Bildung aktuell 3/2023
Interna
Von A wie Arbeitszeit bis Z wie ZP10 In Dortmund traf sich Lehrerinnen und Lehrer an Privat- und Ersatzschulen zu einer Tagung – zum letzten Mal unter dem Vorsitz und der Organisation von Reinhard Blum. Künftig leitet Marcel Witte das Referat im PhV.
schaftlichen Probleme in die Schule zu tragen, ein Riesenproblem. Lehrer würden ihre jeweiligen Fächer studie ren und dann lernen, zu unterrichten. Mit dieser Ausbildung seien sie nicht automatisch Fachleute für Digitalisie rung, Drogenkunde oder gar perfekte Jugendsozialarbeiter. In nichtschuli schen Einrichtungen hole man sich für neue Themen und Aufgaben Fachleu te ins Haus oder lasse sich beraten. In der Schule müssten das alles die Leh rerinnen und Lehrer machen – denn für solche zusätzlichen Dienste sei kein Geld da. Hier müsse sich etwas grund legend ändern, so der Fachmann des Philologenverbandes. Sein Verband sehe daher nur in der Verbesserung der Arbeitsbedingungen den Schlüssel zur Lösung des Problems, zur Gewin nung von mehr Lehrkräften. Der zweite Gast der Tagung, die ehe malige Bundesministerin Anja Kar liczek, forderte in der Schulpolitik ei nen Bruch mit dem Trend, dass mög lichst viele Abitur machen. Sie brach eine Lanze für den Wert jedes Schul abschlusses. »Jeder Bildungsabschluss verdient Respekt.« Ein Akademisie rungswahn habe Deutschland erfasst. »Das Verständnis dafür, was praktische Arbeit wert ist, fehlt. Das Handwerk wird überhaupt nicht mehr geschätzt«, beklagt die ehemalige Bundesbil dungsministerin. »Die Aussage: ‘Ich ha be ‘nur’ einen Realschulabschluss’ ist schrecklich.« Der Spruch: »Handwerk hat goldenen Boden« müsse dem Aka demisierungswahn entgegengestellt werden. Jürgen Flatken freier Journalist und theologischer Referent
Dieses Jahr fand im Februar das Seminar für Privat- und Ersatz- schulen in Nordrhein-Westfalen in Dortmund statt. Dank der letztmaligen Vorbereitung des Vorsitzenden Reinhard Blum, der Ende des Schuljahres in Pension geht, und der guten Organisation des Tagungsortes war es uns mög lich, aktuell wichtige Themen zu dis kutieren. Den Auftakt zum Seminar machte die Vorsitzende des PhV NRW, Sabine Mistler, die zunächst in einem Vortrag die gegenwärtigen schulpolitischen Themen des Philo logenverbandes vorstellte. Dabei zeigt sich die Situation rund um die aktuellen Vorschläge der KMK vorrangig, wobei Mistler ins besondere den Fokus auf mögliche Umsetzungen in unseren Schulfor men lenkte. Die schulpolitische Bedeutung dieser Vorschläge wird derzeit in den Medien kontrovers diskutiert. Auch das Thema ZP10 oder Chat GPT im Hinblick auf das Lernen in Schule kamen zur Sprache. Im Anschluss setzte der Verbands justiziar des PhV NRW, Stefan Ave narius, den Seminarverlauf fort. Er klärte Fragen und legte juristische Einschätzungen bezüglich der Ar beitszeiterfassung nach dem jüngs ten Urteil des Bundesarbeitsge richts oder der Anerkennung von Corona als Dienstunfall dar. Ein be sonderes Anliegen war den Teil
nehmerinnen und Teilnehmern auch die Frage nach der neuen Teilzeitregelung, die in Zeiten des Lehrermangels strikter vom Dienst herrn angewendet werden soll. Später folgte ein gemeinsamer Abend, wobei sich wieder einmal zeigte, wie wichtig der persönliche Austausch der Kolleginnen und Kollegen an Schulen in freier Trä gerschaft ist, da wir unterschied lichste Voraussetzungen und insti tutionelle Vorgaben über die Träger in Nordrhein-Westfalen an den jeweiligen Schulen vorfinden. Am zweiten Tagungstag stellte uns im Seminar Laura Betz vom Kom munalen Integrationszentrum Mönchengladbach als Referentin die schulischen Aspekte von Schü lerinnen und Schülern als Seitenein steiger oder -innen anschaulich dar und vermittelte in einem offenen Austausch Möglichkeiten, Probleme und gesetzliche Grundlagen bei der Beschulung. Die Veranstaltung wur de von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wieder einmal mehr als gewinnbringend angesehen und soll weiterhin als Seminarangebot vom Referat für die Privat- und Ersatz schulen angeboten werden. Marcel Witte übernimmt zukünftig den Vorsitz des Ausschusses für die Privat- und Ersatzschulen und folgt auf Reinhard Blum. Reinhard Blum & Marcel Witte
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