Bildung aktuell 3 2023

Interna

Gekommen, um zu warnen Auf Einladung des Bayerischen Philologenverbandes diskutiert PhV-Chefin Sabine Mistler über die geplante Reform des Lehramtstudiums. Am Beispiel Nordrhein-Westfalens erläutert sie, weshalb es keine gute Idee ist, auf Bewährtes wie ein 24-monatiges Referendariat zu verzichten.

»Ich bin hier, um zu warnen!« Mit diesen Worten beginnt die PhV NRW-Vorsitzen de Sabine Mistler ih ren Beitrag bei einer Gesprächsrunde zum Thema ‘Reform des

Sabine Mistler im Gespräch mit Heinz Peter Meidinger, Präsi dent des Deutschen Lehrerverbandes und dem bayerischen Kul tusminister Prof. Dr. Michael Piazolo.

Lehramtsstudiums in Bayern’. Der Bayerische Philologenverband (bpv) hat die Runde für seinen Lehrerbil dungstag Anfang April auf die Agenda gesetzt, um …, genau, zu warnen. Vor der Reform nämlich, die Bayerns Mi nisterpräsident Markus Söder (CDU) sich vor Monaten ausgedacht und mit Blick auf die Landtagswahlen im Ok tober angekündigt hatte, und die der große Wurf werden soll. Das Referen dariat wird nach Söders Vorstellungen gekürzt, ein Praxissemester einge führt, die Differenzierung im Studium nach Schularten aufgehoben und das Staatsexamen zugunsten von Bache lor- und Masterabschlüssen beerdigt werden. Keine gute Idee, findet PhV-Chefin Mistler, die aus und mit NRW-Erfah rung spricht. In Nordrhein-Westfalen seien in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren die Folgen des ver kürzten Referendariats und des abge schafften Staatsexamens zu spüren. Vor allem die vertiefte Fachlichkeit leide unter der Umstellung auf Bache lor/Master, im Ergebnis würden viele Studierende ohne die notwendigen Fachkenntnisse ihr Referendariat beginnen. Seit dem Wintersemester 2011/12 belegen Bachelor-Studieren

neben Mistler Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler), DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger, Birgit Brett hauer, (Landeselternvereinigung der Gymnasien in Bayern), Seminarleh rervertreter Dr. Frank Finkenberg und Jungphilologin Nina Zieglmeier, ob die Reform des Studiums à la Söder am Ende ein Mittel gegen den Lehr kräftemangel sein kann. Eher nicht, meint Mistler, siehe NRW, das derzeit mit rund 8000 fehlenden Lehrkräf ten zu tun hat. Seit der Reform 2009 sei hierzulande die Zahl der Lehr amtsstudierenden zurückgegangen, noch weniger junge Menschen wür den das Studium abschließen, warnt Sabine Mistler. Olaf Steinacker Pressereferent

de in Nordrhein-Westfalen gemeinsa me Seminare – egal, ob sie später an Grund-, Realschule oder Gymnasium unterrichten. Die Spezialisierung folgt erst im Masterstudium. Verpflichtend soll in Bayern für angehende Lehrkräf te ein Praxissemester anstehen – nach dem Vorbild Nordrhein-Westfalens. Mistler beobachtet eine große Ver unsicherung bei den Nachwuchsleh rerinnen und -lehrern, was eben auch an der fehlenden vertieften Fachlich keit liege. »Sie verhindert, dass ange hende Lehrkräfte die Leidenschaft für ihr Fach entwickeln«, so Mistler. Zweifel hat die Gesprächsrunde,

.17

Made with FlippingBook - Online catalogs