Bildung aktuell 3/2023

Leitartikel

weitergeben kann. Nicht nur in den Schulen saßen viele wie auf glühenden Kohlen. Dass sich Ministerin Feller und Ministerpräsident Wüst für die Panne entschuldigt haben, ist ehrenwert. Wenngleich manche Lehrkräfte sich sicher auch über ein zeitnahes deutliches Zeichen der Wertschätzung gefreut hätten. Dieses kam dann am Montag der Folgewoche: In einer E-Mail an Schulleitun gen und Lehrkräfte zeigte die Ministerin sich aufrichtig zerknirscht; dieses Schreiben ist bei vielen Kolleginnen und Kollegen sehr gut angekommen. Kritik an der zunächst wenig transparenten Kommunikation im Umgang mit dem Datenleck Umso ärgerlicher ist eine weitere IT-Panne, von der womöglich Tausende Lehrerinnen und Lehrer betroffen sind, deren Daten ungeschützt auf einem mittlerweile abgeschalteten Server von Qua-Lis lagen. Auch in die sem Fall, kaum eine Woche später, zeigt das MSB ein, vorsichtig formuliert, zurückhaltendes Kommunikations verhalten. Das Datenleck fliegt erst auf, als ein Hacker die Information an das Bundesamt für Sicherheit in der Infor mationstechnologie (BSI) weitergibt, das seinerseits die Soester Agentur in Kenntnis setzt. Es scheint sich um ein bereits länger existierendes Problem zu handeln. Das Ministerium behauptet zunächst, fünfhundert Datensätze seien betroffen – noch zu einer Zeit, als das gesamte Ausmaß des Datenlecks im Internet bereits die Runde macht. Hinterher sagt der zuständige Staatsse kretär bei einer Sondersitzung des Schulausschusses, er habe von vornherein nicht an die Zahl fünfhundert, sie stammt wohlgemerkt aus dem eigenen Haus, ge glaubt. Die entsprechende Mitteilung zur Fehlerursache lässt allerdings auf sich warten und enthält zugleich wei tere beunruhigende Informationen. Dass die Schwach stelle vermutlich bereits über Jahre hinweg bestanden habe beispielsweise, man nicht genau sagen könne, ob und welche Informationen über Nutzerinnen und Nutzer abgeflossen sind, oder ob sie in Art und Menge über das bislang bekannte Ausmaß sogar hinaus gehen. Weitere Unregelmäßigkeiten ließen sich zudem nicht ausschlie ßen.

Wir haben Verständnis dafür, dass das MSB an dieser Stelle kurzfristig auf Ursachensuche gehen muss, und wir begrüßen das sofortige Handeln durch Abschalten des betroffenen Servers. Wir erwarten aber dennoch eine lückenlose und zeitnahe Aufklärung des Problems sowie eine endgültige Lösung dafür. Verbesserung und Optimierung der Kommunikation war erklärtes Ziel des Ministeriums Dass die Schulministerin während einer Sondersitzung des Schulausschusses auf die vielen Baustellen in ihrem Haus verweist, die sie seit ihrem Amtsantritt immer wie der vorgefunden hat, mag inhaltlich richtig sein und muss vor allem als deutliche Kritik an der Partei ihrer Vorgängerin verstanden werden, die derzeit nicht gerade mit Kritik in Richtung MSB geizt. Die Verbesserung und Optimierung der Kommunikation mit allen an Schule Beteiligten war bei der Übernahme der Verantwortung für das Ministerium aber eines der erklärten Ziele. Und an denen muss sie sich nun messen lassen. Das Vorhaben in die Tat umzusetzen, hat die Ministerin mit einem un glaublichen Einsatz und Engagement beispielhaft ge zeigt. Es geht uns nicht darum, das sprichwörtliche Haar in der MSB-Suppe zu suchen. Angesichts der bisherigen Mitteilungen müssen wir wohl davon ausgehen, dass eventuell weitere Missstände oder Fehler aufgedeckt werden. Das ist völlig in Ordnung, zumal sich das allein aus der Ankündigung ergibt, künftig etwas genauer hinsehen zu wollen und auch mal unter den Teppichen nachzusehen, die schon seit Jahren, wenn nicht Jahr zehnten, im Ministerium liegen. Solange konsequent daran gearbeitet wird, Schwachstellen zeitnah und konsequent zu beseitigen, begrüßen wir das. Vor allem dann, wenn das Ganze von möglichst transparenter und offener Kommunikation begleitet wird. Zum Aufklären gehört immer auch das Erklären. So wie beim Regie rungswechsel versprochen. Wir NRW-Philologinnen und -Philologen sind bereit für einen offenen und konstruktiven Austausch.

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