welt_2020.pdf ■ Medienkompetenzrahmen: https://medienkompetenzrahmen.nrw ■ Impulspapier 2: https://www.schulministerium.nrw/impulspapier-2- zentrale-entwicklungsbereiche-des-lernens ■ Hinweise des MSB zu textgenerierender KI: https://www.schulministerium.nrw/textgenerierende-ki
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Entwicklungen im Lehren und Lernen mit und durch textgenerierende Chatbots sein?
■ gezielter, reflektierter und analytischer Einsatz von Chat-bots im Unterricht ■ erweiterte unterrichtliche Möglichkeiten ■ Veränderung der bisherigen Prüfungskultur ■ Veränderter Umgang mit Hausaufgaben ■ Arbeitserleichterung (Gliederung/ Schreibarbeit/Korrekturen/…), bei gleichzeitiger Notwendigkeit der Überprüfung der Passung und des Wahrheitsgehalts ■ Möglichkeit der Verlegung der Fertig keitsschulung auf die Handhabung, Analyse und Bewertung von KI-generierten Ergebnissen KI leistet augenblicklich die rein reproduktive Arbeit (AFBI) eigenständig und sogar die Analyse (AFBII) und die Bewertung (AFBIII) in Ansätzen. Dabei müssen die analytischen und bewerteten Anteile der Antworten der KI noch auf der Metaebene vom Nutzer analy siert werden.
■ im Vorbereitungsdienst das zugehörige Kerncurriculum: https://www.schulministerium.nrw/system/files/media/document/file/ Kerncurriculum_Vorbereitungsdienst.pdf ■ Prof. Dr. Doris Weßels, Online-Vortrag für das MSB: https://www.schulministerium.nrw/videoaufzeichnung-des-online- vortrags-chatgpt-von-prof-dr-doris-wessels-msb-nrw-27-januar-2023 ■ Handlungsleitfaden KI: https://medienkompetenzrahmen.nrw/fileadmin/ dokumente/Handlungsleitfaden_KI.pdf ■ Moodle-Kurs zu ChatGPT: https://402000.logineonrw-lms.de/course/view.php?id=123 ■ Digitalcheck NRW: https://checkup.digitalcheck.nrw ■ Hinweise zum Datenschutz: https://unterrichten.digital/2023/01/23/chatgpt-datenschutz-unterricht-schule/ ■ Prüfsoftware: https://www.zerogpt.com ■ Pressemitteilung des PhV vom 4. April 2023 zur Lehrer-Umfrage des PhV zu ChatGPT im System Schule: https://phv-nrw.de/2023/04/04/umfrage-zu-chatgpt-3/
■ …
➓ Welche Visionen von Schule der Zukunft ergeben sich aus den neuen Möglichkeiten? Veränderte, zum Teil digitale Unterrichtsstrukturen, auch in Bezug auf Raum, Zeit, Settings, Aufgaben- und Klausurkon zeptionen sind vorstellbar. Bis dahin sind noch weite Wege zu gehen und viele visionäre und kreative Ideen erforderlich. Der Prozess der Urteilsfindung mit Blick auf die Eignung des Einsatzes von ChatGPT im System Schule ist lange noch nicht abgeschlossen. Dabei müssen Bildungsziele wie die Vermittlung von Fachinhalten, Kooperation und Kreativität ebenso berücksichtigt werden wie die hier beleuchteten der Kommunikation und des Kritischen Denkens.
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Der Bildungsausschuss im Austausch über aktuelle medienpädagogische Herausfor derungen - v. l. n. r.: Sven Kommer, Michael Horstmann, Meik Bruns, Yvonne Lütten, Hendrik Sauerwald, Guido Schins, Sabine Mistler, Thomas Seibel, Carsten Hütter, Susanne Waltemate.
Den digitalen Wandel gestalten Über »aktuelle Herausforderungen der Bildung in der digitalen Welt aus medienpädagogischer Sicht« sprach unser Redaktionsmitglied Meik Bruns mit Prof. Dr. Sven Kommer, Lehrstuhlinhaber Didaktik und Digitale Bildung an der RWTH Aachen. Anlass war ein Treffen des PhV-Bildungsausschusses mit dem Wissenschaftler.
Kann eine kritische Überprüfung der Ergebnisse einer textgenerierenden KI überhaupt geleistet werden? PROF. DR. SVEN KOMMER: Wie viele aktuelle Beispiele zeigen, kann sie nicht nur –, sondern muss geleistet werden. Aufgrund ihrer strukturellen und konzeptionellen Eigenschaften ist ein ‘Halluzinieren’ der Systeme nie auszuschließen. Für die Überprüfung bedarf es der geradezu klassischen Kompetenzen der Recherche und Quellenkritik. Also: Alle scheinbaren Fakten gegenchecken, weitere Quel len finden, diese auf ihre Qualität hin überprüfen, etc. etc. Wie und in welchem Umfang kann man das Thema ‘Ideologiekritik / Quellenkritik in der digitalen Welt’ im unterrichtlichen Kontext aufgreifen? KOMMER: Immer und überall, wo ‘Fakten’ und ‘Quellen’ genutzt werden. Letztlich beginnt das eigentlich schon beim Schulbuch (auch denen ist nicht immer zu trauen), gilt für Print- und Online-Presse – und in besonderem Maße für alle ‚sozialen Medien‘, Erklär videos und anderes. Und es gilt auch für die ganze Bandbreite der Formen: Vom Faktencheck über Ideologiekritik
(wenn man sich traut, das heute noch so zu nennen) bis hin zur Diskursanaly se oder Dekonstruktion (französischer Post-Strukturalismus) etc. Mit Blick auf die aktuelle Lage und die Gefähr dung unserer Demokratie (die ich durchaus sehe): So umfänglich wie nur irgend möglich. Das muss ja nicht im mer zentraler Gegenstand der Stunde sein, sondern kann auch en passant er folgen: »Woher weißt Du das? Wo steht das? Wer hat das geschrieben? Woher kommt das Bild?« Es stellt sich die Frage, wie eine an gemessene Umsetzung von Medien kompetenzen aussehen könnte: Sollte es mehr verpflichtenden In formatikunterricht in Kombination mit Medien-/Werteerziehung ge ben, oder sollte es beim Konzept Anbindung des Medienkompetenz rahmens (MKR) an alle Fächer blei ben? KOMMER: Informatikunterricht ver mittelt in der Regel bestenfalls Aus schnitte aus dem Feld der Medien kompetenz (siehe aber das Dagstuhl- Fächerkanon ändern? Mehr Informatikunterricht?
und das Frankfurt-Dreieck). Aus mei ner Sicht, die nicht alle Kolleginnen und Kollegen teilen, hat die Anbin dung an alle Fächer sich nicht be währt – obwohl sie nicht verlorenge hen darf. Ein eigenes Fach (wie auch im Dagstuhl-Papier gefordert), das (unter welchem klugen Namen auch immer) an die erprobten Traditionen der Medienkompetenzvermittlung (das meint auch Medienbildung und Medienerziehung) anknüpft und sie (wie in den genannten Papieren ent worfen) mit entsprechenden Elemen ten informatischer Bildung zusam menführt, wäre hier unbedingt not wendig. Möglicherweise wäre das ak tuell nur in einer engen Kooperation von Medienpädagoginnen und -pä dagogen und Informatikdidaktikerin nen und -didaktikern zu realisieren. Grundsätzlich gibt der MKR hier schon eine hilfreiche Linie vor – es geht im Kern eben nicht um das Erlernen von Programmiersprachen, aber auch nicht um eine abwertende und abweh rende, zu kurz gedachte Medienkritik, gar Medienablehnung. Konzepte, Ide en und Materialien für ein solches ‘Fach‘ liegen eigentlich schon lange vor, es bedarf der Zusammenführung und vor allem Umsetzung.
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Welche Auswirkungen hat textgene rierende KI auf Menschen und das Zusammenleben von Menschen und die Verfasstheit der Gesellschaft? KOMMER: Aktuell ist die Antwort hier noch nahe am Kaffeesatzlesen. Klar ist aus meiner Sicht, dass es, wie bei der Einführung aller ehemals ‘neuen Medien‘, zu Veränderungen kommen wird. Wenn sich die Systeme etablieren, wird viel davon abhängen, inwieweit es gelingt, sie einzuhegen. Die Frage nach ‘Fake‘ oder ‘Fakt‘ (bzw. ‘Wirklichkeit‘) ist ja auch bisher schon nicht immer einfach zu beant worten. Die sichtbar werdende Po tenz dieser Systeme, in kürzester Zeit Texte, Bilder, Musik und anderes zu generieren, kann, um erst einmal das Positive zu benennen, ja vielfältige kreative Prozesse freisetzen, wenn die KI-generierten Produkte einge bunden, weiterverarbeitet, collagiert, gesampelt etc. werden. Auch kann (und wird) eine sehr gut kuratierte KI (deren möglicher Bias immer wieder kontrolliert und reflektiert wird) man che Berufsfelder (beispielsweise di verse Sachbearbeitungen) massiv verändern. Generative KI kann aber auch Propaganda, Falschinformatio nen, Ideologeme und vieles anderes produzieren, ‘falsche‘ Entscheidun gen treffen (zum Beispiel rassistische) und damit die Grundfesten einer frei en, demokratischen Gesellschaft be schädigen.
KOMMER: Zunächst einmal: Die Wahrscheinlichkeit, dass KI und ge nerative KI aus unserer Lebenswelt wieder verschwinden, ist vorläufig sehr gering. Damit kommt Schule – will sie ihrer Aufgabe gerecht wer den – gar nicht umhin, sich mit die ser zu beschäftigen. Die größte Ge fahr sehe ich dann auch nicht im pä dagogisch-didaktisch grundierten Unterrichtseinsatz. Sondern im Ignorieren dieser Entwicklungen. So sind ja bestimmte Prüfungsformate (Hausarbeiten, Essays, aber auch Programmieraufgeben etc.) obsolet, wenn diese auch von der KI gene riert werden können. Hier bedarf es (aber eigentlich auch schon ohne KI) dringend neuer Ansätze, nicht nur mit Blick auf Leistungsüberprü fungen. Chancen sehe ich prinzipiell vielfäl tige, gerade wenn es um aktivieren de und lernwirksame Settings geht, die ein Stück weit stärker individua lisiert umgesetzt werden können, wenn entsprechende KI genutzt wird. Hier wird in nächster Zeit vie les zu erproben sein – und dann auch manches wieder zu verwerfen. Nicht zuletzt: Der aktive Umgang mit den KI’s kann, ganz im Sinne ‘alter‘ Konzepte der Handlungsori entierung, wesentliche Beiträge leisten, diese vielleicht nicht zu ‘verstehen‘, aber doch besser ein- zuschätzen, als es die ersten Ein- drücke ermöglichen. Fraglos ergeben sich dabei auch Herausforderungen: So stellen sich
vielfältige Fragen nach dem Daten- und Persönlichkeitsschutz, nach Ur heberrechten, Jugendschutz und vielem anderen mehr. Und ohne gute Unterrichtskonzepte geht es natürlich nicht… in der Form von ‘Learning Analytics‘ wären dann noch einmal ein eigenes Thema. Wie lässt sich KI unterrichtlich konkret einsetzen auf den Ebenen der Kognition (Reproduktion, implizite/explizite Analyse, Bewertung und Stellungnahme)? KOMMER: Schon jetzt finden sich vielfältige Beispiele: Text- und Ge dichtanalyse mit KI-generierten Texten (nicht zuletzt mit der Frage: Lassen sich damit (noch) die Spezi fitäten und Qualitäten der ‚Klassi ker‘ deutlicher herausarbeiten), KI als ‚Starthilfe‘ bei der Textprodukti on, Überarbeitung von Texten (was hat die KI vorgeschlagen – und wa rum?). Aber auch: Hilfe bei der Strukturierung von Wissensgebie ten (immer mit der Frage, wo die Grenzen liegen), als ‘Gesprächs partner‘ bei der Ideen- und Kon zeptentwicklung, als virtueller ‘Lernpartner‘ – und vieles andere. Im Seminar erprobe ich gerade, was passiert, wenn Studierende ein von ChatGPT erstelltes Essay zu einem erziehungswissenschaftlichen The ma kommentieren. Welchen Nutzen hat KI für die Lehrkräfte? KOMMER: Unterrichtsplanung in Sekundenbruchteilen…
Wo sehen Sie Chancen und Gefahren im unterrichtlichen Einsatz von KI?
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Schule & Beruf
»Praxisnäher und authentischer«? Seit Mai gilt die neue OVP. Bestehende Probleme im Referendariat sind damit aus Sicht des PhV nicht gelöst worden. Eine Einordnung der wichtigsten Änderungen. Seit dem 1. Mai 2023 gibt es die neue OVP. Sie betrifft jeden, der das Referendariat am 1. Mai 2023 begonnen hat. Verbunden mit der Überarbeitung der OVP war die Hoffnung, dass die aus Sicht des PhV NRW bestehenden Probleme im Referendariat behoben werden. Leider ist die Möglichkeit vertan worden, die aus der Praxis angemahnten Änderungen einzufügen. Viele Änderungen, die sich in der neuen OVP wiederfinden, sind rein redaktioneller Art und setzen daher kaum einen erneuten Schwer punkt. Die Ankündigung, man habe die Ausbildung »praxisnäher und authentischer ausgestalten wol len«, wurde nicht erfüllt. Einige dieser Änderungen sollen hier im Fokus stehen.
von Georg Hoffmann >> Vorsitzender der Jungen Philologen im PhV NRW E-Mail: georg.hoffmann@phv-nrw.de
Mehr Zeit für gute Ausbildungs- bedingungen im Referendariat Leider bleibt der Beginn beim 1. Mai / 1. November eines Jahres und dem kurzen Zeitraum von achtzehn Mona ten bei zeitgleicher Überfrachtung mit Querschnittsthemen. Statt die auf achtzehn Monate gekürzte Ausbil dung wieder auf 24 Monate festzu setzen oder zumindest die 18 Monate auf die drei Schulhalbjahre auszurich ten, bleibt man bei 18 Monaten und künstlich geschaffenen Quartalen, die mit der Schulrealität nicht über einstimmen. Die Ausrichtung an den Schulhalbjahren hätte eine gründli che Einarbeitungszeit in eine theore tisch fundierte und praxisnahe Ein führungsphase im ersten Schul- und Ausbildungshalbjahr ermöglicht. Die ser Einarbeitung gefolgt wäre ein ganzes Jahr mit persönlicher Verant wortung für den eigenen Ausbil dungsstand und schulischen Ver pflichtungen wie Selbstständiger Un terricht und der Staatsprüfung.
Noch dringlicher gefordert wurde von Lehramtsanwärterinnen und Lehramts anwärtern sowie Seminarausbilderin nen und Seminarausbildern eine fairere und realistischere Bewertungsmöglich keit. Der Verzicht auf Notentendenzen im § 28 – Noten, die in Schule (Oberstu fe) und Universität geschätzt und ge nutzt werden, ist nicht nachvollziehbar. Ausbildung und Prüfung haben stets Vorrang Ein großes Problem ist die Erhöhung der möglichen Mehrarbeit durch die
LAA um bis zu sechs Wochenstunden. Dies bedeutet eine schleichende Erhö hung der Arbeitszeit der Auszubilden den. Auch wenn die finanzielle Spritze sicherlich hilfreich sein mag, die mit der Verdoppelung der möglichen Mehrar beit einhergeht, so bleibt doch der Ver dacht, dass damit Lücken bei der Un terrichtsversorgung aufgefüllt werden sollen und es sich um eine Maßnahme gegen den Lehrkräftemangel handelt. Die LAA dürften erheblichen Druck verspüren, angefragte Mehrarbeit nicht zu verweigern. In solchen Fällen sollte die vorherige Zustimmung des Semi nars obligatorisch sein, um die LAA zu schützen. Die Ausbildung der LAA muss absolute Priorität haben. Die Kürzung der Zeit der Stellungnah me nach erfolgter UPP auf zehn Minu ten verkürzt die Möglichkeit, eventu elle Fehlplanungen der UPP-Stunden ausreichend zu reflektieren und zu korrigieren und ist gesehen im Zusam menhang mit der Gesamtdauer eher kosmetisch.
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Schule & Beruf
Unterrichten in schwierigen Zeiten
Die ‘Aufwertung’ des Kolloquiums ist ein im Ansatz nachvollziehbares Unter fangen, allerdings erscheint es äußerst fragwürdig, allgemeine und belastbare Beurteilungskriterien für die Darstel lung eines professionsbezogenen Ent wicklungsprozesses hin zu einer ‘Leh rerpersönlichkeit’ zu benennen. Neu ist leider nicht immer besser, so gibt es noch ausreichend Verbesse rungspotenzial. Unser Erfolg für bessere Ausbildungsbedingungen Im Rahmen der Verbändebeteiligung haben wir uns für gute Ausbildungsbe dingungen im Referendariat eingesetzt und erreicht, dass
Beim Treffen des Bezirks Gladbeck / Bottrop / Kirchhellen ging es um aktuelle schulpolitische Themen und die Frage, wie Schulen geeigneten Lehrkräftenachwuchs finden können.
Traditionell hat sich der Bezirk GlaBotKi im Restau rant Große-Wilde zur In formationsveranstaltung über die aktuelle schulpoli tische Situation in gemütli cher Atmosphäre getrof fen. Als externe Ge sprächspartner standen Dominik Nowack, Mitglied im Schulausschuss der Stadt Bottrop, und Meik Bruns, Regionalbesitzer im PhV-Landesvorstand, zur Diskussion zur Verfügung. Dominik Nowack berichte te aus Sicht des Schulträ gers über die Digitalisie rung an Bottroper Gymna sien. Daraus entwickelte sich eine lebhafte Diskussi on über die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung im Schulbe
tung der Kolleginnen und Kollegen beitragen. Meik Bruns berichtete in seiner Funktion als Mitglied des Hauptpersonalrats und des Bezirkspersonalrats Münster über das Hand lungskonzept zur Unter richtsversorgung. Dabei stellte er die vom PhV NRW formulierte Kritik vor. So wurde über die Verän derungen bei der Geneh migung voraussetzungslo ser Teilzeit, der Teilzeit im Blockmodell, der Anhe bung der Entfernungs grenze bei Versetzungen nach Elternzeit auf fünfzig Kilometer, der freiwilligen Abordnung und drohen den Abordnungen aus dienstlichen Gründen be richtet. Alle Beteiligten wa ren sich einig, dass diese Maßnahmen die Attraktivi tät des Lehrerberufes nicht steigern und so die Nach wuchsgewinnung erschwe ren! Peter Hamachers
Zur neuen OVP hat unser Ver band als Mitglieder Service eine Broschüre heraus- gebracht.
■ Sie weiterhin einen
Fachleiter für Ihre Prü fungskommission in der UPP auswählen dürfen und diese nicht nur aus Fremdprüfern besteht.
■ das Kolloquium als
Einheit erhalten bleibt. ■ die Modalitäten für den
Wiedereinstieg in das Referendariat verbes sert worden sind.
■ die Verantwortung während der Einsichtnahme an
anderen Schulformen beim Seminar Gy/Ge verbleibt.
reich. Alle Beteiligten konnten sich auf eine
Wir machen uns weiterhin für Sie stark und setzen uns für gute Bedingungen im Referendariat ein, denn Ihre Ausbil dung und Ihre Prüfungen haben für uns höchste Priorität.
Grundforderung verstän digen: Digitalisierung in Schule muss zur Vereinfa chung und zu einer Entlas
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Das neue Team des Vorstandes im PhV-Bezirk Neuss: v.l.n.r.: Michael Schmitt, Anne Hirschen, Mario Stein, Thomas Stienecker, Rainer Montignies.
Kontinuität und neue Impulse Generationswechsel im Vorstand des Philologenverbands Neuss: Mario Stein folgt auf Peter Uhler als neuer Vorsitzender, Anne Hirschen ist seine Stellvertreterin.
Der Philologenverband des Bezirks Neuss erlebt einen bedeutsamen Ge nerationswechsel in seinem Vorstand. Der langjährige Amtsinhaber Peter Uh ler übergibt das Zepter an Mario Stein. Stellvertreterin wird Anne Hirschen. Beide haben langjährige Erfahrung im Bildungswesen und sind im Verband bestens vertraut. Dieser Wechsel signa lisiert nicht nur eine Erneuerung in der Führung des Verbands im Bezirk Neuss, sondern auch den Willen, frische Ideen und eine breitere Vielfalt in die Ent scheidungsprozesse einzubringen. Die Wahl von Mario Stein und Anne Hirschen, die gleichzeitig Referentin für Frauen, Familien und Teilzeit ist, ist jedoch nicht die einzige Veränderung im Vorstand des Bezirks. Thomas Stienecker wird als neuer Schatzmeis
hin zur Schulpolitik, sind viele Themen zu bearbeiten. In dieser Hinsicht werden Michael Schmitt als Ansprechpartner für Lehrerausbildung und Rainer Mon tignies im Arbeitskreis Schulpolitik eine wichtige Rolle spielen. Ihre Fachkompe tenz wird dazu beitragen, dass der Ver band fundierte Positionen in Bildungs fragen vertritt. Der Generationswechsel im Vorstand des PhV markiert einen bedeutsamen Schritt in Richtung Kontinuität und Er neuerung. Die Mischung aus erfahrenen Amtsinhabern und neuen Gesichtern verspricht eine breite und ausgewoge ne Herangehensweise an die aktuellen Herausforderungen im Bildungsbe reich. Nicole Holländer-Hanßen Referentin für Öffentlichkeitsarbeit des Bezirks Neuss
ter fungieren, während der langjährige Schatzmeister Klaus Fleischmann als Kassenprüfer und Ehrenmitglied für fi nanzielle Transparenz sorgen wird. Mit Walter Schrader betreut ein erfahrener Kollege die Pensionäre weiter, jedoch sucht der Vorstand eine Nachfolgerin bzw. einen Nachfolger für Hartmut Schüttler, der viele Jahre spannende und informative Veranstaltungen für die Pensionäre gemeinsam mit Walter Schrader organisiert hat. Peter Uhler bleibt dem Bezirk als Beisitzer und vor allem Ehrenvorsitzender erhalten. Der Bezirksverband setzt auf eine Mischung aus Erfahrung und neuen Gesichtern Der PhV steht vor vielfältigen Heraus forderungen im Bildungsbereich. An gefangen bei der Lehrerausbildung bis
IMPRESSUM
Verlag und Anzeigenverwaltung PÄDAGOGIK & HOCHSCHUL VERLAG – dphv-verlagsgesellschaft mbh – Graf-Adolf-Straße 84 40210 Düsseldorf
Aus Gründen der Lesbarkeit verwenden wir das tradi tionelle generische Maskulinum. Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Die Redaktion be hält sich grundsätzlich die Auswahl und das Recht der Kürzung vor. Die Redaktion geht davon aus, dass den Einsendern von Fotos eine Einverständniserklä rung der Abgebildeten zur Veröffentlichung vorliegt. Anzeigen: Der Herausgeber ist für Inhalt und Form von Anzeigen nicht verantwortlich.
Bildung aktuell erscheint sechsmal jährlich als Zeitschrift des Philologenverbandes Nordrhein-West falen. Der Bezugspreis ist für Mitglieder des Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen im Mitgliedsbeitrag enthalten. Preis für Nichtmitglieder im Jahresabonnement: 35 Euro (inklusive Porto, Bezug nur über den Pädagogik & Hochschul Verlag) Herausgeber Der Geschäftsführende Vorstand ViSdP Sabine Mistler – Vorsitzende
Redaktion Lars Strotmann (verantwortlich), Andreas Bartsch, Uta Brockmann (Gesamtkoordi- nation), Meik Bruns, Michael Horstmann, Carsten Hütter, Yvonne Lütten, Julia Nelle ßen, Maximilian Schmieding, Olaf Steinacker Gestaltung Oliver Dömges Anschrift wie Geschäftsstelle Philologenverband Nordrhein-Westfalen Graf-Adolf-Straße 84 · 40210 Düsseldorf Tel.: 0211 177440 · Fax: 0211 161973
Tel.: 0211 3558104 Fax: 0211 3558095 Zur Zeit gültig: Anzeigenpreisliste Nr. 23 vom 1. Oktober 2022
Zuschriften und Manuskripte nur an Philologenverband
Nordrhein-Westfalen Zeitschriftenredaktion Graf-Adolf-Straße 84 40210 Düsseldorf E-Mail: redaktion@phv-nrw.de
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Wolfgang Kuert
Streiter für die Vielgliedrigkeit Jeden Morgen verschickt Wolfgang Kuert seinen Newsletter mit bildungs- und schulpolitischen Themen. Dafür wurde der ehemalige Elternvertreter vom DPhV geehrt. Auch der PhV sagt Danke.
Für viele Philologinnen und Philolo gen ist ein Tag ohne Wolfgang Kuert kaum vorstellbar. Jeden Morgen, etwa zur großen Pause, landet eine E-Mail von Kuert in ihren elektronischen Briefkästen – ‘Presseberichte’ lautet die Betreffzeile. In der Mail finden sich dann, je nach Ausbeute und Nach richtenlage, jede Menge Medienbe richte zu schul- und bildungspoliti schen Themen; meist aus Deutsch land. Wenn’s passt, schaut Wolfgang Kuert auch nach Österreich oder in die Schweiz. Hauptsache Schule. So könnte es in der täglichen Betreffzeile ebenso gut heißen. Kämpfer gegen die Einheitsschule Wobei es genauer gesagt Schulen heißen müsste, also Plural. Genau da rum geht es Wolfgang Kuert – nicht um viele Schulen, sondern um Schul formen. Es ist das vielgliedrige Schul system, für das er sich seit vielen Jah ren eingesetzt hat und das auch wei terhin macht. Nicht auf Seite der Lehrkräfte, sondern als Elternvertre ter. Als Mitgründer des ‘Elternforums Bildung’ in Niedersachen und im Bund und später des bundesweit or ganisierten ‘Aktionsbündnis geglie dertes Schulwesen’ kämpfte er gegen das Schreckgespenst der Einheits schule, für mehr Geld für die Bildung, für mehr Lehrer und besseren Unter
richt und für ein begabungsgerech tes, leistungsorientiertes Schulwesen.
Aktionsbündnisses gegliedertes Schulsystem«. Eine Bezeichnung, die Kuert nicht anficht, wie er im vorigen Jahr bei einer Ehrung durch den DPhV bewies. Im Gegenteil. Die Bun desvorsitzende, Prof. Dr. Susanne Lin Klitzing, bedankte sich bei Wolfgang Kuert für seinen Einsatz und – natür lich – die verlässliche Übermittlung der täglichen Presseberichte. Kuert verwies anstatt einer langen Dankes rede auf die damalige Berichterstat tung in der Taz und sagte dazu nur: »Das hat mich stolz gemacht!« Der PhV NRW schließt sich an dieser Stelle gern der Bundesvorsitzenden an und sagt: Herzlichen Dank, lieber Wolfgang Kuert, für Ihren täglichen Blick in die Medien. Hauptsache Schule(n)! Olaf Steinacker in Bad Harzburg, Niedersachsen, war seit 1994 Schulelternratsvorsitzender in der Grundschule und anschließend zwölf Jahre im Harzburger Werner von-Siemens-Gymnasium. Er war Harzburger Stadtelternratsvorsitzen der, Vorsitzender Gymnasialaus schuss Kreiselternrat Goslar sowie Vorsitzender im Verband der Eltern räte der Gymnasien Niedersachsens. Diesen Verband vertrat er im Gymna sialausschuss im Bundeselternrates. Zur Person Wolfgang Kuert, 73 Jahre alt, wohnhaft
Aufmerksamer Beobachter
Aktionsbündnisse gründeten sich im Nachgang in vielen Bundesländern. In Nordrhein-Westfalen das ‘Aktions bündnis Schule’ – bis heute mit einer Philologin oder einem Philologen an der Spitze. Unter der Zielvorgabe ‘Für Bildungs- und Chancengerechtigkeit’ fochten die Bündnisse für den Erhalt und die Weiterentwicklung des be währten gegliederten Schulwesens. Meistens als Verbund von Lehrkräften, Eltern und Schülern. Notfalls auch al lein. Als im Herbst 2008 Elternprotes te und Schülerstreiks gegen das maro de Schulsystem in zwanzig Städten organisiert wurden, warnte Kuerts Bündnis ausdrücklich vor einer Teil nahme. Den Organisatoren gehe es »um die Zerschlagung des geglieder ten Schulwesens und die weitgehen de Abschaffung angemessener Leis tungsanforderungen«, schrieb Kuert seinerzeit in einer Pressemitteilung. Die Frankfurter Rundschau nannte Kuert einmal einen ‘Profi in Sachen Bestandswahrung des mehrgliedrigen Schulsystems’. Kuert sei ein ‘Strippen zieher’ urteilte Die Tageszeitung (taz) aus Berlin, und, etwas weniger freund lich: Er sei »eine Art Deckhengst des
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Interna
Neue Mailadresse? Schulwechsel? Neue Besoldungsstufe oder Entgeltgruppe? Neue Bankverbindung? Um alle Leistungen, Informationen und Angebote des Philologenverbandes in vollem Umfang nutzen zu können, eine zeitnahe und korrekte Bearbeitung Ihrer Anliegen und die bestmögliche Betreuung zu gewährleisten, benötigen wir immer Ihre jeweils aktuellen Mitglieds- und Kontaktdaten. Haben sich in letzter Zeit Änderungen ergeben, vor allem in folgenden Bereichen dann teilen Sie uns diese bitte mit. Unser Mitgliederservice steht Ihnen dabei gern zur Seite:
■ Schulwechsel ■ Adressänderung ■ Namensänderung ■ Kontoänderung ■ Wechsel der Besoldungsstufe/ Entgeltgruppe und/oder Stundenzahl ■ Änderung der Mailadresse,
Anna Neumann Mitgliederservice Telefon: 0211 177 44-126 anna.neumann@phv-nrw.de Herzlichen Dank!
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Wo Faust die schöne Helena traf Die Studienreise ‘Antikes und Byzantinisches Erbe’ führte eine PhV-Reisegruppe elf Tage lang durch Griechenland.
von Elmar Gunkel >> Pensionärsreferent im PhV NRW E-Mail: elmar.gunkel@web.de
Wir landeten in Athen, wo uns Reise führerin Eleni in Empfang nahm, die wir im Laufe der Zeit als wandelndes Lexikon in unsere Herzen schließen sollten. Kostas, unser souveräner und stets gut gelaunter Busfahrer, brachte uns entlang der Küste des Saroni schen Golfs mit einem Fotostopp am Isthmos von Korinth nach Tolo. An den nächsten beiden Tagen er kundeten wir die Argolis. Zunächst besuchten wir Epidaurus mit seinem noch heute genutzten antiken Thea ter, dem Äskulap-Heiligtum und dem Museum. Danach ging es zu den Ausgrabungen der Burganlage von Mykene mit dem beeindruckenden monumentalen Löwentor. Wir besuchten Alt-Korinth, wo der Apostel Paulus sich mehrfach aufge halten hat. Am Nachmittag dieses Ta ges besuchten wir Nafplio am Argoli schen Golf mit seiner verwinkelten Altstadt, die von der Palamidi-Fes tung aus türkisch-venezianischer Zeit überragt wird. Nafplio war nach der Griechischen Revolution gegen die
fast vierhundert Jahre dauernde osmanische Fremdherrschaft von 1829 bis 1834 die provisorische Hauptstadt Griechenlands. Den nächsten Tag verbrachten wir in Sparta und der Ruinenstadt Mistra mit seinen byzantinischen Kirchen mit farbenprächtigen Wandmalerei en. 1989 wurde Mistra von der Unesco in die Liste der Denkmäler des Weltkulturerbes aufgenommen. Bereits Goethe setzte Mistra ein lite rarisches Denkmal: Dort trifft Faust auf die schöne Helena. Am fünften Tag fuhren wir über die Straße durch das Taygetos-Gebirge. Die Straße windet sich malerisch zwischen Felsen, durch Tunnel und über Brücken hinauf auf 1300m Passhöhe. Von dort fuhr uns Kostas Richtung Kalamata und von dort weiter nach Olympia. Am Nachmit tag besichtigten wir die Ausgrabun gen und das bedeutende Archäolo gische Museum dieses Unesco Welterbes, Schauplatz der antiken Wettkämpfe.
Der nächste Tag diente eher der Er holung. Zuerst führte uns die Fahrt entlang der Küstenstraße nach Pa tras zur Weinkellerei Achaia Claus, einem der ältesten Weingüter Grie chenlands. Nach Führung und Weinprobe fuhren wir über die 2004 eröffnete Rio-Adirrio-Brücke (offi ziell Charilaos-Trikoupis-Brücke), die die Peloponnes mit dem grie chischen Festland verbindet, zum Küstenort Itea. Vormittags zu Besuch in Delphi, nachmittags ein Bad im Meer Von dort fuhren wir nach Delphi. Dort besichtigten wir die berühmte Orakelstätte der Antike. Die weitläu fige Anlage erstreckt sich an einem Hang und ist eine der vier bedeu tendsten Ausgrabungsstätten der klassischen Zeit. Den Nachmittag nutzten einige unserer Gruppe zum Bad im Meer. Die nächsten drei Tage verbrachten wir in Athen. Auf der Fahrt dorthin besuchten wir das Kloster Osios
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