Bildung aktuell 1/2024

Foto: Philologenverband NRW/Bezirk Düren

Interna

Der Vorstand des Bezirksverbands Düren (links der Vorsitzende Thomas Floßdorf) informierte sich in Jülich bei Seminarleiter Dr. Matthias Henkel (rechts).

»Werden den Lehrermangel ganz brutal erleben«

Bei einem Besuch des ZfSL Jülich schlägt der Vorstand des PhV-Bezirks Düren Alarm: Den Schulen im ländlichen Raum geht der Lehrkräftenachwuchs aus.

Kreis Düren. Die Gymnasien und Ge samtschulen im Kreis Düren müssen sich in puncto Ausstattung und Infra struktur nicht vor Schulen in Groß städten verstecken. Im Gegenteil so gar. Ob Haus Overbach und das Mäd chengymnasium in Jülich oder das Stiftische Gymnasium in Düren: Sie alle stehen für hervorragende Ar beitsbedingungen. Und dennoch schlägt der Bezirk Düren des Philolo genverbandes Nordrhein-Westfalen Alarm: »Wenn wir nicht alle Kräfte bündeln, werden wir schon bald den Lehrermangel im Kreis Düren ganz brutal erleben«, warnt der Bezirksvor sitzende Thomas Floßdorf vor einem Ausbluten des ländlichen Raums. Fakt ist: Bereits seit Jahren hält sich das Interesse angehender Lehrerin nen und Lehrer, nach dem Studium ihren Vorbereitungsdienst außerhalb des Einzugsbereichs von Großstädten anzutreten, in Grenzen. Wer einmal eine Stelle bekommen habe, wechse le auch nicht mehr. Zumal auch in Großstädten Referendare und Lehrer händeringend gesucht werden. Um sich ein Bild von der Praxisausbil dung zu machen, besuchte der Vor stands des Bezirks das Seminar für

das Lehramt an Gymnasien und Ge samtschulen am Zentrum für schul praktische Lehrerausbildung in Jülich (ZfsL). »Die Auslastungszahlen im ländlichen Raum sinken seit Jahren«, berichtet Seminarleiter Dr. Matthias Henkel. Waren es bis vor fünf Jahren noch 170 bis 180 Referendare pro Jahr, seien es zuletzt nur noch rund 100 gewesen. Nicht nur ‘Mangelfä cher’ wie Musik, Informatik, Physik, Mathe, Chemie und Kunst seien be troffen – in der direkten Konkurrenz zu den Universitätsstandorten Aa chen und Köln, wo die meisten Stu dierenden bereits eine Wohnung ha ben und beispielsweise kein eigenes Auto von ihren Anwärterbezügen fi nanzieren müssen, ziehe der ländliche Raum immer den Kürzeren. Eine Werbeoffensive soll Lehrkräfte in den Kreis Düren locken Benefits, die angehenden Lehrern das Leben und Arbeiten im ländlichen Raum schmackhafter machen könn ten, seien beispielsweise Angebote über die kommunalen Wohnungs baugesellschaften, aber auch kosten lose Fitnessstudio-Mitgliedschaften oder die Bereitstellung eines Deutschland-Tickets.

Seminarleiter Dr. Matthias Henkel wirbt bei den Schulen dafür, das Pra xissemester in den Fokus zu rücken, um früh möglichst viele Studierende und spätere Lehramtsanwärterinnen und -anwärter an die eigene Schule zu binden. Bereits auf der Homepage der Schule müsste klar erkennbar sein, was die Schule (auch für ange hende Lehrerinnen und Lehrer!) bie tet, wie das Selbstverständnis ist, wel che Möglichkeiten der Betreuung und Unterstützung der Referendarin nen und Referendare es gibt. Aus Sicht des Philologenverbands gibt es auch strukturelle Probleme, die den ländlichen Raum zusätzlich benachteiligen. Die Seminare in Aa chen und Köln nehmen zum 1. No vember neue Anwärterinnen und An wärter auf, die (ländlichen) Seminare in Düren und Jülich zum 1. Mai. »Es würde helfen, zeitversetzte Aufnah metermine mit weniger Schnittmen gen zu haben«, sagt Floßdorf. Konkret bedeutet die aktuelle Situation: Wer nach dem Abschluss des Studiums nicht einer Schule im ländlichen Raum zugewiesen werden möchte, wartet noch einige Monate und be wirbt sich dann zum 1. November in

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